Der „Bischof des Fichtelgebirges“ Auch heuer (=2003), wenn nach acht Jahren die Frühjahrssternwanderung wiederum nach Ebnath führt, besteht eine besonderer Anlass, Joseph Hupfer zu gedenken, war er doch maßgeblich daran beteiligt, als vor genau hundert Jahren , im Jahre 1903 , in Ebnath der Fichtelgebirgsverein aus der Taufe gehoben wurde. Es besteht also Grund genug, an dieser Stelle das Leben und Wirken dieses Mannes etwas ausführlicher auszubreiten. Lebensdaten Im nordoberpfälzischen Pressath als
Sohn des Schmiedemeisters Georg Hupfer und dessen Ehefrau Theresia,
geb. Mühlmaier, am 3.Mai 1869 geboren, wuchs Joseph Hupfer
zusammen mit fünf Geschwistern auf. Man nimmt an, dass sein
Vater früh verstarb, er aber auf alle Fälle in sehr bescheidenen
Verhältnissen aufwuchs, denn der damalige Stadtpfarrer von
Pressath, der eine besonderes Gefallen an dem „heiteren, fröhlichen
und musikalischen Wesen“ des begabten Buben gefunden hatte,
bemühte sich mit allen Kräften, ihm einen Freiplatz im
bischöflichen Knabenseminar in Regensburg zu vermitteln. Im Juli 1939 übergab Joseph Hupfer, inzwischen mit den Aufgaben eines Dekans betraut und Träger des Titels eines Bischöflichen Geistlichen Rates, wie auch anlässlich seines vierzigjährigen Priesterjubiläums im Jahre 1935 von der politischen Gemeinde zum Ehrenbürger ernannt, die Pfarrei an seinen Nachfolger Johann Leitl. Einen Monat später bezog er im neuerbauten Pfarrhof des benachbarten Brand seinen Altersruhesitz, wo er bereits ein knappes Jahr später nach nur vierzehntägigem Krankenlager am 22.Juni1940 im Alter von 71 Jahren verstarb. Seine letzte Ruhestätte fand Joseph Hupfer im Priestergrab des Ebnather Friedhofs. Der Kirchenbauer Das ungewöhnlich lange Wirken Joseph Hupfers über 44 Jahre in ein und derselben Pfarrei lässt sich nicht in Gänze beschreiben, sondern nur in einigen Schlaglichtern erhellen. Ein besonderes Verdienst Joseph Hupfers war es, der Pfarrei Ebnath eine neue Struktur gegeben zu haben. Bei seinem Amtsantritt zählte die Pfarrei 22 Ortschaften mit etwa 5000 Gläubigen. Die seelsorgerische Betreuung in dem sehr weitläufigen Pfarrbezirk, zu der auch noch das Abhalten des Religionsunterrichtes in mehreren Schulen gehörte, war für Pfarrer Hupfer und seine Kapläne vor allem in den langen schneereichen Wintermonaten äußerst mühevoll – man bedenke, dass alle Wege zu Fuß zurückgelegt werden mussten. Diesem Zustand vermochte Hupfer rasch und erfolgreich entgegenzuwirken. Zunächst gelang es ihm, die Beschwernisse bei der pastoralen Tätigkeit im sieben Kilometer entfernten Mehlmeisel abzubauen. Unter seiner Initiative wurde ein Kirchenbauverein gegründet, 1906 mit dem Bau einer Kirche begonnen und nach deren Einweihung 1911 ein exponierter Kaplan zugewiesen. 1923 erfolgte die Erhebung zur Pfarrei. Langwieriger gestaltete es sich, die Eigenständigkeit Neusorgs aufzubauen, eines Industriedorfs, welches explosionsartig wuchs und Pfarrer Hupfer als „Sorgenkind“ besonders am Herzen lag. Die Gefahr des Aufkeimens liberaler Ideen bei den Fabrikbesitzern und Bahnbeamten und des Fußfassen sozialdemokratischer Ideen bei der Arbeiterschaft gleichermaßen fürchtend, trieb er den Bau einer Kirche mit großem Eifer voran. Seinem diplomatischen Geschick und seiner Hartnäckigkeit ist es wohl zu verdanken, dass das bischöfliche Ordinariat in Regensburg ein unverzinsliches Darlehen