Die Höchstädter
Granitkugel Dietmar Herrmann
Wenn man die Autobahn A93 Hof-Marktredwitz
bei Höchstädt/Thierstein verlässt und
in Richtung Höchstädt fährt, kommt man
am Ortseingang an einer großen, unübersehbaren
Steinkugel vorbei, die rechts der Straße liegt.
Was ist diese geheimnisvoll anmutende Kugel, woher kommt
sie und aus welchem Material besteht sie?
Im Herbst 2000 kam beim Ausbau der
Autobahn A 93 nahe der Ausfahrt Höchstädt
/ Thierstein in 3 - 4 m Tiefe diese imposante Steinkugel
zum Vorschein. Sie ist bei ca. 2,4 m Durchmesser erstaunlich
kugelrund und dürfte über ein Gewicht von
annähernd 16 t verfügen. Natürlich handelt
es sich nicht – wie einige eifrige Beschauer anfangs
äußerten – um einen eiszeitlichen Findling
aus dem hohen Norden oder gar um einen Meteoriten aus
den Weiten des Weltraums. Bereits der Blick auf die
größtenteils frische Oberfläche belehrt
uns, dass es sich um den grobkörnigen Granit („Porphyrgranit
G1“) des sog. Marktleuthener Intrusivkörpers handelt,
der sich von Weißenstadt über Marktleuthen
und Selb hinzieht, den Ascher Zipfel (Böhmen) einschließt
und im sächsischen Bad Brambach endet. Er erstarrte
vor etwa 300 Millionen Jahren aus einer damals tief
unter der Oberfläche ruhenden Schmelze. Im Laufe
der Zeit ist die darüber liegende mehrere Kilometer
mächtige Dachregion des Variskischen Gebirges abgetragen
und die Kernzone dieses Gebirges entblößt
worden. So steht der Granit mit einer Fläche von
etwa 250 km² oberflächlich an, allerdings
meist von einer 2 - 10 m, manchmal sogar bis 50 m dicken
Verwitterungskruste überlagert.
Die Oberflächenverwitterung
ist durch ein senkrecht/waagerecht gebildetes Kluftsystem
begünstig worden, das sich als Folge tektonischer
Kräfte und Druckentlastung ergab. Meist entstehen
dabei quaderförmige, seltener kubische Absonderungsformen,
die bei weiterer Einwirkung der Verwitterung – immer
bevorzugt an Ecken und Kanten angreifend - schließlich
zu Rundkörpern führen. Je oberflächennaher
sich diese Prozesse abspielen, umso stärker wird
das ursprüngliche Gestein zerkleinert und nur selten
bleibt dabei ein derart großer Rundling erhalten.
Im Idealfall zeigt er auch im Inneren keinerlei Haarrisse
oder Sprünge. Schließlich sorgt das innige
Gefüge aus weißem Feldspat, grauem Quarz
und schwarzem Glimmer - durchwegs im kristallinen
Zustand – für hohe Festigkeit.
Literaturhinweis: Den
interessanten Text hat mir die Gemeinde Höchstädt
zur Verfügung gestellt, der Verfasser ist dort
leider unbekannt.(Kleinere Änderungen wurden durch
die Redaktion vorgenommen.) Foto: Dietmar Herrmann,
Friedrich-Meinel-Straße 26, 95632 Wunsiedel; info@bayern-fichtelgebirge.de |