Der
Katharinenberg bei Wunsiedel Von Dietmar
Herrmann
Der Katharinenberg ist ein 618 m
hoher Berg aus Gneisphyllit unmittelbar südlich
der Stadt Wunsiedel gelegen. Am Nord- und Nordwest-Hang
finden wir einen artenreichen Bestand an Bäumen,
Sträuchern und Halbsträuchern, der Berg ist
auch Standort seltener Kräuter, die in Nordost-Bayern
nur hier vorkommen. Ein Teilbereich des Berges ist ein
geschütztes Naturdenkmal bzw. wurde in die Bayerische
Denkmalliste eingetragen.
Die Bauwerke
Im Gipfelbereich steht die Ruine
der ehemaligen Wallfahrtskirche, die der heiligen Katharina
von Alexandrien geweiht war. Die Zeit ihrer Entstehung
ist unbekannt, in einem Ablassbrief vom 1.10.1364, der
von 14 Erzbischöfen und Bischöfen gesiegelt
ist, wird sie erstmals urkundlich erwähnt. Die
frühere Bergkapelle enthielt ein weithin berühmtes
Gnadenbild der Heiligen Katharina, das viele Wallfahrer
anzog. Der Brief gewährte 40 Tage Ablass der kirchlichen
Sündenstrafen allen, die an bestimmten, einzeln
aufgeführten Tagen zu der Kapelle kamen und sie
mit Gaben unterstützten. 1384 wurde eine Frühmesse
gestiftet, die von einem Wunsiedler Priester gehalten
wurde. Die Dörfer Rügersgrün und Holzmühl
mussten hierzu aus ihren Erträgen jährliche
Unterhaltszahlungen leisten. 1444 wird ein Laienbruder
genannt, der als Einsiedler Mesner- und Wächterdienste
versah.
Im Stadtarchiv Wunsiedel befindet
sich ein Bericht, der kurz nach 1500 geschrieben wurde
und von Wunderheilungen durch die heilige Katharina
berichtet. Zu der ältesten Wallfahrt auf den Katharinenberg
pilgerten Leute aus dem „Pehemer Land“ (=Böhmen)
und aus Orten „zwu Meil hinter Nürnberg“. Es waren
Lahme, Blinde, halb Ertrunkene und Erstickte, auch Kriegsbeschädigte,
die sich „zu der lieben Junckfrau Sant Katharina ufm
Berg gelobt“ hatten. Diese Märtyrerin galt als
die größte Heilige unter den 14 Nothelfern.
Das bis zur Reformation aufgesuchte Wallfahrtsziel war
eine als wundertätig geltende Marmorstatute der
Märtyrerin. Ab 1452 begann man mit dem Bau
des Westturms. Nach der Wartordnung von 1498 diente
auch er als Beobachtungs- und Signalstation. Nach Einführung
der Reformation verfiel die Kirche bis auf die Grundmauern.
Den Sockel des gut erhaltenen Turmes schließt
ein sorgfältig aus Granit gearbeitetes Gesimse
ab, im Obergeschoss sehen wir vier spitzbogige Schallfenster
aus Granit. An der Turm-Nordseite befindet sich eine
Granittafel mit Inschrift, die an die siegreiche Verteidigung
der Wunsiedler 1430 gegen die Hussiten und 1462 gegen
die Böhmen erinnert.
Mitten im ehemaligen Langhaus steht
ein vierseitiger Granitpfeiler aus dem 15. Jahrhundert,
der als Opferstock diente. Im Chor steht ein spätgotischer
Bildstock aus Granit, bekrönt mit Kreuz. Er stand
bis 1826 an Nordfuß des Berges auf einer Brücke
über den Bachlauf Rösla und wurde 1848 in
der Kirchenruine aufgestellt. Südwestlich des Turmes
steht ein hoher Granitfindling mit dem Medaillonbildnis
des bayerischen Prinzregenten Luitpold.
Ein zukunftsweisendes Symbol für
Frieden, Versöhnung und Völkerfreundschaft
wurde im Mai 2002 in der Kirchenruine geschaffen. Bei
einem ökumenischen Gottesdienst wurden Granittafeln
mit den acht Seligpreisungen aus der Bergpredigt Jesu
eingeweiht. Der Text ist in sechs Sprachen abgefasst:
deutsch, englisch, französisch, tschechisch, russisch,
lateinisch.