in Höhe von 10000 Mark bewilligte und damit am 4.Mai 1911 der Grundstein für die kleine Kirche St. Josef gelegt werden konnte. Jedoch erst 1930 wurde in Neusorg eine exponierte Hilfsgeistlichenstelle geschaffen. (Erster Geistlicher war von 1930-1933 Joseph Losch, der 1945 von den Nationalsozialisten in Plötzensee hingerichtet wurde.) Auch in anderen Teilen der Pfarrei betätigte sich Pfarrer Hupfer als Bauherr. So wurde 1906/1907 ein Kirchlein in Brand erbaut, 1930/1931 eine Kirchlein in Schurbach errichtet, 1904 die Kalvarienbergkapelle bei Ebnath und 1908 die Dreifaltigkeitskapelle in Grünlas restauriert. Neben diesen Bautätigkeiten lag Pfarrer Hupfer ganz besonders die Pflege seiner Ebnather Pfarrkirche St. Ägidius am Herzen. Von 1908 bis 1910 ließ er eine gründliche Renovierung der Pfarrkirche vornehmen, bei der man ganz besonders auf die Erhaltung der ursprünglichen Farben und Formen achtete. Dabei stützte sich Pfarrer Hupfer auf seine Studien einschlägiger Akten im Pfarrarchiv. Der volksverbundene Seelsorger Sicherte ihm diese rege Bautätigkeit einen ehrenvollen Platz in den einschlägigen Chroniken, so ist sein Andenken in der mündlichen Überlieferung auf Grund einer anderen Eigenschaft lebendig geblieben: Es ist die facettenreiche Volksverbundenheit, die ihn in den Herzen der Ebnather weiterleben lässt. Da ist zunächst seine Gabe, an jedem Ort für jeden das richtige Wort zu finden. Mit seiner milden Wortgewalt vermochte er die Kirchenbesucher in den Bann seiner Predigten zu ziehen, aber auch in den Schulstuben eine angstfreie Situation zu schaffen (für die damalige Zeit durchaus etwas ungewöhnlich). Da ist weiterhin seine humorvolle Geselligkeit. Ein großes Foto in der Wirtsstube beim Oberwirt verweist heute noch auf die Tatsache, dass Pfarrer Hupfer allabendlich beim Oberwirt (mit Ausnahme des Heiligen Abends und des Karfreitags) seine Trinkfestigkeit und seine Freude am Schafkopfen unter Beweis stellte. Da ist insbesondere seine Mildtätigkeit. Vielen in Not Geratenen lieh oder schenkte er Geld, ohne ein Wort darüber zu verlieren. So gab er einer jungen Witwe, welche die Kosten des Leichenbegängnisses ihres Mannes im Pfarrhof begleichen wollte, zu verstehen, sie solle das Geld schleunigst wieder einstecken und dafür für sich und ihren Kindern ein großes Stück Fleisch braten. Und nicht zuletzt ist es wohl die über vierzigjährige Treue zur Ebnather Pfarrei, die Pfarrer Joseph Hupfer die Anhänglichkeit seiner Schäflein sicherte und auch höheren Orts aufgefallen sein muss, wie folgende Episode beweist: Als am 24. Juni 1935 anlässlich des 40jährigen Priesterjubiläums von Pfarrer Hupfer ein Fackelzug und eine festliche Serenade beim Pfarrhof stattfanden, war auch der Regensburger Bischof Michael Buchberger unter den Festgästen. Aus der Laudatio, die er an den Jubilar, mit dem er sich in großer Freundschaft verbunden fühlte, richtete, blieben den Ebnathern folgende Sätze unvergessen: „Herr Geistlicher Rat Hupfer war immer ein aufrechter und wahrheitsliebender Mann. Nur seinem Namen machte er wenig Ehre; denn er war kein „Hupfer“, sondern hielt 40 Jahre lang seiner Pfarrei die Treue. Er müsste eigentlich „Hocker“ heißen.