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50 Jahre Schönburg-Warte auf dem Großen Kornberg
Dietmar Herrmann

Der nordöstliche Eckpfeiler des Fichtelgebirges ist der 827 Meter hohe Gipfel des Großen Kornberges. Er ist ein gewaltiger, bewaldeter Höhenrücken, schon von weitem erkennt man ihn an dem ehemaligen Radarturm der Bundeswehr, der den Hochwald überragt. Granit ist auch hier der Baumeister der Landschaft, in den unteren Lagen grobkörnig, in den oberen jedoch feinkörniger. Aufgelassene Steinbrüche geben Kunde vom einstigen Handwerk der Steinmetzen. Die älteste bisher bekannte Urkunde von 1317 nennt ihn "Kurnberg". Professor Dr. Adolf Gütter weiß den Namen zu deuten: "Kurn-" bedeutet mittelhochdeutsch "Mühle", also "Mühlenberg". Und am Nordwesthang befand sich einst der Ort Mühlhausen, der bereits Ende des 14. Jahrhunderts wüst lag.

Dem Kornberg fehlen die imposanten Felstürme und Blockmeere, wie man sie von anderen Berggipfeln des Fichtelgebirges gewohnt ist. Dennoch bietet der Berg einige Sehenswürdigkeiten für den Wanderer: die Zigeunersteine mit dem Wackelstein oder die Burgruine Hirschstein. Im Winter sind es die Skifahrer, die unter Benützung des Lifts dem "weißen Sport" nachgehen.

Anziehungspunkt wird aber stets der Aussichtsturm "Schönburgwarte" sein. Der 1954 eingeweihte Turm ist nicht das erste Bauwerk, das auf dem Kornberg stand. Im Herbst 1849 wurde von Zimmermeister Ulrich Hallmeyer aus Kirchenlamitz ein der Landesvermessung dienender hölzerner Turm von 70 Fuß Höhe auf einem Steinfundament errichtet. 20 Mann arbeiteten zwei Wochen lang am Bauwerk, das 460 Gulden kostete. Als es baufällig wurde, errichtete die Sektion Fichtelgebirge des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins (Vorgängerin des FGV) 1885 einen 23 Meter hohen Aussichtsturm aus Holz (Planung von Baurat Winnerling, Wunsiedel; Bauausführung durch Zimmermeister Böhringer, Wunsiedel; Kosten 626 Mark; Einweihungsfeier am 2.8.1885). Den Bauplatz und das benötigte Holz spendete Prinz Ernst von Schönburg-Waldenburg, weshalb das Bauwerk den Namen "Schönburg-Warte" erhielt. Im März 1897 stürzte dieser Holzturm in sich zusammen, noch im Laufe des Jahres beschloss der FGV die Errichtung eines Steinturmes. 1898 beschäftigte sich Stadtbaurat Thomas aus Hof mit den Planungsarbeiten. Es wurden Geldspenden gesammelt, wozu auch die Alpenvereinssektion Asch 365 Mark und der Vogtländische Touristenverein 100 Mark beitrugen. Baumeister Luding von Pilgramsreuth erhielt den Auftrag, das 19,2 Meter hohe Bauwerk zu errichten, das 7800 Mark verschlang. Am 24. Juni 1900 konnte der steinerne Rundbau in feierlicher Weise der Öffentlichkeit übergeben werden. Leider waren schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit wieder Ausbesserungsarbeiten erforderlich, denn der Turm zeigte bedenkliche Risse und musste mit Eisenringen umgeben werden. 1930 war ein Teil der Turmzinnen herabgefallen und der Aufgang im Inneren musste ausgebessert werden. Es verging kein Jahr, in dem die Schönburg-Warte nicht Reparaturkosten verschlang. 1936 kam eine fachmännische Untersuchung zu dem Ergebnis, dass der Kornbergturm wegen Baufälligkeit einem Neubau Platz machen müsse. Am 4. Dezember 1938 erfolgte aus Sicherheitsgründen die Sprengung des Rundturmes. Einige Monate vor der Sprengung beschäftigte sich der FGV mit einem Neubau, der "Adolf-Hitler-Turm" heißen sollte. Die Bemühungen um einen raschen Wiederaufbau wurden durch den 2. Weltkrieg zunichte gemacht.

Am 30. August 1952 wurde ein "Verein zum Wiederaufbau des Kornbergturmes" gegründet, der Geldmittel für den Neubau sammelte, damit der Kornberggipfel wieder zu einer Aussichtswarte kommen konnte. Bereits am 23. August 1953 begann man mit dem Neubau (Planung: Oberstadtbaurat i.R. Rudorf, Hof; Bauausführung: Firma Augsten & Scheuerlein, Hof). Am 10. Oktober 1954 versammelten sich etwa 4000 Wanderer zur feierlichen Einweihung und Übergabe des Turmes an die Öffentlichkeit. Der viereckige Turm mit 26 Meter Gesamthöhe, auf den 114 Steinstufen führen, verschlang 62000 DM Baukosten, die durch Spenden und Zuschüsse aufgebracht wurden.

Am 31. Mai 1959 ging die Schönburgwarte offiziell an den Fichtelgebirgsverein über, als der Förderverein aufgelöst wurde. Die umliegenden FGV-Ortsgruppen Marktleuthen, Niederlamitz, Rehau, Schönwald, Schwarzenbach/Saale, Selb und Selb-Plößberg übernahmen die Turmbetreuung. 1960 haben Mitglieder der FGV-Ortsgruppe Niederlamitz mit tatkräftiger Unterstützung der damaligen Firma Reul-Granit AG einen steinernen Panoramazeiger auf der Turmbrüstung angebracht. An der Eingangsseite zum Turminnern befindet sich eine große Steintafel mit den Daten des Turmes, die die Firma Reul-Granit AG zum Selbstkostenpreis geliefert hat. 1964, zum 10jährigen Bestehen des Turmes, erhielt die Schönburgwarte einen Turmgeist. Dies ist ein aus Granit gehauenes Männlein, welches im Turmeingang seine Aufstellung fand und die Aufschrift trägt "Der Turmgeist dankt für Deine Spende". Wie bei allen Bauwerken des FGV in exponierter Lage erfordert auch die Schönburgwarte eine ständige bauliche Betreuung, die von den vorgenannten FGV-Ortsgruppen nun schon 50 Jahre in vorbildlicher Weise geleistet wird.

 

 

 

 Die „Neue Vogtländische Zeitung“ in Plauen brachte am 24. Juni 1900 zur Weihe der steinernen Schönburg-Warte einen Bericht und diese Abbildung. Links der runde Aussichtsturm, der am 24. Juni eingeweiht wurde, rechts oben der Holzturm, der von 1885 bis 1897 auf dem Großen Kornberg stand. Rechts unten Forst- und Gasthaus Vorsuchhütte. (Archiv: Dietmar Herrmann)

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