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Der Dichter Jean Paul
Von Dietmar Herrmann

Jean PaulFichtelberg. Eine bequeme Wanderroute führt vom Seehaus-Parkplatz an der Bundesstraße 303 (Fichtelgebirgsstraße/Europastraße 48/Burgenstraße) in südlicher Richtung zum Fichtelsee. Es handelt sich hier um eine Teilstrecke des 70 km langen „Seenweges“, der vom Fichtelgebirgsverein angelegt und mit einem blauen S auf weißem Grund markiert wurde. Er beginnt am Untreusee bei Hof/Saale und verläuft in Nord-Süd-Richtung vorbei am Förmitzspeicher, Weißenstädter See, Fichtelsee, Nageler See, durch das Seengebiet bei Immenreuth bis nach Speichersdorf-Bahnhof Kirchenlaibach. Er berührt dabei die Landkreise Hof, Wunsiedel, Tirschenreuth und Bayreuth.

 

Kurz vor dem Fichtelsee treffen wir östlich des Wanderweges, mitten im Naturschutzgebiet „Naturwaldreservat Fichtelseemoor“ liegend, auf die Quellfassung des Jean-Paul-Brunnens. Die Fassung besteht aus einer kleinen Granitpyramide auf einem steinernen Sockel. An der Vorderseite ist in deutscher Schrift die Widmung „Zum Gedenken an Jean Paul, der gerne hier weilte. 1825-1925, Der Fichtelgebirgsverein“ eingemeißelt. Die Quellfassung erfolgte von den Ortsgruppen Bischofsgrün und Fichtelberg des Fichtelgebirgsvereins, die Pläne stammten von Architekt Hans Reissinger, dem Erbauer des Asenturmes auf dem Ochsenkopf. Die schlichte Einweihungsfeier fand anlässlich des 100. Todestag des Fichtelgebirgspoeten am 21. November 1925 statt.

 

Der Jean-Paul-Brunnen ist, wie man an der rötlichen Färbung des Wasser sehen kann, ein leicht radioaktiver Eisensäuerling. Er wird bereits im Jahr 1792 vom Kurfürstlichen Berg- und Münzrat Mathias Flurl als „vitriolsauere Quelle“ beschrieben. Der Bischofsgrüner Pfarrer Johann Heinrich Scherber berichtet im Jahr 1811, dass die Waldleute von einem Sauerbrunnen gewusst haben, es gab schon früher eine Quellfassung, die „bisher aber mit einer besonderen Rücksicht nicht weiter behandelt wurde“. Wegen seiner natürlichen Radioaktivität wollte zu Beginn des Jahrhunderts eine englische Gesellschaft das Gebiet erwerben und dort in großem Stil eine Kuranstalt bauen. Das Kaufersuchen wurde allerdings vom damaligen Bayerischen Staatsministerium abgelehnt.

 

Heuer jährt sich zum 180. Mal der Todestag von Jean Paul, deshalb einige biografische bzw. literarische Hinweise. Johann Paul Friedrich Richter, der sich später Jean Paul nannte, war ein Dichter und Philosoph, ein Meister der Erzählung, ausgezeichnet durch reiche Phantasie und Gemüt und einem humorvoll eindringlichen Sinn für die Wirklichkeit des Unscheinbaren. So jedenfalls wird er in literaturwissenschaftlichen Abhandlungen charakterisiert. Er war Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und Ehrendoktor der Philosophie der Universität Heidelberg. Geboren wurde er am 21. März 1763 in Wunsiedel als Sohn eines Lehrers und Organisten. Vorfahren der Familie Richter kamen im 15. Jahrhundert aus der Gegend um Oelschnitz (Vogtland) und ließen sich in Ruppertsgrün und Voitsumra bei Weißenstadt nieder. 1765 siedelt die Familie nach nach Joditz a.d. Saale über, da Vater Richter dort eine Pfarrstelle erhielt. 1776 wird in Schwarzenbach a.d. Saale Wohnsitz genommen, hier erfährt der aufgeweckte und lernbegierige Junge große Unterstützung durch die Geistlichkeit, die ihm zusätzlich außerhalb der Schule Unterricht erteilen und ihm Zugang zu ihren Bibliotheken erlauben. Von 1779 bis 1780 besucht Jean Paul dann das Gymnasiums in Hof mit Abschluss des Abiturs. 1781 beginnt er ein Studium der Theologie in Leipzig, das er jedoch abbricht. 1781 bis 1784 arbeitet er als freier Schriftsteller in Leipzig, muss dann vor seinen Gläubigern flüchten und kommt nach Hof. Von 1787 bis 1789 arbeitet er als Hauslehrer in Töpen, von 1790 bis 1794 als Hauslehrer in Schwarzenbach a.d.Saale und kehrt 1794 nach Hof zurück. 1796 unternimmt der Dichter eine Reise nach Weimar, trifft dort Goethe, Schiller und Herder. 1797 wird nach Leipzig übergesiedelt, 1798 nimmt er Wohnung in Weimar und 1800 in Berlin. Dort heiratet Jean Paul 1801 Karoline Mayer und verzieht nach Meiningen. 1802 wird die Tochter Emma geboren. Neuer Wohnsitz ist 1803 Coburg, wo Sohn Max geboren wird. 1804 erfolgt die Übersiedlung nach Bayreuth, wo Jean Paul bis zu seinem Tode lebt. Von 1810 bis 1822 unternimmt er viele Reisen in verschiedene Städte Deutschlands (Bamberg, Erlangen, Nürnberg, Regensburg, Heidelberg, Mannheim, Frankfurt a.M., Stuttgart, München, Dresden). Am 14. November 1825 starb Jean Paul nach völliger Erblindung.

