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Der Eisenberg in Warmensteinach – einst und heute

Harald Herrmann

Zwischen Warmensteinach und Oberwarmensteinach ragt eine markante Bergnase ins Tal der Warmen Steinach und bildet dort beim Höllfelsen die engste Stelle des gesamten Steinachtals. Diese Bergnase ist der steil nach unten abfallende Ausläufer des Eisenbergs.

 

Der Bergrücken des Eisenbergs, der sich an das Gebiet des Wagenthals anschließt,  ist in vielerlei Hinsicht interessant und attraktiv und bereits vor vielen Jahrhunderten herrschte am Eisenberg lebhaftes Treiben.

 

In einer Künsbergischen Urkunde aus dem Jahr 1608 ist von einem alten Stollen in dem Wagenthal die Rede, der Schwarzbauerbrunnen genannt wurde. Dieser Stollen ist sicher identisch mit dem Eisenbergwerk, das Ulrich Danner im Jahr 1549 auf dem Eisenberg errichtet und betrieben hatte. Dieses Bergwerk „Schwartzbauer“ wird bereits im Jahr 1695 als Zubuße-Bergwerk bezeichnet. Noch heute sind die Pingenzüge am Eisenberg deutlich zu erkennen. Klar sind die Vertiefungen zu sehen, die sich vom relativ steilen Abfall zur Steinach über die Bergkuppe hin in den Warmensteinacher Ortsteil Winkel ziehen. Der noch heute existierende Hausname einer dort lebenden Familie, „die Schwarzbauern“, ist ein weiteres Überbleibsel jenes einstigen Eisenbergwerks.

 

Seit den sechziger Jahren hatte der Eisenberg ein an vielen Stellen im oberen Steinachtal sichtbares Wahrzeichen. Es handelte sich dabei um ein technisches Bauwerk – einen Frequenzumsetzer für das Zweite und Dritte Fernsehprogramm. Bedingt durch die Lage in dem verhältnismäßig engen Tal, konnten diese beiden Programme nicht direkt empfangen werden. Der Betonmast war mit seinen Antennen auf dem vorderen Punkt des Eisenbergs derart platziert, dass nahezu die gesamte Gemeinde Warmensteinach mit den beiden Fernsehprogrammen versorgt werden konnte. Seit einigen Jahren wurde der Mast auch als Mobilfunkstandort genutzt. Nach über 40 Jahren ist der alte Mast nun durch einen neuen ersetzt worden, der unmittelbar neben der alten Anlage steht. Ein kurioser Anblick sind die beiden Funkmasten nebeneinander während der Umbaumaßnahmen.

 

Der Eisenberg ist ein ideales Gebiet für Spaziergänge. Vom Parkplatz auf dem Wagenthal aus, vorbei an der ehemaligen Jugendherberge, kann man nahezu ohne Steigung um den Gipfel des Eisenberges wandern und auch ein Teil des Wanderweges und Lehrpfads „Historische Spuren zu Wasser und Landschaft“ umrundet den Eisenberg. Auf diesem informativen Rundwanderweg, der vom Verschönerungsverein Warmensteinach angelegt wurde, erfährt der Wanderer Wissenswertes über die Natur den ehemaligen Eisenbergbau und auch über die Entstehung der vielen Sagen dieser Gegend.

Wurde der Wald hier seit dem Mittelalter für die Glasperlenherstellung, den Bergbau und die Verarbeitung des gewonnenen Eisens intensiv genutzt und dadurch immer weiter zurückgedrängt, so fand in den vergangenen etwa einhundert Jahren eine kontinuierliche Aufforstung statt. Früher wurde das Landschaftsbild des oberen Steinachtals hauptsächlich durch die damalige Industrie, die Bergwerke, Hochöfen, Hammerwerke, Glashütten und Kohlenmeiler bestimmt. Mit dem Rückgang dieser frühen Gewerbe und dem beginnenden Tourismus und dem Aufblühen des Wintersports in Warmensteinach, änderte sich auch das Erscheinungsbild der Landschaft. Allmählich vollzog sich der Wandel von der einstigen Industrieregion hin zur überwiegend vom Fremdenverkehr lebenden Gemeinde.  

