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Der Dorfbrunnen in Schönbrunn
Im Ortsteil Schönbrunn der Stadt
Wunsiedel steht in der Dorfmitte der Gemeindebrunnen, auch
„Milchgruben“ genannt. Der Brunnen ist kein Zierbrunnen,
sondern diente einem bestimmten Zweck. Das runde
Wasserbecken ist umgeben von zehn Kühlkammern, durch die das
Quellwasser geleitet wird. Erbaut wurde die nun
denkmalgeschützte Anlage im Jahr 1831, Grundeigentümer ist
die Stadt Wunsiedel, gepflegt wird die Anlage von der sehr
rührigen Dorfgemeinschaft. Die Die abschließbaren Kammern
wurden seinerzeit zur Kühlung der Milch verwendet, bis diese
abgeholt wurde. Heute werden sie noch von Teichbesitzern
genutzt. Nach dem Abfischen der Teiche werden die Karpfen in
die dort befindlichen Becken gebracht, wo sie je nach Bedarf
entnommen werden.
Der Brunnen wurde federführend durch
den Ortspfarrer Florian Heinrich Friedrich Cloether geplant
und vom Gemeindevorstand Adam Neupert beim königlichen
Landgericht in Wunsiedel am 11. Juni 1831 beantragt. Grund
des Neubaus war das Versiegen der Quelle des
Schusterbrunnens, was auf Kellerbaumaßnahmen durch den
Gastwirt Friedrich Zeidler des Gasthauses Roter Ochse (heute
Gasthof Zur Burg) zurückzuführen war. Die alte Brunnenanlage
hatte bereits Milchgruben und eine granitene Viehtränke. Die
Wasserqualität war nicht die beste, da die Quelle flach
auslief und durch Jauche, Wegwasser und den freien Zutritt
von Gänsen und Enten stark verschmutzt war. Dem Antrag war
eine genaue Beschreibung mit allen Abmessungen beigelegt,
der Plan ist im Wunsiedler Stadtarchiv vorhanden. Die
Baukosten für die im Kreis um das große Becken angeordneten
Milchgruben wurden von den späteren Nutzern getragen. Schon
im Antrag wies Pfarrer Cloether darauf hin, dass Laubbäume
um den Brunnen herum „schön und zweckmäßig seien.“ Gastwirt
Zeidler verpflichtete mit Vertag vom 26. Mai 1831 die
Bergleute Georg Adam Bauer und Michael Hartung aus
Goldkronach einen Stollen in den Berg zu treiben, um eine
neue Quelle zu erschließen.
Im Protokoll des Landrichters von
Waechter mit den Schönbrunner Gemeindegliedern vom 17. Juni
1831 wurde der Bau des Brunnens juristisch geregelt. In § 5
wurde festgelegt: „Der neue Brunnen heißt, wenn er tüchtig
hergestellt ist, der schöne Brunnen“. Neupert berichtete am
5. September 1831 über den Stand der Arbeiten. Am selben Tag
beschwerte sich Cloether beim Landgericht über den
Gemeindsmann Johann Stock und den Gemeindebevollmächtigten
Adam Müller (neben Neupert Bauaufseher) die zusammen mit
einigen anderen Schönbrunnern versuchten, durch den Einbau
einer Viehtränke die geplante Brunnenanlage zu entstellen.
Das Landgericht gab Cloether Recht und ordnete an, keine
Viehtränke ohne nähere Prüfung aufstellen zu lassen und den
Bau zügig weiterzuführen. Der Brunnen wurde letztendlich so
gebaut, wie er von Pfarrer Cloether geplant wurde.
Übrigens: Pfarrer Cloether war ein
technisch außergewöhnlich begabter Mann. Er erteilte seit
der Eröffnung der Gewerbeschule 1833 in Wunsiedel Unterricht
in technischen Fächern. Wie 1838 aus dem Königlich
bayerischen Amts- und Intelligenzblatt hervorgeht, erhielt
Cloether als Lehrer an der Landwirtschaft- und Gewerbeschule
ein „Gewerbe-Privileg“ für die neuen Prinzipien bei der
Anwendung von Feuerungstechniken für Ziegel-, Kalk-,
Töpfer-, Porzellan-, Glas-, Wärme- und Schmelzöfen. 1839
wurde er Professor an der Polytechnischen Zentralschule in
München.
Dietmar Herrmann
Literatur:
Horn Katrin/Kath Käthe und
Helge: Schönbrunn
im Fichtelgebirge (2002), S. 136
Jäger Elisabeth:
Die Entstehung der Dorfbrunnenanlage in Schönbrunn; in: Der
Erzähler vom Gabelmannsplatz, 2. Nummer vom 29. März 1979
Röttger Bernhard:
Die Kunstdenkmäler von Oberfranken – Landkreis Wunsiedel
(1954), S. 298
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