 

Einige seiner Hauptwerke sind: Die unsichtbare Loge (1792), Hesperus (1795),  Siebenkäs (1796), Titan (2 Bände 1800-03), Flegeljahre (4 Teile 1804-05), Der Komet (1820); Erzählungen: Schulmeisterlein Wuz (1793), Leben des Quintus Fixlein (1795), Dr. Katzenbergers Badereise (1809), Leben Fibels (1812), Levana (1807; klassisches Werk der Pädagogik).

 

Was erinnert außer dem Jean-Paul-Brunnen im Fichtelseemoor heute noch an den Dichter? Das Jean Paul Denkmal in Bayreuth und Wunsiedel, gestiftet von König Ludwig I. von Bayern, der Jean-Paul-Brunnen in Hof und Wunsiedel. Ein Zimmer im Fichtelgebirgsmuseum in Wunsiedel ist Jean Paul gewidmet. In Bayreuth, Wahnfriedstraße 1 und in Joditz (Landkreis Hof) laden die Jean-Paul-Museen zu einem Besuch ein. Gedenksteine findet man am Dorfplatz in Joditz, im Historischen Bürgerpark auf dem Theresienstein bei Hof und im Felsenlabyrinth der Luisenburg bei Wunsiedel. Die Stadt Schwarzenbach an der Saale hat den Jean-Paul-Rundweg eingerichtet und zwischen Joditz und Hof kann man eine zwölf Kilometer lange Wanderung mit literarischen Stationen unternehmen. Verschiedene Städte und Gemeinden haben Schulen, Straßen und Plätze nach Jean Paul benannt. Seit 1863 markiert ein großer Granitblock aus dem Fichtelgebirge die Grabstätte in Bayreuth. Die Jean-Paul-Gesellschaft mit Sitz in Bayreuth hält die Erinnerung an das gegenklassische Werk Jean Pauls wach und unterstützt seine wissenschaftliche Erforschung. 
Dietmar Herrmann

 


Geburtshaus in Wunsiedel

Jean Paul Denkmal in Wunsiedel
Jean-Paul-Denkmal in Wunsiedel


Grabstätte in Bayreuth

Jean Paul Denkmal in Bayreuth
Jean-Paul-Denkmal in Bayreuth

Jean Paul Brunnem in Fichtelseemoor 

Jean Paul Brunnem in Fichtelseemoor

Jean-Paul-Brunnem im Fichtelseemoor

 

Jean-Paul-Stube in der Rollwenzelei, Bayreuth

Der Dichter Johann Paul Friedrich Richter (1763–1825), der sich wegen seiner Bewunderung für Jean-Jacques Rousseau selbst Jean Paul nannte, verkehrte von 1805 bis 1825 fast täglich in der „Rollwenzelei“, genannt nach den damaligen Wirtsleuten Friedrich und Anna Dorothea Rollwenzel. Seine "Dichterstube" ist noch in der ursprünglichen Form erhalten.

