Zurück
zur Übersicht
Marien-Brunnen
Lage:
Im Kösseinemassiv, am Höhenweg von Hohenbrand
(Gemeinde Nagel) oder von der Luisenburg (Ortsteil der
Stadt Wunsiedel) zum Gipfel der Großen Kösseine
in 865 m ü.NN.
Grundeigentümer:
Bayerischer Staat (Staatsforst, Forstbetrieb Fichtelberg)
Betreuung:
Fichtelgebirgsverein, Ortsgruppe Nagel
Beschreibung:
Jahrzehntelang lagen die Marienquelle und der dazugehörige
Brunnenstein unter hohem Gras eingewachsen und unter
Baumgestrüpp versteckt abseits der markierten Wanderwege,
in der Bevölkerung waren sie weitgehend in Vergessenheit
geraten. Wanderer, die auf dem Höhenweg von Hohenbrand
(Gemeinde Nagel) aus zum letzten Spurt ansetzten um
auf den Gipfel der Großen Kösseine zu gelangen,
merkten nicht, an welch historisch bedeutsamen Ort sie
vorbeimarschiert sind. Mitte des 19. Jahrhunderts war
diese Waldabteilung mit ihrer Quellfassung in 865 Meter
Meereshöhe in den Blickpunkt der Öffentlichkeit
gerückt worden.
In den letzten Jahren nahm sich die
Ortsgruppe Nagel des Fichtelgebirgsvereins (FGV) unter
ihrem Vorsitzenden Michael Ponader der Wiederherstellung
der historisch bedeutsamen Brunnenanlage an. Mit Genehmigung
des Staatsforstes und unter sachkundiger Beratung der
Wunsiedler Stadtwerke SWW wurde von der Brunnenstube
eine neue Wasserleitung zum Höhenweg gelegt, wobei
zehn Mitglieder der FGV-Ortsgruppe Nagel tatkräftig
mit Pickel und Schaufel zulangen mussten. Auf einer
Grundplatte wurde dann der Original-Brunnenstein mit
der auf der Rückseite eingemeißelten Jahreszahl
1852 befestigt. FGV-Mitglied Hans Hütter hat den
Brunnentrog spendiert, in dem nun Wanderer erfrischende
Armbäder nach kneippscher Art machen können,
bevor sie zum Berggipfel stürmen. Mit einem kleinen
„Brunnenfest“ wurde am 10. Juli 2010 die Fertigstellung
in der „Hirschenhütte“ gefeiert.
Dietmar Herrmann, Heimatkundereferent
des FGV, ist der Entstehung des Marien-Brunnens nachgegangen
und hat die Forschungsergebnisse 1993 in dem Buch „Rund
um die Kösseine“ veröffentlicht und hat neuere
Erkenntnisse bei der Brunneneinweihung den Anwesenden
erläutert. Im Jahr 1851 besuchte das bayerische
Königspaar Maximilian II. und Marie aus politischen
Gründen Oberfranken, die Stadt Wunsiedel und das
Alexandersbad. Es war damals auch ein Besuch des Kösseinegipfels
geplant, der wegen sehr schlechtem Wetter ausfallen
musste. Im Jahr 1852 hat dann der bayerische Revierförster
Ludwig Seyler die Quellfassung veranlasst und sie der
bayerischen Königin gewidmet. Ob die Brunnenwidmung
seinerzeit auch in München bekannt wurde und welche
Auswirkungen die königstreue Handlung hatte, ist
nicht bekannt.
Der Marien-Brunnen, so Herrmann,
diente dem ersten Wirt des Kösseinehauses ab dem
Jahr 1903 als Wasserlieferant. Allerdings musste das
Wasser vom Brunnen bis ins Haus in Holzbutten transportiert
werden. Erst 1909 wurde mit einer Handpumpe und ab 1919
mit einem Benzinmotor das Wasser vom Brunnen zum Kösseinehaus
befördert. Als dann 1927 eine völlig neue
Wasserversorgung für das Kösseinehaus mit
neuen Quellfassungen an anderer Stelle eingerichtet
wurde, verwendete man zusätzlich das Wasser des
Marien-Brunnens, das nun mittels eines hydraulischen
Widders auf dem Berg gepumpt wurde. Als 1969 das Kösseinehaus
und das Brunnenhaus an das öffentliche Stromnetz
angeschlossen wurde, hatte der Marien-Brunnen endgültig
„ausgedient“ und geriet in Vergessenheit.
|