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In den Flötzwaldungen bei Kemnath
Dietmar Herrmann

Der Südabfall des Fichtelgebirges zur Kemnather Ebene hin zählt zweifellos mit zu den schönsten Teilen unseres Mittelgebirges. Bei einer Wanderung auf dem Westweg vom Gänskopf über Poppenberg nach Ahornberg oder bei der Fahrt mit dem Auto auf der Straße von Babilon über Günzlas und Hölzlmühle nach Ahornberg genießen wir die eindruckvollen Fernblicke in das ehemalige Gebiet des Landrichteramtes Waldeck-Kemnath, wobei uns besonders der Basaltkegel des Rauhen Kulms auffällt.

Der kleine Ort Ahornberg soll Ausgangspunkt unserer Wanderung sein, denn beim Studium der Wanderkarte ist aufgefallen, dass es zwischen Scheibenberg, Kreuzstein und Platte eine Waldabteilung gibt, die mit "Flötz" bezeichnet wird. Durch den Ort fahren wir in nördlicher Richtung durch Wald bis zu einem Sperrschild, wo wir auf einem kleinen Parkplatz unseren fahrbaren Untersatz abstellen. Unterwegs haben wir Hinweisschilder mit der Aufschrift "Flötztalweg" und "Jägersteig" gesehen, wobei es sich hier um die Rundwanderwege Nr. 3 und 4 handelt. Nach einigen hundert Metern erreichen wir dann eine Waldlichtung mit Schutzhütte und Bankgruppe. Mehrere Forststraßen laden ab hier zu ausgedehnten Spaziergängen ein, weit ab vom Alltagstrubel. Wir befinden uns im Tal des Flötzbaches.

Der Name "Flötz" verrät uns, dass auf dem Wasserlauf früher Holz geflößt wurde. Die Kemnather waren es, die Ende des 15. Jahrhunderts hier eine "weyerstatt zur Flöß" angelegt hatten, mit deren Wasser das Holz in ihre Stadt transportiert wurde. Dadurch bekam das Waldgebiet den Namen "Flötz" und der Bach den Namen "Flötzbach". Kurfürst Friedrich III. gab, nach vorangegangenen Streitigkeiten, am 19. Dezember 1559 die Flötzwaldungen gegen einen Erbzins von 10 Gulden der Stadt "zu ewigen Erbe". Seit dieser Zeit ist die Stadt Kemnath Besitzerin dieses Waldgebietes, das seinerzeit durch zehn Rainsteine, die noch vorhanden sind, abgegrenzt wurde.

Bei der Festlegung der Waldbesitzgrenzen lesen wir, daß diese "biß uff den Rotenfelß" gingen. Auch heute noch finden wir in der Wanderkarte den Rotenfels eingezeichnet, versehen mit dem Zeichen eines aufgelassenen Bergwerks. Zum Rotenfels soll nun unsere Wanderung führen, wobei wir von der Flötztalbrücke aus die Rundwanderwege 3/4 benützen. Stets bergan führt der Weg und nach etwa drei Kilometern Wegstrecke steht vor uns eine mächtige Felswand, deren rötliche Färbung sofort auffällt: der Rotenfels! Wie wir unschwer feststellen können, waren hier Bergleute tätig, die Eisenerz abgebaut haben. Der kurfürstliche Bergrat Mathias Flurl berichtet 1792: "Am Fuße dieser erhabenen Felsenwand ist eine ziemlich geräumige Höhle nicht von der Natur, sondern von Erzgräbern, die diesen Ort zuweilen besuchen, in selbe hingetrieben..." Wir betreten diese geräumige "Höhle", die mit Hammer und Schlegel herausgearbeitet wurde und sehen im nördlichen Bereich den verfallenen Schachteingang, dessen frühere Tiefe mit 20 bis 30 Metern angegeben wird.

38 Wunsiedler Bürger werden in einer Bergbaurechnung aus dem Jahre 1507 genannt, die gemeinsam dieses Eisenerzbergwerk betrieben hatten. Das Berg- und Hüttenwerk Gottesgab am Fichtelberg übernahm ab 1604 die Erzförderung, die eine größere Bedeutung und einen dauerhaften Bestand gehabt haben muß. Die weitere Verarbeitung des Erzes in Schmelzöfen erfolgte "in der Warmen Steinach". Auch die Hölzlmühle soll ein Eisenhammer gewesen sein, denn Mathias Flurl hatte  dort 1792 noch "einige Haufen Zerrenschlacke" vorgefunden.

Bevor wir das Bergbaugebiet um den Rotenfels verlassen und den Rückweg antreten, genießen wir noch die herrliche Aussicht auf das tief eingeschnittene Flötztal und zu den gegenüberliegenden Wäldern der Platte - ein fast alpines Panorama!

Literatur:
Brany, Beate:
Das Forstrecht in der Kommunalwaldung Flötz
Kemnather Heimatbote 1986, S. 6-9
Grötsch, ?
Wie die Kemnather die Flötzwaldungen erhielten
Kemnather Heimat-Jahrbuch 1950, S. 106-108
Herrmann, Dietmar:
In den Flötzwaldungen, Erzähler vom Gabelmannsplatz Nr. 27/1996
Regler, Georg:
Aus der Geschichte der fichtelgebirgischen Flötzwaldungen
Der Siebenstern 1931, S: 119

 

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