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Wolf Adam von Hirschberg, Herr auf Ebnath und Schwarzenreuth: Reichsritter, Duellant und Zauberer
Michael Neubauer

Über das Wasser reiten, kilometerweit zielsicher schießen oder Soldaten pflanzen wie Rüben – dies und anderes mehr war dem „Zwergl“ aus Ebnath ein Leichtes. Als Zauberer und Duellant ging der Herr von Hirschberg deshalb in die regionale Sagenwelt von Fichtelgebirge und Steinwald ein. Verkrüppelt soll er gewesen sein, die schwarzmagischen Kräfte zu seinem Schutz in einer rohen, blutigen Zeit entwickelt haben. Ein ungewöhnlicher Eintrag im Sterbebuch der Ebnather Kirche deutet auf einen ganz bestimmten Hofmarksherren als Vorbild für den Zwergl-Sagenkreis hin, auf Wolf Adam von Hirschberg (1614-1694). Sein bewegtes Leben soll hier in groben Strichen nachgezeichnet werden.

Zuerst einmal die Sagen, die der bekannte Oberpfälzer Forscher Franz Schönwerth in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit einem allgemeinen Hinweis auf die Herren von Hirschberg gesammelt und die der fabulierfreudige Ebnather Pfarrer Joseph Hupfer zu Beginn unseres Jahrhunderts ganz konkret auf Wolf Adam von Hirschberg bezogen hat.

Der Geistliche Rat, der über 40 Jahre in der Fichtelgebirgsgemeinde tätig war, schrieb das hier Gehörte auf. Aus der Verkrüppelung etwa folgerte er: „Und so warf er denn mit heißem Eifer und wildem Fleiß auf das Studium, namentlich auf jene Wissenschaft, welche zu damaligen Zeit als die gewinnbringendste galt, auf die Alchimie. Es dauerte nicht lange, da waren alle Leute überzeugt, dass er's mit dem Teufel hatte.“

“Einmal hatte es (das Zwergl) einen Ehrenhandel bei Tirschenreuth auszufechten und ritt mit seinem Diener dorthin. Er war etwas spät daran und musste sich beeilen, um zur festgesetzten Zeit am Platze zu sein. Da kam ihnen noch ein großer Weiher – wahrscheinlich der Kornthanner Weiher – in die Quere. Wenn sie diesen umritten, mussten sie zu spät kommen. Da rief er zu seinem Reitknecht: ,Öidl, jetzt druckst die Augen zu und haust die Sporen hinein und reitest gerade hinter mir drein!' Das Zwergl selbst aber sprengte auf den Weiher zu und siehe da, das ging darüber hin wie auf der schönsten Landstraße, dass die Funken stoben und der Staub aufwirbelte.“ Auch will man des Öfteren gesehen haben, wie Wolf Adam und sein Knecht durch die Lüfte ritten.

Hirschbergs übernatürliche Schießkünste schildert Pfarrer Hupfer so: „Ein anderes Mal hatte er die churfürstlichen Offiziere beleidigt. Diese schickten nun drei Vertreter nach Ebnath und alle drei sollten ihn fordern. Als sie in Ebnath ankamen, kehrten sie beim Neuwirt ein. Als nun jeder eine Maß vor sich hatte, da krachte plötzlich ein Schuss. Das Fenster klirrte und vom Maßkrug, den einer zum Trinken erhoben hatte, flog der Deckelknopf hinweg. Schnell nahm jeder seine Waffe und eilte hinaus. Da lachte das Zwergl zum Schlossfenster herunter und schwang die noch rauchende Pistole. Die drei aber zogen die Köpfe ein, gingen zum Wirt, bezahlten und ritten schleunigst wieder fort.“

