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Aus der Geschichte des Markgrafenschlosses in Bad Alexandersbad
Dietmar Herrmann

Die Heilkraft des „Sichersreuther Sauerbrunnens“ wurde im Jahr 1734 durch den dort ansässigen Bauern Wolfgang Johann Brodmerkel entdeckt. 1741wurde die Quelle ordentlich gefasst, der Ausbau zum kultivierten Bad erfolgte abererst ab 1782 durch den damaligen Landesherrn, den Markgrafen Carl Alexander von Bayreuth. Die Entwicklungsgeschichte des Kurortes bis in die heutige Zeit ist abwechslungsreich und sehr interessant. Sie spiegelt nicht nur das Auf und Ab eines Ortes wider, sie ist auch eng mit der Geschichte des Fichtelgebirges verbunden. Wenn man heute nach Bad Alexandersbad kommt, ist das Markgrafenschloss das Bauwerk, das auch heute noch den Gast in seinen Bann zieht. Wir wollen daher einen Blick in die Geschichte dieses interessanten Gebäudes werfen.

Am 10. Mai 1782 ordnete Markgraf Alexander an, zur besseren Unterbringung der Badegäste in der Nähe Mineralquelle ein großes Badehaus zu bauen. Die Baukommission stand unter der Leitung seines Kabinettchefs Freiherrn von Seckendorf, finanzieller Beirat wurde Kammerrat Funk; Hofbauinspektor Johann Gottlieb Riedel war für die Planung und Bauausführung verantwortlich. Es sollte ein Gästehaus entstehen, das den Badegästen eine ordentlich Unterkunft ermöglichte. Übrigens: Der Begriff „Schloss“ bürgerte sich erst später ein, als der Hochadel zur Kur weilte und das Badehaus immer pompöser ausgestattet wurde. Bereit s am 20. Juli 1783 konnte Herr von Seckendorf die Dachaufrichtung des Schlosses melden.

Die Hauptarbeit lag bei den Bauern, die Spann- und Arbeitsdienste leisten mussten. Der Markgraf ließ für drei Jahre in der näheren und weiteren Umgebung alle Frondienste einstellen und alle Zwangsarbeit auf seine Bauten bei Sichersreuth konzentrieren. Da der Bauplatz oft größere Wegstrecken vom Heimatort des frondienstleistenden Bauern entfernt lag, wurden die zum Dienst verpflichteten auch verpflegt. Dies mag der Grund dafür gewesen sein, dass diesmal keine „Widersetzlichkeiten“ vorkamen, denn es gab reichliches und gutes Essen. Baumaterial wurde u.a. auch von Kaiserhammer geholt. Dort stand beim Rondell der markgräfliche Jagdpavillon, der für die Jagdausübung anscheinend keine Verwendung mehr fand. Ein Vermerk in den Bauakten zeigte an, dass die Materialien „zum Tropfbath zu Sichersreuth“ zu verwenden wären.

So entstand der schlichte, aber stattliche Bau im frühklassizistischem Stil mit 27 Zimmern, von denen zehn beheizt werden konnten. Ein großer Saal befand sich im Mittelbau. Drei Zimmer und die Dachkammern wurden dem Badewirt überlassen. Am Tag der Einweihung fehlte aber noch das Mobiliar für die Fremdenzimmer, da anscheinend das Geld für diese Anschaffungen gefehlt hatte. Da gab der Markgraf den Auftrag, aus dem Lustschloss in Kaiserhammer Möbel nach Alexandersbad zu schaffen. Und noch etwas vermissten die Teilnehmer der Einweihungsfeier, das selbst in einem Schloss nicht fehlen durfte: das „stille Örtchen“. Baumeister Riedel musste die Gäste nach „ländlicher Sitte über den Hof führen“, wie berichtet wird. Kleinere Anbauten beseitigten später den Mangel.

An der Ostseite des Mitteltraktes des Schlosses ließ der Markgraf eine Inschrift in einer Marmortafel anbringen: „A. 1783. Sanitati puplicae Aedes hasce Suo aere exstrui jussig. Alexander. M.B.D.P.B.N.P.P.. 1783”. Darunter steht in lateinischer Sprache der Spruch: Extructas aedes miraris, candite lector, Quas sistit nitidas haec solitudo  tibi; Desine mirari, Princeps has condidit Almus. Qui monumenta sui nobilioa dedit..” Auf Deutsch heißt dies dem Sinne nach:. „Staunend erschaust due das stolze Gebäu, bewundernder Leser. Das in der Stille des Tals glänzend sich vor dir erhebt. Halte dein Staunen zurück, ein erhabener Fürst war der Gründer, der zur Erinnerung an sich vieles noch Edlere schuf“. Der obere Teil der Inschrift will besagen, dass im Jahr 1783 zum besten der allgemeinen Gesundheitspflege dieses Gebäude auf seine Kosten zu errichten befohlen hat Alexanders, Markgraf von Brandenburg ect. Anno 1783. Um das Schloss wurden schöne Gärten und Anlagen geschaffen, eine Pappelallee führte hinunter zur Quellfassung.

