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Bergmannstein, Haubank, Opferwannen und der Stollenbrunnen bei Bischofsgrün
von Rudolf Thiem

Der Heimatkundler Max Braun aus Fichtelberg kümmert sich seit etlichen Jahren um historische Grenzsteine und andere Kleindenkmäler im westlichen Fichtelgebirge. Dabei wird er von den Forstverwaltungen in dankenswerter Weise unterstützt. Zum Bergmannstein und der Haubank schreibt er folgendes: "Der Bergmannstein sowie die in seiner Nähe befindliche Haubank waren seit vielen Jahren verschollen. Ich suchte beide in einem etwa 1 Quadratkilometer großen Gebiet zwischen der Weißmainquelle und dem Zwisehenausstieg des Sesselliftes Nord lange vergeblich. Nach etlichen Telefonaten stieß ich auf Helmut Heidenreich aus Birnstengel, langjähriger Markierungs- und Wanderwart des FGV, und Georg Greiner aus Bischofsgrün, der lange Zeit für den FGV Diavorträge in Bischofsgrün hielt. Sie versicherten mir, dass sie vor etwa 25 Jahren sowohl den Bergmannstein als auch die Haubank noch selbst gesehen haben. Ich bat sie deshalb um Mithilfe bei der Suche. Am 19. Mai 2005 machten sich beide auf den Weg zum Ochsenkopf und fanden tatsächlich nach kurzer Suche unweit des Jägersteiges, der vom Hügelfels in Bischofsgrün zur Oberen Ringstraße führt, in Schonungen den Bergmannstein und ganz in der Nähe die Haubank. Der Bergmannstein besteht aus Granit, ist ca. 1,6 m hoch, 1,1 m breit und 0,4 m dick. Auf dem Stein sind oben folgende Zeichen, Buchstaben und Zahlen eingemeißelt: links eine senkrechte gerade Rille, rechts daneben I A M T I (vielleicht Anfangsbuchstaben von Namen), links darunter I M R (vielleicht Anfangsbuchstaben von Namen oder eines Namens), etwas abgesetzt daneben 1842 (sieher Jahreszahl), unter IMR 18.4. (wahrscheinlich Datum), rechts daneben gekreuzte Hämmer (Bergbauzeichen). Auf der rechten Schmalseite des Steins ist eingemeißelt: I M I, darunter 1844 (die letzte Zahl ist wegen Auswitterung nicht sicher lesbar, kann auch anders als 4 heißen). Die ebenfalls aus Granit bestehende Haubank ist ca. 0,9 m hoch und 2,8 m breit. Sie diente vermutlich zur Zerkleinerung der eisenhaltigen Steinbrocken. Beide Relikte aus der Bergbauzeit sind im "Fichtelgebirgs-Album" von Georg Reichel, 1979, auf den Seiten 81 und 85 abgebildet. Wer sie anschauen möchte, geht von der Kreuzung beim Zwischenausstieg des Sesselliftes die Untere Ringstraße 270 m nach Osten. Hier den Jägersteig nach Südosten 510 m bergauf, wo ein Weg kreuzt. Diesen nach links in Richtung Ostsüdost 50 m. Von da noch 54 m bergab in Richtung Nordost steht der Bergmannstein. Zur Haubank geht man vom Jägersteig aus den gleichen Weg 95 m und hier nach Osten noch 18 m bergab." Soweit die Ausführungen von Max Braun.

Der Bergmannstein trägt seinen Namen sicher zu Recht. Es wurde dort oberflächlich Bergbau auf Eisenglimmer betrieben, wenn wohl auch nur in geringem Maße und nur kurze Zeit. Es sind dort noch jetzt Quarztrümmer unterschiedlicher Größe zu finden. Eisenglimmer ist immer an Quarz gebunden. Um das Eisenerz schmelzbar zu machen, musste es vom Quarz getrennt werden. Das geschah in der Regel in Pochwerken, die von Wasserkraft betrieben wurden und meist den Schmelzhütten angeschlossen waren. Nachweisbar ist, dass beim Hochofen in Meierhof ein Pochwerk betrieben wurde. Auch bei der Zinnschmelzhütte in Schönlind-Weißenhaid befand sich ein Pochwerk zur Zerkleinerung des zinnerzhaltigen Gesteins. Die Aufbereitung des Pochgutes im Nassverfahren war eine ziemlich komplizierte Manipulation. Bei kleineren Eisenglimmer-Vorkommen, wie es im Bereich des Bergmannsteins der Fall war, wurde das Eisenerz mit Muskelkraft so gut wie möglich vom Quarz abgeschlagen. Das wird auf der Haubank geschehen sein. Bei sauberer Trennung vom Quarz konnte der Eisenglimmer wahrscheinlich ohne weitere Aufbereitung verschmolzen werden. Hochöfen wurden zu dieser Zeit noch in Meierhof und in Fichtelberg betrieben.

