Bayern-Fichtelgebirge >>> Gewässerkunde

Was berichten uns die altenFichtelgebirgs-Chronistenüber unsere Flüsse?

Das Fichtelgebirge ist Ausgangspunkt von vier bedeutenden Flüssen, die in die vier Himmelsrichtungen abfließen. Dies erregte bereits die Aufmerksamkeit früherer Autoren. Je weniger jedoch diese vom wirklichen Sachverhalt wussten, desto mehr waren sie geneigt, den Zusammenhang ihres Ursprungs zu übertreiben. Ein See soll das gemeinsame Quellbecken der vier Fichtelgebirgsflüsse sein, war der Grundtenor der alten Gebirgsbeschreiber.

Der erste Beschreiber des Fichtelgebirges, Matthias von Kemnath berichtet in der Chronik Friedrich I. – 1476: „Am hochsten uff dem einen Berg, do ist ein großer See, aus dem See flissen vier schiffreich Wasser kreutzweis in die Welt. Das sind die: der Mein, die Nabe, die Sale, die Eger, und wirt ware von dem Berg gesungen, das do laut: mens impletur gratia. Denn im dem Wort mens werden begriffen die vier Wasser, denn M bedeut den Moyanum, das ist der Mein, E bedeut die Eger, N bedeut die Nabe, S die Sale. Es gehen auch sonst viel Bech und ettwan grosse Wasser aus dem bergk, die ich itzt nit alle nennen kann....“

Conrad Celtes, Germania generalis, cap.3 – 1502: „Der Hercynische Wald steigt aus Germaniens Mitte auf und verzweigt sein Geäst in mannigfaltige Länder; Ihrer Grenze ausragt des Fichtelbergs mächtiger Rücken, schwarz erhebt er sein Haupt zu den Sternen. Vom flüssigen Scheitel schickt vier Flüsse er aus nach den vier Seiten des Weltalls: gegen die sinkende Sonne zum Rheine eilet der Mainstrom; Nordwärts zum frostigen Ziel der Elbe ziehet die Saale: Stolz an des Drusus Zug sich erinnernd, aber der Naabfluss rinnet nach Süden, nach Ost die Eger gewundene Schleifen.“

Caspar Bruschius, Des Vichtelbergs...gründtliche Beschreibung“ – 1542: „Es hat aber dieses Gepirk so vil schöner Brunnen, Quellbechlin, helle, lautere und vischreiche, ja auch goldfundige Flüß, das sie auch von den Einwonern nicht mögen oder können gezelt  werden. Unter all aber Bechen und Flüssen, so vom offtgenannten   Berg entspringen, seind die fürnemisten und berühmtisten vier, die Eger, der Mein, die Nab und die Saal. Diese ....entspringen durch wunderbarliche Gottes und der Natur Schickung zum Teil aus dem See von dem ich auch droben gesagt,  der in der Höhe des Vichtelbergs ist, zum Teil aber aus des genannten Gebirgsarmen, -ästen oder –gliedern....“.

Johann Willen, Das Teutsche Paradeis in dem vortrefflichen Fichtelberg“ -  1692: Der Magister aus Creußen  beschreibt ausführlich das Fichtelgebirge, lässt den Main und die Naab aus dem Fichtelsee entspringen, weiß aber, wo die Ursprünge von Saale und Eger sind.

Heute wissen wir, wo sich die Quellen unserer vier Fichtelgebirgsflüsse befinden; sie wurden eindrucksvoll gefasst. Der Hauptwanderweg des Fichtelgebirgsvereins „Quellenweg“ verbindet die Quellen miteinander und macht deren Aufsuchen leicht.

Ausschnitt aus einer Landkarte von Philipp Finckh aus dem Jahr 1655/84. Er zeigt u.a. den Fichtelsee mit den vier abfließenden Fichtelgebirgsflüssen. Die gepunktete Linie markiert die damalige Landesgrenze zwischen Bayern und der Markgrafschaft Bayreuth.

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