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Aus dem Steinwald

Dietmar Herrmann

Der Hohe Steinwald ist ein mächtiger Granitrücken im südöstlichen Fichtelgebirge, der durch die Senke von Waldershof-Pullenreuth vom Kösseinestock getrennt ist. Er bildet mit dem Fichtelgebirge eine geologische Einheit. Urkundlich wird er 1568 "Steinwaldt" wegen seiner vielen Granitfelsengruppen so genannt. Eventuell hieß das Waldgebiet früher auch, nach der Burg benannt, "Weißensteinwald", was urkundlich jedoch noch nicht nachweisbar ist. Das ca. 15.000 ha große Waldgebiet gehört im südöstlichen Teil dem Freiherrn von Gemmingen-Hornberg auf Friedenfels, im westlichen Teil dem Staat. Infolge der groben Beschaffenheit der Granite verwittern diese rasch und führen zu reizvollen Felsbildungen, wie Zipfeltannen-, Saubad-, Räuber-, Huber-, Vogel-, Reiseneggerfelsen und Katzentrögel. Gute Ausblicke bieten sich von der Burgruine Weißenstein und vom höchsten Punkt des Bergrückens, der 946 m hohen Platte mit Oberpfalzturm. Markierte Wanderwege führen durch das ruhige Waldgebiet, für das der Naturpark Steinwald e.V. gegründet wurde. Rund um den Steinwald befinden sich die Urlaubsorte Erbendorf, Neusorg, Pullenreuth, Waldershof, Fuchsmühl und Friedenfels.

Burgruine Weißenstein

Der Name der Steinwaldburg Weißenstein erscheint urkundlich erstmals am 21. März 1279 als "Wisstenstein". Damals tritt ein Wolf de Wisstenstein als Urkundenzeuge bei einer Güterübertragung auf. Weitere Zeugen waren Vertreter der Familie Nothaft. Die Wolffe werden wohl vor dieser Zeit - obwohl dies urkundlich nicht nachweisbar ist - auch die Erbauer einer ersten kleinen Burganlage an der damals wichtigen Straße aus dem Friedenfelser Raum über den Steinwald nach Hohenhard gewesen sein. Die damalige Anlage, wird als "Blochwerk", das ist eine Burg mit einem Turm dessen Obergeschoss in Fachwerk- oder Blockbauweise ausführt war, bezeichnet. Um 1290 werden Ludwig, Dietrich und Nicklas Wolff von Weißenstein als Besitzer genannt. Schon 1309 hat Albert Nothaft VI., Abkömmling eines alten Ministerialengeschlechts, das vordem in Böhmen reich begütert war, einen Teil des Weißensteins erworben.

1333 ist dessen Sohn Albrecht Nothaft XI. Mitbesitzer des Weißensteins. Bei der Verleihung der kaiserlichen und herzoglichen Lehen durch Ludwig den Bayern an ihn wurde ausdrücklich hervorgehoben, dass er wegen der Parteinahme seines Vaters für den im Streit um den Thron unterlegenen Friedrich den Schönen von Österreich keinen Schaden haben solle.
Der Weißenstein war wahrscheinlich bei den kriegerischen Auseinandersetzungen des Thronstreits als auch dann im Krieg zwischen König Ludwig dem Bayerns und König Johann von Böhmen arg in Mitleidenschaft gezogen worden. Doch schon am 25. Juli 1339 erlaubt der Burggraf Johann II. von Nürnberg, er war Feldhauptmann König Ludwigs, dem Albrecht Nothaft XI., dass er "die Veste Weißenstein pauen und bessern mag und soll, wie er will", jedoch musste sie "offenes Haus" für den Burggrafen sein.

Nachdem Albrecht Nothaft XI. im Jahr 1341 auch noch das letzte Drittel des Weißensteins von Gerhard dem Wolff von Thumsenreuth erworben hatte, wird er den großzügigen Auf- und Ausbau der Burg Weißenstein in die Wege geleitet haben. Sie mag damals den Umfang erhalten haben, wie wir ihn heute aus den z.T. freigelegten oder den noch unter Schutt begrabenen Grundmauern ersehen können. Eine für diesen Platz doch sehr beachtliche Anlage.

