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Der Komponist Max Reger

Bertram Nold, Brand/Opf.

Die deutsche Musik ist zu vielschichtig, um in irgendeine strenge Formel gepresst zu werden. Jedoch zeigt sich in den beiden Jahrhunderten ihrer Vorherrschaft eine sehr erstaunliche und dauerhafte Zweiteilung. Jede Epoche wird jeweils von zwei großen Künstlerpersönlichkeiten beherrscht. Die eine drückt sich mit Hilfe des lyrischen Musiktheaters, die andere mit Hilfe der instrumentalen Formen und der Kirchenmusik aus. Dem romantischen Genie steht jeweils ein Genie der reinen Musik gegenüber und beide Linien pflanzen sich fort, ohne dass es einem Komponisten gelingen könnte, beide Ströme in sich zu vereinigen.

So erlebte man am Ende des 19. Jahrhunderts das Duell “Brahms- Wagner”. Im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts vollzieht sich die Teilung in den zwei großen Namen: Richard Strauss und Max Reger. Gibt es über Richard Strauss kaum noch offene Fragen, so hat man 90 Jahre nach dem Tod Regers noch immer keine vollkommene Klarheit über ihn. Als Künstler, in erster Linie als Komponist, dann als Nachschaffender, als Pianist, als Dirigent und dazu als Mensch ist er immer noch nicht vollkommen erkannt. Schon zu Lebzeiten Regers hat man ihm unter den bedeutenden Musikern seiner Zeit eine seine Eigenart berücksichtigende Sonderstellung angewiesen. Er war Gegenpol und doch auch Spiegel des Zeitgeschehens und Zeiterlebens. Reger lässt sich aus dem Rahmen des zeitlichen Geschehens nicht wegdenken.

Max Reger war mit jeder Phase seines Herzens echter, deutscher Kunstempfindung ergeben. Seine Kunst hat ihre Wurzeln in einem Boden, der auch weiterhin Nährboden echter Kunst bleiben wird. Reger übte diese Kunst in einem Geiste und mit einer Meisterschaft aus, die ihn in die Nähe großer Meister der Vergangenheit rückt.

1916 verstarb Max Reger in einem Hotelzimmer in Leipzig. Am 11. Mai beging die Musikwelt seinen 90.Todestag.  

Die Reger-Pflege in Brand wurde durch die Einrichtung eines Kulturellen Förderkreises in den letzten Jahren ständig intensiviert. Vieles deutet in der Gemeinde Brand auf ihren großen Sohn  hin. Von Nagel kommend fährt der Besucher auf der Max-Reger-Straße in den Ort ein. An dieser Straße findet sich gegenüber dem Rathaus unübersehbar mit einem großen Vorgarten Regers Geburtshaus. Hier ist Max Reger am 19. März 1873 geboren, nachdem sein Vater Josef Reger als Lehrer nach Brand versetzt worden war. Gleich gegenüber dem Max-Reger-Haus wurde im Rahmen der Dorferneuerung der Max-Reger-Brunnen geschaffen, der 2003 im Rahmen eines Bürgerfestes seiner Bestimmung übergeben wurde. Aus Orgelpfeifen bestehend soll er auf den Schöpfer großer Orgelwerke hinweisen. Es war der Wunsch des Seniorchefs der Firma Schiettinger, einen solchen Brunnen hier am Rathaus in unmittelbarer Nähe der Geburtsstätte zu schaffen. Als ihn die Gemeinde zum Ehrenbürger machte, übergab Dr. Ado Bader eine Spende für einen Max-Reger-Brunnen. Nur ein Jahr später enthüllte Dr. Bader gleich daneben eine Bronzebüste des Komponisten. Auch sie wurde von ihm finanziert. Gleichzeitig mit der Enthüllung wurde im Mai 2004 ein neuer Wanderweg eingeweiht, der den Namen Max-Reger-Weg erhielt. Die Ortsgruppe des Fichtelgebirgsvereins hatte mit großem Aufwand mehrere Informationstafeln erstellt und sie entlang des Weges aufgestellt. Auf dem 14 Kilometer langen Weg rund um Brand hat nun so der Wanderer Gelegenheit sich über Max Reger zu informieren. Franz Preis lieferte zu diesem Weg eine sehr ausführliche Beschreibung sodass auch ortsfremde Wanderer kein Problem haben sich auf diesem Weg durch die idyllische Landschaft des Fichtelgebirges zurecht zu finden. An nicht weniger als drei Gasthäusern führt der Weg vorbei; Gelegenheiten genug sich zu stärken für die jeweils nächste Etappe.