“ In seiner langen Amtszeit ist es Pfarrer Hupfer auch gelungen, bei seinen Amtsbrüdern großes Ansehen, aber auch Vertrauen zu erwerben. Jeden Montag lud er sie zu sich zu einem gemütlichen Conveniat ein. Und alljährlich am Pfingstdienstag rief er als Dekan alle seine untergebenen Geistlichen zu einer Versammlung im Kösseinehaus zusammen „und alle kamen und freuten sich , wenn der alte „Bassonkel“ seine kräftige Stimme über die Wipfel erschallen ließ“. Kein Wunder also, wenn Pfarrer Hupfer von seinen Mitbrüdern im Amt scherzhaft-wohlwollend der „Bischof des Fichtelgebirges“ genannt wurde. Der heimatverbundene Schriftsteller Wann Joseph Hupfer neben seiner bisher geschilderten Tätigkeit noch Zeit fand, sich schriftstellerisch zu betätigen, scheint an ein Rätsel zu grenzen . Es muss wohl seine sprachschöpferische und sprachgestaltende Begabung gewesen sein, die ihm so vieles mühelos aus der Feder fließen und ihn zusammen mit seiner innigen Heimatverbundenheit auch auf profanem Gebiet zu einer bekannten Persönlichkeit werden ließ. Galt es ein Gedicht für eine Festlichkeit in der Pfarrei zu verfassen, war er sofort zur Stelle. Auch ist es ihm zu verdanken, dass viele Sagen aus der Ebnather Gegend ( Sage vom Zwergl, Sage vom „Tiefen Brunnen“ , Sage von der goldenen Kirche im Ochsenkopf usw.) wohlformuliert dem Papier anvertraut und damit der Nachwelt erhalten wurden. Großes Engagement und Wissen sprechen aus seinen zahlreichen Beiträgen in der Zeit-schrift „Die Oberpfalz“ ab deren Gründung im Jahre 1907, von denen „Die Obere Pfalz im Mittelalter“ (Eine kulturhistorische Plauderei ) aus dem Jahre 1908 vielleicht die meiste Aufmerksamkeit verdient .Joseph Hupfer zeichnet darin ein lebendiges und plastisches Bild der Oberpfalz vom Mittelalter bis nach dem Dreißigjährigen Krieg : „Nicht immer glich die Oberpfalz einer abgehärmten Witwe in dürftigem Gewande, mit runzligem Antlitz. Es gab eine Zeit, freilich ist`s lange her, da war die Obere Pfalz eine fröhliche, jugendfrische Braut mit schwellenden Gliedern im reichen Gewand.“-----„ Kann man sich da wundern, wenn die Oberpfalz nunmehr einer traurigen Witwe gleicht, .... wenn sie misstrauisch und vorsichtig ist und nicht jedem Fremden um den Hals fällt? Geb` Gott , dass sie wieder anders wird!“ Den höchsten schriftstellerischen Bekanntheitsgrad erreichte Joseph Hupfer jedoch mit seinem Fichtelgebirgslied : „Ich bin gewandert weit umher..“, welches von Prof. Simon Breu , Würzburg, vertont wurde. Darin verlieh er seiner Liebe und Treue zu seiner Wahlheimat einen gebührenden Ausdruck und lieferte gleichzeitig eine zutiefst plausible Begründung für seine Sesshaftigkeit. Im Nachruf , der kurz nach seinem Tod in der Zeitschrift „Die Oberpfalz“ erschien, wird diese Sesshaftigkeit aus der Liebe zu seiner Wahlheimat abgeleitet: „ Am 22. Juni starb in Ebnath im Fichtelgebirge einer treuer Sohn seiner Fichtelgebirgsheimat unser geschätzter Mitarbeiter Dekan und Geistlicher Rat J o s e p h H u p f e r . Als Jungpriester kam er im Jahre 1895 nach Ebnath, wurde dort im Jahre 1900 Pfarrer und wenn auch noch so verlockende Angebote an ihn herantraten, er wollte sich nicht mehr trennen von dem stillen Tale am Fuße der Kösseine, unser „Bischof des Fichtelgebirges“, wie ihn seine Amtsbrüder im Scherze nannten. Oft und gerne wanderte er durch die Heimaterde, die nun ihren müden Sohn aufgenommen und das ewige Rauschen der grünen Wälder ist das Schlummerlied, das seine Fichtelgebirgsheimat über seinem Grabe singt.“ Quellen:
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