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Wirtschaftliche Nutzung

Die Holztrift auf den Fichtelgebirgsflüssen

Spricht man heute vom Holzflößen, denkt zunächst an den Frankenwald. Vielfach unbekannt ist, dass auch auf den Flüssen des Fichtelgebirges die Holztrift durchgeführt wurde. Der Waldreichtum, die vorhandenen „Wasserstraßen“ und der Holzbedarf in den Städten waren ausschlaggebend für das Flößen von Scheitholz (Brennholz) und  sogenannten Blöchern (Stammholz). Erst nach dem Waldwege- und Straßenbau sowie dem Bahnbau stieg man auf andere Transportmöglichkeiten um.

Das Flößen konnte nur in der wasserreichen Jahreszeit durchgeführt werden, im Frühjahr mit der Schneeschmelze oder im Spätherbst. Zunächst waren für Organisation und Beaufsichtigung Flößverwalter oder Flößmeister aufgestellt, später übernahm diese Aufgabe der zuständige Revierförster bzw. Forstmeister. Holzhauer und Flößarbeiter erhielten durch die Flößtätigkeit ein „Zubrot“, eine Dauereinnahmequelle konnte die Tätigkeit wegen der zeitlichen Begrenzung nicht sein. Auftraggeber für das Floßgeschäft waren die Städte bzw. der Landesherr.

Die Bayreuther Stadtflöße auf der Steinach

Die Wälder des Ochsenkopfes, der Königsheide und des Kreutzsteines lieferten einst genügend Holz nicht nur für das einheimische Gewerbe, sondern auch für die an der Steinach gelegenen Orte und für die Markgrafenresidenz Bayreuth. Als Transportweg wurde dabei der Steinachfluss und der Rote Main, in den die Steinach mündet, gewählt.

Zum besseren Verständnis sei kurz die Gewässersituation am Steinachoberlauf aufgezeigt. Im Ortsbereich von Warmensteinach fließen der Moosbach, der vom Löchleinstal herunterkommt und die Warme Steinach zusammen. Der Moosbach, teilweise auch Grassemannbach genannt, hieß früher die Kalte Steinach. Magister Will berichtet 1692, dass die Kalte Steinach gute Forellen trägt und alljährlich viel hartes und weiches Brennholz vom Fichtelwald nach Weidenberg, St. Johannis, Bayreuth und noch weiter, weshalb sie „insgemein der Flößbach genannt wird.“ Das Flößen muss hier viel älter gewesen sein, denn schon 1446 wurde Holz aus den Steinachwäldern nach Bayreuth geliefert. Aus dem Jahr 1484 wird berichtet, dass es wegen des Flößens zwischen Bayreuth und Weidenberg Unstimmigkeiten gegeben hat. In einem Revers heißt es, die Holzflößer sollten nicht behindert werden, wenn das Holz aus den Waldungen des Pfalzgrafen oder denen des Herren von Künsberg stamme.

Viel Fichten- und Buchenholz wurde im Laufe der Jahrhunderte mit der „Bayreuther Stadtflöß“ auf der Steinach transportiert. Es wurde dabei nicht nur Brennholz, sondern auch Stammholz, sogenannte Blöcher, an den Bestimmungsort Bayreuth gebracht. Aus einer „“Forstrechnung bey der Hochfürstlich Brandenburg. Culmbach. Wildmeisterey Bischofsgrün“ entnehmen wir, dass im Jahr 1744 nach Bayreuth 1.202 Klafter Buchenholz und 4.519 Klafter Weichholz geflößt wurden, das aus den Beständen des Ochsenkopfes geschlagen wurde. Der Ausbau des Straßennetzes in den Jahr 1872 bis 1876 und der Eisenbahn-Stichbahn Bayreuth-Warmensteinach 1896 bot bequemere Transportwege. Im Hofer Anzeiger vom 2. Mai 1913 ist zu lesen, dass der vom Forstamt Weidenberg angeregte Transport des der Stadt zu liefernde Rechtsholz zweckmäßigerweise auf der Eisenbahn erfolgen sollte und nicht mehr auf dem Wasserwege. Die Transportkosten mit der Eisenbahn waren zwar geringfügig höher, die Qualität des Holzes aber wesentlich besser als nach dem Flößen. Im Jahr 1914 wurde unter der Leitung des kgl. Forstwarts Heinrich Stamm aus Sophienthal zum letzten Mal auf der Steinach Holz transportiert.

