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Wunsiedler Marmor

Dietmar Herrmann

 

Die Kalkmarmore treten im Fichtelgebirge in zwei von Südwest nach Nordost streichenden Zügen auf. (Siehe Karte) Der nördliche Kalkzug zieht sich von Tröstau am Rande der Kösseine über Wunsiedel, Sinatengrün, Thiersheim, Kothigenbibersbach bis nach Hohenberg a.d.Eger. Der südliche Zug beginnt bei Unterwappenöst und lässt sich in der Kösseine-Röslau-Senke mit größeren Unterbrechungen über Neusorg, Waldershof, Marktredwitz, Arzberg bis Schirnding verfolgen. In Steinbrüchen sind verschiedene Farbvarianten zu beobachten: rote, bräunliche oder bläuliche bis schwarz-weiß gestreifte. Bei Sinatengrün und Stemmas kommen auch dolomitische Partien vor.

 

Der Abbau in Steinbrüchen fand schon im Mittelalter statt; in Wunsiedel wurde im 14. Jahrhundert die Stadtmauer aus Marmorsteinen errichtet. Auch das Kunstgewerbe nahm sich der Bearbeitung von Marmor an, wovon Grabplatten und Votivtafeln zeugen. In dem 1724 bei Bayreuth errichteten Zuchthaus wurden die Sträflinge mit Schleifen von Wunsiedler Marmor beschäftigt. Ab 1890 begann man den Marmorstein zu mahlen, er fand Verwendung in Industrie und als Düngemittel in der Landwirtschaft. In Kalköfen wurde er gebrannt und als gebrannter Kalk für Bauzwecke verwendet.

 

Als Wunsiedel im Jahr 1326 von Burggraf Friedrich IV. Stadtrechte verliehen bekam, war damit auch das Recht auf Erbauung einer Stadtmauer verbunden. Als um 1427 die Gefahr der Hussiteneinfälle wuchs, musste auf Anordnung des Landesherren eine doppelte Stadtmauer im Osten und Südosten der Altstadt errichtet werden mit einem vorgelagerten Graben. Die Mauer wurde aus Wunsiedler Marmor (Kalkstein) erbaut, dem Material, das man beim Aushub vorfand. Seit dieser Zeit schrieben die alten Autoren von der „Stadt mit den marmelsteinernen Mauern“. Im Jahr 2002/03 hat die Stadt Wunsiedel die Stadtmauer mit seinem Umfeld wieder in einen ehrwürdigen Zustand versetzen lassen. Das Foto zeigt einen Teil der restaurierten Stadtmauer am Ludwig-Hacker-Platz in Wunsiedel in der Nähe des Regenbogenbrunnens.

 

 

Die Wunsiedler Stadtmauer war aus Marmor

 

Eine Literatur-Liste über den Fichtelgebirgs-Marmor finden Sie hier (PDF-Datei)

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