Seit 1966 erinnert auch ein Gedenkstein in der Grünanlage hinter dem Rathaus an den Komponisten. 1966, zum 50. Todestag Max Regers, wurde in Brand erstmals ein Reger-Fest durchgeführt. Dabei fand auch dieser Gedenkstein seinen Platz. Neben den Lebensdaten wurde der Stein mit einem Notenmotiv versehen: Ausgewählt wurde der erste Takt aus „Präludium und Fuge über B-A-C-H“ und das aus mehreren Gründen. Zum einen ist dieses Motiv vom Notenbild her sehr abwechslungsreich, zum anderen spiegelt sich in den Noten nach dem Namen Bach die Verehrung Max Regers von Johann Sebastian Bach wider. Im Rahmen des damaligen Reger-Festes wurde auch eine neue Tafel am Geburtshaus enthüllt. Mehrere Konzerte sollten das große Werk des Max Regers in Bewusstsein setzen. Unter anderem kam die Choralkantate Nummer 4 „Meinen Jesum lass ich nicht“ als Gemeinschaftswerk der Brander Chöre und des Fichtelberger Kirchenchores zur Aufführung. Sogar der Bayerische Rundfunk weilte mit der damals bekannten Fernsehansagerin Anneliese Fleyenschmidt zusammen mit einem Aufnahmeteam in Brand, um in einer größeren Reportage vom Reger-Fest zu berichten. Eine weitere größere Konzertreihe wurde 1986 zum 70.Todestag in Brand durchgeführt. Seit 1966 gibt es im Rathaus in Brand auch ein Max-Reger-Gedächtniszimmer. Früher im oberen Stock des Rathauses untergebracht wurde es vor einigen Jahren in einem neuen Raum im Erdgeschoss neu eingerichtet. Es ist vor allem Ziel auswärtiger Musikliebhaber, die nicht selten mit Bussen nach Brand kommen, um etwas über Max Reger zu erfahren. Bilder, Bücher und Dokumente informieren über Leben und Werk Max Regers. Möbel aus dem Max-Reger-Haus, unter anderem eine Wiege, finden oft das besondere Interesse der Besucher.

Seit Professor Kurt Seibert die Weidner Max-Reger-Tage ins Leben gerufen hat, ist auch die Gemeinde in dieses Festival eingebunden. Der Mehrzwecksaal eignet sich hervorragend für solche Konzerte zumal der Männergesangverein `Max Reger` mit dem Bau des Mehrzwecksaales einen wertvollen Flügel angeschaffte, der für diese anspruchsvollen Konzerte zur Verfügung steht.


Schließlich kommt auch das Kulinarische nicht zu kurz in Max Regers Geburtsort: die Bäckerei Besold bietet die „Original Brander Max-Reger-Torte“ an.

Die Max-Reger-Pflege in Brand wird auch weiterhin einer der Schwerpunkte der Arbeit des Kulturellen Förderkreises, der von Bürgermeister Georg Zaus geleitet wird, bleiben, gleichwohl es überaus schwierig ist, die Bedeutung Regers ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. Verstärkt will man sich deshalb darum kümmern, die junge Generation an Max Reger heranzuführen.

