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Faszinierendes Fichtelgebirge

Man muss nicht unbedingt in die Ferne schweifen ……..

Von Sabine Oberländer/Simone Becher

 

3:30 Uhr an einem Hochsommermorgen, klare Sicht, unzählige Sterne funkeln am Himmel. Es liegen ca. 67 km und 2500 Höhenmeter zu Fuß und ca. 30 km per Mountainbike vor Sabine Oberländer und Simone Becher, die an einem ganz normalen Wochentag das Fichtelgebirge durchstreifen wollen. Ausgangspunkt ist die Vorsucherhütte am Kornberg, das Ziel per Fuß der Kösseinegipfel, wo die beiden ihre MTB bereits am Vortag untergestellt haben, um von dort zurück zum Auto zu gelangen. Für einige, die das Vorhaben der beiden alpinen Übungsleiterinnen des SC/TV Gefrees kennen, gleicht dies eher einem „Höllentrip“ als einer schönen sportlichen Betätigung. Ausgerüstet mit einen kleinen Rucksack mit dem Nötigsten an Verpflegung bzw. für einen Wetterumschwung geht man (frau) die Tour an.

 

Schon alleine der Anblick des Sternenhimmels mitten in der Nacht, und das Erahnen der aufgehenden Sonne lässt die ersten Kilometer von der Vorsucherhütte zum ersten Gipfel, dem  Kornberg (827 ü.NN), zu einem eindrücklichen Erlebnis werden. Manchmal kracht oder knackt es im nahen Dickicht, doch schnell ist der erste von insgesamt 12 Fichtelgebirgsgipfeln erreicht. In der Ferne leuchten die Lichter vieler Orte, die noch nicht ans Aufwachen denken. Weiter geht es auf dem Nordweg, der trotz der Dunkelheit leicht zu erkennen ist, über die Hirschstein-Ruine (744 ü.NN) zum Epprechtstein (798 ü.NN), wo ganz langsam eine tiefrote Sonne den herannahenden Tag ankündigt. Ein umwerfender Anblick, und langsam erwacht auch die weitere Natur zum Leben. Vögel zwitschern, hier und da sieht man einen Hasen auf den Forstwegen hoppeln, der das nasse hohe Gras meidet und sich für den bevorstehenden Tag herausputzt. Bald ist der Waldstein-Gipfel (Schüssel 877 ü.NN) erklommen und mit einem angenehmen, warmen, leichten Wind geht es nach unten zum Weißenstädter See, der glatt wie ein Spiegel vor den beiden „Wanderinnen“ liegt. Auf dem Weg dorthin treffen die beiden Fichtelgebirglerinnen auf eine große Gruppe Kinder und ihren Betreuern, die zusammen einen tollen Sonnenaufgang erleben wollten, der ihnen sicher unvergessen bleiben wird. Auf dem See treiben ein paar schlafende Enten umher, ein Jogger und ein Skater sind schon auf den Beinen und drehen zum Aufwachen einige einsame Runden um den ganz still daliegenden See in dem sich die umliegenden Berge spiegeln. Schnellen Schrittes geht es auf dem Höhenweg entlang, der sich wunderschön im Wald über Wurzeln und Steine bis hinauf zum Rudolfstein (866m) durchschlängelt. Der Rudolfstein ist wie die kurz darauf folgenden „Drei Brüder“(840 ü.NN) immer wieder ein Erlebnis, und es ist - auch egal wie oft man schon dort war – jedes Mal aufs Neue faszinierend, was die Natur dort geformt hat. Die Ansicht der eigenwillig aufeinander geschichteten Granitblöcke hinterlässt einen phantastischen verbleibenden Eindruck. Steil hinauf ging es dann wieder ab dem Rudolphsattel (830 ü.NN) über die so genannte „Reitschule“ zum höchsten Punkt der Tour, dem „Backöfele“ (1051 ü.NN) auf dem Schneeberg. Blauer Himmel – eine unbeschreibliche, tolle Aussicht, die unter anderem den  Einblick in die gesamte Tour  - und den nächsten Höhepunkt bietet: Der Ochsenkopf (1024m ü.NN). Es ist gerade einmal 10 Uhr als der zweithöchste Gipfel des Hufeisens in „Angriff“ genommen wird. Schritt für Schritt kommt man (frau) auf der Nordabfahrt des Ochsenkopfes, die im Winter für viele Alpinisten ein Eldorado zum Skifahren ist, dem Asenturm näher, und der nicht ausgehende Gesprächsstoff lässt die Zeit wie im Flug vergehen. Hochbetrieb herrscht am Ochsenkopf. Von allen Seiten, egal von Nord oder von  Süd, per Fuß, Bike oder per Gondel, Familien, das eine oder andere ältere Paar, die Extrem-Biker, alle genossen den schönen Tag für einen Ausflug in den Sommerferien