Alte Inschriften an Felsen des Ochsenkopfgipfels im Fichtelgebirge Von Max Braun Am 1. Juli 1785 wanderte Johann Wolfgang von Goethe mit seinem Freund Karl Ludwig von Knebel und dem jungen Botaniker Friedrich Gottlieb Dietrich von Wunsiedel „nach Zinnwasche auf dem Seeberg“ (=Seehügel), weiter über den „Fürstenbrunnen“ (=Weißmainquelle) nach dem Ochsenkopfe zu“ und am gleichen Tag „über den Seeberg weg dem Nußhardtberge zu“ wieder zurück. In der Vereinszeitschrift unseres FGV „Das Fichtelgebirg“ vom 31. März 1923 regt Dr. Paul Dürrbeck aus Bischofsgrün an, den Weg, den Goethe seinerzeit auf den Ochsenkopf ging, künftig als „Goetheweg“ zu bezeichnen. „Die Durchführung wäre eine schöne Aufgabe für die Bischofsgrüner Obmannschaft des Fichtelgebirgsvereins; eine gemeinsame Besprechung an Ort und Stelle würde eine Einigung über die Wegführung und das Anbringen der Tafeln erzielen“. Noch im gleichen Jahr brachte die Ortsgruppe Bischofsgrün 20 Tafeln, gestiftet von Dr. Dürrbeck, am Aufstieg von Karches, früher u.a. auch Weißmanns-Hoherofen genannt, über die Weißmainfelsen und die Weißmainquelle zum Ochsenkopfgipfel an. Der Obmann, Forstmeister Reißinger, berichtete davon in der Jahreshauptversammlung am 8. Dezember (ebenfalls in „Das Fichtelgebirg“ vom 31. Januar 1924). Geht man vom Karches-Gasthaus den Quellenweg etwa 85 Meter in Richtung Ochsenkopf zur Wegekreuzung, sieht man am Beginn des weiß-blau markierten Wanderweges eine etwa 80 mal 90 Zentimeter große Steinplatte mit der Inschrift GOETHE-WEG sowie OCHSENKOPF mit Pfeil, in Versalien. Auf der Suche nach alten Zeichen oder Inschriften im Ochsenkopf-Gipfelbereich fand ich im Oktober 2003 auf der südwestlichen Seite am Fuß des Gipfelfelsens, etwa 11 Meter von der „Sächsischen Vermessungssäule“ entfernt, eine alte Beschriftung. Nachdem das Moos beseitigt war, kam auch hier in der gleichen Schriftart der Hinweis GOETHEWEG zum Vorschein. Wann die beiden Inschriften angebracht wurden, konnte ich nicht feststellen. Beim weiteren Suchen stieß ich auf die
von Johann Heinrich Scherber, Pfarrer in Bischofsgrün, im Jahr
1811 in seinem Buch „Umsichten auf dem Ochsenkopf“ beschriebenen
Buchstaben I.G.W. Bis zum 1. Oktober 2003 (Aufstellen der vom Verfasser
gefundenen Wahrzeichen-Säule; siehe Der Siebenstern 2003, Seite
289) war der eingemeißelte Ochsenkopf das bis dahin einzige
noch bekannte Wahrzeichen auf dem Gipfel. Die drei genannten Buchstaben
kamen auch hier nach dem Entfernen des Mooses über den Hörnern
zum Vorschein. Scherber führt sie auf die Anwesenheit des Erbprinzen
Markgraf Georg Wilhelm aus Bayreuth (1678-1726) zurück. Seine
„ländlichen Lustpartien“ führten ihn öfter auf den
„Fichtelberg“ (=Ochsenkopf). Er interpretiert diese Inschrift so:
„I.(n)G.(eorgii)W.(ilhelm)“. Nicht finden konnte ich das damals
noch vorhandene R.(egione) unten am eingehauenen Ochsenkopf sowie
den Fortsatz der angefangenen Inschrift am „nächst anliegenden
Stein“: L.(ocus)R.(egionis)P.(rinceps, was alles zusammen etwa bedeutet:
„Ort der Herrschaft des Georg Wilhelm, Herrscher dieser Region“.
Scherber schreibt noch von weiteren Steinen mit Beschriftung in
der Nähe am Fußpfad zum Gipfel.. So sind auch am Felsen
beim „Bergloch“ (=Schneeloch) der „vorzüglichsten Werkstätte
der Venetianer“ einige Buchstaben eingemeißelt, deren Bedeutung
wohl nicht bekannt ist.
Fotos: Max Braun |
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