Betrachtet man heute den Wasserpegel von Moosbach und Steinach, kann man sich nur sehr schwer vorstellen, dass mit den geringen Wassermengen tatsächlich größere Holzstücke transportiert worden sind. Der Moosbach war früher wesentlich wasserreicher. Auf der Südseite des Ochsenkopfes wurden auf 6,5 qkm Fläche 71 Quellen gefasst, deren Wasser in einer 26,7 km langen Fernleitung zu einem Hochbehälter auf die Hohe Warte bei Bayreuth gebracht wird. Dieses „abgezapfte“ Wasser fehlt heute dem Moosbach. Während des Flößvorgangs lieferten außerdem die gezogenen Flößweiher zusätzlich Wasser. Solche künstlich angelegten Wasserstauvorrichtungen befanden sich in den Seitentälern von Moosbach und Steinach: Mooslohweiher, Moosweiher, Neuweiher (heutiges Fleckl-Bad), Kropfbachweiher, Wurzbachweiher.

Wie ging nun ein solcher Flößvorgang vor sich? Im zeitigen Frühjahr wurden zunächst die Flößweiher angestaut. Zu diesem Zweck waren besondere Flöß- und Weiherwärter angestellt. Unterhalb eines Flößweihers wurde dann das Scheitholz an geeigneter Stelle in das Bachbett eingeworfen. Wenn dann die Weiherschütze weit geöffnet wurde, stürzten die Wassermassen mit enormer Wucht auf die Holzstücke und rissen diese talwärts mit sich fort. Durch das erneute Anstauen der Weiher bzw. durch das Öffnen weiterer Staugewässer in den unteren Seitentälern wurden im Steinachtal die Holzmassen bis zur „Schwarzen Bruck“ oberhalb Sophiental befördert. Dort war eine schwere Schütze eingebaut, welche die Holz- und Wassermassen auffing. Nach Aussagen alter Holzhauer ging der Rückstau bis nach Zainhammer hinauf. Dann wurde der Flößweiher im Wurzbachtal gezogen, mit deren Wucht nun das Holz weitergetrieben wurde. Zur Floßzeit mussten sämtliche Holzhauer bei der Flößerei mithelfen, Holzstaus mit Flößhaken zerteilen, angeschwemmtes Holz ins Flussbett zurückstoßen, bis man mit der Trift in Bayreuth angelangt war, wo das Holz am Main auf dem Flößanger gestapelt wurde.

Die Bayereuther Stadtflöße auf der Steinach unterstand einem „Floßmeister und Flößverwalter“, wie aus den Aufzeichnungen des Bischofsgrüner Chronisten Andreas Stumpf hervorgeht. Diese Personen hatten ihren Amtssitz in Bischofsgrün, später dann in Weidenberg. Durch die Forstorganisation 1822 wurden die Funktionen des Flößverwalters dem kgl. Revierförster übertragen.

Die Bernecker Flöße, Kulmbacher Stadtflöße und Herrschaftsflöße auf dem Weißen Main

Magister Will schreibt im Jahr 1692, dass um Bischofsgrün „viel tausend Klafter hart und weiches Nutzholz gehauen, uff den Weiß-Main gen Berneck, Himmelcron und Culmbach geflößt wird, und zu diesem Ende sind im Wald hin und wieder groß und tieffe Weyer mit Wasser angefüllt...“ Das Holzflößen auf dem Weißen Main ist ebenfalls schon sehr alt. Vor allem war es Brennholz, sogenanntes Scheitholz, das von 1465 bis 1870 geflößt wurde.