 

1876 von Friedrich Justinus gekauft, befindet sich die Rollwenzelei mit dem Dichterstübchen in direkter Linie im Privatbesitz der Familie. Seit dieser Zeit öffnet sie, soweit sie selbst das Haus bewohnt, die Dichterstube für die Öffentlichkeit und erhält sie so gut wie möglich. Inzwischen sind jedoch so gravierende Restaurierungsmaßnahmen notwendig geworden, dass es die privaten Möglichkeiten übersteigt. So wurde der gemeinnützige „Verein zur Erhaltung von Jean Pauls Einkehr- und Dichterstube in der Rollwenzelei e.V.“ gegründet mit dem Ziel, Jean Pauls Dichterstube vor dem Verfall zu bewahren. Ziel und Wunsch des Vereins ist es, das Stübchen im Jahr 2013 anlässlich des 250ten Geburtstages Jean Pauls der literarisch, historisch interessierten Öffentlichkeit in „neuem, altem Glanz“ präsentieren zu können. Eine Fördermitgliedschaft oder eine einmalige Spenden sind dem Förderverein gleichermaßen willkommen.

 

Vereinsadresse: 1. Vorstand Frau Gertrud Sommer, Königsallee 84, 95448 Bayreuth; Telefon 0921-980218; www.jeanpaulstube.de; Bankverbindung: HypoVereinsbank Bayreuth, Konto 329890600, BLZ: 77320072

 

 

Jean Paul als Sand-Figur

 


Im Kösseine-Einkaufs-Center (KEC) Marktredwitz ist Jean Paul als große Figur aus Sand zu bewundern. Die Sand-Skulpteure Marielle Heessels, Martin de Zoete und Benno Lindel haben den Dichter in rot-braunem Sand erstellt. Die 2,5 m große Figur ist im April/Mai 2008 im KEC zu bewundern. (Auch Johann Wolfgang von Goethe ist da!).

 

Einweihung Jean-Paul-Weg

 

am 17.10.2009 in Wunsiedel, Rathaus
Rede des 1. Bürgermeisters Karl-Willi Beck

 

Der größte Dichter der Deutschen ist unbestreitbar Johann Wolfgang Goethe. Aber schon zu seinen Lebzeiten gab es maßgebliche Personen, die den Dichter Jean Paul noch über Goethe stellten. Ein bedeutender Gelehrter hat Jean Paul “die größte dichterische Kraft der Deutschen“ genannt und damit ist er wohl am besten gekennzeichnet. Denn kein anderer Dichter hat die deutsche Sprache so meisterhaft zu formen gewusst wie er, kein anderer hatte eine solche Fülle von schöpferischen Gedanken, keiner einen solchen Reichtum an Bildern und Gleichnissen.

 

Und dieser berühmte Mann, der mit seinem vollen Namen Johann Paul Friedrich Richter hieß, wurde in Wunsiedel geboren und zwar am 21.März 1763, am Tag des Frühlingsanfangs, was ihm selbst sein Leben lang sehr wichtig war.

 

Vielleicht haben Sie sein Geburtshaus bei der Stadtkirche schon gesehen. Es waren ursprünglich drei zusammengebaute Wohnhäuser, in denen die Lehrer der Lateinschule, des Lyzeums, lebten. Das „Schulgebäude“ (Lyzeum) selbst steht heute noch daneben, direkt hinter der Kirche. Jean Pauls Vater, Christian Richter, wohnte im Lehrerhaus rechts. (heute Evangelisches Gemeindehaus). Er war auch Organist an der Stadtkirche und ein hervorragender Musiker, einer der bedeutendsten Kirchenkomponisten des ehemaligen Fürstentums Bayreuth. Christian Richter hatte aber nicht Musik, sondern Theologie studiert. Darum ging er bereits 1765 vom Schulberuf weg und wurde Pfarrer in Joditz, einem kleinen Dorf in der Nähe von Hof.

 

Johann Paul Friedrich lebte also nur während der ersten zweieinhalb Jahre in Wunsiedel.
In den schlechten Zeiten seines Lebens war unter den wenigen Menschen, die in diesen Jahren seiner Mutter immer wieder Geld zukommen ließen, ein Freund seines verstorbenen Vaters, der Stadtschreiber Johann Ruß in Wunsiedel. Er lud auch Johann Paul Friedrich mehrmals ein nach Wunsiedel zu kommen und dieser fand hier einen Kreis von Menschen, die ihn ernst nahmen, sich für seine Arbeiten interessierten und seine außergewöhnliche Begabung erkannten. Sein Leben lang war Jean Paul den Wunsiedlern für diese Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit dankbar. In seinen späteren Jahren schrieb er: ,,Ich bin gerne in dir geboren, du kleine, aber gute, lichte (geistig lichte!) Stadt!"

