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Otnants Rodungsland südlich der Kösseine
Dietmar Herrmann

Wenn wir vom Ort Kössain am Südfuß des Kösseinestocks (Ortsteil der Stadt Waldershof) auf dem rot-weiß markierten Wanderweg (= Steinwaldweg) zum Gipfel der Kösseine wandern, überschreiten wir unbemerkt die Regierungsbezirksgrenzen Oberpfalz/Oberfranken und die Landkreisgrenze Tirschenreuth/Wunsiedel. Nur die Inschrift am Pfalzbrunnen macht uns auf diese Tatsache aufmerksam. Außerdem merken wir nicht, dass mit diesem Wanderweg die Europäische Hauptwasserscheide zwischen Schwarzem Meer und Nordsee verläuft.

Am Südhang der Kösseine verliefen schon seit alters Grenzen zwischen verschiedenen Herrschaftsgebieten. Bei der Bildung der politischen Territorien Obere Pfalz/Bayern und des Burggrafenamtes „ob dem Gebürg“ bzw. der späteren Markgrafschaft Bayreuth wurde ab dem 14. Jahrhundert die Kösseine zu einem „Grenzberg“. Südlich und nördlich des Berges hatten demnach die Einwohner verschiedene Landesherren, was natürlich auch eine genaue Grenzfestlegung erforderlich machte. Und diese Landesgrenze zwischen den beiden Herrschaftsgebieten hatte dann Bestand bis zum Jahr 1810, als die ehemalige Markgrafschaft durch den Pariser Vertrag dem Königreich Bayern eingegliedert wurde.

Die erste Urkunde, die das Gebiet südliche der Kösseine beschreibt, stammt vom 13. Februar 1061. Durch sie wird ein bestimmtes Rodungsgebiet festlegt, das zunächst mit einer politischen Grenze nichts zu tun hat. Aus der Nordabgrenzung des übereigneten Landstrichs entwickelte aber später die heutige Grenzsituation im Kösseinestock. König Heinrich IV. (1056-1106) schenkte damals seinem Ministerialen Otnant von Eschenau einen Rodungsbezirk mit folgenden Abgrenzungen: „....von der Mündung des Swrbaha (=Schurbach, jetzt Höllbach) in die Crumbanaba (Krumme Naab, jetzt Fichtelnaab) und aufwärts bis dahin, wo Crumbanaba und Swrbaha entspringen, und von da zum Ursprung der Trewina (=Kössein), dann die Trewina abwärts bis zu jenem Weg, der von Eger herkommt und diesen Weg entlang bis zum Swrbaha und von diesem abwärts bis zur Crumbanaba, gelegen in der Grafschaft Heinrichs im Nordgau und in der Mark Nabburg.....“. Die nachfolgende Kartenskizze zeigt das Rodungsland des Otnant von Eschenau und die Bachläufe, die im Laufe der Zeit ihren Namen geändert haben.

Weiterführende Literatur:

Braun, Hermann: Monumenta Redwitzensia Historica, Heft 5 der Schriftenreiehe des Volksbildungswerkes der Stadt Marktredwitz, S. 10-13
Frh. v. Reitzenstein: Die nördliche Ausdehnung der Mark Nabburg. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken 1860, Bd.8, H.3, S.13
Thiem, Rudolf: Alte Grenzen zwischen der Rodenzenfurt und dem Fichtelsee. In: Der Siebenstern 1976, S. 87 f.
Herrmann, Dietmar: Die Kösseine im Fichtelgebirge, Heft 3/1993 der Schriftenreihe des Fichtelgebirgsvereins Das Fichtelgebirge, S. 80-86
Gütter, Adolf: Die Gewässernamen „Trewina“ und „Kössein“ und die Besiedelung des Gebietes um Marktredwitz. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken 2000, S. 41

Blick vom Aussichtsturm auf der Kösseine Richtung Süden
auf das Rodungsland des Otnant von Eschenau.
Der Ort im Tal ist Schurbach, Gemeinde Waldershof..

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