Bayern-Fichtelgebirge >>> Zurück

Geotope und Geotopschutz - in Bayern und im Fichtelgebirge

So ziemlich jeder Wanderer im Fichtelgebirge ist schon einmal an einem Geotop vorbeigekommen. Und zwar vermutlich ohne sich dessen bewusst zu sein! Was also verbirgt sich hinter den Begriffen „Geotop“ und „Geotopschutz“?

Geotope

Bizarre Felsen, dunkle Höhlen, kühlende Quellen und andere Teile der unbelebten Natur haben von jeher das Interesse der Menschen auf sich gezogen. Dichter und Maler der Romantik beschäftigten sich ebenso wie auch die ersten Naturforscher mit Geotopen, jeder auf seine Weise. Die Erhaltung dieser Teile des Naturerbes stand vor knapp 200 Jahren am Anfang des Naturschutzgedankens. Im 20. Jahrhundert rückte jedoch, unter anderem als Folge der zunehmenden Inanspruchnahme der Umwelt, immer mehr der Arten- und Lebensraumschutz in den Vordergrund.

Geowissenschaftler beklagten schon in der Vergangenheit den zunehmenden Verlust von wichtigen Dokumenten der Erdgeschichte. Der Begriff „Geotop“ wurde allerdings erst relativ spät durch eine Arbeitsgruppe der Staatlichen Geologischen Dienste in Deutschland (Ad-hoc-AG Geotopschutz 1996) definiert. Demnach sind „…Geotope erdgeschichtliche Bildungen der unbelebten Natur, die Erkenntnisse über die Entwicklung der Erde und des Lebens vermitteln. Sie umfassen Aufschlüsse von Gesteinen, Böden, Mineralien und Fossilien sowie einzelne Naturschöpfungen und natürliche Landschaftsteile.“

Unter den Geotopen finden sich also bekannte Sehenswürdigkeiten, wie im Fichtelgebirge z.B. das Felsenlabyrinth Luisenburg oder die charakteristischen Felsburgen auf zahlreichen Fichtelgebirgs-Gipfeln. Doch zählen nicht nur diese markanten Landschaftsformen, auch wesentlich unscheinbarere Objekte können Geotope sein. Beispiele hierfür sind aufgelassene Steinbrüche und Bergwerke, Quellen und Höhlen.

Geotopschutz

Geotope können z.B. durch Überbauung, Verfüllung oder vollständige Abgrabung gefährdet sein. Ziel des Geotopschutzes ist es daher, besonders wichtige Geotope dauerhaft zu erhalten. Die Ad-hoc-AG Geotopschutz (1996) stellt hierzu fest: „Schutzwürdig sind diejenigen Geotope, die sich durch ihre besondere erdgeschichtliche Bedeutung, Seltenheit, Eigenart oder Schönheit auszeichnen. Für Wissenschaft, Forschung und Lehre sowie für Natur- und Heimatkunde sind sie Dokumente von besonderem Wert. Sie können insbesondere dann, wenn sie gefährdet sind und vergleichbare Geotope zum Ausgleich nicht zur Verfügung stehen, eines rechtlichen Schutzes bedürfen.“ Geotope erhalten also ihren Wert dadurch, dass der Mensch Interesse an ihnen hat. Sie sind unschätzbare Informationsspeicher für Geschichte und Heimatkunde sowie insbesondere für die geowissenschaftliche Forschung und Lehre. Der Sinn des Geotopschutzes liegt darin, das erdgeschichtliche Naturerbe an zukünftige Generationen weiter zu geben. Es wird aber für Geotope nicht automatisch ein rechtlicher Schutz angestrebt, wie er beispielsweise für einige Biotoptypen gesetzlich verankert ist. Er wird vielmehr – wenn nötig – nach Prüfung des Einzelfalls durch die Naturschutzbehörden erlassen.

Nur was man kennt, lernt man schätzen und kann es auch schützen“. Aus dieser Grundüberlegung heraus hat das Bayerische Geologische Landesamt bereits 1985 begonnen die wichtigsten Geotope Bayerns zu erfassen und im „Geotopkataster Bayern“ zu registrieren. Seit der 2005 erfolgten Zusammenlegung des Geologischen Landesamts mit anderen Behörden zum neuen „Landesamt für Umwelt“ wird der Geotopkataster dort weitergeführt. Mittlerweile sind etwa 2750 Geotope in der digitalen Datenbank katalogisiert und bewertet, mehr als 2000 Vorschläge liegen derzeit noch zur Neuaufnahme vor. Der Geotopkataster Bayern dient dem Landesamt für Umwelt als fachliche Grundlage für alle Stellungnahmen zu Raumordnungsverfahren sowie bei der Aufstellung von Landschafts- und Flächennutzungsplänen. Damit ist allerdings kein automatischer Schutz der Objekte erreicht, bei der Abwägung der Belange sind aber auch die Ziele des Geotopschutzes zu berücksichtigen.