 

Vom oberen Punkt der Abfahrt des ehemaligen Skilifts Eisenberg aus, hat der Spaziergänger einen grandiosen Blick auf Oberwarmensteinach und Hütten. Tief unten im Tal der oberen Steinach liegt die St. Laurentius – Kirche, im Hintergrund erhebt sich der Ochsenkopf mit seinem Fernsehsender. Am gegenüberliegenden Hang ist die Devalkart-Bahn – im Winter der Geiersberg-Skilift – zu sehen. An diesem Hang befand sich der erste Schlepplift nicht nur von Warmensteinach sondern des ganzen Fichtelgebirges. Michael Nickl betrieb diesen etwa 300 m langen  Lift mit einem 12 PS starken Dieselmotor seit dem Jahr 1954.

 

Der 50ste Breitengrad, der exakt durch das Warmensteinacher Schulhaus im Tal im Westen und durch die Laurentiuskirche im Osten verläuft, führt auch über den Bergrücken des Eisenberges. In der Verlängerung durchläuft der 50. Breitengrad im Osten Fichtelberg, Marktredwitz, Kiew in der Ukraine und das chinesische Wuzhan. In westlicher Richtung liegen Lohr am Main, Mainz, Black Head in Großbritannien und Winnipeg in Kanada auf diesem Breitengrad.  

 

Gehört der Eisenberg heute zum Gemeindebereich Warmensteinach, so verlief früher in unmittelbarer Nähe, von der Firma SiLi hinauf zum Wagenthal, eine bedeutende Grenze. Südwestlich dieser Linie hatte der Markgraf von Bayreuth das Sagen. Am Eisenberg selbst und in Oberwarmensteinach regierte zuerst der Kurfürst von der Pfalz, nach der Schlacht am Weißen Berg im Jahr 1620 der Herzog von Bayern. Deshalb verlief hier auch die Konfessionsgrenze zwischen dem evangelischen Markgrafentum Bayreuth und dem katholischen Bayern.

 

Umsäumt wird der Eisenberg von drei Gewässern: dem Mausbach Nordosten, der Steinach im Norden und Nordwesten und dem Reinbach im Südwesten. Im Winter lockt die beleuchtete Nachtlanglaufloipe die Wintersportler hinauf ins Wagenthal und auf den Eisenberg.

 

Literatur:
Bleier, Siegfried: Warmensteinach  Von den Anfängen zur Gegenwart   Geiger-Verlag Horb
Füssmann, Hans; Spöttel, Ludwig: Der ehemalige Bergbau im Steinachtale  in  Ortsnachrichten Warmensteinach
Herrmann, Harald: Das Obere Steinachtal und die Gegend um Warmensteinach, Das Fichtelgebirge 7/1997
Historische Spuren zu Wasser und Landschaft   Prospekt zum gleichnamigen Wanderweg in Warmensteinach
Hofner, Hans: Die Entwicklung der Seifen und vom Stollenbau   in  Weidenberger Hefte No. 5   1986

 

Während des Abbaus des alten Umsetzers und des Aufbaus des neuen Sendemasten war der Eisenberg eine Zeit lang von zwei Türmen gekrönt.

 

Vom der Schneise des ehemaligen Eisenberg-Skilifts schweift der Blick über Oberwarmensteinach bis hin zum Ochsenkopf. In der Bildmitte die Laurentius-Kirche.

 

Deutlich weisen die Pingen auf den ehemaligen Bergbau am Eisenberg hin.

 

Auf nahezu ebenen Wegen kann man im Gipfelbereich des Eisenbergs bequem spazieren gehen.

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