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Im Arzberger Bergwerk wird wieder geschmiedet
Hans-Günter Tröger

Ungebremst und mit großem Elan wird die Naturpark-Info-Stelle für Bergbau und  Geologie weiter ausgebaut. Stellten wir 1998 (1) noch die bange Frage, ob es gelingen würde, ein für Arzberg und das ganze Fichtelgebirge wichtiges technik­geschichtliches Bauwerk für die Nachwelt zu erhalten. So können wir heute mit Stolz  und  Dankbarkeit feststellen, dass hier in Arzberg nicht nur ein Bergwerksgebäude erhalten und hervorragend restauriert wurde, sondern ein Schatzkästchen angefüllt mit sehenswerten Exponaten zur Geologie und zur Bergbaugeschichte im Fichtelgebirge eingerichtet wurde. Möglich  wurde  dieses durch die Zusammenarbeit vieler Stellen. So ist in erster Linie dem Naturpark Fichtelgebirge, dem Arzberger Stadtrat und der FGV- Ortsgruppe Arzberg mit seinem Arbeitskreis ebenso zu danken, wie auch den zahlreichen privaten  Förderern, die sich von manchem liebge-wordenen Sammlungsstück trennten.

Wurde bei der Einweihung des "Humboldtweges"(2) noch Zweifel am Erhalt des  Bergwerkes angemeldet, so begann in der Folgezeit die Planung für eine umfassende Instandsetzung und Nutzung der ruinösen Anlage. Bereits 1999  konnte der "Sie­benstern" (3) vom Richtfest des Bergwerkgebäudes berichten.

Am l. Juni 2001 war es dann soweit, die neue Naturpark-INFO-Stelle konnte der Öffentlichkeit(4) übergeben werden. Mit einem Untertage nachgebauten Schaustollen  mit  Türstockverbauung wird Bergbautechnik zumindest mental erfühlbar, wie die Stollen bis in 80  Meter Tiefe sich darstellten.

Bereits 2002 folgte eine wissenschaftliche Untersuchung der Bergbautätigkeit in Arzberg durch Prof. Johannes  Pfeufer.(5) Im gleichen Jahre noch wurde die  notwendige "Infrastruktur" mit der Neuerrichtung eines Nebengebäudes für  gelegentliche Bewirtung geschaffen, um z.B. Wandergruppen oder für die zwei fest im Jahresplan verankerten Feste - das Sonnenblumenfest im Spätsommer und die  Barbarafeier am 4. Dezember- durchführen zu  können. Da alle Helfer ehrenamtlich tätig sind, wird dadurch die wirtschaftliche Grundlage für den Unterhalt und den  weiteren Ausbau der Info-Stelle erarbeitet.

Der vorläufig letzte Höhepunkt war die Wiedererrichtung des Förderturmes nach  den vorliegenden alten Bauplänen im Jahr 2003.(6) Damit hat Arzberg ein zusätzliches  Wahrzeichen (wieder) erhalten, dessen Bedeutung insbesondere nach dem Abriss  des  Kraftwerkes  an  Bedeutung  gewinnen  wird.

Doch damit nicht genug, neben dem Aufbau des Förderturmes erfolgte im gleichen Jahr die Planung für den Wiederaufbau des Schmiedegebäudes in der alten ausgemauerten Ständer-Fachwerk-Bauweise nach den im Stadtbauamt vorliegenden  alten Plänen. Die  Baumaßnahme wurde in bewährter Weise durch die ABM-Truppe des Naturparks Fichtelgebirge durchgeführt und war im Spätsommer des letzten Jahres abgeschlossen. Durch den "Neu"- Bau wurde die Ausstellungsfläche des  INFO- Zentrums um zwei Räume erweitert. In einem Raum sollte die ehemalige Bergwerksschmiede eingerichtet werden, im zweiten Raum wird die soeben aufgelassene Johanneszeche (Specksteinbergbau) bei  Thiersheim durch Exponate und Schautafeln dokumentiert. Der Geschäftsleitung der Johanneszeche danken wir für zahlreiche überlassene  Ausstellungsstücke.

Die Bergwerksschmiede.
Ab dem Herbst 2003 erfolgte die Inneneinrichtung der Schmiedewerkstatt. Zahlreiche  Exponate wurden bereits im Vorfeld gesammelt. Wichtig war uns vor allem, die zeitlich richtigen Objekte aus der Zeit um ca.1940 so aufzubauen, wie sie in einer "Industrieschmiede" vorhanden waren. Geradezu in letzter Minute konnte eine  Auflistung  der ehemaligen Werkstattausrüstung  erstellt werden. Sie ist dem  2003 verstorbenen, früher im  Bergwerk tätigen Technikers Christian Glässel zu verdanken. Der letzte "Arzberger  Bergmann" Christian Glässel, wie er sich selbst gerne nannte, war ein weiterer Glücksfall für die  Rekonstruktion des Bergwerksgebäudes und der Einrichtung zur Bergbaugeschichte. Wichtig Details  konnten im Film und auf Band aufgenommen werden, er war der fundierte  Zeitzeuge. Hätte man nur wenige Jahre später mit dem Ausbau des Bergwerks  begonnen, wäre vieles nicht  mehr authentisch zu belegen gewesen.

Nur wenige Geräte und Werkzeuge der Schmiede sind nachweislich vom Arzberger  Bergwerk, doch "übersiedelten" wichtige Einrichtungsgegenstände aus einer  stillgelegten Arzberger Porzellanfabrik in die Bergwerksschmiede. Weitere  Exponate stammen  aus  mehreren Handwerksbetrieben und  einer Privatsammlung. So wie sich die Werkstatt dem Besucher heute präsentiert, muss die Schmiede um 1940 ausgesehen haben. Die Ausstattung wird auch in der Zukunft weiter ausgebaut werden.  In  einem  Display  kann  der  Besucher  sich  über die technische Funktion  der ausgestellten Geräte und Maschinen informieren. Da die Schmiedeinrichtung voll funktionsfähig ist, werden sicher gelegentliche  Schmiedevorführungen die Aktivitäten des Arbeitskreises erweitern.

 

 

Anmerkungen:
(1) Siehe  Siebenstern,   Jg.67,   1998,   S.   259ff:
Tröger,   Hans-Günter:   "Humboldtweg  in  Arzberg  der  Öffentlichkeit  übergeben."
(2) Ebenda.
(3) Siehe  Siebenstern,   Jg.68,   1999,   S.   309:
Tröger, Hans-Günter;   "Neues  aus  der  alten  Bergwerksstadt Arzberg.
(4) Siehe  Siebenstern,   Jg.70,   2001,   S.89f  und  S.   305f.
Tröger,   Hans-Günter:   Arzberg:   Naturparkinfostelle   für Bergbau  und  Geologie  entsteht.
(5) Buchbesprechung  im  Siebenstern,   Jg.71,   2002,   S.   168:
Pfeufer, Johannes: "Oberfrankens  Eisenerzbergbau  während des  Dritten  Reiches."
6) Siehe  Siebenstern,   Jg.   72,   2003,   S.   177ff;
Ide, Günter:   "Die   letzte  Arzberger  Bergbauzeit  und  das neue  Wahrzeichen   in  der  Stadt."

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