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Großer und Kleiner Haberstein im Fichtelgebirge

Dietmar Herrmann

Vorbemerkung: Im Fichtelgebirge gibt es drei Habersteine: einen im Schneebergmassiv und einen großen und kleinen im Kösseinegebiet. Von den Habersteinen an der Kösseine soll hier berichtet werden.

Der Große Haberstein ist eine gewaltige Felsburg im KösseinestockA, im Hohen Fichtelgebirge südlich der Kreisstadt Wunsiedel im Gebiet des Staatsforstes gelegen. Wenn der Wanderer den höchsten Felsen erklommen hat, steht er auf 848 m ü.NN2. Bei den Felsformationen sieht man besonders gut die matratzenartige Verwitterungsform des Kösseine-Randgranits mit deutlich waagrechter Klüftung. Der ursprüngliche Verband der Felsen ist im Gegensatz zum Felsenlabyrinth der nahegelegenen Luisenburg noch erhalten. Professor Dr. Heinrich Vollrath hat die verschiedenen Verwitterungsformen des Granits wissenschaftlich erforscht und ausführlich beschrieben3. Der Haberstein ist ein geschütztes Naturdenkmal mit einer Schutzzone von 200 Metern im Umkreis, was den Ausschluss von Steingewinnung gewährleisten soll. Außerdem wurde die Felsburg in das Geotop-Verzeichnis des Bayerischen Geologischen Landesamtes unter der Geotop-Nummer 479R012 aufgenommen4.

Urkundlich5 taucht der Name Haberstein erstmals im Jahr 1393 auf, als der Waldbesitz und die Besitzgrenzen des damaligen Landesherren, des Burggrafen von Nürnberg, beschrieben werden: „...der haberstein, der auf dem hochstein in der Kozzeyn liget....“. Unter „Kozzeyn“ ist die Kösseine gemeint. Das Wort Haberstein enthält als Erstglied „Haber-„ ein altes deutsches Wort für „Ziegenbock“, bedeutet somit „Ziegenbockstein“. So deutet es der bekannte Namensforscher Dr. Adolf Gütter6.

Wie gelangen wir zum Großen Haberstein-Felsen7? Wir stellen unser Fahrzeug am Parkplatz Luisenburg (3 km südlich der Kreisstadt Wunsiedel) ab. Dort treffen wir auf den Höhenweg, der einer der Hauptwanderwege des Fichtelgebirgsvereins ist. Markiert ist er mit einem weißen H auf rotem Grund8. Vorbei am Gelände der „Luisenburg-Festspiele“ auf der Naturbühne der Luisenburg (älteste und schönste Naturbühne Deutschlands9) geht es in westlicher Richtung durch Hochwald leicht bergan in Richtung Kösseine. Nach etwa einem Kilometer Wanderstrecke zweigt ein Seitenpfad rechts zum Haberstein ab und nach 50 Metern erreichen wir die großartigen Felsformationen, auf die eine Besteigungsanlage führt.

Bereits im Jahr 1879 führten Holztreppen zum höchsten Felsen, die von der damaligen Sektion Fichtelgebirge des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins angebracht worden sind10. Auf dem Kupferstich im Buch von Dr. C.W. Gümbel mit dem Titel „Geognostische Beschreibung des Fichtelgebirges“ sind diese Treppen zu sehen und sie führen auf den nördlichen Felsturm, der mit Namen „Kanzel“ angegeben wird. Im Jahr 1883 wurde dann eine eiserne Tragekonstruktion für die Balkenlage angebracht11. Die Eisenkonstruktion erfüllt bis zum heutigen Tage ihren Zweck, die Holzteile mussten witterungsbedingt wiederholt ausgebessert werden. Die Anlage wird von der Ortsgruppe Wunsiedel des Fichtelgebirgsvereins betreut.

Auf dem obersten Felsen sehen wir einige muldenartige Vertiefungen – der Volksmund nannte sie „Druidenschüsseln“. Sie sind durch die Granitverwitterung entstanden und sie sind keine von Menschenhand geschaffene Opferkessel für kultische Zwecke, wie unsere Vorfahren glaubten12. Daneben sehen wir noch runde Löcher, die von Menschenhand in den Fels gemeißelt wurden. Sie nahmen des Vermessungsgerüst auf, eine geodätische Einrichtung für die Landesvermessung13.

Genießen wir die schöne Aussicht vom Kanzelfelsen des Großen Haberstein. Unter uns das Tal der Rösla mit seinen Orten, sich anschließend die hügelige Innenfläche, im Hintergrund das wuchtige Schneebergmassiv.

Wenn wir auf dem Höhenweg weiter wandern in Richtung Kösseine, steht rechts des Wegs der Kleine Haberstein. Seine beiden Felstürme, auf die keine Besteigungsanlage führt, sind ebenfalls geschützte Naturdenkmale und wurden mit der Nummer 479R013 in das Geotop-Verzeichnis des Bayerischen Geologischen Landesamtes eingetragen.

 

 

Anmerkungen:

1 Über das gesamte Kösseinegebiet informiert Dietmar Herrmann, Die Kösseine im Fichtelgebirge; Heft 3/1993 der Schriftenreihe „Das Fichtelgebirge“ des Fichtelgebirgsvereins e.V.

2 Topografische Karte Blatt 5937, Fichtelberg

3 Vollrath, Heinrich: Verwitterungs- und Abtragungsformen des Granits im Fichtelgebirge. In: Der Siebenstern, 1982 S. 73 (mit Bild), S. 78

4 Siehe im Internet www.geologie.bayern.de, Link Geotopschutz/Geotope/Geotop-Recherche

5 Urkundensammlung Monumenta Zollerana, Band VIII, Nr. 403

6 Gütter, Adolf: Die Gewässernamen „Trewina“ und „Kössein“ und die Besiedelung des Gebietes um Marktredwitz. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, 2000, S. 47, Anmerkung 32

7 Wir empfehlen die Appelt Wanderkarte 1:35.000 Naturpark Fichtelgebirge

8 Faltblätter über die Hauptwanderwege im Fichtelgebirge gibt es beim Fichtelgebirgsverein e.V., Theresienstraße 2, 95632 Wunsiedel

9 Im Jahr 2005 wird das Königin-Luise-Jahr in Wunsiedel/Bad Alexandersbad gefeiert. Ausführlich über die Luisenburg im Internet bei www.bayern-fichtelgebirge.de, Link Königin-Luise-Jahr

10 Die Alpenvereins-Sektion Fichtelgebirge wurde 1878 in Wunsiedel gegründet und kümmerte sich ausschließlich um die Erschließung des Fichtelgebirges. 1888 wurde sie aufgelöst und der Fichtelgebirgsverein e.V. gegründet.

11 Müller, Wilhelm (1963): 75 Jahre Fichtelgebirgsverein, Stammortsgruppe Wunsiedel, S. 11

12 Seidel, Christoph: Über die „Opfersteine“ im Fichtelgebirge. In: Der Siebenstern 1951, S. 1-6

13 Auf die Abbildung bei Dr.C.W. Gümbel sieht man auf dem Kanzelfelsen die hölzerne Vermessungseinrichtung.

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