Betrachtet man das Mainflüsschen bei Karches (Nähe B303/E48), kann man sich auch hier kaum vorstellen, dass ab dort ein Flößvorgang stattfand, selbst wenn man bedenkt, dass der Holztransport während der Schneeschmelze durchgeführt wurde. Da mussten schon zusätzliche Wassermassen nachhelfen, die in den Flößweihern angesammelt wurden, wie Magister Will berichtet. Der bekannteste Flößweiher befindet sich beim Rasthaus Karches an der Fichtelgebirgsstraße. Etwa 500 Meter weiter östlich liegt etwas abseits der Paschenweiher, dessen Bezeichnung jüngeren Datums ist. Er erhält seinen seine Wasserzulauf aus der Seelohe und aus verschiedenen Rinnsalen, die unterhalb des Nußhardts entspringen. Der Paschenweiher war der Hauptfloßweiher, auf der Hoffmannschen Militärkarte von 1799 auch als „oberer Floß Weyer“ bezeichnet.

Am Westhang des Ochsenkopfes liegen die Quellarme des Lützelmaines. Auch dort wurde in der Lützellohe eine Stauvorrichtung in Form eines Erddammes angelegt, der einen Abfluss hatte. Der letzte Flößweiher war der Stau an der „Schwarzen Bruck“, der das Wasser des Steinbaches sammelte. Der Steinbach entspringt in der Nähe des ehemaligen Forsthauses Hirschhorn und hat im letzten Teil ein starkes Gefälle zum Main hinab.

Verfolgen wir hier den Flößvorgang. Im zeitigen Frühjahr wurden sämtliche Floßweiher angedämmt und an günstigen Stellen das Flößholz in das Bachbett eingeworfen. Dies geschah z.B. beim Abfluss des Karchesweihers. Nach Ziehen der Schütze schwemmten die Wassermassen unter lautem Getöse die Holzstücke talwärts. Wenn der Karchesweiher ausgelaufen war, wurde der Paschenweiher gezogen, mit dessen Wasserschub nun die Holzstücke nach Bischofsgrün gespült wurden. Beim Ortsteil Rangen im Maintal war ein Stau angelegt, sodass sich die Holzstücke bis nach Birnstengel hinauf zurückstauten. Wenn nun die beiden Floßweiher wieder vollgelaufen waren, wurden sie erneut gezogen und der Stau bei Rangen beseitigt. Der neue Wasserschub drückte die Holzstücke talwärts. Mit durchgreifender Wirkung des Lützelmainwassers und dann des Steinbachwassers kommt die Flöße nach Röhrenhof. Jetzt war die Wasserkraft, auch durch weitere Wasserzuläufe, so stark, dass es keine Schwierigkeiten bis Berneck, Himmelkron oder Kulmbach gibt. Bei günstigem Wasserstand dauerte eine Flöße bis (Bad)Berneck etwa vier Tage.

Interessant sind die Holzmengen, die geflößt wurden. Aus der „Forstrechnung bei der Hochfürstl. Brandenb. Culmbach. Wildmeisterey Bischofsgrün“ geht hervor, dass z.B. im Jahr 1744 nach Kulmbach 233 Klafter Buchenholz und 3.016 Klafter Weichholz über die Mainflöße transportiert wurden.

Die Zoppaten-Flöße

Eines der reizvollsten Seitentäler des Weißen Mains ist das des Zoppatenbaches. Dieser Wasserlauf hat seinen Ursprung im Goldkronacher Forst, in den westlich gelegenen Wäldern der Königsheide. Bei den Orten Zoppaten und Brandholz (beides Ortsteile der Stadt Goldkronach) gab es einstmals ausgedehnte Bergbaureviere auf Gold.

Das Zoppatenbächlein scheint ebenfalls als Flößbach gedient zu haben. Im Landbuch des Amtes Berneck, Gefrees und Goldkronach aus dem Jahr 1536 finden wir den Hinweis, dass ein „Weiherlein“ geschüttet wurde „zu der Flöß an der Zoppaten.“

Die Holzflöße auf der Eger

Die Einwohner der Stadt Eger flößten Scheitholz auf dem Egerfluss in ihre Stadt, wie aus einer Grenzbeschreibung des Jahres 1674 hervorgeht. Das Holz, gegen entsprechenden Waldzins, stammte aus dem Selber und Thiersteiner Forst. Die Holzbeförderung zu Wasser muss wegen der Felsblöcke im Egerbachbett nicht immer ganz einfach gewesen sein. Dennoch waren es jährlich 600 bis 800 Klafter, die nach Eger gebracht wurden.