Franz Schönwerths Sagensammlung berichtet auch, dass der Zwergl bei hellem Sonnenschein Regen machten konnte, wenn die Leute schön gekleidet daher kamen, und dass er auch in Zimmern massenweise Mäuse herumlaufen lassen konnte. Zur militärischen Sagen-Seite des Ebnather Herren schreibt Schönwerth: „Auf dem hohen Ranger an der Fichtelnaab ließ er Streuprügel legen, wie wenn man Soldaten aufstellt; gleich darauf standen ebenso viele Soldaten da. Einst kam ein Freund auf Besuch. Der Herr war im Garten und der Gast nahm derweil ein auf dem Schrank liegendes Buch und begann darin zu lesen. Da öffnete sich die Thüre, Soldaten traten ein, je mehr, je länger er liest, und sie stellen sich vor ihm auf, ohne ein Wort zu reden. Entsetzt springt er zum Fenster hinaus. Da geht der Herr in's Zimmer und spricht zu den Soldaten ein paar Worte, worauf sie verschwinden; dem Gaste aber rieth er, künftig nicht anzurühren, was ihn nichts angehe.“ Und wenn er ausritt, seien so viele Soldaten hinter ihm hergejagt, als die Hufe seines Pferdes auswarfen.

Über das Ende des Zauberkünstlers schreibt Geistlicher Rat Hupfer: „Seine kräftigsten Zaubersprüchlein hatte das Zwergl in ein dickes Buch fein säuberlich aufgeschrieben. Als er auf hartem Lager hockte und merkte, dass die Tage gezählt seien, befahl er seinem treuen Diener, das Buch ins Wasser zu werfen. Der folgte wie immer. Doch während des Gehens sagte er sich, das Buch ist doch viel zu wertvoll, um es ins Wasser zu werfen, nahm es mit nach Hause und verwahrte es im Bhalter. Dann ging er zurück. Misstraurisch sah ihn das Zwergl an, Öidl aber tat unschuldig. Der Herr fragte ihn, was das Wasser getan habe. Öidl: ,Das Wasser? Nix, goua nix.' ,Dann hast Du das Buch nicht hineingeworfen; wart nur, das musst Du büßen', schrie voller Zorn das Zwergl. Da kam dem Reitknecht die Angst, er lief eiligst heim, nahm das Buch und warf es in die Naab. Da kochte und siedete und brodelte das Wasser und warf haushohe Wellen, als hätte er ein Stück von der so heißen Höllen hineingeschleudert. Eilig lief er zum Herrn, doch als er ankam, war der Zwergl maustot im Bett.“

“Die Leiche wurde in den Sarg gelegt und hinuntergetragen zur Aussegnung. Der Geistliche kam und stimmte mit fester Stimme das De profundis an. Im selben Augenblick sahen alle das Zwergl mit seinem höhnisch lachenden Gesicht oben zum Schlossfenster herausschauen. Das gab ein Geschrei und Gelaufe! Alsbald waren die Weiber und Kinder und auch ein guter Teil der Männer verschwunden. Der Pfarrer aber hatte viel Courage, ließ den Sarg öffnen und als er des Zwergls Leichnam drinnen bemerkte, fuhr er mit großer Ruhe im Psalmodieren fort und begrub den Zauberkünstler.“

Wer sich ein wenig mit Sagen beschäftigt hat, wird bei Schönwerths Aufzeichnungen und Hupfers Ausschmückungen bemerkt haben, dass es sich bei den Geschichten um das Ebnather Zwergl größtenteils um Wandersagen handelt, die von vielen Orten und Personen überliefert sind. Warum aber machten sie sich aber hier gerade an Wolf Adam von Hirschberg fest?

Ein wesentlicher Grund ist sicherlich der außergewöhnliche Eintrag im Sterbebuch der Ebnather Kirche zum Tode Wolf Adams 1694: „6to Junii sepultus est praenobilis ac strenuus Dominus Wolfgangus Adamus de Hirschberg in Schwarzenreuth, Sacramentis omnibus munitur. Aetatis annorum 80. – in multis duellis victor....NB. Artes vetitas pro impenetrabilitate ante confessionem sacramentalem combussit et yuravit“, was besagt, dass der edle und strenge Herr Wolfgang Adam von Hirschberg auf Schwarzenreuth am 6. Juni bestattet worden ist, versehen mit allen Sakramenten, im Alter von 80 Jahren. Der erste außergewöhnliche Zusatz heißt „Sieger in vielen Duellen“, das besondere Aufmerksamkeit erheischende N(ota)B(ene) meint, dass er die verbotenen Künste für Undurchdringlichkeit (Unverletzbarkeit) verbrennen und ihnen abschwören musste vor der Beichte.

