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Der Ladenbrunnen im Selber Forst

 

ladenbrunnen

 

Ladenbrunnen

 

Lage:


Staatsgrenze Deutschland-Tschechische Republik, im Selber Forst östlich der Stadt Selb im Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge, Grenzabschnitt II, Hauptstein Nr. 12.

Beschreibung:


Wenn der Wanderer vom Selber Ortsteil Häusellohe der Forststraße in östlicher Richtung folgt, kommt er nach 800 Metern zum Steinernen Kreuz. Nach weiteren 700 Metern stößt er an eine quer verlaufende Forststraße. Ein Wegweiser zeigt an, dass hier nach Norden oder Süden der FGV-Hauptwanderweg „Ostweg“ verläuft, dem wir aber nicht folgen. Wir gehen hinter dem Wegweiser etwa 100 Meter durch unwegsames Gelände östlich weiter und schon haben wir die Staatsgrenze Deutschland/Tschechien erreicht.

An einem nach Süden hin geneigten Abhang steht der Grenzstein mit der Jahreszahl 1844 und der Nummer 12. Wenige Meter darunter liegt ein Granitstein mit den Einmeißelungen „1992“ und „Ladenbrunnen“. Die Steinsetzung hat der frühere Revierleiter der bayerischen Staatsforsten Hans Popp aus Selb veranlasst. Ein kleines Rinnsal entspringt heute diesem Abhang und bildet ab hier die „nasse Grenze“ durch lockeren Fichtenwald.

Aus der „Berg-Historia“ von Johann Wilhelm Kretschmann, die im Jahr 1741 auf Veranlassung des Bayreuther Markgrafen verfasst wurde, erfahren wir, dass 1492 der Kastner zu Wunsiedel, Fritz vom End, ein Bergwerk am Reichsforst und um den Ladenbrunnen gelegen empfangen hat. Der Ladenbrunnen taucht auch im Landbuch der Sechsämter von 1499 bei der Rainungsbeschreibung des Selber Waldes und bei der Grenzbeschreibung der Selber Markung auf. Auch in der Selber Richteramtsbeschreibung von 1674 wird der Ladenbrunnen genannt. In der Waldbeschreibungen von 1716 ist der „Ladbronnen“ aufgeführt. In der Landkarte „Districtus Egranus“ von 1719 ist der grenznahe Brunnen eingezeichnet.

Welches Erz um den Ladenbrunnen abgebaut wurde, ist noch nicht zweifelsfrei festgestellt worden. Bergbau auf Zinnerz oder Eisenerz hat es beiderseits der heutigen Staatsgrenze gegeben, ob er wirtschaftlich bedeutsam war, muss bezweifelt werden. Bei einer Begehung der Umgebung des Ladenbrunnens konnten keine Schächte, Stollen oder Pingen festgestellt werden, jedoch teilweise erhebliche Erdbewegungen. Vermutet wird, dass ein Brunnenkasten, eine Lade, hier vorhanden war, um eine Zuschwemmung oder Verschlammung zu verhindern. Denkt man an den Zinnbergbau, könnte man auch annehmen, dass der Brunnenkasten zur Ausschwemmung des tauben Gesteins oder Erdreichs Verwendung fand und namensgebend war.

Das Bergbaugebiet mit dem Ladenbrunnen war ausschlaggebend für die damalige Grenzfestlegung zwischen zwei Fürstentümern, später dann für zwei Staaten, was bis heute Gültigkeit hat. Durch Setzung des Brunnensteins im Jahr 1992 wurde der Ladenbrunnen zu einem sichtbaren Geschichtsdenkmal, das allerdings nur wenigen Heimatfreunden bekannt ist.

Literatur:


Rogler Richard:
Die Orts- und Flurnamen des Ascher Bezirkes (1955)

Singer Friedrich Wilhelm:
Das Landbuch der Sechsämter von 1499 (1987)

Seidel Gerhard:
Die neun Richterämter in der Amtshauptmannschaft Stadt und Sechs Ämter Wunsiedel 1673-1683 (Hof 2010)

Johann Wilhelm Kretschmann:
Sammlung zu einer Berg-Historia des Markgraftums Brandenburg-Bayreuth (Hof 1741)

Erfasser:
Dietmar Herrmann, Wunsiedel

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