 

Obwohl die Entfernung zwischen Bayreuth und Wunsiedel nicht groß ist, hat Jean Paul seine Geburtsstadt später kaum noch einmal besucht. Das geschah aber nicht, weil sie ihm gleichgültig geworden wäre. Ein Neffe von ihm, der ihm besonders nahe stand, berichtete später, dass Jean Paul es absichtlich vermied, den Ort aufzusuchen, in dem er in seinen schweren Jugendjahren so gerne gewesen war und wo er so verständnisvolle Menschen gefunden hatte. Er fürchtete, es könnte bei einer Widerbegegnung mit Wunsiedel das Bild von der "guten, lichten Stadt" zerstört werden, das er immer noch in seinem Herzen trug. In seinen letzten Lebensjahren, so erzählte der Neffe, habe es Jean Paul eine besondere Freude bereitet, auf einem Hügel in Bayreuth zu sitzen und auf die Berge des Fichtelgebirges zu schauen. Und dann sagte er: ,,Dort hinter den Bergen liegt Wunsiedel."

 

Aus Jean Pauls Leben

 

Jean Paul war leidenschaftlicher Spaziergänger: Jean Paul holte sich sämtliche Inspirationen aus der Natur. Zitat: „Ich kann mich nicht erinnern, dass ein einziger Gedanke in der Stube gefasst wurde, sondern immer im Freien“. Es ist im Sinn Jean Pauls seinen Werken an der frischen Luft buchstäblich nachzugehen. Und genau diese enge Verbundenheit Jean Pauls mit der Natur macht es auch stimmig und authentisch die Liebe zu der Landschaft und der Gegend in der er aufwuchs und lebte, mit der Ausweisung bzw. Schaffung eines Jean-Paul-Weges zu manifestieren.

Stichworte zum Jean Paul Weg:

 

Weg Joditz - Bayreuth (Route: Joditz –Hof - Schwarzenbach/Saale – Weißenstadt – Wunsiedel- Bad Berneck - Bayreuth)

Als landkreisübergreifendes Projekt soll der Jean-Paul-Weg die Lebensstätten des Dichters verbinden. In einer literarisch - kulturhistorischen Wanderung kann man die Landschaft, in die Jean Paul hineingeboren wurde und sie später bewusst als Wirkungsstätte gewählt hat, erwandern. In den letzten Jahren wurde in zwei Abschnitten der Wanderweg mit literarischen Tafeln von Joditz nach Schwarzenbach a. d. Saale aufgebaut. Seit einem Jahr arbeiten viele fleißige Menschen an einem weiteren Abschnitt von Schwarzenbach über Wunsiedel nach Nagel unter den Themen:

„Besuch bei der Verwandtschaft“
„Du kleine lichte Stadt“
„Heilkraft des Fichtelgebirges“.

 

Der weitere Abschnitt bis Bayreuth soll bis Jean Pauls Geburtstag 2010 eröffnet werden. An dem gesamten Weg befinden sich Zitate mit Bezug auf die Natur und die Landschaft und das Leben allgemein. Zusätzlich wird über einzelne Tafeln ein Einblick über die Landschaftsveränderungen seit dieser Zeit gegeben. Es ist wohl wenigen bewusst, dass in der Zeit, als Jean Paul lebte, wichtige Grundsteine für die heutige Landbewirtschaftung durch Fortentwicklung der Dreifelderwirtschaft und von einer Weidehaltung der Nutztiere zur Stallhaltung gelegt wurde.

 

So greifen wir auf die Landschaftsbeschreibung von dem Lehrer von Jean Paul Helfrecht und zeitgenössische Aufklärungsschriften zurück. Bei dem Erarbeiten der Inhalte der Literaturtafeln sowie der Markierung und Umsetzung des Projekts arbeiten alle beteiligten Kommunen der Landkreise Hof, Wunsiedel, Bayreuth und Kulmbach und die kreisfreien Städte Hof und Bayreuth intensiv zusammen.

