Bayern-Fichtelgebirge >>> Zurück

Am Ochsenkopf im Fichtelgebirge:Der Drechselstein, Katzenstein und das Fußwerk

Dietmar Herrmann

Am Südfuß des Ochsenkopfes, im Ortsteil Fleckl der Gemeinde Warmensteinach, befindet sich das Unterkunftshaus des Fichtelgebirgsvereins „Ochsenkopfhaus“. Es liegt in unmittelbarer Nähe der Talstation Süd des Sessellifts, der den Besucher zum Ochsenkopfgipfel bringt. Das Wanderheim, damals einsam am Berghang gelegen mit prächtiger Aussicht in das Steinachtal, wurde 1929 seiner Bestimmung übergeben. Das Haus hat an Anziehungskraft nichts eingebüßt und kann deshalb heute noch für Übernachtungen, zur Einkehr oder für einen zünftigen Hüttenabend bestens empfohlen werden. Aber auch als Ausgangspunkt für Wanderungen in das Ochsenkopfgebiet eignet es sich vorzüglich. Bitte beachten Sie: Das Ochsenkopfhaus liegt am Fuße des Ochsenkopfes, der Asenturm mit der Tagesgaststätte liegt auf dem Berggipfel – das wird leider immer wieder verwechselt.


 

Direkt beim Hauseingang des Ochsenkopfhauses treffen wir auf den Wanderweg, der mit einem blauen Punkt auf weißem Grund gekennzeichnet ist und durch den Hochwald bergan und u.a. zur Quelle der Fichtelnaab führt. Wir folgen diesem Weg nur etwa 100 Meter und kommen an eine imposante Felsengruppe, die weder in der Wanderkarte vermerkt ist noch eine besondere Bezeichnung hat. Recht eindrucksvoll ist hier die Verwitterung des Granits  zu beobachten. Wandern Sie eine kurze Wegstrecke weiter, steht vor uns ein etwa acht Meter hoher Felsblock, mit dem wir uns etwas eingehender beschäftigen wollen, denn es handelt sich hier um den „Drechselstein“. Den Hinweis auf den Namen dieses Felsens erhält man in einer Grenzbeschreibung aus dem Jahr 1536.


Durch das Ochsenkopfgebiet verlief früher die Landesgrenze zwischen den Fürsten-tümern Oberpfalz/Bayern und der Markgrafschaft Bayreuth. Dem Grenzvertrag, der im Wortlaut vorliegt, entnehmen wir, dass für Abmarkungszeichen bevorzugt Felsen oder Felsgruppen verwendet wurden, in welche man Kreuze und fortlaufende Ziffern einmeißelte. Im Protokoll des Grenzverlaufs von 1536 lesen wir u.a.: .....Darnach zu bayder Fürsten Hauptmarck einer, inn vermog ihrer position der Drechselstein genannt, daran von allter und ytzt baider Fursten wappen und 48 sambtt einen + eingehieben ist...“. Tatsächlich finden wir an der Ostseite des Felsens, an dem der markierte Wanderweg vorbeigeht, ein eingemeißeltes Kreuz, darunter die Ziffer 48. Links daneben dann das bayerische Wappen, auf der rechten Seite das der zolleri-schen Burggrafen von Nürnberg. Wie man dem Protokoll entnehmen kann, wurden die Wappen „von allter“, also schon vor 1536 eingemeißelt, wahrscheinlich bei der ersten Grenzfestlegung.

 Rätsel gibt uns die Bezeichnung „Drechselstein“ auf, da bisher jegliche Namensdeutung fehlt. In der Heimatliteratur finden wir für diesen Felsblock auch die Bezeichnung “Semmelstein“, wobei auch hierzu keine näheren Erläuterungen gegeben werden. Betrachtet man das Felsgebilde näher (z.B. von der Südseite) könnte man schon an die Form einer Semmel erinnert werden. Aber hat es 1536 schon „Semmeln“ gegeben?


Wandern wir von der Talstation Süd bergauf zum Fürstenbrunnen an der oberen Ringstraße – es handelt sich hier um die Ochsenkopf-Schiabfahrt Süd. Westlich un-mittelbar am Weg steht, unter Fichten versteckt, der Grenzstein Nr. 46, der in der Grenzbeschreibung von 1536 als „aufgelainter stain“ bezeichnet wird und den Na-men „Katzenstein“ trägt. Auch hier ist die Namensdeutung völlig unklar, zumal die Form des Steins keine Ähnlichkeiten mit dem Tier Katze zeigt. Das nächste Grenz-zeichen befand sich ganz in der Nähe an einer Buche „auff dem Fuesswerch ge-nannt.“ Bei der Bezeichnung „Fuesswerch“ (= Fußwerk) handelt es sich um den Hin-weis auf ein ehemaliges Bergwerk. Die Grube beim Fußwerk wird urkundlich schon 1520 erwähnt, muss aber wesentlich älter sein. 1584 grub man Schlacke, die dort lagerte und angeblich vom Bergwerk stammte, ab und verarbeitete sie nochmals in einem Hammerwerk an der Steinach. Die Bezeichnung Fuß- oder Tretwerk ist sehr alt und weist auf die Erzgewinnung (

z.B. Blasebalgbetätigung) durch Menschenkraft hin. Später wurde die Wasserkraft der Bachläufe eingesetzt. Das Bergwerk „beim Fußwerk“, das zum oberpfälzer Bergbaurevier gehörte, wurde bis 1623 betrieben. Heute finden wir bei einer Flur- und Waldbegehung leider keine Hinweise mehr auf die ehemalige Bergwerkstätigkeit.
(Anschrift des Verfassers: Dietmar Herrmann, Hofer Straße 36, 95632 Wunsiedel)

 

Drechselstein


Katzenstein

Bayern-Fichtelgebirge