1373 ist Albrecht Nothaft XII., der Sohn Albrecht Nothaft XI., Besitzer des Weißensteins. Er begründete die "Weißensteiner Linie" des Geschlechts der Nothaft. Ihre Abkömmlinge haben den Weißenstein bis zu ihrem Aussterben 1718 in ihrem Besitz. Zwischenzeitlich war die Herrschaft Weißenstein aus wirtschaftlichen Gründen von 1552 bis 1566 an die von Waldenfels (sie waren mit den Nothaft verschwägert) verkauft, dann aber zurückgekauft worden. Dann folgten ihre Verwandten aus der "Bodensteiner Linie" bis 1882 als Besitzer
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Schon von Anfang an war die Burg nicht immer im Besitz einer einzigen Person, sie gehörte dem Familienverband. Jedes Mitglied der Nothaft von Weißenstein hatte einen mehr oder minder großen Anteil an der Burg. Wenn mehrere Besitzer Anteil und Wohnbereiche an einer Burg hatten, so nennt man diese "Ganerbenburg". In einem Burgfriedensvertrag von 1464 regeln die damaligen Besitzer Fritz, Gilg III. und Ulrich Nothaft den Unterhalt und die Nutzung der Burg. Schon damals wird ein Pfleger als Schlossverwalter und zwei Torwächter genannt. Daraus geht hervor, dass die Burg Weißenstein zu dieser Zeit sicher nur noch selten als Wohnung der Besitzer diente. Zu dieser Zeit bauten sich die Nothaft ihre neuen Sitze in Friedenfels und in Poppenreuth
.
Die Burg Weißenstein dürfte dann nach 1560 endgültig aufgegeben worden sein. Die Bauten verfielen und begruben einen Teil der Mauern unter ihren Schutt. Auch der Turm verlor seinen Aufbau und sicher einen Teil seiner ursprünglichen Höhe. Dies beweisen die vielen am Fuß der Felsen aufzufindenden Turmquader. 1882 verloren die Nothaft ihre Güter und damit auch den Weißenstein. Sie wurden von Bianca Eiserhart aus einer schlesischen Fabrikantenfamilie gekauft. Nach ihrem Tod erwarb 1885 Dr. Gustav Siegle aus Stuttgart die Besitzungen. 1918 übernahm seine Tochter Dora mit ihrem Mann Fritz von Gemmingen-Hornberg den Besitz. 1955 wurde deren Sohn Wolf Dieter Freiherr von Gemmingen-Hornberg der Besitznachfolger, seit 1973 ist dessen Sohn Eberhard Freiherr von Gemmingen-Hornberg in Friedenfels Besitzer der früheren Herrschaft Weißenstein.

Die Gesellschaft Steinwaldia Pulllenreuth e.V. hat 1996/2000 mit einem erheblichen Zeit- und Kostenaufwand die Restaurierung der noch vorhandenen Gebäudeteile durchgeführt und so für den Erhalt des kulturhistorischen Denkmals gesorgt. In einem Info-Pavillion erhält der Wanderer Auskunft über die Geschichte des Weißensteins und die Sanierung der Anlagen.

Oberpfalzturm

1971/72 wurde durch den Naturparkverein Steinwald e.V. auf der Platte der erste massive Aussichtsturm aus Steinwaldfichten errichtet, der jedoch wegen Baufälligkeit am 1.4.1998 abgebrochen werden musste. Am 10.9.2000 konnte nun der neue Aussichtsturm eingeweiht werden. Er ist 35 m hoch und wurde aus Lärchen-Leimschichtholz gebaut. Die Bauträgerschaft hatte die Stadt Erbendorf übernommen, die Kosten beliefen sich auf ca. 400.000 DM. Zuschüsse gaben die Europäische Union, der Freistaat Bayern, der Landkreis Tirschenreuth und die umliegenden Städte und Gemeinden. Jetzt kann man von der Aussichtskanzel wieder die hervorragende Fernsicht ins Fichtelgebirge, ins Egerland und Stiftland und über den Oberpfälzer Wald genießen.

Literaturhinweis:

Schriftenreihe "Wir am Steinwald", Verlag E. Bodner, Pressath; Dietmar Herrmann: Lexikon Fichtelgebirge, Ackermann Verlag Hof.
Internet: www.naturpark-steinwald.de und www.bayern-fichtelgebirge.de

Anschrift des Verfassers:

Dietmar Herrmann, Hofer Straße 36, 95632 Wunsiedel

 

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