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                Die Touristenschutzhütte auf dem Schneeberg

Dietmar Herrmann

Vorbemerkung: Im Jahr 1878 wurde in Wunsiedel die „Sektion Fichtelgebirg“ des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins gegründet. Die Tätigkeit dieses Vereins beschränkte sich ausschließlich auf das Gebiet des Fichtelgebirges, es wurden markierte Wanderwege, Aussichtspunkte und Aussichtstürme geschaffen. 1888 löste man die Alpenvereinssektion auf bzw. wandelte sie in den Fichtelgebirgsverein e.V. um, der heute noch besteht und mit fast 21.000 Mitgliedern Bayerns größter Heimat- und Wanderverein ist. 1879 wurde auf dem Schneeberg, nachdem ein Wanderweg angelegt worden war, eine Touristenschutzhütte erbaut. Die Wunsiedler Zeitung „Der Bote aus den sechs Ämtern“ berichtete in seiner Ausgabe vom 16.7.1879 über die Einweihungsfeier der Schutzhütte, der Abdruck erfolgt im Wortlaut.

„Wunsiedel, 14. Juli. Die Eröffnung der neuerbauten Touristenschutzhütte auf dem Schneeberg hat gestern vom prächtigsten Wetter begünstigt, stattgefunden. Als Mittags nach 1 Uhr die Vorstandschaft der Sektion Fichtelgebirg des deutschen und österreichischen Alpenvereins vom Rudolfstein her den Schneeberg anstieg, verkündeten schon von ferne dröhnende Böllerschüsse und, häherkommend, verhallende Musiktöne, dass oben bereits zahlreiche Festteilnehmer versammelt sein mussten, während von den Thälern her immer neue Gesellschaften heraufstiegen. Bald leuchtete vom Gipfel her das helle Dach der Schutzhütte und Musik nebst Böllersalven boten den Willkomm. Die Hütte ist in der nordwestlichen Verlängerung des Backöfelefelsens, von diesem nur durch einen geringen Zwischenraum, welcher später noch durch Rohmauerwerk ausgefüllt werden wird, getrennt, massiv aus Bruchsteinen ohne Mörtel, nur mit Moos als Zwischenlage, in etwa 3 Wochen unter Leitung des Hrn. Kleemann von Weißenstadt erbaut, misst 6 m in der Länge, 5 m in der Breite, beiläufig 4 ½ m in der Höhe und bietet im Nothfall Stehraum für 40 Personen. Wenn auch scheinbar hochstehend, verdeckt doch die Hütte von der Aussicht auf dem Backöfelefelsen nichts weiter als die Felsplatte auf der sie steht und die nächsten Baumwipfel des Schneebergplateaus.

Dieselbe ist mit zwei, vorläufig nur durch Läden verschlossenen Fensteröffnungen versehen, von welchen namentlich die auf der Giebelseite nach Nordwesten einen herrlichen Ausblick bietet. Die Hütte bleibt, um deren jederzeitige Benützung zu ermöglichen, unverschlossen und kann somit in derselben Jedermann gegen Wind und Regen Zuflucht finden. Zur wohnlicheren  Einrichtung sind allerdings in diesem Jahre die Mittel nicht mehr vorhanden. Auf dem durch das Backöfele und die Schutzhütte gegen den Wind geschützten freien Platze auf der Ostseite des Felsens hatte sich zeitig ein reges Leben entwickelt. Nach beiläufiger Zählung waren 140-150 Menschen, darunter auch zahlreiche Damen, versammelt und hatten theils auf den aufgeschlagenen Bänken, theils in der Hütte selbst, theils auf den Felsen sich etablirt. Für leibliche Genüsse war ausreichend und gut gesorgt. Musik und Sänger von Weißenstadt taten ihr bestes, um die Stimmung der Gesellschaft zu heben.

Nach vorgenommener Besichtigung der Hütte erhob sich Herr Forstmeister Kadner und legte in warmen Worten den Zweck und die Bedeutung des Baues dar, hob die erfreulichen bisherigen Erfolge des Wirkens der jungen Alpenvereinssektion Fichtelgebirg hervor, erkärte die „Schneeberghütte“ als dem Touristenverkehr eröffnet und schloss mit einem Hoch auf die Sektion. Ihm folgte bald Hr. Apotheker Heberlein von Weißenstadt, der mit beredten Worten den Dank der Sektion, namentlich der Mitglieder von Weißenstadt, Herrn Forstmeister Kadner für dessen erfolgreiche Bestrebungen zur Erschließung des Fichtelgebirgs aussprach und auch ihm ein jubelnd aufgenommenes Hoch brachte. Hr. Forstmeister Kadner erwiderte mit einem Dank und Hoch für die Mitglieder Weißenstadt, welche mit vieler Aufopferung den Bau und das Arrangement des Festes ausgeführt hatten.“

Soweit der Originalabdruck über das „kleine Ereignis“ auf dem Schneeberg im Fichtelgebirge. Gleich unter diesem Bericht beginnt ein Bericht über „größere Ereignisse“: Der deutsche Reichskanzler Fürst Bismark wird seine diesjährige Kur wieder in Bad Kissingen verbringen, es sind bereits auf allerhöchsten Befehl 2 Lakaien, 2 Kutscher, 2 Equipagen und 1 Packwagen nebst 5 Pferden nach Kissingen abgegangen. Wegen der Reichhaltigkeit der Tagesordnung sei diesmal der Staatsrath, dessen Mitglieder vollzählig bis auf Herrn v. Eisenhart erschienen sind, schon um 10 Uhr zusammengetreten. Außerdem werde das Bahnpostamt von Bamberg nach Würzburg verlegt und man könne authentislch dahin gehend präcisieren, dass dadurch demnächst ca. 16 Bahnpostassistenten von Bamberg nach Würzburg versetzt werden, da sich letztere Stadt ganz besonders zu einem Verkehrsknotenpunkt herausgebildet hat und somit ein vermehrtes Beamtenpersonal zur Bedürfnisfrage geworden sei.

 

 

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