Rösla – Erbflößbach der Wunsiedler

Die Wunsiedler Bürger und das Sigmund-Wann-Hospital nutzten die Rösla als Transportmittel für ihr Rechtsholz aus den Wäldern am Schneeberg, der Platte und der Hohen Matze. Vordorfer oder Leupoldsdorfer Bauern brachten die Holzstücke an den Flusslauf und warfen es „bei der Flöße“ ein. Tröstauer und Schönbrunner Einwohner flößten es dann bis zur Sechsämtermetropole. Bei entsprechend hohem Wasserstand erfolgte das Holzeinwerfen auch bei der „Flötzbrücke“ westlich von Vordorfermühle (Ortsteil der Gemeinde Tröstau). Auch hier gab es Schwierigkeiten mit den Mühlenbesitzern, wobei sich die Wunsiedler auf ihren „Erbflößbach“ beriefen. Das Flößen auf der Rösla wurde 1710 ganz aufgegeben.

Flößholz für die Stadt Hof

Im Dorf Reichenbach (Ortsteil der Stadt Schönwald) fließen der Stockbach, Lauterbach und Lohbach zusammen und bilden ab da den Perlenbach. Dieser hieß früher Gryna oder Grüna, bis man in seinem Bachbett Perlmuscheln fand. Der Perlenbach ändert in Rehau seinen Namen und heißt von da ab Schwesnitz, diese mündet bei Oberkotzau in die Sächsische Saale. Auch auf diesen Gewässern wurde das Holzflößen bis nach Hof betrieben. 1470 hatten sich die v. Kotzau und v. Rabenstein, durch deren Wiesengründe die Holzflöße verlief, darüber beschwert, dass ihre Grundstücke durch das Flößholz Schaden erleiden würden. Die letzte Holzflöße soll 1760 erfolgt sein. Im Wasserlauf der Grüna fand man nämlich 1729 durch Zufall Perlmuscheln und der Markgraf erhoffte sich aus dem Verkauf der Perlen eine Auffüllung seiner stets leeren Kassen, weshalb er das Holflößen zum Leidwesen der Stadt Hof eingestellt werden musste.

Auch hier wurde zur „Wasserstandsaufbesserung“ des Perlenbaches ein Staugewässer, der „Große Teich“, unterhalb von Schönwald angelegt. Er wurde während des Flößvorgangs gezogen, damit die bis zu zwei Meter langen Holzstämme weggeschwemmt wurden. Am gesamten Flusslauf bis Hof mussten Flößarbeiter mit Flößhaken bereitstehen, um die „Flöße in Gang zu halten.“

Stromgewinnung mit Wasserkraft im Egertal

Leupoldshammer ist ein offizieller Ortsteil (unbewohnte Einöde) der Stadt Selb (Ldkr. Wunsiedel i. Fichtelgebirge), 4,5 km südlich vom Stadtzentrum im romantischen Tal der Eger gelegen. Ein kleiner Stausee dient für eine Kraftwerksanlage mit zwei Turbinen. Hier beginnt eine 3,5 km langer Werkkanals für das Kraftwerk Hirschsprung.

1805 errichten die Brüder Christian und Michael Leupold einen Waffenhammer, in dem landwirtschaftliche Geräte und Haushaltsgegenstände hergestellt werden. Wann das Hammerwerk eingegangen ist, ist nicht bekannt, die Gebäude mussten der Talsperre weichen.

Kraftwerk Hirschsprung   Elektrizitätswerk im Tal der Eger südlich von Silberbach (Ortsteil der Stadt Selb). 1921 errichtet Ingeneuer Dr. Sapper aus München das Kraftwerk. Bei Leupoldshammer wird Egerwasser in einem Werkkanal geleitet, aus dem es in zwei Röhren 30 Meter tief in vier Turbinen von 3150 PS stürzt. Das Kraftwerk Neuhaus, 1,5 km egerabwärts an einem Speichersee gelegen, wird ferngesteuert. Die mittlere Jahresleistung beträgt 7,5 Millionen kWh.

 

 

 

 

 

 

Über das Egertal und das gesamte Fichtelgebirge siehe
Lexikon Fichtelgebirge, Ackermann Verlag 95028 Hof/Saale
und www.bayern-fichtelgebirge.de

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