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Das Gsteinigt im Röslautal
Dietmar Herrmann

Die Röslau ist neben der Eger das Hauptgewässer des inneren Fichtelgebirges. Sie entspringt am Osthang des Schneeberges, fließt in östlicher Richtung durch die Orte Tröstau, Wunsiedel, Arzberg und Schirnding und vereint sich bei Fischern mit der Eger. Ihre Quelle wurde 1930 von der Stadt Wunsiedel eindrucksvoll mit Granitsteinen gefasst.  Von der Quelle bis zur Mündung schuf 1980 unser FGV den fast 50 km langen Röslau-Wanderweg.(2)

Urkundlich taucht unser Fluss recht spät in Erscheinung, im Jahre 1403 unter der Bezeichnung „Rosslin“, danach mit unterschiedlicher Schreibweise. Diskussionen gibt es bis zum heutigen Tag, ob es Rösla oder Röslau heißen muss, wobei am Oberlauf des Flusses die Endsilbe a verwendet wird, am Unterlauf das au im Sprachgebrauch Eingang gefunden hat.(3) In amtlichen Karten wird der Gewässername „Röslau“ verwendet, mundartlich nennt man sie „Riasla“.

Was schrieben die alten Fichtelgebirgschronisten über unseren Fluss? Caspar Bruschius bezeichnet 1542 die „Reslau“ als „vast hell und vischreich wasser“. Magister Johann Will  nennt sie 1692 als „eine überaus schöne fichtelbergische Nymphe“ und Johann Christoph Pachelbel weiß 1716, dass es sich um ein schönes, helles und fischreiches Wasser handelt und dass es den Wunsiedlern zur Hölzflöße dient.

An Namensdeutungen hat es bisher nicht gefehlt, wobei festzustellen ist, dass es oftmals zu sehr seltsamen Erklärungen kam (z.B. Salzwasser). Neuere Forschungsergebnisse bringen den Flußnamen mit „in lebhafter Bewegung, Erregung“ und „fließen, strömen, stürzen“ in Zusammenhang.(4)

Der landschaftlich reizvollste Abschnitt des Röslauverlaufs liegt zweifellos zwischen Elisenfels und Arzberg, genannt das „Gsteinigt“. Schluchtartig hat sich hier der Fluss seinen Weg durch eine schmale Gneisschwelle und die Phylitte gebahnt und bildet so ein enges, romantisches Felsental. 1817 wird das Tal folgendermaßen beschrieben: „Zahllose Felsenstücke sind in sein Bette herabgerollt, und tosend stürzt er sich über dieselben hinweg. Der Fichtenwald zieht sich bis an das Ufer herab und macht das kaum gangbare Tal noch düsterer und schauerlicher...Obgleich der gewöhnliche Weg nach Arzberg bequemer und kürzer ist, so lohnet doch ein manneichfaltiger Naturgenuss, den Fußsteig durch dieses Tal zu verfolgen.“(5) Als dann der Bahnbau begann, wurde auch das Tal bei Elitenfels noch besser zugänglich gemacht. Im Sommer 1884 hatte sich ein Verschönerungsverein gebildet, der sich um die Begehbarmachung des „Gsteune“ annahm. Seit dieser Zeit schlängelt sich ein bequemer Fußpfad zwischen den steilen Felswänden und dem rauschenden Röslaufluß durch das Felsental.(6)

Der „mannichfaltige Naturgenuss“ blieb bis zum heutigen Tag erhalten. Bereits 1938 wurde das Gsteinigt zum geschützten Naturdenkmal erklärt.(7) Vielfältig ist hier der Baumbestand, artenreich Sträucher, Krautschicht, Moose und Flechten. Der gut strukturierte Mischwald bietet auch für die Vogelwelt einen günstigen Lebensraum. Es würde den Rahmen dieser Abhandlung sprengen, wollte man alle vorkommen- den Pflanzen und Tiere aufzählen.(8)

Am Wanderweg durch das Gsteinigt liegt die 1919 gefasste Silberquelle. Sie erinnert an den Bergbau, der im Arzberger Eisenerzrevier betrieben wurde. Bei der Silberquelle wurde 1863 ein 100 m langer Stollen in den Fels getrieben, der für den Abfluss des Grubenwassers des „Morgenstern-Schachtes“ dienen sollte.(9)

Unser Heimatverein hat sich besonders die Naturschutzarbeit zur Aufgabe gemacht. Und so war es ein Schritt in die richtige Richtung, Flächen im Gsteinigt für Zwecke des Naturschutzes und der Landschaftspflege zu erwerben, die uns von der Firma Fastneu & Co. GmbH, Elitenfels, zum Kauf angeboten wurden. Mit Beschluss des FGV-Hauptausschusses vom 4.1.1996 wurde der Ankauf von ca. 12 ha Fläche beschlossen, der Kaufvertrag am 5.6.1996 notariell beurkundet. An den Kosten von ca. 130.000 DM haben sich auch der Bayerische Naturschutzfond, die Stadt Arzberg, der Landkreis Wunsiedel und die FGV-Ortsgruppe Arzberg beteiligt.

Wir können nun durch „unser“ Gsteinigt wandern, wir müssen aber in Zukunft  auch durch ein Pflege- und Entwicklungskonzept für die Sicherung des ökologisch, landschaftlich und geologisch bedeutsamen Lebensraumes sorgen.

 

Felsen im Bachlauf der Röslau

Idyllischer Wanderweg

Der Röslauweg führt durch das Gsteinig

Silberquelle im Gsteinig

 

Literatur:

1. Lukas: Die Rösla-Quellenweihe am 12. Juli 1931. In: Der Siebenstern 1931, S.127.

2.  Herrmann, Dietmar: Vom Röslau-Wanderweg. In: Der Siebenstern 1980, S. 12; Tröger, Ursula: Der Röslauweg, Faltblatt des FGV.

3. Seidel, Christoph: Röslau oder Rösla. In: Der Siebenstern 1941, S. 2; Derselbe: Russel, Rösla und Röslau. In: Der Erzähler vom Gabelmannsplatz Wunsiedel, Nr. 31 vom 2.8.1930.

4.  Gütter, Adolf: Der Flußname Röslau (Fichtelgebirge). In: Beiträge zur Namensforschung. Neue Folge, Band 24 (Heidelberg 1989), Heft 1/2, S. 85-91.

5. Goldfuß u. Bischof: Physikalisch-statistische Beschreibung des Fichtelgebirges (Nürnberg 1817), S. 123.

6. Singer, F.W.: Arzberger Bilderbuch (Arzberg 1974), S. 414 f.

7. Amtsblatt für den Bezirk Wunsiedel vom 25.4.1938 „Verordnung zur Sicherung von Naturdenkmalen im Amtsbezirk des Bezirksamtes Wunsiedel“.

8. Auflistung von Flora und Fauna siehe Biotopkartierung Bayern, Objektnr. 5939-78.

9. Simon, D. Matthias: Arzberger Heimatbuch (Arzberg 1954), S. 284

Dieser Aufsatz wurde veröffentlicht in Der Siebenstern, Vereinszeitschrift des Fichtelgebirgsvereins e.V., 1997, S. 9

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