   Ungefähr 900 m nordwestlich von Karches liegt etwa 70 m südwestlich von der B 303 im Wald in der Fischerloh die so genannte Opferwanne. Es ist ein Granitblock von ca. 2,5 m Länge und 2 m Breite, der bis zu einer Tiefe von ungefähr 50 cm wannenartig ausgehöhlt ist. Die Bezeichnung kam wahrscheinlich im 19. Jahrhundert auf, als man in missverstandener Romantik vielfach annahm, dass die im Fichtelgebirge zahlreich auf Felsen vorhandenen schüsselartigen Vertiefungen in vorchristlicher Zeit zu Opfer- und Kultzwecken künstlich angelegt worden waren. Man brachte sie besonders mit den Kelten in Verbindung und nannte sie "Druidenschüsseln". Als Paradebeispiel galten die schüsselförmigen Mulden auf dem Nußhardt-Aussichtsfeisen. Aber schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts versuchte man nachzuweisen, dass es sieh um Verwitterungserseheinungen des Granits handelt. Über das Für und Wider wurde noch in der ersten Hälfet des 20. Jahrhunderts viel geschrieben. Inzwischen hat sich aber die Erkenntnis durchgesetzt, dass diese Schüsseln, Mulden und Wannen im Granit natürlich durch Verwitterung und Auswaschung entstanden sind. Einer früheren Vermutung, dass die Opferwanne in der Fischerloh zur Aufbereitung von Eisenerz genutzt wurde, kann man nicht zustimmen. Es soll auch eine oder zwei sogenannte Opferwannen am Ochsenkopf auf Bischofsgrün zu geben, die aber nicht mehr zu finden bzw. nicht mehr sicher als solche zu bestimmen sind. (Georg Reichel, Fichtelgebirgs-Album, dort Abbildung einer Opferwanne; Oberforstmeister i.R. Rudolf Reissinger, Die Opferwanne in der Fischerloh bei Bischofsgrün, in: Siebenstern 1954.)

Etwa 80 m nordwestlich von der Opferwanne in der Fischerloh und ca. 80 m südwestlich von der B 303 ist der Stollenbrunnen, bei dem es sich um das ehemalige Eisenglimmer-Bergwerk "Beständigkeit" handelt. In der "Sammlung zu einer Berg-Historia des Markgraftums Brandenburg-Bayreuth von Johann Wilhelm Kretschmann, Hof 1741 - Übertragung und Kommentar der von Dr.Dr.h.c. Hans Vießmann veranlassten Faksimile Ausgabe, bearbeitet von Dieter Arzberger, Helmut Heinrich, Dr. Friedrich Wilhelm Singer, Arzberg-Selb-Hof 1994" ist über dieses Bergwerk folgendes zu lesen. Auf Seite 91 im Register der Bergwerksnamen: "Beständigkeit", Bischofsgrün, Eisenglimmer (im Heinrichsschlag gelegen, zum Weißmainhoheofen u. Weißenhaid gehörig, ehemals zum Wellerthal gezählt). - Seite 1186: Die Beständigkeit Aufm Heinrichs Schlag, 1 Fundgrube, 2 Maaaen, 1 Stolln. Die Arbeit auf der Beständigkeit Glimmer Zeche ist in diesem ver-floßenen 1755ten Jahr auf Verlag (=auf Kosten und Rechnung) des Haaaer Werek Besizer Rethens und des Pachter Kehrers auf der Weisenheyd wechselweise mit 2, auch 5 Arbeitern umbgegangen, und daselbst von dem Glimmer Gang so viel Vorrath gewonnen werden, als zu beförderung der beyden Hohen Öfen ufn Weißmann (=Weißmainhochofen, später Karches) und in der Weisenhaydt nöthig gewesen. Die Anbrüehe (=eine durch Grubenbetrieb aufgefundene bzw. erbrochene Masse Erz) sezen uf denen Straßen (=Grubenbau) bey n/v, auch 5/4 Lachter (1 Lachter ist ca. 2 Meter) mächtig nieder. - Seite 1187: Die Mülleriseh Fundgrub Aufm Heinriehs-Sehlag, 1 Fundgrube, 2 Maa-sen, 1 Stollen. Hier wurde ebenfalls die Arbeit wie auf der Beständigkeit im Gedinge (=Vertrag auf Gewinn und Verlust und die auf solche Art verdungene Arbeit) von 2, auch 5 Arbeitern getrieben und daselbst von dem Glimmer Gang und zwar von der 5ten und 6ten Maase ein Vorrath von 600 Seydiein (1 Seidel Eisenerz wog je nach Sorte, Größe der Stücke und Menge der Beimengungen 5-5, im Durch-schnitt 51/2 Zentner) gefördert. Welchen Glimmer der Hammermeister Müller (zu Fröbershammer) jedesmahln abnimt und auf den Hohen Ofen am Mayerhof fahren läßet. - Seite 1190: Christian Ernst Tornesi, Schichtmeister (=Reehnungsführer) beyder Beständigkeit. - Seite 1192: (unter Spezcifikation Der in der Gold Cronacher Bergambts Refier gegenwärtig gangbaren und verliehenen Zechen, 1756) 5. Die Beständigkeit aufn Heinrichschlag, 1 Stund über Bischoffgrün gelegen, Eisen glimmer Zeche. 6. Müllerische Fundgrub, auch aufn Heinrich Schlag, Glimmer Zeche. - Seite 1294: (General-Befahrung 1740) Die Beständigkeit und Müllerisehe Fundgrube. Beede aber haben bey den schönsten Eisen Glimmer Anbrüchen wegen des vorgegebenen Holz Mangels und zwar im Ausbeuth zum Schaden des Herrschaftliehen Ze-hend Interesse stehen bleiben müßen. - Seite 1567: (unter der Auf-zählung der Eisenerz-Sorten) 80. Reicher derber Glimmer vom Heinrichs Schlag über Bischofsgrün. 81. Bester und Reichster Eißen Glimmer Art des Piehtelgebürges welche sehr derb und ein, dem Dannemerisehen Eißen gleichen, das sehr geschmeidiges Eißen giebet, von obigen Werck des Heinrichs Schlags.

