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30 Jahre großer Kornberg-Turm

Michael Hein

„Militärischer Sicherheitsbereich, Vorsicht Schusswaffengebrauch“ steht auf den Schildern, die sich noch immer am Absperrzaun des 26 000 Quadratmeter großen Areal der Bundeswehr auf dem großen Kornberg befinden, jedoch ist die Aufschrift der Schilder am Verbleichen. Die Bundeswehr hat vor fast 10 Jahren des Gebiet und den großen der zwei  Kornbergtürme geräumt. Die 1973 gegründete 946. Fernmeldekompanie wurde 1994 außer Dienst gestellt.

Während sich auf dem Großen Kornberg schon 1849 ein Holzturm zur Landvermessung und dann ab 1885 ein steinerner Turm befand, erlangte der Große Kornberg erst in den Jahren nach 1955 ernsthafte Bedeutung für die Landesverteidigung. In den sechziger Jahren wurden die ersten Erkundungstrupps der Bundeswehr auf dem Großen Kornberg gesichtet. In Martinlamitz wurden 1964 Aufklärungsbaracken bezogen. Ende 1967 erfuhr dann die Öffentlichkeit von dem Vorhaben, auf dem Kornberg einen Turm zur Fernmeldeaufklärung zu errichten. Die Wogen des Protestes aus der Bevölkerung und verschiedener Wander- und Naturschutzverbände schlugen hoch, so kam es auch zu einer Protestkundgebung. Den Kornberg sollte nicht das gleiche Schicksal ereilen wie den Schneeberg-Gipfel. Am 3.Oktober 1973 erfolgte trotzdem der erste Spatenstich für den Turmbau, auch bei Temperaturen unter -20°C wurde weiterbetoniert und die Beton-Gleitschalung fast täglich bis zu 3 Meter hochgezogen und das Richtfest für den „Spargel“, wie er in der Bevölkerung genannt wurde nicht einmal ein Jahr später am 10.September 1974 gefeiert. Weder einen Landrat noch ein Abgeordneten konnte der damalige Regierungsbaudirektor bei seiner Festrede dazu begrüßen. In 11 Monaten wurden allein für den Turmschaft und das Fundament 2500 Kubikmeter Beton und 300 Tonnen Stahl verbaut. Der Fundamentaushub betrug eine Tiefe von 4,5 Metern, die Höhe des Turmes rund 64 Meter und der Durchmesser am Fußpunkt 8,25 Meter. Der Innenausbau und die Installation der technischen Anlagen und Antennen nahm eine wesentlich längere Zeit in Anspruch. Am 26. Oktober 1976 wurde dann der Turm seiner Bestimmung übergeben. Der zweite Bauabschnitt, ein zweites Stockwerk, wurde 1977 abgeschlossen und 1988 erfolgte die Übergabe der Fernmelde-Instandsetzungs- und Standortverwaltungs-Betriebsgebäude.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands hat der große Turm am Kornberg für die Landesverteidigung seinen Stellenwert verloren. Jetzt befinden sich Funkrelaisstationen einiger Behörden und Verbände am und im Turm, ebenso wie eine Wetterstation. Zwei Mobilfunkanbieter nutzen den Turm ebenfalls für ihre Zwecke. Die Verwaltung und Unterhaltung obliegt heute dem Fraunhofer-Institut in Erlangen.

Am 3.Oktober 2003 wurden nun Dank der Unterstützung des zu Bundeswehrzeiten für die Gebäudetechnik zuständigen Ernst Rosa durch den Schwarzenbacher Elektriker Michael Hein und dem aus Kirchenlamitz stammenden Informatiker Thomas Graf zwei Wetterkameras am Turm montiert, die halbstündlich ein Wetterbild in das Internet übertragen. Innerhalb kürzester Zeit zeigten sowohl regionale und überregionale Hobby-Meteorologen als auch eine große deutsche Fernsehanstalt Interesse an dem eigentlich als Hobby betrieben Service. Viele die einst in der Region Fichtelgebirge zuhause waren haben jetzt die Möglichkeit, sei es  aus Amerika, Australien oder auch nur aus München bei schönen Wetter über Schwarzenbach, Martinlamitz, den Förmitzspeicher zum Döbraberg oder über Niederlamitz, Kirchenlamitz am Epprechtstein und Waldstein vorbei zum Schneeberg blicken können. Sollte sich irgendwann ein Sponsor finden, ist geplant noch eine weitere Kamera Richtung Nord-West, Nord-Ost und auf die Ski-Piste zu richten. Zu finden sind die Bilder im Internet unter www.kornberg.de, dort findet der Internet-Nutzer auch Informationen über das Fichtelgebirge und aktuelle Wetterdaten vom Großen Kornberg.

 

 

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