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Die Arbeit des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins im Fichtelgebirge
Von Dietmar Herrmann

Vorbemerkung:
1863 wurde der Österreichische Alpenverein gegründet, 1869 erfolgte der Zusammenschluss zum Deutsch-Österreichischen Alpenverein mit Sitz in München.
Überall in Deutschland bildeten sich sogenannte Sektionen (=Zweigvereine). Auch im Fichtelgebirge überlegte man sich die Gründung einer solchen Sektion, die dann 1878 ins Leben gerufen wurde. Die Arbeit der Sektion Fichtelgebirge beschränkte sich bewusst nur auf das Fichtelgebirge, wie nachfolgende Rechnungsauszüge zeigen. Die „alpine Seite“ des Vereinslebens bestand - so kann man in der FGV-Chronik nachlesen - in der Abführung der Beiträge nach München. Im Jahr 1888 kam die Vorstandschaft dann zur Überzeugung, dass man durch die Auflösung der Alpenvereins-Sektion und die Gründung eines „Fichtelgebirgsvereins“ die Beitragsgelder ausschließlich im Fichtelgebirge investieren könne. Am 17. Dezember 1888 wurde dann auch die Sektion aufgelöst und der FGV gegründet. Auffallend ist, dass Bedienstete des Bayer. Staatsforstes bei der Sektionsgründung und später bei der Gründung des FGV an vordersterster Stelle mitwirkten und maßgeblich an den Erschließungsarbeiten beteiligt waren.

Was die Alpenvereins-Sektion Fichtelgebirge für die Erschließung des Fichtelgebirges alles getan hat, wird anhand von Rechnungsauszügen und anderen Aufzeichnungen nachfolgend aufgezeigt.

26.02.1878
Aufruf zur Gründung einer Alpenvereins-Sektion für das Fichtelgebirge in Wunsiedel.
Unterzeichnet von: Kadner (kgl. Forstmeister, Dr. Tuppert (kgl. Bezirksarzt), Ordnung (kgl. Bezirksamtmann), Meinel (Bürgermeister in Wunsiedel).

11. 03.1878
Die Sektion erhielt bereits 30 Beitrittserklärungen.
Einladung zu einer Besprechung zwecks Vereinssatzung und Wahl eines Vereinsausschusses.

17.03.1878
Konstituierende Sitzung im Lokal der Harmoniegesellschaft in Wunsiedel (Alte Landgerichtsstraße). Anwesend sind 23 Personen, die folgenden Vorstand wählen:
Vorstand: kgl. Forstmeister Kadner
Kassier und Schriftführer: Forstamt-Assistent Masel
Beisitzer: Dr. Tuppert, Bürgermeister Meinel, Bezirksamtmann Ordnung, Zeichenlehrer Schlumberger, Apotheker Dr. Schmidt.
Vereinsstatuten werden in 15 Paragrafen gefasst.

30.06.1878
Tagesordnung der Generalversammlung:
1.      Verwendung der 1878 angesammelten Geldmittel
2.      Besprechung wegen eines gemeinsamen Ausflugs

Zu 1: 140 Mark werden zur Herstellung eines Gangsteiges (=Wanderweges) vom Rudolfstein über den Schneeberg, Backöfele, Nußhardt, Seehaus, Platte nach Silberhaus und zur Anbringung von Wegweisern aus Blech verwendet.
Zum Weißmainfelsen wurden Treppen gebaut und ein Geländer installiert; ein Steig von Karches zur Weißmainquelle wurde angelegt.

Die Ausführung wurde von folgenden Mitgliedern übernommen:
Oberförster Krodel (Vordorf), Oberförster Häffner (Weißenstadt), Oberförster Häffner (Furthammer), Oberförster Rennebaum und Felser (Fichtelberg), Oberförster Hartung (Bischofsgrün).

10.08.1878
Erster Vereinsausflug zum Ochsenkopf mit einem „Leiterwagen“. Für gutes Bier, Bratwürste usw. ist gesorgt. Für feinere Getränke wie Wein, Kaffee usw. wollen die Festteilnehmer selbst sorgen.

Rechnungen aus dem Jahr 1879
Ausgaben für Unterkunftsmittel, Wege, Verbesserungen und Verschönerungen
1.      an Oberförster Weidner (Riglasreuth) 30 Mark 10 Pfennige für Wegweiser im Steinwald, Zugänglichmachung des Katzentrögelfelsens,
2.      an Oberförster Krodel (Vordorf) 8 Mark 10 Pfennige für Wegweiser auf dem Schneeberg,
3.      an Michael Rothenberger (Vordorf) 46 Mark 98 Pfennige für Zimmermannsarbeitern an der Schneeberghütte,
4.      an Herrn Kleemann (Weißenstadt) 150 Mark für den Bau der Schneeberghütte.

Rechnungen aus dem Jahr 1880
Ausgaben für Unterkunftsmittel, Wege, Verbesserungen usw.
1.      Für Herstellung des Aussichtsgerüsts und Schutzhäuschens auf dem Epprechtstein 209 Mark 27 Pfennig,
2.      für Anlage eines Gangsteigs vom Großen Haberstein zur Kösseine 50 Mark,
3.      für Herrichtung der Zugänge und Vervollständigung des Touristenhauses auf dem „Backöfelein“.
4.      Tischplatte aus Proterobas auf dem Weißmainfelsen.
5.      Fassung der Stahlquelle bei Bischofsgrün.
6.      Holztreppe auf den Nußhardt.

