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Naturschutzarbeit und Naturschutzstiftung des Fichtelgebirgsvereins

Dietmar Herrmann

Förderung des Wanderns, der Heimat- und Kulturarbeit, Wegemarkierung und Unterhalt von Unterkunftshäusern, Felsbesteigungsanlagen und Aussichtstürmen sind Hauptaufgaben des Fichtelgebirgsvereins (FGV). Doch der Heimatverein, übrigens Bayerns größter Verein unter 16 gleichgesinnten Verbandsvereinen, sieht seine Arbeitsschwerpunkte auch auf dem Gebiet des Natur- und Umweltschutzes.

Wunsiedel. Natur- und Umweltschutz haben beim FGV seit jeher eine große Bedeutung. Dies, so Naturschutzreferent Martin Hertel, nicht nur als vorrangige satzungsgemäße Aufgabe, sondern vor allem auch im Denken und Handeln der FGV-Mitglieder. Als äußeres Zeichen dafür betreuen viele Ortsgruppen ökologisch wertvolle Biotope, erhalten z.B. Moorflächen mit ihrer einmaligen Tier- und Pflanzenwelt, pflegen Trockenrasen, schützen Schluchtwälder und kümmern sich um den Erhalt eines vielfältigen Landschaftsbildes. „Dies alles erledigen unsere Mitglieder ehrenamtlich zum Wohl von Natur und Umwelt, zur Erhaltung einer vielfältigen Kultur- und Naturlandschaft, in vielen Fällen auch als Rückzugsgebiet für seltene, sonst vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten“ berichtet Hertel in der neuesten Vereinszeitschrift „Der Siebenstern“. Dabei erfahre der Heimatverein dankenswerter Weise Unterstützung durch Privatpersonen und öffentlichen Stellen wie z.B. den Städten und Gemeinden, den Landkreisen, dem Naturpark Fichtelgebirge, dem Landschaftspflegeverband, der Regierung von Oberfranken, der Oberfrankenstiftung sowie dem Bayerischen Naturschutzfond, sei es bei Ankauf oder Pacht, aber auch bei der laufenden Pflege. Aber auch aus den im Moment noch bescheidenen Erträgen der Naturschutzstiftung des Fichtelgebirgsvereins werden Ankauf und Pflege von Naturschutz-Flächen gefördert.

Das größte zusammenhängende Biotop ist das G`steinigt mit 10,8 Hektar, das der FGV 1996 erworben hat. Das Durchbruchstal der Röslau mit seiner Schluchtwaldvegetation liegt zwischen Elisenfels und Arzberg und wird von der FGV-Ortsgruppe Arzberg betreut. Die Arzberger betreuen auch das dem Freistaat Bayern gehörende Biotop Hagenhaus mit seinen Tümpeln, Dämmen und seltenem Pflanzenbestand und bei Rügersgrün in der Kestelloh einen Schilfweiher. Mit etwa 4,7 Hektar ist der FGV Grundbesitzer in der Hirschloh bei Kirchenlamitz, wo sich u.a. ein Übergangsmoor mit Braunseggensumpf befindet, hier übernahmen die FGV-Ortsgruppen Niederlamitz und Kirchenlamitz die Pflegemaßnahmen. In der Gemarkung Weißenstadt gibt es den so genannten Schwarzweiher, der ein kulturhistorischer Stauteich ist und wo die Offenhaltung der Moorflächen durch Vereinsangehörige gewährleistet wird. In der Flur Krummes Wehr bei Bernstein und bei der Storchenwiese bei Schönlind kümmern sich die Wunsiedler Siebensternler um Pflegemaßnahmen. 8,64 Hektar groß ist das Feuchtgebiet mit Orchideenstandort bei der Tauritzmühle in der Nähe von Speichersdorf, das von der Speichersdorfer FGV-Ortsgruppe 1978 erworben wurde und seither vorbildlich betreut wird. Derzeit sei, so FGV-Naturschutzreferent Hertel, die FGV-Ortsgruppe Weidenberg dabei, schützenswerte Flächen anzukaufen.

