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Der Roßsteig im Tal der Warmen Steinach zwischen Wurzstein und Schanzberg

Harald Herrmann

Ein Stück romantische Natur kann derjenige erleben, der die Spuren eines längst vergessenen Weges sucht, der vermutlich einst eine nicht unwesentliche Bedeutung für das Steinachtal hatte. Dieser Roßsteig ist namentlich in keiner Wanderkarte vermerkt und auch die topographische Karte erwähnt den einstigen Weg in keiner Weise. Dennoch lohnt es, sich dieser alten Verbindung einmal etwas genauer zu widmen.

Über die Bedeutung des Roßsteigs ist wenig bekannt, viele ältere Aussagen verlieren sich im Spekulativen. Trotzdem ist ein Blick auf einige Vermutungen früherer Autoren von Interesse. Doch zunächst zur Geographie.

Vom Schlosshügel oberhalb von Sophienthal, einer mittelalterlichen Ringwallanlage, zieht sich der Weg über die Einzel Neuhaus an den Osthängen des Steinachtals entlang. Nach einigen Kilometern erreicht der Roßsteig die Burgruine Wurzstein. Die Waldabteilung kurz vor dem Burghügel trägt ebenfalls den Namen „Rosssteig“. Von der Ruine aus steigt der Weg am Kamm des Berges hinauf auf das Plateau des Schanzberges. Hier könnte, wie in dem Buch „Burgruine Wurzstein im Steinachtal“ dargelegt, einst eine Fliehburg existiert haben.

Auch am Westhang des Steinachtals, im Bereich der sagenumwobenen Königsheide, finden sich Hinweise auf einen Roßsteig. Hierbei ist die Beschreibung einer Exkursion des Historischen Vereins von Oberfranken aus dem Jahr 1886 von Interesse. Die Herren des Vereins gingen zur damaligen Zeit von der Möglichkeit einer heidnischen Kultstätte auf den Höhen der Königsheide aus, die in Verbindung mit den umliegenden Höhen stand. So spielten in diesen Überlegungen beispielsweise der Ochsenkopf (Ossenkopf) und der Wurzstein (Wuotansstein) eine wesentliche Rolle. Bleibt man bei der Namensdeutung, so wäre noch eine Beziehung interessant. Von Untersteinach in Richtung Königsheide liegt die Waldabteilung „Rosssteig“, wird in der Beschreibung der Exkursion berichtet. Über diese Waldabteilung war ein bequemer Aufstieg zur Hochebene möglich. Auf der nördlichen Seite des lang gezogenen Rückens der Königsheide findet sich in Warmensteinach der Ortsteil „Hängweg“, der sich etwa zwischen dem Schulhaus und der Sprungschanze erstreckt. Die Bezeichnung „Hängweg“ leitet sich von „Hengstweg“ ab. Auch von dieser Seite aus ist ein verhältnismäßig einfacher Aufstieg zur Königsheide möglich.

Somit befinden sich auf beiden Seiten der oberen Steinach zwei Roßsteige, die vermutlich in Warmensteinach durch einen Hengstweg verbunden waren. Dieser Weg als Ringweg betrachtet verbindet die mittelalterliche Anlage auf dem Schloßhügel, die ehemalige Burg Wurzstein, den Schanzberg, auf dem eine Fliehburg existiert haben könnte und die Königsheide, von der nicht nur viele Sagen von einem mächtigen Schloss raunen, sondern auch eine Waldabteilung den Namen „Altes Schloß“ trägt.

Im Rahmen seiner Forschungsarbeiten zu seinem neuen Buch über die Burgruine Wurzstein ist dem Autor aufgefallen, dass nördlich des Halsgrabens der ehemaligen Burg ein Teil des alten (Roß-) Steigs wieder sichtbar ist. Deshalb wurde versucht, das Teilstück des alten, vielleicht einst bedeutungsvollen Weges zwischen Wurzstein und dem Schanzberg zu suchen. Diese Suche verlief im ersten Stück bis kurz unterhalb der Forststraße zum Wurzbachweiher recht erfolgreich. Der gesamte Pfad zieht sich fast abenteuerlich auf dem Kamm des Bergrückens hin und trägt mit seinem steilen Abfall zum Wurzbach hin nahezu alpine Züge.

Von der Waldstraße aus ist der Steig nicht mehr so deutlich zu erkennen, um weiter oben am Plateau des Schanzbergs wieder entlang des Kamms zu Tage zu treten. Der Windbruch in jüngerer Vergangenheit hat auf der Bergkuppe des Schanzbergs einige freie Stellen geschaffen, die stellenweise einen schönen Ausblick auf den Ochsenkopf, Teile von Warmensteinach und die Hänge des Steinachtals gewähren. So kann sich der Wanderer zumindest einen Eindruck davon verschaffen, welchen phantastischen Ausblick man einst, als der Wald noch niedriger war, vom Aussichtspunkt mit dem eisernen Regenschirm auf dem höchsten Punkt des Schanzbergs genießen konnte.

Literatur
Bauer: die Gemeindebeschreibung von Sophienthal in  Weidenberger Hefte, 1985  No.1
Archiv für Geschichte und Alterthumskunde von Oberfranken, Dreizehnter Band, Zweites Heft 1886
Füssmann/Spöttel: Königsheide: unveröffentlichtes Manuskript
Kröll, Joachim: Turmhügel und Altstraßen im

Weidenberger Raum  in  Heimatbote, Monatsbeilage der Fränkischen Presse, Nr. 11/1961

 

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