 

Die Markierungswarte des Fichtelgebirgsvereins haben fleißig mitgeholfen. Die Zusammenstellung traf nach intensiver Diskussion mit den Jean-Paul-Kennern der Landschaft – die Agentur KulturPartner Bayreuth. Die Markierung wird mit Mitteln der EU, des Landes Bayern, der Landkreise und der betroffenen Städte und Gemeinden durchgeführt. Einen großen Teil der Summe hat die NÜRNBERGER Versicherungsgruppe übernommen, ohne die das Projekt nicht möglich gewesen wäre. Geld das Eine – aber für einen Jean—Paul-Weg braucht es auch viel Enthusiasmus und Spirit für Jean-Paul und vor allem viel persönliches Engagement. Der Jean-Paul-Wanderweg ist eine ganz wichtige  Vorbereitung zum 250-jährigen Geburtstag von Jean Paul. Im Jahr 2013 soll er sämtliche Lebensstätten bis nach Sanspareil verbinden. Zum Geburtstag 2010 wird der nächste Abschnitt nach Bayreuth fertig gestellt. 2011 wird man auf diesem Weg bis nach Sanspareil wandern können.

Herzlichen Dank für die Organisation der Einweihung heute und den wichtigen Etappenabschnitt hier in Wunsiedel an Christian Kreipe, Frau Wehner-Engel, den Helfern vom FGV und den Mitarbeitern aus den Städten Hof, Schwarzenbach, Bad Alexandersbad.

 

Der Jean-Paul-Wanderweg

Dietmar Herrmann

 

Johann Paul Friedrich Richter (geb. 1763 in Wunsiedel, gest.1825 in Bayreuth], selbst nannte er sich später Jean Paul, gilt als einer der sprachgewaltigsten europäischen Prosaschriftsteller. Wie Literaturwissenschaftler feststellen, nimmt er mit seinen Werken eine Sonderstellung zwischen Klassik und Romanik ein. Zu Lebzeiten als Erfolgsautor gefeiert und mehr gelesen als Schiller und Goethe, verhindert der extrem hohe Schwierigkeitsgrad seines Schreibstils in unserer Zeit ein breites Lesepublikum. Nach wie vor ist er wegen der Musikalität seines Sprachflusses und der Bildhaftigkeit seiner Ausdrucksweise Lieblingsautor von Schriftstellern und Musikern.

 

Der jetzt nach ihm benannte Jean-Paul-Weg ist ein markierter und ausgeschildeter Wanderweg zu Ehren des Dichters. Die Idee zur Schaffung eines neuen Themenweges ging vom Verkehrsverein Auenthal in Joditz aus in Zusammenarbeit mit dem Ehepaar Karin und Eberhard Schmidt vom Joditzer Jean-Paul-Museum. Der erste Abschnitt zwischen Joditz und Hof wurde 2002 eingeweiht. Ein weiteres Teilstück von Hof nach Schwarzenbach konnte 2008 der Öffentlichkeit übergeben werden und die Strecke von Schwarzenbach/Saale bis Nagel wurde in Wunsiedel am 17. Oktober 2009 und der weitere Ausbau in Bayreuth am 21. März 2010 eingeweiht.

 

Der Jean-Paul-Wanderweg beginnt in Joditz (Gemeinde Köditz, Landkreis Hof) und führt durch die Landschaften und Orte, die Jean Pauls Leben prägten und ihm viel bedeuteten. Entlang des Weges begleiten den Wanderer Tafeln, auf denen kurze Auszüge aus den Werken und den Gedanken des Dichters stehen. Der Wanderweg berührt die Naturparke Frankenwald, Fichtelgebirge und Fränkische Schweiz. Er soll spätestens im Jahr 2013 zum 250. Geburtstag des Dichters bis Sanspareil (Gemeinde Wonsees, Landkreis Kulmbach) fortgeführt werden und wird dann etwa 150 km lang sein. Er ist ein Verbundprojekt der Landkreise Hof, Wunsiedel, Bayreuth, des Fichtelgebirgsvereins e.V. und aller am Weg liegenden Gemeinden und Städte. Die wichtigsten Förderer sind u.a die Tourismus-Organisationen, der Bezirk Oberfranken, die Oberfrankenstiftung und der Kulturfond Bayern, die Europäische Union und die Nürnberger Versicherungsgruppe.