Soweit die Aufzeichnungen aus der Berg-Histeria von Johann Wil-helm Kretsehmann, aus der allerdings nicht zu entnehmen ist, seit wann das Eisenglimmer-Bergwerk auf dem Heinriehschlag betrieben wurde. In der Chronik der Hammerherren Müller zu Leupoldsdorf ist zu lesen, dass 1755 drei Schichten vom Glimmerb ergwerk auf dem Heinrichsehlag zum Eisenhammer Leupoldsdorf gehörten. Eine Schicht ist der achte Teil des Besitzes an einer Eigenlöhner grübe. Ob der Betrieb nach der Einstellung 1740 noch einmal aufgenommen wurde, ist nicht bekannt. In einer Karte des Wunsiedler Bergmeisters Johann Georg Ullmann (geb. 1695, gest. 1765) von der Amtshaupt-mannschaft Wunsiedel ist es als Eisenerz-Bergwerk namentlich eingezeichnet. In den Karten von J.T.B. Helfrecht, 1800, und Dr. Bischof und Dr. Goldfuß, 1816, ist es nicht mehr eingezeichnet.

Von diesem ehemaligen Eisenglimmer-Bergwerk beim Stollenbrunnen sind noch deutliche Spuren erhalten. Der Stollenmund befand sich wahrscheinlich nur wenige Meter oberhalb des noch gut erkennbaren Haldensturzes. Aufwärts bis zur jetzigen Stollenöffnung, aus der das Wasser des Stollenbrunnens herausläuft, ist der Stollen einge-brochen, nachdem die Auszimmerung schadhaft geworden war. Oberhalb des Stollenbrunnens ist eine 7,5 m breite und 2,5 m tiefe Binge, eine durch das Zusammenbrechen bergmännischer Baue auf der Oberfläche entstandene Vertiefung. Etwa 7 m über dieser unteren Binge und ca. 20 m unter der B 505 ist eine 6 m breite und 2,5 m tiefe Binge. Ungefähr 5 m östlich von der unteren Binge ist noch eine 5 m lange, 2 m breite und 1 m tiefe kleine Binge. Der ehemalige Name "Heinrichschlag" ist nicht mehr geläufig. Oberforstmeister i.R. Rudolf Reissinger schrieb in dem schon erwähnten Bericht über die Opferwanne in der Fischerloh im Siebenstern 1954, dass er oberhalb des Bergwerks und der B 303 einen alten im Tagbau ausgebeuteten Quarzgang mit Eisenglimmer-Einschlüssen fand.

1 - Der Bergmannstein östlich vom Jägersteig an der Nordostseite des Ochsenkopfes. Die auf dem Bild nicht erkennbaren      Inschriften oben und an der Seite des Steins werden im Text beschrieben. Foto: Rudolf Thiem, 2003.

2 – Die südliche Schmalseite des Bergmannsteins mit der Inschrift I M I 1844. Foto: Rudolf Thiem, 2003.

3 – Die Haubank östlich vom Jägersteig an der Nordostseite des Ochsenkopfes. Foto: Rudolf Thiem, 2003.

4 – Die “Die Opferwanne” in der Fischerloh nordwestlich von Karches. Foto: Rudolf Thiem, 2003.

5 – Eingebrochener Stollen vom ehemaligen Eisenglimmer-Bergwerk “Beständigkeit”, jetzt Stollenbrunnen genannt, nordwestlich von Karches. Foto: Rudolf Thiem, 2003.

 

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