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150 Jahre „Schiefe Ebene“
Dietmar Herrmann

Der erste dampfbetriebene Zug von Nürnberg nach Fürth läutete am 7. Dezember 1835 den Beginn eines neuen Zeitalters ein, in der Folgezeit entstanden zahlreiche Eisenbahnbauprojekte. 1841 wurde u.a. in Nürnberg eine Eisenbahnkommission gegründet, die die Planung einer 566 km langen  „Ludwig-Süd-Nord-Bahn“ von Lindau über Augsburg, Nürnberg, Bamberg, Lichtenfels und Kulmbach nach Hof durchführen sollte. Es sollte nördlich von Hof ein Anschluss an die Sächsische Bahn erfolgen. Dabei stellte sich den Planern oberhalb von Himmelkron ein größeres natürliches Hindernis in den Weg, das Fichtelgebirge.

Zwischen Neuenmarkt und Marktschorgast liegt einer der steilsten Eisenbahnabschnitte Deutschlands. Er ist auch unter der Bezeichnung "Schiefe Ebene" bekannt. Schienenfahrzeuge können nur bis zu einem begrenzten Grad „klettern“. Ohne Hilfsmittel wie Zahnrad oder Seilwinde betrug zum Zeitpunkt des Baus der Schiefen Ebene die maximale Steigfähigkeit 1:49. Dies bedeutet, dass auf 49 m Länge die Gleistrasse um 1 m ansteigt. Bei dieser Steigung wurden im Güterzugbetrieb mit Dampf allerdings bereits zwei Loks gebraucht: eine die zog und eine die schob.

Anfang 1847 war die Eröffnung der Ludwigsbahn geplant, doch führten unerwartete Schwierigkeiten beim Bau zu Verzögerungen. Die Fertigstellung mit Anschluss an die sächsische Bahn erfolgte am 20.11.1848. Das letzte Teilstück zwischen Lindau und Oberstaufen wurde erst am 12. Oktober 1853 in Betrieb genommen, weshalb heuer das 150-jährige Bestehen der Ludwig-Süd-Nord-Bahn gefeiert wurde.

Die Bahntrasse der „Schiefen Ebene“ selbst fügt sich harmonisch in die Landschaft ein und zeigt eine Anhäufung von so genannten "Kunstbauwerken" wie Brücken, Durchlässe und bis zu 32 m hohe Steindämme. Im Bahnhofsgebäude Marktschorgast wurde ein Informationszentrum "Schiefe Ebene" eingerichtet, ein 8 km langer technik- und baugeschichtlicher Lehr- und Informationspfad führt abwechselnd links und rechts der Trasse entlang.

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