 

Wegeverlauf

 

Der Wegeverlauf ist in der Fritsch Wanderkarte Nr. 64 (Hofer Land) und teilweise in der Wanderkarte Nr. 52 (Naturpark Fichtelgebirge) eingezeichnet. Überwiegend verläuft der Wanderweg auf bereits bestehenden und markierten Trassen: Joditz (Gemeinde Köditz, Lkr. Hof) - Fattigsmühle - Saalebrücke BAB 72 - Hof/Saale - Döhlau - Oberkotzau - Fattigau - Schwarzenbach a.d. Saale - Hallerstein - Sparneck - Großer Waldstein - Ruppertsgrün - Weißenstadt - Grub - Egertal - Röslau - Bibersbach - Valetsberg - Wunsiedel - Katharinenberg - Bad Alexandersbad - Luisenburg - Nagel - Fichtelsee - Fichtelberg - Fichtelnaabquelle - Weißmainfelsen - Karches - Bischofsgrün - Hohehaid – Metzlersreuth - Entenmühle - Ölschnitztal - Bad Berneck - Goldkronach - Bindlach - Oschenberg - Eremitage - Bayreuth. Die Weiterführung über Eckersdorf-Donndorf - Schloss Fantaisie - nach Sanspareil bis soll bis zum Jahr 2013.

 

Literatur/Internet:

 

Jean Paul in Oberfranken – Regionales Verbundprojekt; KulturPartner Bayreuth 2009
www.fichtelgebirgsverein.de, Link Wanderwege

 

 

Der Jean-Paul-Platz im Felsenlabyrinth der Luisenburg bei Wunsiedel
Dietmar Herrmann

 

Als am 14. Juni 1805 die damalige „Luxburg“ zu Ehren der anwesenden preußischen Königin Luise in „Luisenburg“ umbenannt wurdei, war auch der Dichter Jean Paulii zugegen, der von seinem Wohnsitz in Bayreuth angereist war. Er war es auch, der den Text verfasst hatte, den die „Oreadeniii und Najadeniv“ im Wechselgesang vortrugen.v Nicht bekannt ist, wie der Gesang von den hohen Herrschaften aufgenommen wurde und ob Jean Paul an Ort und Stelle einen Dank, eventuell auch in finanzieller Form, entgegen nehmen konnte.

 

Erst viel später nach seinem Tod erhielt Jean Paul auf der Luisenburg eine würdige Gedenkstätte, obwohl der Wunsiedler Stadtmagistrat schon seit längerer Zeit einen „Jean-Paul-Platz“ im Felsenareal der Luisenburg geplant hatte. Nachdem am 8. Juli 1845 auf dem Jean-Paul-Platz in Wunsiedel das Jean-Paul-Denkmal eingeweiht wurde, erfolgte am gleichen Tag die festliche Einweihung des „Jean-Paul-Platzes“ im Landschaftsgarten Felsenlabyrinth der Luisenburg. Viele Honoratioren waren erschienen, um mit Gesang, Kranzniederlegung und einer Weiherede bei einem großen Felsen mit schirmartigem Felsendach den Platz einzuweihen.vi Der Ort ist heute als „Jean-Paul-Platz“ und „Regenschirmfelsen“ in den Labyrinth-Rundgang mit eingebunden.

 

Schon lange war geplant, Jean-Paul auch eine Inschrift auf der Luisenburg zu widmen. Im Zuge des Areal-Ausbaus zum 200-jährigen Jubiläum der Luisenburg-Namensgebung wurde dann 2005 der Wunsch in die Tat umgesetzt. In einem Felsen liest der Besucher die Zeilen: „Deinen Bergthron hast du verschönert durch die Thronstufen zu ihm. Jean Paul.“ Diese Worte nun in Stein gesetzt sind der Auszug aus einer Hommage des Dichters an seine Vaterstadt Wunsiedel, in der er drei Wesenszüge seiner Geburtsstadt beschreibt, die sie besonders auszeichnen: „Ich bin gern in dir geboren, Städtchen am langen hohen Gebirge, dessen Gipfel wie Adlerhäupter zu uns niedersehen! - Deinen Bergthron hast du verschönert durch die Thronstufen zu ihm; und deine Heilquelle gibt uns die Kraft – nicht dir, sondern dem Kranken, hinaufzusteigen zum Thronhimmel über sich und zum Beherrschen der weiten Dörfer- und Länderebene. – Ich bin gern in dir geboren, kleine, aber gute lichte Stadt.“ Die ehrenvolle Bezeichnung „gute lichte Stadt“ bezieht sich auf die Aufklärungstradition seiner Vaterstadt. In den Thronstufen, die zum Bergthron hinaufführen, hat der Dichter den Luisenburggarten direkt angesprochen.viii

Im Jahr 2007 wurde vor dem Felsenlabyrinth, beim Aufgang zum Festspielgelände, ein Jean-Paul-Gedenkstein in Buchform aufgestellt.

