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Die Eisenbahn im Fichtelgebirge
Dietmar Herrmann

Im Jahr 1840 entschließt sich der Bayerische Staat, von München über Nürnberg und Bamberg nach Hof zur Landesgrenze nach Sachsen eine Staatsbahn zu bauen, die 1848 fertiggestellt ist und zu Ehren des bayerischen Königs „Ludwig-Süd-Nord-Bahn“ genannt wird. 1864 wird die Strecke Regensburg – Weiden – Wiesau - Eger (1882 Wiesau – Marktredwitz) und 1865 die Strecke Oberkotzau – Rehau - Selb-Plößberg - Asch - Eger fertiggestellt. Das Fichtelgebirge ist zwar dadurch an den Randgebieten verkehrsmäßig erschlossen, das Gebirgsinnere bleibt bezüglich des Eisenbahnverkehrs ausgesperrt. Die Bewohner müssen erst weit entfernte Bahnhöfe zur Weiterfahrt erreichen.

In den Fichtelgebirgsorten bilden sich Interessengemeinschaften, die zahlreiche Ein-gaben und Vorschläge unterbreiten und um einen Bahnanschluss regelrecht  kämp-fen. Erst als 1878 die durchgehende Strecke Nürnberg-Schnabelwaid-Neusorg-Marktredwitz- und 1877 Oberkotzau-Holenbrunn fertiggestellt ist, können auch in das Fichtelgebirgsinnere folgende Stichbahnen gebaut werden:

 

Eröffnung

Strecke

Einstellung Personenverkehr

1896

Bayreuth – Weidenberg - Warmensteinach

Weidenberg -Warmensteinach eingestellt 29.05.1992

1896
1898

Neuenmarkt – Wirsberg – Bad Berneck
Bad Berneck - Bischofsgrün

26.05.1974

1902

Falls – Gefrees

29.09.1973

1902

Münchberg - Zell

26.09.1971

1894

Selb-Plößberg – Selb-Stadt

 

1914

Selb-Stadt – Holenbrunn

28.9.1986

1899

Kirchenlamitz-Ost - Weißenstadt

28.05.1972

1877
1913

Holenbrunn – Wunsiedel
Wunsiedel – Leupoldsdorf

27.09.1975

1890

Neusorg - Fichtelberg

30.05.1976

 

Die Erschließung des Fichtelgebirges und dessen Innenraum durch sieben Stichbahnen wirkte sich günstig für die Wirtschaft aus. In den Orten, die an Bahnstationen lagen, siedelten sich Industriebetriebe an. Erzeugnisse der Porzellan- und Steinindustrie konnten nun in alle Welt transportiert werden. Einen wesentlichen Beitrag leistete der Eisenbahnbau auch für den Fremdenverkehr. Urlauber, damals auch Sommerfrischler genannt, konnten nun bequem das Fichtelgebirge erreichen. Sonderzüge im Winter, sogenannte Rodlerzüge, brachten Wintersportler ins Gebirge.

Literatur:
1) Hempel/Enes/Mindel
Das Fichtelgebirge und die Eisenbahn, Teil 1 und 2 (1999, 2000) der Schriftenreihe „Beiträge zur Geschichts- und Landeskunde des Fichtelgebirges“, Verlag Kohler, Wunsiedel
2) Dietmar Herrmann
Lexikon Fichtelgebirge (2000), Ackermann Verlag, Hof/Saale

 

 

Die Strecke Marktredwitz - Oberkotzau

Viadukt über das Röslatal bei Thölau (bei Markredwitz)

Viadukt über das Egertal östlich von Marktleuthen

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