Bürgerpark Katharinenberg
Die älteste Stadtchronik berichtet,
dass die Wunsiedler Bürger den Katharinenberg abgeholzt
hätten, als sie ihre Stadt erbauten. Dies könnte
zutreffen, denn der Katharinenberg trug ursprünglich
zweifellos Laubwald. Der Phillitboden, der vom Röslatal
in einer Höhe von 535m bis auf eine Höhe von
618m ansteigt, wirkt sich günstig für die
Laubwaldbestockung aus. An den Hängen des Katharinenbergs
legten die Bürger schon frühzeitig Acker-
und Wiesenflächen an. Die Kuppe des Berges dagegen
blieb "Gemeingut", also städtischer Besitz.
Um 1800 versuchte ein Kreis von Männern den Obstbau
im Fichtelgebirge einzuführen. Im Zusammenhang
damit entstand der Gedanke, die Kuppe des Katharinenbergs
zu kultivieren und dort eine Obstplantage anzulegen.
Im Sommer 1810 begannen jungen Leute aus Wunsiedel die
Ruine und ihre Umgebung zu säubern und den Boden
zu bearbeiten. Man pflanzte Aprikosen-, Kirsche- und
Weichselbäume, die allerdings den Winter nicht
überstanden. Daraufhin ließ man durch den
Bayreuther Hofgärtner Örtel einen Plan für
eine Parkanlage anfertigen und pflanzte in den folgenden
Jahren Birken, Vogelbeerbäumchen, Rosensträucher
usw.
1833 übernahm die Stadt Wunsiedel
die Pflege der Katharinenberganlagen. Von da an wurde
es Sitte, bei bestimmten Anlässen kleine Feste
auf dem Katharinenberg zu feiern. Die damaligen Anlagen
umfassten aber nur etwa 1/10 der heutigen Park- und
Waldflächen. Etwa um 1892 war die gesamte Bepflanzung
fertiggestellt und die Wunsiedler Bürger hielten
sich gerne in den neu geschaffenen Anlagen auf.
Schützenhaus, Landesjagdschule
und Jugendherberge
Als 1877 der Bahnhof in Wunsiedel
erbaut wurde, musste der dort ausgeübte Schießbetrieb
der Schützengesellschaft eingestellt werden. Die
Schützengesellschaft erhielt von der Stadt Wunsiedel
ein neues Schießgelände am Nordosthang des
Katharinenbergs, wo sie seit 1878 ein Schützenhaus
hat.
Dem Gebäudekomplex ist die Schulungsstätte
des Bayerischen Landesjagdverbandes angegliedert. 2006
wurde durch die Stadt Wunsiedel die Zufahrt zum Schützenhaus
ausgebaut und geteert, dort entstanden auch ausreichend
Parkplätze für die Besucher des Katharinenbergs.
Vom Parkplatz aus hat man einen großartigen Blick
auf die Sechsämtermetropole Wunsiedel.
An der Westseite des Berges lädt
die Jugendherberge zur Übernachtung ein.
Lernort Natur
Von der Marktredwitzer Straße
abzweigend und nach Osten verlaufend schreiten wir durch
einen alten Hohlweg, die „Birnbaumgasse“. Es ist ein
Naturlehrpfad mit entsprechenden Erläuterungen,
angegliedert ist eine ausgedehnte Streuobstwiese.
An der Nordseite des Berges, nach Auffahrt durch die
Kellergasse zu den Parkplätzen beim Schützenhaus,
ist das Rotwildgehege zu sehen.
An der Südwestseite des Katharinenbergs
entstand ein Greifvogel- und Eulenpark, der seine Pforten
im Frühjahr 2007 für die Besucher öffnet.
Dort können dann über 50 Tag- und Nachtgreifvögel
aus 23 Arten in 20 großräumigen Volieren
aus nächster Nähe beobachtet werden. Das großzügig
angelegte Arial garantiert eine artgerechte Haltung
der Vögel. Die Falknerei Katharinenberg lädt
dann zu täglichen Flugvorführungen ein.
Greifvogelpark mit Falknerei Katharinenberg
Der Greifvogelpark mit Falknerei
Katharinenberg in Wunsiedel füllt sich mit Leben.
Falkner Eckard Mickisch mit seinen Helfern hat im Januar
2007 begonnen, die ersten Greifvögel in ihr neues
Zuhause zu bringen. Die wertvollen und zum Teil recht
empfindlichen Tiere wurden vor der Eröffnung langsam
an ihre neue Umgebung gewöhnt.
Auf dem rund zwei Hektar großen
Gelände am Südwesthang des Katharinenbergs
hat die Stadt Wunsiedel im Rahmen des Projektes
„Bürgerpark Katharinenberg“ Deutschlands fortschrittlichsten
Greifvogelpark erbaut. Deutschlandweit, wahrscheinlich
sogar europaweit, sind im Wunsiedler Greifvogelpark
erstmals die neuen zoologischen Leitlinien für
die Greifvogelhaltung umgesetzt worden. Bei Behörden
und Falknerverbänden gilt die Anlage schon jetzt
als richtungsweisend.
