Verschwundene Dörfer: Vorbemerkung: Wüstung ist die Bezeichnung für eine ganz oder teilweise verschwundene Siedlung. Heimatforscher Rudolf Thiem hat sich in den letzten Jahren intensiv mit den verschwundenen Dörfern und mit der Besiedelung im westlichen Fichtelgebirge beschäftigt. Seine Forschungsergebnisse sind in unserer Schriftenreihe "Das Fichtelgebirge", Heft 9/2002, veröffentlicht worden. Als "Leseprobe" drucken wir nachfolgend die Geschichte des aufgelassenen Ortes Neuhaus ab, da jeder Wanderfreund auch heute noch den einstigen Siedlungsstandort besuchen kann, was bei anderen Wüstungen nicht immer der Fall ist. Das letzte Haus des ehemaligen Weilers Neuhaus liegt am Rundwanderweg Nr. 5, der vom Wanderparkplatz "Schwarze Brücke" bei Sophienthal im Steinachtal ausgeht. Die interessante Rundtour dauert etwa 1 ½ Stunden; die Wegemarkierung erfolgt von der FGV-Ortsgruppe Weidenberg. Neuhaus: Lage: Etwa 2 km nordöstlich von Sophienthal (485 m über NN), ca. 700 m über NN.
Aus dem Jahr 1789 liegt eine "Historische und statistischtopographische Nachricht aus dem Brandenburgischen Amt und Markte Weidenberg" vor, wobei die dort gemachten Angaben sich auf das Jahr 1786 beziehen. Nach diesen Aufzeichnungen waren in Neuhaus 5 Häuser und 24 Einwohner. Vor 1900 bestand die Siedlung Neuhaus aus fünf Bauernhöfen mit zusammen ca. 230 Tagwerk Land. Die Häuser werden wie folgt beschrieben: Haus Nr. 1, Wohnhaus mit Stall, Backofen, Kellerhaus, Streuschupfe; Haus Nr. 2 (besteht noch); Haus Nr. 3, Wohnhaus mit Stall, Stadel und Backofen, Keller und Hofraum; Haus Nr. 4, Wohnhaus mit Stall, Stadel und Backofen, Keller und Hofraum; Haus Nr. 5, Wohnhaus mit Stall und Kellerhaus, Stadel, Backofen und Hofraum. Als Einwohner werden in Neuhaus genant: Thomas Opitz (geb. 1872 in Neuhaus), Nicol Reichel (1887), Pezold, Herrmann, Mulzer, Rabenstein. Wegen der sich aus der exponierten Lage ergebenden Schwierigkeiten waren die Bauern zum Verkauf ihrer Anwesen bereit. Im Jahr 1899 kauften zwei Holzhändler aus Kulmbach die gesamte Siedlung Neuhaus mit allen Zugehörungen. Nachdem der dazugehörige Wald 1902 ziemlich abgeholzt war, tauschte der Staatsforst, einer früheren diesbezüglichen Vereinbarung gemäß, diesen Privatforst, der ja mitten im kgl. Staatsärar lag, gegen einen Staatswald bei Kulmbach. Die Häuser Nr. 3,4 und 5 waren schon 1900 zum großen Teil abgebrochen worden. Im Jahr 1902 ließ der Staatsforst alle restlichen Gebäude dem Erdboden gleichmachen. Bestehen blieb nur Haus. Nr. 2, das jetzt forstlichen Zwecken dient und noch von einigen Wiesen und Feldern umgeben ist. Alle übrigen Wiesen und Felder der Siedlung Neuhaus wurden aufgeforstet."
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