im Fichtelgebirge. Stunden hätte die beiden Freundinnen dem bunten Treiben noch zusehen können doch viel Zeit blieb nicht zum Verweilen, denn es liegt noch ein weiter Weg vor den beiden. So ging es weiter, hinunter über die Weißmainquelle nach Karches und auf der anderen Seite wieder knackig nach oben zum Nußhardt (972 ü.NN), wo sich mittlerweile wie auch etwas später am Seehaus ( 922 ü.NN) viel an anderem Fußvolk und Bikern tummelte. Ein Eis und ein Kaffee, etwas verschnaufen und die Beine ausstrecken, gehört dazu – tut einfach auch gut bevor es auf die letzten Kilometer geht. Sabine, die noch nie weiter als 40 km an einen Stück gelaufen ist, ist mittlerweile schon weit darüber hinaus. Sind es am Seehaus bereits 55 km, die hinter sich gelassen wurden. Doch die kommenden letzten 12 km sind, wenn auch keine größeren steilen und kniffligen Anstiege wie zum Schluss an der Kösseine (die es allerdings noch einmal massiv in sich hat) anstehen, nicht zu verachten. Zieht sich der Weg doch bis zur Platte (844 ü.NN); doch das Blockmeer ist wiederrum eine Faszination für sich und der Weg, der sich danach bis zum Silberhaus durch die Wälder schmuggelt, ist wunderschön und kein bisschen langweilig. Durch die stark einfallende Sonne, die vielen Kiefern mit ihrem sommerlichen Geruch, die rings umher wachsen, hat es fast schon ein südländisches Flair. Verlief der Höhenweg in vergangenen Jahren von hier aus immer durch einen eher finsteren Wald. Unattraktive -  keine schöne Umgebung – eher finster. Doch haben Windbrüche oder harte Winter nicht immer etwas Schlechtes. So wurde dieses letzte Stück der Strecke, vorbei am Prinzenfelsen über die Girgelhöhle zum Totenkopf (751 ü.NN) auf die Hohen Matze (813 ü.NN), nun zu einem klasse schmalen Wanderweg der sich durch die Landschaft seinen Weg gebahnt hat. Überall nun frisches Grün, Himbeer- oder Brombeersträucher, nachwachsende Vogelbeeren oder Nadelbäume. Von der Hohen Matze aus sieht man das ersehnte Ziel. Doch der Weg ist schwer. Der Abstieg hinunter zum Wurmlohpass (652 ü.NN) ist steil und die Füße spürt man nun doch auch schon etwas. Aber das härteste Stück liegt nun noch vor den beiden – der Aufstieg zur Kösseine (939 ü.NN). Schnell noch einmal die Trinkflaschen aufgefüllt – und weiter geht es um die letzten 287 Höhenmeter zu bezwingen. Geschafft!!! Im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist kurz nach 14:00 Uhr als das Team auf die komplette Runde blicken darf. Dieses mal allerdings von der Kösseine zurück  zum Ausgangspunkt, dem Kornberg, der nun zum neuen Ziel wird. Erst einmal verschnaufen, die Aussicht genießen, und mit Andreas und Anna Becher, die mittlerweile ebenfalls per Bike eingetroffen sind einen Plausch halten. Lecker!!! Wie gut doch ein Stück Schwarzbeerkuchen mit Sahne sein kann, ein Kaffee und einfach nur mal die Beine hochlegen. Entspannen, bevor es aufs Bike geht. Ein Erinnerungsfoto – und wieder los. Schnell geht es hinunter nach Wunsiedel. Schlimmer hatten sich Sabine und Simone die Umstellung von Laufen aufs Radeln vorgestellt. Aber das war halb so schlimm wie die Berge auf dem Heimweg, vor allem der Anstieg von Wunsiedel nach Bibersbach, hatte es dann schon in sich. Die grelle Sonne im Nacken lies es noch einmal schweißtreibend werden, aber die gut ausgeschilderten Radwege im Kreis Wunsiedel ließen ein Verfahren und nochmalige zusätzliche Kilometer nicht zu. Der Kornberg rückte immer näher und schneller als je gedacht standen die beiden Frühaufsteher wieder an der Vorsucherhütte.

 

Eine traumhafte Tour durch die Heimat – unser Fichtelgebirge -, die man sicher auch nicht unbedingt an einem Tag hinter sich bringen muss, gibt es auf dem Weg doch viele Unterkunftshäuser, die mit einem netten „Hüttenabend“ sicher viel Spaß bereiten. Eine Herausforderung in einen Stück, ein Erlebnis der Natur auf egal wie vielen Etappen, die es mehr als lohnen sie zu gehen.

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