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Redwitzite als Kunstdenkmäler

Dietmar Herrmann

Beim Ausbau der Autobahn (A93) östlich von Marktredwitz, beim Ortsteil Wölsau, wurden riesige Mengen von Redwitzit-Blöcken mit unterschiedlichsten Größen und Formen von den Baggerschaufeln zutage gefördert. Besonders markante Exemplare wurden an exponierten Stellen der Öffentlichkeit präsentiert und dadurch als Naturdenkmäler der Nachwelt erhalten. Beim Autobahnparkplatz bei Lorenzreuth kann man solche Blöcke bewundern. Von einer alleeartigen Aufreihung der riesigen Blöcke entlang der Autobahn, wie von einigen Künstlern und Landschaftsarchitekten gefordert wurde, nahm die zuständige Straßenbaubehörde aus Sicherheitsgründung Abstand. Dafür wurden im Stadtgebiet von Marktredwitz einige tonnenschwere Redwitzite zu "Kunstwerken" verarbeitet.

Im Dreieck Marktredwitz-Arzberg-Grafenreuth tauchen inmitten von porphyrischen Graniten dunkle Gesteine auf, die bereits im 19. Jahrhundert das Interesse der Geologen weckte. Der Altmeister der bayerischen Geologie, Prof. Dr. Wilhelm Karl von Gümpel (2.2.1823 - 18.6.1898), welcher eine erste umfangreiche geognostische Beschreibung Bayerns erarbeitete, bezeichnet die Gesteine 1879 als "Syenitgranite", da sie sowohl die mineralogischen Merkmale von Graniten als auch jene von Syeniten aufweisen. Die spätere Namensgebung "Redwitzit" hat etwas Originelles an sich, denn anscheinend sollte das Gestein zunächst "Wunsiedelit" heißen. Um die Jahrhundertwende wohnte in Marktredwitz der Privatier Oskar Gebhardt, welcher sich als Amateurgeologe und Sammler von Fichtelgebirgsmineralien einen beachtlichen Ruf erworben hatte. Gebhardt war befreundet mit dem Petrograph Ernst Weinschenk aus Würzburg. Dieser schrieb am 10. Januar 1916 an Gebhardt: "Sehr geehrter Herr Gebhardt! Ich schlage Ihnen ein Tauschgeschäft vor! Ich benenne ein sehr wichtiges und interessantes Gestein "Redwitzit" (nicht Wunsiedelit) und bekomme dafür für meine Sammlung die schönen Stücke Basalt mit Olivinbomben von Brand. Freundliche Grüße. Ihr ergebener E. Weinschenk."

Die Redwitzit-Vorkommen in den verschiedenen Varianten (hellgrau bis fast ganz schwarz) wurden abgebaut, bis billigeres Material aus dem Ausland importiert wurde.

Redwitzit-Brunnen

Zwischen dem Parkhaus und dem Kösseine-Einkaufszentrum (KEC) auf dem Castelfranco-Emilia-Platz realisierte der einheimische Künstler Horst Kießling ein weiteres Redwitzit-Kunstprojekt. Kießling erklärt sein Werk folgender Maßen: "Auf dem Platz begegnen sich an einem Redwitzitstein zwei Menschen. Gemeinsam sind sie stark: mit vereinten Kräften schaffen sie es, eine Hälfte des Redwitzt's anzuheben, sodass  unter ihm eine Quelle als Symbol des Lebens - unterstützt von der Kraft des aufströmenden Wassers - zu halten. Die bedeutungsvolle Quelle soll dauerhaft sprudeln."

"Marktredwitz-Tor"

Beim Kreisverkehr am Egerland-Platz entstand im Jahr 1999 durch den bekannten Bildhauer und Kunst-Professor Anatol Herzfeld das "Marktredwitz-Tor", wie es der Künstler bezeichnet hat. Drei ovale Steine stehen senkrecht, ein flacher Redwitzit liegt als Dach waagrecht darüber. "Ost-West, West-Ost - es mag Frieden sein zwischen uns" schrieb der Bildhauer in das "Goldene Buch" der Stadt Marktredwitz.

Literaturhinweis:
Müller Friedrich: Bayerns steinreiche Ecke, Hof 1984 (S.173); Prof. Dr. Heinrich Vollrath: Von Redwitzitblöcken und Teufelssteinen; in: Der Erzähler vom Gabelmannsplatz Nr. 32, September 1998 (Heimatbeilage der Frankenpost). Literatur in der Bibliothek des Fichtelgebirgs-Museums in Wunsiedel.

Anschrift des Verfassers:
Dietmar Herrmann, Hofer Straße 36, 95632 Wunsiedel, dietmar.herrmann@freenet.de


Redwitzit Brunnen beim KEC


Marktredwitz-Tor

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