Rechnungen aus dem Jahr 1881
Ausgaben für Unterkunftsmittel, Wege und Verbesserungen
1.      Herstellung eines Gangsteiges vom Epprechtstein zum Waldstein, für Wegweiser und Kenntlichmachung der Wegstrecke durch         weiße Ölfarbe 60 Mark.
2.      Reparatur des Gangsteigs vom Seehaus zur Platte 19 Mark 78 Pfennige.
3.      Reparatur des Gangsteigs vom Rudolfstein zum Backöfelein 20 Mark.
4.      Reparatur des Touristensteigs in der Staatswaldabteilung „Weißenfels“ ab dem Nußhardt bis zum Seehaus auf eine Länge von         1500 Metern 11 Mark 24 Pfennige.
5.      Herstellung eines Touristensteigs in der Staatswaldabteilung „Dreibrüder“ vom Gänseweg ab zum Rudolfstein auf eine Länge         von 350 Metern: 7 Mark 76 Pfennige.
6.      Für zwei Wegweiser auf dem Schneeberg 1 Mark 45 Pfennige.
7.      Reparatur des Gangsteigs vom Großen Haberstein zur Kösseine 12 Mark.
8.      Desgleichen des Gangsteigs vom Alten Silberhaus zur Platte 18 Mark.
9.      Zugänglichmachung des Rudolfsteins durch Herstellung einer Treppe zu demselben, Instandsetzung der Plattform, Anbringung          eines soliden eisernen Geländers auf derselben 140 Mark.

Rechnungen aus dem Jahr 1882
1. Bau einer gezimmerten Schutzhütte an der Südseite der Kösseine.
2.Bau eines hölzernen Aussichtsturmes auf der Großen Kösseine.

Rechnungen aus dem Jahr 1883
1.      Unterkunftshütten, Wege und sonstige Verbesserungen am Rudolfstein 50 Mark.
2.      Der Große Haberstein (Kösseinegebiet) erhält eine eiserne Tragekonstruktion für die Holzpoteste.
3.      Fortsetzung des Wanderweges Girgelstein, Hohe Matze, Wurmloh, Hohenbrand, Kösseine.

Rechnungen aus dem Jahr 1884
Für Unterkunftshütten, Wegebauten und sonstige Verbesserungen:
1.      An Schlossermeister Johann Schöffel in Wunsiedel für Herstellung eines eisernen Gitters auf dem Haberstein 160 Mark.
2.      Für Zugänglichmachung und Verschönerung des Aussichtspunktes „Fürstenstein“ (= bei Brandholz) 40 Mark
3.      Für Zugänglichmachung des Habersteins durch Herstellung einer hölzernen Treppe 39 Mark 38 Pfennige.
4.      Für Anlage eines Steiges von der Großen Kösseine über die Kleine Kösseine bis zum Grünen Fleck 28 Mark 10 Pfennige.
5.      Für Herstellen und Anbringen von Wegweisertafeln 21 Mark 90 Pfennige.
6.      Für gelieferte Farbe zum Anstreichen der als Wegweiser dienenden Bäume im Revier Furthammer 3 Mark 10 Pfennige.

Rechnungen aus dem Jahr 1885
Bezug von 1000 Generalstabskarten vom Topografischen Büro München mit Wanderwegen im Fichtelgebirge.

Rechnungen aus dem Jahr 1886
1.       Bau des Kornberg-Aussichtsturmes (23 m) durch Zimmermeister Böhringer, Wunsiedel. Einweihung: 02. August 1886) 626 Mark.
2.       Ausgaben für eine Orientierungstafel auf der Kösseine 15 Mark 50 Pfennige.
3.       Neue Wanderwege von Markrediwtz und Schurbach zur Kösseine; von Wunsiedel durch das Zeitelmoos nach Meierhof und von Kirchenlamitz-Bahnhof zur Vorsuchhütte und zum Kornberg.

Rechnungen aus dem Jahr 1887
1.      Gesellschaftsausflug auf den Rauhen Kulm.
2.      Herstellen einer Bank am Schauerbergweg 1 Mark 40 Pfennige.
3.      Herstellen einer Bank am Kösseinesteig 1 Mark 40 Pfennige.
4.      Herstellen einer Warnungstafel am Aussichtsturm Schönburg-Warte, dass denselben nicht mehr als 10 Personen besteigen dürfen: 4 Mark 50 Pfennige.

Rechnungen aus dem Jahr 1888
1.      Reparatur des Gangsteigs Bahnstation Kirchenlamitz – Großer Kornberg 25 Mark 26 Pfennige.
2.      Maurerarbeiten auf dem Waldstein (Burghof usw.) 29 Mark 60 Pfennige.
3.      Herrichten der Gänge und Aufstellen einer Fahnenstange auf dem Rehberg 13 Mark 30 Pfennige.

 

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