Dieser Sterbe-Eintrag ist Abschluss eines Lebens, das schon die Zeitgenossen als weit außer der Norm liegend empfunden haben mussten. Dass dann eine spätere Generation die über die Familie Hirschberg umgehenden Sagen weitgehend an diesem Wolf Adam festgemacht haben, ist verständlich. Ob zu Recht, wird sich zeigen.

Sein Lebenslauf jedenfalls enthält etliche Vorfälle, die leicht und ohne große Verbiegung als Kern der sagenhaften Überlieferung festzustellen sind. Nur eines stört gewaltig: der Spitzname „Zwergl“. Denn Wolf Adam war ein stattlicher Mann, ein gewaltiger Haudegen. Selbst wenn das hier beigefügte Bild stark geschönt und geschmeichelt sein sollte – von Zwergenwuchs oder anderen Verkrüppelungen kann bei ihm kaum die Rede sein.

Hans Schellein, ein verdienter Heimaterforscher des südlichen Fichtelgebirges, wollte das Rätsel sprachlich lösen. Nicht der Zwerg, der zu kurz Geratene, liege zu Grunde, sondern die Zwerch, die Quere, die in Zwerchgiebel oder Zwerchacker gerade noch erhalten, im Zwerchfell aber noch gebräuchlich ist. Wolf Adam wäre demnach sinngemäß „der Querkopf“. Doch gibt es in seiner nächsten Umgebung tatsächlich einen Zwerg. 1665 heißt es in einem Bericht über seinen 13-jährigen jüngeren Sohn Hans Wilhelm: „ . . . hat das ansehen / als werde er ein natürlicher Zwerg verbleiben“. Wie häufig bei sagenhaften Überlieferungen könnten also Vater und Sohn zu einer einzigen Figur zusammengezogen worden sein.

Bleiben wir beim Vater, ganz ohne Zwerg oder Zwerch. Wolf Adam von Hirschberg wurde am 8. Juni 1614 in Ebnath geboren. Als er drei Jahre alt ist, stirbt seine Mutter Sybilla Marianna, eine geborene von Trautenberg. Zehn Jahre später ist er Vollwaise: Sein Vater Hans Sigmund segnet in der außerordentlich schwierigen Zeit der Gegenreformation 1627 das Zeitliche. Georg Adam, der sieben Jahre ältere Bruder, bleibt mit allen Konsequenzen protestantisch und wird, weil er den Schweden kurze Zeit als Hauptmann dient, viele Jahre als Rebell verfolgt. Er lebt in Kulmbach und in Wunsiedel im Exil, wird nach dem Dreißigjährigen Krieg noch einmal des oberpfälzischen Landes verwiesen und schließlich nach seinem Tod 1664 in der protestantischen Kirche des Marktes Redwitz beerdigt.

So zieht sich der konfessionelle Graben dieses mörderischen Jahrhunderts mitten durch die Familie, denn Wolf Adam kehrt zurück zum alten Glauben, zum Katholizismus, der sich für alleinseligmachend hält. Die Umstände erzwingen es: In vielen Adelsfamilien der bis dahin fast rein protestantischen Oberpfalz wird wegen des Glaubensdrucks aus München ein Mitglied katholisch, damit die Güter nicht durch Konfiskation verloren gehen.

Wolf Adam muss nach Amberg zu den Jesuiten in die Schule, „hat sich aber über 14 Tag hernach haimlich absentirt / und nach Ebnath begeben“. Die Vormünder schicken den 14-jährigen Ausreißer zurück, aber, meldet ein Bericht 1629 nach München: „So ist er yedoch zu den Studys / und der lateinischen Schuell keines wegs zu vermögen / sondern wird in der Teutschen Schuell schreiben und rechnen zu lernen angehalten / auch im Catechismus exerciret.“ Von einer besonderen Neigung zu den Wissenschaften kann also noch nicht die Rede sein.

Ende 1631, Anfang 1632 hält der Krieg, der schon 14 Jahre dauert, so richtig Einzug in den Landschaften des Vogtlandes, des Egerlandes, des Sechsämterlandes und der Oberpfalz. Ein kursächsischer Rittmeister namens Diesel nimmt mit einer kleinen Streifschar im Handstreich etliche Städte – darunter Eger, Mitterteich und Kemnath – ein und kommt auch über Ebnath. Als ortskundiger Führer hat sich ihm Stefan Ulrich von Trautenberg aus Fuchsmühl angeschlossen, ein Onkel Wolf Adams. Viele heimlich protestantisch gebliebene Oberpfälzer begrüßen die sächsischen Truppen als Befreier.