Steinadler, Kordillierenadler, Bartkäuze,
Zwerggänsegeier, Harris Hawk, zahlreiche Falkenarten
– 57 Tag- und Nachgreifvögel können, nach
der Eröffnung am 31. März 2007, von den Besuchern
aus nächster Nähe in 20 artgerecht gestalteten,
großräumigen Volieren betrachtet werden.
Bäume, Felsen Bademöglichkeiten und Kunsthorste
vermitteln eher den Eindruck eines Stück natürlichen
Lebensraumes, als den eines herkömmlichen Käfigs.
Seit dem vergangenem Sommer werden die Vögel,
die Mickisch teilweise selbst gezüchtet und auch
aus ganz Europa ins Fichtelgebirge gebracht hat, auf
ihr Leben im Park vorbereitet und für die
Flugvorführungen trainiert.
Ein besonderes Highlight in der Falknerei
Katharinenberg entsteht mit der Zuchtstation von Falkner
E. Mickisch. Kameras in den Brutkammern sorgen dafür,
dass die Besucher die Brut der sensiblen Vögel
und die Jungvogelaufzucht hautnah auf dem Bildschirm
erleben können, ohne die Tiere zu stören.
Bestandteil eines Forschungsprojektes
der Universität Bayreuth ist das Zusammenleben
und Verhalten verschiedener Falkenarten in einer
begehbaren Großvoliere. Hier haben Greifvogelfreunde
die Möglichkeit, sich direkt zwischen Wander- Saker
und Gerfalken zu bewegen und deren Familienleben zu
beobachten.
Herzstück der Anlage ist der
Platz für Flugvorführungen mit ca. 250 Sitzplätzen.
Täglich um 15 Uhr kann man die erstaunlichen
Flug- und Jagdkünste dieser einzigartigen Tiere
bewundern. Auf Anfrage sind auch um 11 Uhr Vorführungen
möglich.
Greifvogelpark und Falknerei Katharinenberg
im Bürgerpark sind ab dem 31. März 2007
täglich außer Montag von 10 Uhr bis 18 Uhr
(spätestens bis zum Einbruch der Dunkelheit) für
Besucher geöffnet.
Auf rund 490.000,00 Euro belaufen
sich die Kosten für den Bau der Greifvogelanlage,
die von der Stadt Wunsiedel errichtet wurde, wobei ein
Drittel von der Oberfrankenstiftung getragen wird.
Der Pächter der Anlage, Falkner Eckard Mickisch
, hat ebenfalls ein erkleckliches Sümmchen investiert.
Der Wert der gefiederten Stars des neuen Greifvogelparks
Katharinenberg liegt bei ca. 270.000,00 Euro. Um
sich seinen Lebenstraum zu verwirklichen hat Mickisch
seinen Beruf aufgegeben und widmet sich nun ganz seiner
Leidenschaft – den Greifvögeln und der Falknerei.
In den vergangenen Monaten haben er und seine Helfer
für die Entstehung des Parks und seine greifvogelgerechte
Anlage etwa 1900 Arbeitsstunden geleistet.
Zusammen mit Luisenburg-Festspielen, Felsenlabyrinth
und den weiteren Angeboten des Bürgerparks Katharinenberg
– Parkpflegewerk, Lernort Natur, Rotwildgehege und Landesjagdschule
– bietet die Stadt Wunsiedel mit dem Greifvogelpark
mit Falknerei Katharinenberg ab März 2007 ein attraktives
Angebot für Tagestouristen an.
Literatur:
Über den Katharinenberg gibt
es umfangreiche Literatur und Akten im Wunsiedler Stadtarchiv.
Hier ein kleine Auswahl: Jäger, Elisabeth:
Wunsiedel 1163 – 1560 (Wunsiedel 1987) Röttger,
Bernhard Hermann Die Kunstdenkmäler von Bayern,
Landkreis Wunsiedel und Stadtkreis Marktrediwtz (1954)
Vollrath, Heinrich: Der Naturpark auf dem Katharinenberg;
Erzähler vom Gabelmannsplatz Nr. 4 und 5/1958
Dubler, Marion: Bürgerpark Katharinenberg in
Wunsiedel: Gartendenkmalpflegerische Leitkonzeption;
DVD März 2005
Auskunft
Auskunft über den Katharinenberg
durch den Städt. Grün- und Forstbetrieb Wunsiedel,
Stadtförster Hubert Steinberger (Telefon 09232-9199950).
Den Greifvogelpark findet man im Web unter http://www.falknerei-katharinenberg.de
Telefon ab 31. März 2007: 09232-8819999