Reger wird die Musikwissenschaft noch lange beschäftigen. Kurz nach Regers Tod schrieb Karl Straube: “Die großen Werke seines Lebens waren mit dem Religiösen eng verbunden. Weil dem so war, deshalb, glaube ich, wird Regers Kunst noch lange leben, wenn vieles was heute bewundert und geschätzt wird, zurückgegangen ist in die Vergessenheit.“ Straube sagt das aus der Kraft der Überzeugung heraus. Bezeichnend ist, dass er das Wort “ewig” meidet. Die Vermutung, die Bedeutung seines Werkes könne bald nach seinem Tod stark reduziert werden, um schließlich neu durchzubrechen, hat Reger selbst schon gelegentlich ausgesprochen. Was er damals vermutet hat, scheint eingetroffen zu sein, wenn auch in etwas anderer Relation. Die Ahnung, dass sein Werk zunächst einmal den seinerzeit schon spürbar gewordenen radikalen Neuerungskräften weichen müsse, hatte er ebenso wie die Gewissheit der Gewichtigkeit der Äußerung seiner Musik. Dem Komponisten wird wohl bewusst gewesen sein, dass mit seinem Hinscheiden bedeutsame Teile seines Schaffens ihren besten Verfechter zu entbehren hätten. Heute sind es meist technische Schwierigkeiten, an denen größere Aufführungen scheitern.

So manches bei Reger erinnert an Mozart; nicht Gestalt, Stil oder Aussage, sondern die schicksalhaft bestimmte Ähnlichkeit seiner Position am Ende einer Zeit, die Ähnlichkeit seines Strebens nach Ruhe und Geborgenheit, seines unaufhörlichen Schaffensdranges, ja, auch des Umstrittenseins, das selbst heute nicht beendet zu sein scheint. Wie bei Mozart standen hinter Heiterkeit Wehmut und Melancholie. Mozart starb gewiss früh, allzu früh - und doch wohl zur rechten Stunde, ehe ein neues ganz anders geartetes Jahrhundert, das ihn zweifellos großer Gefahr ausgesetzt hätte, anbrach. Auch Reger starb gewiss lange vor der Zeit und doch sollte man das Geschehen heute, da man zu gut weiß, was alles unterdessen über die Welt gekommen 1st, eher mit Dank als mit Trauer aufnehmen, weil ihm vielleicht so manches erspart blieb, vor allem dem Künstler. Letztlich erscheint es so, dass seine Mission, ein zwischen die Zeiten gestellter historischer Auftrag, nicht mehr und nicht größer hätte erfüllt werden können, als es von ihm getan wurde.

Oft hört man die Frage was Reger wohl noch alles geleistet hätte, wenn er nicht so früh gestorben wäre. Eine wahrhaft müßige Frage. Das Wesentliche zu diesem Thema hat Goethe in einem Gespräch mit Eckermann am 11. März 1828 gesagt: “Jeder außerordentliche Mensch hat eine gewisse Sendung, die er zu vollführen berufen ist. Hat er sie vollbracht, so ist er auf Erden in dieser Gestalt nicht weiter vonnöten, und die Vorsehung verwendet ihn wieder zu etwas anderem. Da aber hienieden alles auf natürlichem Wege schied, so stellen ihm die Dämonen ein Bein nach dem anderen, bis er zuletzt unterliegt. So ging es Napoleon und vielen anderen: Mozart starb in seinem 36. Jahre, Raffael im gleichen Alter, Byron nur um weniges älter. Alle aber hatten ihre Mission auf das Vollkommenste erfüllt, und es war wohl Zeit dass sie gingen, damit auch anderen Leuten in dieser auf lange Dauer berechneten Welt noch etwas zu tun übrig bliebe.”

Max Reger Geburtshaus

Geburtshaus

Max Reger

Bronzebüste

May Regner

Blick ins Gedächtniszimmer

Max Reger

Brunnen mit Büste

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