Im Mai des besonders schlimmen Jahres 1634 – die Gegend wurde nicht zuletzt im Zusammenhang mit Wallensteins versuchtem Frontenwechsel und seiner Ermordung in Eger von vielen Truppendurchzügen heimgesucht – meldete sich der knapp zwanzigjährige Wolf Adam von Hirschberg mit zwei Pferden bei dem Kommandanten der Festung Waldeck bei Kemnath, dem Obristwachtmeister Johann Zweifel, der in bayerischen Diensten steht und so für Kaiser und katholische Liga kämpft. Der junge Adelige aus Ebnath dient ihm etwa 18 Monate und nimmt dann seinen Abschied, in allem den Gepflogenheiten der Zeit folgend, wie er selbst behauptet. Zweifel will ihn aber nicht ziehen lassen und schickt einen Trupp Reiter nach Ebnath, um den Hirschberger zurückholen zu lassen. Die Gründe werden aus den dann folgenden Ereignissen deutlich: Der Compagniekommandeur will „Ranzion“, Lösegeld, erpressen. Auch das ein übler, aber allgemein verbreiteter Brauch im Dreißigjährigen Krieg.

Hier nun könnte das Sagengespinst seinen Ausgang genommen haben: Die Reiter sind nicht in der Lage, Obristwachtmeister Zweifels Auftrag ausfüllen; Wolf Adam von Hirschberg vertreibt sie – vielleicht wirklich mit einem Meisterschuss, der an übernatürliche Kräfte glauben lässt. Erst als man zu einer List greift und von einem größeren Trupp mit über 20 Reitern das gesamte Ebnather Vieh nach Weiden treiben lässt, wird man des jungen Mannes habhaft. Als der kommt, um über die Rückgabe der für seine Untertanen so wichtigen Tiere zu verhandeln, lässt ihn Zweifel in Eisen legen und führt ihn monatelang mit dem Kriegstross als Gefangenen mit, bis ins Württembergische. Dann ist Wolf Adam „weich“, er unterschreibt einen Schuldschein über 100 Reichstaler, obwohl er nie einen Pfennig von Zweifel geliehen hat. Der Obristwachtmeister stirbt 1639, doch jetzt will sein Bruder Georg Friedrich den Schuldschein einlösen und kommt in die Oberpfalz.

Etliche Vermittlungsversuche schlagen fehl. Der jüngere Zweifel lehnt das Angebot des Hirschbergers, die Sache vor Gericht auszutragen, ab, und fordert ihn zum Duell. Am 4. November 1639 wird es am Ortsrand von Tirschnitz bei Wiesau ausgetragen. Auf dem Weg dorthin könnte Wolf Adam am Kornthanner Weiher vorbeigeritten sein und vielleicht hatte er es eilig...

Zweifel wartet bereits seit einer Stunde auf ihn, das Gewehr schussbereit. Als er anschlagen und zielen will, schießt ihn der Hirschberger, selbst im vollen Galopp, mit der Pistole aus dem Sattel. Duelle sind eigentlich verboten. Das Urteil wird erst 15 Jahre später, lange nach dem Krieg, gefällt: Wegen eines Notwehr-Exzesses muss Wolf Adam 200 Taler Strafe zahlen und acht Tage ins Gefängnis.

An einem anderen Zweikampf, den der landesweit als Raufbold verschrieene Hans Sebastian von Waldenfels auf Wasserknoden bei Bad Berneck und Hans Georg Römer auf Falls am 17. Juli 1659 bei Marktschorgast austragen, ist Wolf Adam von Hirschberg nur als Sekundant des Waldenfels beteiligt. Römer wird eigenartigerweise auf eine ganz ähnliche Weise getötet wie einst Zweifel: mit einem überraschenden Schuss. Bevor er stirbt, klagt er seinen Kontrahenten an: „Du Waldenfelser hast mich geschossen wie ein Schelm!“. Dem sekundierenden Hirschberger wird später von Bamberger Regierungsräten vorgeworfen, den Zweikampfsieger mit vergifteten Kugeln ausgestattet zu haben. Seine Standeskollegen vom Kanton Gebürg der fränkischen Reichsritterschaft – Wolf Adam ist wegen seines Gutes Ziegenburg bei Marktschorgast Reichsritter – nehmen diesen Vorwurf allerdings nicht ernst, als sie ihn verhören.

