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200 Jahre Luisenburg
von Dietmar Herrmann

Einleitung

luisenburg im fichtelgebirgeDie Luisenburg ist die „Hauptsehenswürdigkeit des Fichtelgebirges“. So formulieren es mittlerweile sämtliche Tourismusführer. Wer als Urlaubsgast das erste Mal mit der Luisenburg konfrontiert wird, kann sich wahrscheinlich nur sehr wenig darunter vorstellen oder er vermutet eine Burganlage, wie es der Name verspricht. Hinter dem „Geheimnis“ Luisenburg versteckt sich jedoch wesentlich mehr. Luisenburg – das ist eine Anhöhe mit Waldgebiet südlich der Kreisstadt Wunsiedel, in dem sich eine einmalige Felsenlandschaft befindet, das Felsenlabyrinth, das schon Johann Wolfgang von Goethe 1785 und 1820 begeisterte. Luisenburg – da wird auf Deutschlands ältester Freilichtbühne Sprech- und Musiktheater geboten, das jährlich über 100.000 Besucher anlockt. Luisenburg – das ist einer der ältesten bürgerlichen Landschaftsgärten Europas und „Bayerns schönstes Geotop“ (so Staatsminister Dr. Werner Schnappauf im Jahr 2003). Und durch gastronomische Betriebe ist für Übernachtung und Verpflegung der Gäste bestens gesorgt. Der große Parkplatz an der Luisenburg ist im Sommer Ausgangspunkt für lohnenswerte Wanderungen durch das Luisenburg - Kösseinegebiet und Ausgangsort für Nordic Walker, im Winter für Ski-Loipenbenutzer und Rodler.

Vor 200 Jahren besuchten die damals preußischen Landesherrschaften drei Wochen lang das Fichtelgebirge, nahmen vom 13. Juni bis 5. Juli 1805 Quartier im Alexandersbad und besuchten einen Festakt, bei dem die damalige „Luxburg“ in „Luisenburg“ umbenannt wurde. Die Kreisstadt Wunsiedel, der benachbarte staatlich anerkannte Kurort Bad Alexandersbad und die Stadt Kirchenlamitz wollen 2005 das besondere Ereignis groß herausstellen und auch mit einem „Königin-Luise-Jahre“ gebührend feiern. Durch landschaftsverträgliche Maßnahmen werden im Felsenlabyrinth der Luisenburg verschiedene Verbesserungen und Einbauten vorgenommen unter Beachtung der Bestimmungen des Naturschutzes.

Territorialgeschichte

Unternehmen wir einen kurzen Ausflug in die territoriale Geschichte unserer Region. Den hohenzollerischen Burggrafen von Nürnberg gelang durch eine konsequente Erwerbspolitik bis zum Beginn des 15. Jahrhundert die Errichtung eines weitgehend geschlossenen Territoriums, das nahezu den gesamten Ostteil des Regierungsbezirks Oberfranken umfasste. Es entstand das „Burggrafentum ob dem Gebirg“, ein Oberland und Unterland, später die Fürstentümer Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth und Ansbach, die zunächst separat dann gemeinsam verwaltet wurden.

Am 2. Dezember 1791 legte Markgraf Christian Friedrich Karl Alexander die Regierung der Markgraftümer Ansbach und Bayreuth zugunsten König Friedrich Wilhelm II. von Preußen nieder. Das Abdankungspatent zugunsten Preußens erfolgte gegen eine jährliche Leibrente von 300.000 Gulden, damit sicherte sich der Markgraf seinen Lebensunterhalt, um mit seiner Geliebten und späteren Ehefrau Lady Craven in England zu leben. Damit war auch der im Hausvertrag von 1752 angebahnte und im Teschener Frieden von 1779 reichsrechtlich sanktionierte Erbfall Wirklichkeit geworden. Die preußische Monarchie erzielte durch den Gebietszuwachs im süddeutschen Raum einen erhebliche Machtzuwachs. Schon vor der förmlichen Besitzergreifung am 5. Januar 1792 hatte Karl August Freiherr von Hardenberg im Einvernehmen mit dem Markgrafen als „Dirigierender Staatsminister“ die Geschäfte übernommen. Gemäß dem königlichen Auftrag, schnellstmöglich die beiden neuen Provinzen zu einem geschlossenen Territorium zu vereinen und die preußischen Regierungs- und Verwaltungssysteme einzuführen.

Königsbesuch im Fichtelgebirge

markgrafenschloss in bad alexandersbad im fichtelgebirgeIn den Jahren 1797 und 1803 führte die Sommerreise die Preußische Landesherrschaft in ihre fränkischen Provinzen, wobei das Fichtelgebirge nicht besucht wurde, dies geschah erstmals 1805. Ältere Autoren berichten, dass der Aufenthalt des Königspaares im Fichtelgebirge wegen des schlechten Gesundheitszustandes der Königin geplant wurde, sie litt an starken Atembeschwerden und Krampfhusten, Depressionen und Schlaflosigkeit kamen hinzu. Fraglich ist, ob bei einer so ernsthaften Krankheit eine so lange Reise überhaupt möglich war. Betrachtet man die „Gästeliste“ während des Alexandersbader Aufenthalts (z.B: Kabinettsräte, befreundete Landesherren, Kuriere, Boten, Militärs usw.) könnte man geneigt sein, dass der Aufenthaltsort Alexandersbad bewusst wegen seiner zentralen Lage in der damaligen politischen Situation gewählt wurde, denn die Auseinandersetzungen mit Napoleon standen kurz bevor, die am 2. Dezember 1805 in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz und ein Jahr später im Oktober in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt zu traurigen Daten der Geschichte wurden. Eine Auswertung der Unterlagen in den geheimen Staatsarchiven steht noch aus, könnte aber Klarheit schaffen.