Seit 1999 hat der Fichtelgebirgsverein die „Stiftung Natur- und Kulturlandschaft Fichtelgebirge“ errichtet unter Vorsitz von Horst Ruhl, dem früheren Hauptwanderwart des FGV. Sie ist eine öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts mit Sitz in Bischofsgrün und wurde von der Regierung von Oberfranken am 21. Dezember 1999 genehmigt. Die Stiftung ist seitdem rechtsfähig und untersteht der staatlichen Aufsicht. Die Mitarbeiter in der Naturschutzstiftung arbeiten alle ehrenamtlich und es entstehen keinerlei Verwaltungs- und Werbungskosten. Somit wird jeder gespendete Euro dem Stiftungszweck zugeführt, führt Ruhl in seinem Rechenschaftsbericht aus. Die Naturschutzstiftung fördert den Erwerb und die Pflege von Grundstücken zum Zwecke des Naturschutzes und der Landschaftspflege, sie fördert Renaturierungsmaßnahmen und Maßnahmen zum Schutz bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Sie fördert aber auch wissenschaftliche Untersuchungen z.B. zum Besucherverhalten, Beobachtung und Dokumentation ablaufender Prozesse, Überprüfung und Beantwortung von Fragen des angewandten Naturschutzes. Weitere Satzungs-Aufgabe ist die Förderung zur Erarbeitung und Verbreitung von Mitteln zur Umweltbildung und Maßnahmen zur Information von Besuchern in Schutzgebieten und zur Besucherlenkung.

Die FGV-Stiftung „Natur- und Kulturlandschaft Fichtelgebirge“ gewährleiste nach Horst Ruhl eine dauerhafte Zweckbindung der zugedachten Mittel. Nur die Erträge des Vermögens kommen dem Satzungszweck zugute, ohne dass dabei das Stiftungskapitel angetastet werde. Aus den bisherigen Zinserträgen wurden folgende Projekte gefördert: Ankauf einer Biotopfläche bei Bernstein (2.000 DM), Errichtung eines behinderten- und familiengerechten Walderlebnispfad durch die FGV-Ortsgruppe Bischofsgrün (2.300 Euro), Errichtung eines Naturschutz-Info-Pavillon durch die FGV-Ortsgruppe Bad Alexandersbad (500 Euro), Aufstellung von Info-Tafeln für das Naturschutzgebiet G`steinigt durch die FGV-Ortsgruppe Arzberg (525 Euro) und Ankauf des Biotops Schwarzer Weiher (1.561 Euro).

Das Stiftungsvermögen sei von privaten Spendern und Sponsoren aufgebracht worden. „Auch weiterhin wollen wir erfolgreich im Sinne unserer Stiftung arbeiten. Dazu müssen wir das Stiftungsvermögen mehren, um mit den Erträgen auch in Zukunft die gesteckten Ziele erfüllen zu können“ schreibt der Stiftungsratsvorsitzende. Er bitte deshalb um Spenden auf folgendes Konto: Stiftung des Fichtelgebirgsvereins, Sparkasse Bayreuth (BLZ 773 501 10) Konto 201 16760. Die Spenden seien steuerlich absetzbar, die Spender werden in der FGV-Vereinszeitschrift bekannt gegeben. Welche Möglichkeiten es gibt, auch mit einem Erbe die Naturschutzstiftung zu unterstützen, erkläre er gerne unter Telefon 09278-1301. Auch durch eine Mitgliedschaft im FGV könne man die Naturschutzarbeit unterstützen.

Am 3. März 2004 fanden Wahlen zum Beirat der Naturschutzstiftung statt, die die „alte Mannschaft“ bestätigte. Den Vorsitz des Stiftungsbeirats hat weiterhin Horst Ruhl aus Weidenberg, Beiräte sind FGV-Hauptvorsitzender Dr. Helmut Reinel aus Hof, stv. FGV-Vorsitzender Dr. Peter Seißer aus Wunsiedel, FGV-Naturschutzreferent Martin Hertel aus Tröstau und FGV-Ortsgruppenvorsitzender Rainer Schreier aus Bischofsgrün. Das Stiftungsvermögen (Stand: 31.12.2003) bezifferte Ruhl auf über 97.000 Euro, wobei er bedauerte, dass im letzten Jahr sehr geringe Zuspenden zu verzeichnen waren. Wegen niedriger Zinssätze beliefen sich die Zinserträge auf knapp 3.000 Euro, weshalb nicht alle förderwürdigen Projekte berücksichtigt werden konnten.

(Dieser Aufsatz erschien , wenn auch in gekürzter Form) in der Frankenpost Hof, Der neue Tag Weiden, Nordbayerischer Kurier Bayreuth).

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