Doch zurück in den Dreißigjährigen Krieg. Nach dem Duell mit Georg Friedrich Zweifel übernimmt Wolf Adam von Hirschberg für die restlichen acht Kriegsjahre eine seltsame, völlig unzeitgemäße und in der Oberpfalz ziemlich einmalige Rolle: Er dient seinem Lehensherrn, dem bayerischen Kurfürsten Maximilian, als Lehensmann und Krieger, nicht als Soldat. Als Kundschafter ist er unterwegs, als Geldtransporteur in schwierigen Fällen, als Pfadfinder bei Kommandounternehmen – und nimmt dafür keinen Sold, sondern wie die alten Lehensleute nur Aufwandsentschädigung und Schadensersatz, einen militärischen Rang lehnt er ab.

Als die Lage kurz vor Friedensschluss in der oberpfälzischen Hauptstadt Amberg nocheinmal bedrohlich wird, ruft Kommandeur Augustin von Fritsch zusätzliche Truppen zur Verteidigung – dazu Wolf Adam von Hirschberg, als einzigen Landsassen. Die Schweden sind über dessen Partisanenaktionen so verärgert, dass sie Kopfgeld aussetzen und drohen, ihn am nächsten Baum aufzuhängen. Bei einem dieser Einsätze könnte Wolf Adam auch Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen begegnet sein, der als Sekretär des Regiments Elter um diese Zeit in der Oberpfalz ist und hier wesentliche Eindrücke für seinen gewaltigen Kriegsroman „Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch“ mitnimmt.

Maximilian Willibald Graf Wolfegg, Statthalter der Oberpfalz, rühmt später Wolf Adam von Hirschberg, der sich „also unverzagt und getreu erwiesen / dass er mit den geworbenen Reittern und Officiren auf den Feindt ausgesetzt / mit denselben dergestalt scharmuziert / dass sich darob Meniglich sonderbahr verwundert / und dessen erwiesenen Valor und Courage gerümbt haben“.

Den Statthalter verbindet etwas mit dem Landadeligen: Die Leidenschaft für die Alchimie. Leider ist bisher nur ein einziger diesbezüglicher Brief aufgetaucht. 1671 gerät Wolf Adam in den Verdacht, in der Nähe von Kemnath einen Hirten erschossen zu haben, und muss deshalb aus der Oberpfalz verschwinden; er lebt für einige Zeit hauptsächlich auf seinem Gut Leutendorf, das zwischen dem egerischen Markt Redwitz und der Oberpfalz auf markgräflich-bayreuthischem Territorium liegt. Daraufhin wird sein Schloss Schwarzenreuth bei Ebnath beschlagnahmt. In dem dann aufgenommenen Inventar findet sich nicht nur eine Kanone in der Eingangshalle, sondern auch ein „gläsern Prennzeug“ – also ein Labor für Experimente, die sich über das Branntweinbrennen hinaus gingen.

In den Friedenszeiten bleibt Wolf Adam von Hirschberg ein Kämpfer. Mit der Regierung streitet er sich jahrzehntelang um das Recht der hohen Jagd oder um den Bergbau. Auch für seine Untertanen setzt er sich immer wieder vehement ein, etwa wenn ihnen von der Kemnather Weberzunft die Webstühle eingeschlagen werden. Sein Ton ist dabei oft herrisch, oft deftig oder launig: Seinem Vetter Hans Balthasar unterstellt er beispielsweise – in einer Streitsache natürlich –, er habe „sovil Ahnung / als der Blinde von der Farb“. Mit seinen beiden Söhnen und seinen fünf Töchtern überwirft er sich schließlich, weil er 76-jährig noch einmal heiratet – die kaum Zwanzigjährige Maria Barbara von Lützelburg.
Ein Wunder also ist es nicht, wenn so einer zur Sagengestalt wird und die Zeiten überdauert. Und, wer weiß, vielleicht schaut er noch immer gelegentlich aus dem Fenster des Erkers an seinem Schloss Schwarzenreuth, wo einst sein Labor lag.

 

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