Informationen

Für einen konsequenten Geotopschutz ist es wichtig, das hierfür notwendige Wissen und Bewusstsein in der Bevölkerung zu fördern. Daher betreibt das Landesamt eine intensive Öffentlichkeitsarbeit zum Geotopschutz. Broschüren über die Geotope der verschiedenen bayerischen Regierungsbezirke richten sich an geowissenschaftlich interessierte Laien und haben ein großes Publikum gefunden. Für den Bereich des Fichtelgebirges besonders interessant sind die Bände „Geotope in Oberfranken“ (erschienen 1999) und „Geotope der Oberpfalz“ (erscheint 2007). Unter dem Motto „Geologie erleben!“ erhalten bis 2009 insgesamt 100 von „Bayerns schönsten Geotopen“ Schautafeln mit Informationen zur Entstehung und zur Bedeutung des Geotops. Außerdem wird für jedes Objekt ein entsprechendes Faltblatt erstellt, das bei Kommunen und Fremdenverkehrsbüros ausliegt. Darüber hinaus ist die Mehrzahl der im Geotopkataster erfassten Objekte inzwischen auch über das Internet unter www.geotope.bayern.de recherchierbar. Hier gibt es auch Informationen zu weiteren Broschüren und zu den schönsten Geotopen bayernweit.

Weitere Informationen zu Geotopen speziell im Umkreis des Fichtelgebirges sind auch beim Bayerisch-Böhmischen Geopark unter www.geopark-bayern.de erhältlich.

Geotope im Fichtelgebirge

Für den Bereich des Fichtelgebirges enthält der Geotopkataster Bayern etwa 100 Einträge. Viele Objekte stehen im Zusammenhang mit der im Fichtelgebirge weit verbreiteten Gesteinsart Granit. Granite neigen zu charakteristischen Verwitterungsformen, die zur Bildung von Blockmeeren, Felsenlabyrinthen und Felsburgen mit typischen „Wollsäcken“ und „Matratzen“ führten. In das Projekt „Bayerns schönste Geotope“ einbezogen wurden der Burgberg in Falkenberg, die Drei-Brüder-Felsen am Rudolfstein und das Felsenlabyrinth Luisenburg, das darüber hinaus auch als eines der 77 „bedeutendsten Geotope Deutschlands“ ausgezeichnet wurde. Die große Variabilität der Granite kann neben den natürlichen Aufschlüssen auch in den zahlreichen Steinbrüchen studiert werden. Neben den Graniten sind im Fichtelgebirge und seiner Umgebung weitere, z.T. seltene Gesteinsarten zu finden wie beispielsweise die Marmore von Wunsiedel und die Serpentinite von Zell, Schwarzenbach/Saale oder Erbendorf. Ebenfalls zu Bayerns schönsten Geotopen zählt der Eklogit am Weißenstein bei Stammbach. Eine große Bedeutung für die ehemaligen Glashütten im Ochsenkopf-Gebiet hatte das Vorkommen des seltenen Ganggesteins Proterobas. Dokumente des ehemaligen Bergbaus sind in den Schaubergwerken in Goldkronach (Gold, Silber) und Fichtelberg (Eisen, Eisenglimmer) erhalten. Während vom ehemals bedeutenden Eisenbergbau um Arzberg im Gelände kaum noch Spuren erhalten sind, bezeugen die „Zinngräben“ am Schneeberg-Massiv die einstige Bedeutung des Zinnbergbaus.

Neben diesen Beispielen würden es noch viele weitere Oberflächenformen, Quellen, Gesteinsarten oder Rohstoff-Vorkommen verdienen, hier erwähnt zu werden. Daher bleibt nur die Anregung, sich z.B. vor der nächsten Wanderung einmal über die Geotope zu informieren, die möglicherweise während der Tour besichtigt werden können.

In diesem Sinne: Viel Spaß beim „Geologie erleben!“ im Fichtelgebirge!

Autoren:

Georg Loth, Stefan Glaser & Ulrich Lagally

Bayerisches Landesamt für Umwelt

Hans-Högn-Straße 12, 95030 Hof

http://www.lfu.bayern.de

(Dieser Aufsatz wurde in der Zeitschrift des Fichtelgebirgsvereins Der Siebenstern, Ausgabe 1/2007 abgedruckt.)

Bayern-Fichtelgebirge