 

 

 

Zum 245. Geburtstag von Jean Paul
Dietmar Herrmann

 

Hoch über der Donau steht das imposante Bauwerk der Walhalla auf dem 405 Meter hohen Bräuberg bei Donaustauf im Landkreis Regensburg. Das weithin sichtbare Bauwerk ist eine Ruhmes- und Ehrenhalle, in der Büsten und Namenstafeln von bedeutenden Frauen und Männern aus der deutschen Geschichte, Persönlichkeiten aus regierenden Dynastien, aus Politik, Wissenschaft und Kunst aufgestellt bzw. angebracht sind. Für die Aufstellung einer Büste besteht ein strenges Aufnahmeverfahren. Auch zwei Fichtelgebirgler sind unten den berühmten Anwesenden vertreten: Der Dichter Jean Paul und der Komponist Max Reger.

 

Werfen wir zunächst einen kurzen Blick auf die Entstehung und auf die Baugeschichte der Ehrenhalle. Im Frühjahr 1807 fasste der damals 20-jährige Kronprinz Ludwig von Bayern den Plan, die Bildnisse der „rühmlich ausgezeichneten Teutschen“ in einen Ehrentempel des Vaterlandes zu vereinen. 1814 erließ der Kronprinz einen Aufruf an die deutschen Architekten, 1821 schuf dann Leo Klenze, der nach München berufen worden war, den Bauplan. 1827 folgte die Grundsteinlegung und 1842 fand die Eröffnung statt, bei der 96 Büsten und 64 Inschrifttafeln aufgenommen worden waren. Der Name „Walhalla“ bezeichnet in der Mythologie den Wohnort der Götter.

 

Hoch über der Donau liegt die Walhalla. Vom Plateau des Gebäudes aus erschließt sich dem Beobachter ein hervorragender Ausblick, der von Westen über das Regensburger Donautal bis kurz vor die Nachbarstadt Straubing im Osten reicht.

 

Am 14. Juli 1973 wurde die Büste von Jean Paul aufgestellt. (vollständiger Name: Johann Paul Friedrich Richter). Der Dichter wurde am 21. März 1763 in Wunsiedel geboren und ist am 14. November 1825 in Bayreuth verstorben. Er entstammte einer armen ländlichen Predigerfamilie. Nach dem frühen Tod des Vaters muss er sein Theologiestudium aufgeben und wird Hauslehrer in Töpen (bei Hof) und Schwarzenbach/Saale. 1796 geht Jean Paul nach Weimar, wo er vor allem zu Herder eine freundschaftliche Beziehung knüpft. Seit 1804 bis zu seinem Tod lebt er dann in Bayreuth. Nach erfolglosen satirischen Schriften gelang dem Dichter mit dem „Leben des vergnügten Schulmeisterleins Maria Wuz im Auenthal“ (1793) die Hinwendung zu einer Erzählweise, die gekennzeichnet ist durch einen Humor, der die Gebrechen der Welt annimmt ohne Bitterkeit und sie zur Unendlichkeit des Göttlichen in Beziehung bringt. Sein Schreiben lebt von ausschweifender Fabulierlust, von einer Phantasie mit Hang zum Skurrilen und Grotesken und einer vielschichtigen Komposition voller Abschweifungen, Assoziationen und Kommentare. Seine Erzählwerke „Unsichtbare Loge“ (1793) und „Hesperus“ (1795) erhoben den Roman in Deutschland zur führenden Gattung der Dichtkunst und Jean Paul zu einem der beliebtesten Dichter seiner Zeit. Die Höhepunkte seines Schaffens bilden die Romane „Siebenkäs“ (1796/97), „Titan“ (1800/03), und „Flegeljahre“ (1804/05).

 

Literatur:

 

Staatl. Hochbauamt Regensburg: WALHALLA, Regensburg 2006.

Text und Fotos:
Dietmar Herrmann, Friedrich-Meinel-Straße 26, 95632 Wunsiedel

 

 

 

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