1791 kam die Markgrafschaft Bayreuth (und Ansbach) an die Preußische Krone, das Markgrafenschloss ging in preußischen Besitz über. Der neue Landesherr, König Friedrich Wilhelm III. und seine Gemahlin Königin Luise, kamen zu einem längeren Aufenthalt vom 13. Juni bis 5. Juli 1805 nach Alexandersbad und nahmen Quartier im Schloss. Es handelte sich damals um keinen reinen Erholungsaufenthalt, wie man mittlerweile weiß, denn die bedrohliche politische Lage überschattete den Aufenthalt in Alexandersbad. Das Markgrafenschloss wurde zum Mittelpunkt politischer Aktivitäten, denn Napoleons Eroberungsgelüste wurden immer deutlicher. 1806 marschieren dann auch das 13. französische Infanterie-Regiment in unseren Landstrich ein und Alexandersbad wurde zum beliebten Ausflugsort der französischen Besatzungstruppen. Im Saal des Schlosses trafen sich einmal 14 Wunsiedler Honoratioren und 18 französische Offiziere zu einem großen Essen, denn man betrachtete die Franzosen nicht unbedingt als Feinde. 1810 fiel schließlich das ehemalige Fürstentum Bayreuth an Bayern, das Markgrafenschloss ging damit in den Besitz des bayerischen Staates über, das Rentamt Wunsiedel übernahm die Verwaltung. Hoher Besuch hatte sich angemeldet: Johann Wolfgang von Goethe kam auf seine Reise nach Karlsbad das zweite Mal ins Fichtelgebirge. Am 25. April 1820 logierte er mit Dienerschaft im „Alten Schloss“, machte Wetterbeobachtungen und besuchte das Felsenlabyrinth der nahegelegenen Luisenburg.

Am 1. Mai 1838 bekam das Schloss starke Konkurrenz durch die Erbauung der Kaltwasserheilanstalt (heutiges Gebäude der Gemeindeverwaltung) Bezirksarztes Dr. Georg August Fikentscher, denn Wasserkuren kamen damals stark in Mode. Jedoch profitierte der Wirt des Schlosses auch von den Gästen der Wasserheilanstalt. Dort gab es nämlich für die Badegäste nur strenge Diät, was man einen veranlasste, die Speisekarte des Schlosswirtes auszuprobieren. Der bauliche Zustand des Schlosses muss damals nicht mehr der beste gewesen sein und da der bayerische Staat keine Investitionen vornehmen wollte, verkaufte er das Mineralbad 1875 für 45.100 Gulden an Dentist Jäger aus Asch, der das Schloss instandsetzen ließ. 1881 ging das Mineralbad und die Kaltwasserheilanstalt an Dr. Cordes aus München über, dabei wurde die Konkurrenzsituation beseitigt. Der große Saal im Schloss wurde seinerzeit in einzelne Zimmer umgebaut. Als 1900 Hofrat Cordes plötzlich starb, übernahm ein Konsortium aus München die gesamten Anlagen. Weitere Besitzer waren ab 8. November 1920 Fritz und Marie Bauer, ab 17. Februar 1921 Marie und Andreas Rädler und Johann Baptist Baumann, ab 10. Juli 1922 Direktor Massury. Ab 1946 beherbergte das Markgrafenschloss ein Versehrtenumschulungsheim der Inneren Mission. Nach einem 18 Monate dauernden Lehrgang, bei dem die Teilnehmer auch im Schloss untergebracht waren, konnte man die Gesellenprüfung für das Schneider-, Schuster- oder Schreinerhandwerk ablegen. 1950 erwarb der Deutsche Orden das Schlossgebäude mit Umgriff und richtete ein Altersheim unter dem Namen „Luisenheim“ ein, das von den Deutsch-Ordens-Schwestern geführt wurde. 1974/75 erfolgte eine Generalsanierung des Gebäudes, zeitweise war auch ein Hotel Garni und die Gemeinde- und Kurverwaltung untergebracht. Das Schloss wird heute für die Altenbetreuung verwendet.

Hier nun einige Fotos vom Markgrafenschloss

 

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