könig friedrich wilhelm III und königin luiseAm 25. Mai 1805 begann die Reise in Berlin mit 21 Wagen und 120 „Anspann-Pferden“. Stationen waren u.a. Magdeburg, Wernigerode, Nordhausen, Erfurt, Hildburghausen, Coburg, Bamberg, Beiersdorf, Mit weiterem Zwischenaufenthalt in Fürth erfolgte dann am 9. Juni 1805 Quartiernahme im Neuen Schloss in Bayreuth. An den folgenden Tagen wurde die Eremitage, Schloss Fantaisie und die Plassenburg Kulmbach besucht, bevor es am 13. Juni über Gefrees und Wunsiedel nach Alexandersbad ging zum Aufenthalt im dortigen Markgrafenschloss bis zum 5. Juli.

Besonderen Gefallen fand das Königspaar anscheinend an der Fels- und Waldkulisse der Luisenburg, die damals in den amtlichen Akten oder im Volksmund noch „Luxburg“ hieß. Am 14. Juni wurde das Berg- und Waldareal, das zum Stadtgebiet von Wunsiedel gehört, im Beisein des Königspaares und zahlreicher Honoratioren in „Luisenburg“ umbenannt, wobei der Name bis heute Gültigkeit hat. Von Alexandersbad aus wurden außerdem Ausflüge unternommen zum Gipfel der Großen Kösseine, zum Burgsteinfelsen, zur Burgruine Epprechtstein bei Kirchenlamitz, nach Hohenberg a.d.Eger, über die Landesgrenze nach Eger und nach Franzensbad. Eine Fahrt zum Gipfel des Waldsteins wurde wegen heftiger Regenschauer bereits in Weißenstadt beendet.

Festakt im Felsenareal

luiesenburg im fichtelgebirge14. Juni 1805. Auf einem Areal unterhalb der Luxburg fand ein Schützenfest statt, das man eigens auf diesen Tag verlegt hatte. Beim Eintreffen der Königin wurde diese gebeten, einen Ehrenschuss abzugeben. Da sie selbst nicht mehr dem schweren Gewehr umgehen konnte, gab ein Wunsiedler Bürger den Schuss ab. Und weil es ein Volltreffer war, erhielt Königin Luise später als Preis eine Teemaschine. Die Königin ihrerseits revanchierte sich mit einer Fahne für die Schützengesellschaft.

Gegen 17 Uhr kam das Königspaar in Begleitung auf der Luxburg an und wurde gleich am Eingang durch die Musik der Hautboisten des Regiments Unruh empfangen. Von Nah und Fern waren die Menschen herbeigeströmt, um die Majestäten zu sehen. Da traten aus dem Eingang einer Grotte (später „Klingergrotte“ genannt) sechzehn weiß gekleidete Mädchen hervor und eine von ihnen, die Tochter des Pfarrers Roth aus Wunsiedel, trug folgendes Gedicht vor, dass der Wunsiedler Hofrat Klinger verfasst hatte:

Willkommen uns in diesem Fichtenhain!
Nie ist ein heißerer Gruß der treuen Brust entglommen.
Als dieser deines Volks durch Deiner Töchter Reih`n.
Hoch auf dem Gipfel dieser Felsenschlüchte
Stieg einst der Wohnsitz einer Räuberbrut empor,
tief trauernd zog der Nachwelt die Geschichte,
von ihrem Namen einen Vorhang vor.
Jetzt wohnt in diesem fröhlichen Gefilde
ein bied´res Volk in sich`rer Ruh.
Und heut erscheint mit einer Engels Milde,
ihm seine Königin, Luise, Du!
Da nimmt der Genius der Zeit sein Tagbuch wieder,
schreibt Deinen Namen auf die erste Seite nieder
und streicht, wenn er es wagen darf,
des Schlosses Schaudernamen durch.
Es heißt auf ewig nun – Luisenburg!

Während nun Musik aus den Felsen erklang, überreichte das Mädchen der Königin auf einem roten Seidenkissen den Text dieses Gedichts. Luise dankte gerührt sowohl der Sprecherin als auch den übrigen Mädchen. Mit dieser feierlichen Zeremonie war die „Luxburg“ in Luisenburg umbenannt worden, wobei sich der neue Name schnell einbürgerte und bis zum heutigen Tage gilt.

Literatur:
Deutrich, Nicola: Die Luisenburg – ein bürgerlicher Landschaftsgarten. Diplomarbeit an der Hochschule Anhalt (FH) 07.03.2003
Endress, Rudolf: Franken und Bayern im 19. und 20. Jahrhundert; Erlangener Georgraphische Arbeiten, Heft 45, Erlangen 1985
Weinert, Ilse: Der Besuch des preußischen Königspaares Luise und Friedrich Wilhelm III. in Alexandersbad im Sommer 1805; Heimatbeilage zum Oberfränkischen Schulanzeiger Nr. 318/2004.
(Literaturstandort: Haus des Fichtelgebirgsvereins – Bibliothek -, Wunsiedel
Bildnachweis:
Digitales Fotoarchiv Dietmar Herrmann, Wunsiedel
WorldWideWeb:
www.bayern-fichtelgebirge.de, Link “Königin-Luise-Jahr”
(dort auch umfangreiche Literaturhinweise auf die Luisenburg)
www.koenigin-luise.com
www.preussen-chronik.de

(Dieser Aufsatz stammt aus der Vereinszeitschrift des Fichtelgebirgsvereins „Der Siebenstern“, Heft 6/2004). Siehe auch www.fichtelgebirgsverein.de

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