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Rund um das Leupoldsdorfer Hammerherrenschloss
Dietmar Herrmann, Wunsiedel

 

Historischer Lageplan Leupoldsdorfer Hammer

 

Das Dorf Leupoldsdorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Tröstau im Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge. Am 29. Dezember 1393 wird das Dorf bei einer Grenzverrainung des herrschaftlichen Waldes erstmals urkundlich erwähnt. Bei der Grenzbegehung werden auch zwei Zeugen „von Lewpoltorf“ genannt. Noch unbekannt ist, wer „Leupold“ war, der die Siedlung am Fuße des Schneebergmassivs gegründet hat und wann die Gründung erfolgte.

 

Leupoldsdorfer Hammerherrenschloss (rechts) und Torhaus (links).

 

Wenn man heute Leupoldsdorf besucht, fällt westlich der Kreisstraße besonders ein stattliches Gebäude auf, das ehemalige Hammerherrenhaus, das als „Leupoldsdorfer Schloss“ bezeichnet wird. Es war einst Wohnsitz bedeutender Hammerherren, wurde 1815/1816 grundlegend umgebaut und ist heute in Privatbesitz mit einem gern besuchten Gasthaus. Am 30. April 1432 erhält Ulrich Taubenmerckel den Eisenhammer zu Leupoldsdorf vom Markgrafen zu Lehen „als derselb Hammer von alter her kommen ist.“ Diese Formulierung bedeutet, dass es den Eisenhammer schon vor dem Jahr 1432 gegeben hat ohne dass man weiß, wann er entstanden ist. Heimatforscher Rudolf Thiem aus Vordorfermühle hat die Geschichte des Hammers erforscht und ausführlich beschrieben. Zu dem wirtschaftlich bedeutsamen Eisenhammer gehörten neben dem Schlossgebäude ein Stab- und Zainhammer nebst Schleifwerk, ein Wohnhaus für den Schichtmeister, Köhler und Frischer, eine Ziegelhütte, ein Kalkofen und eine Mühle. Der Grundbesitz der Hammerherren umfasste viele Staugewässer, Gärten, Wiesen, Äcker, Waldwiesen und Wald.

 

Alter Durchgang zwischen Schloss und Torhaus mit dem Wappen der Familie Schreyer.

 

Zum Leupoldsdorfer Hammer gehörte zeitweise auch der Hochofen und Zainhammer von Meierhof bei Weißenstadt, der Neuenhammer bei Tröstau und der Fröberhammer bei Bischofsgrün. Durch Heimatforscher Thiem wurde lückenlos die Besitzfolge der Hammerwerke bekannt. Eigentümer waren die Familien Taubenmerckel, Franck, Schreyer und Müller. Besonders letztgenannte Hammerherren, die 1816 das Adelsdiplom verliehen bekamen, gelangten zu erheblichen Reichtum. Johann Christoph von Müller besaß zeitweise auch die Rittergüter Meußelsdorf bei Marktredwitz, Erkersreuth bei Selb, Meyernberg bei Bayreuth und Groschlattengrün. Um 1850 verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation des Hammerwerkes, da keine Nachfrage mehr nach Stab- und Roheisen bestand, schreibt von Müller in seiner Chronik. 1895 wurde mit dem Verkauf der zum Hammerwerk gehörenden Grundstücke und Gebäude begonnen. Soweit ein kleiner Abriss aus der umfangreichen und interessanten Geschichte.

 

Bürgermeister Heinz Martini (links) und Heimatforscher Rudolf Thiem

vor dem Reliefwappen der Familie von Müller.

 

Der Bürgermeister von Tröstau Heinz Martini hatte bereits 1994 die Idee, das westlich am Schloss angebaute Gebäude, das Torhaus genannt wird, zu erwerben und um es für heimatkundliche und touristische Zwecke zu nutzen. Am 16. Oktober 2010 konnte nach langer Planung und Bauphase das ehrgeizige Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Im Erdgeschoss des Torhauses befindet sich nun die Tourist-Info und die Naturpark-Infostelle, im Obergeschoss des Gebäudes wird der Besucher in einer Dauerausstellung über die Geschichte des Hammerwerkes, seine Besitzer, über die Nutzung der Wasserkraft und die Eisenherstellung und –verarbeitung informiert. Im Süden vor dem Gebäudekomplex entstand nach einem historischen Grundriss der Schlossgarten mit Kurpark und Musikpavillon, daneben ein offener Wassergraben mit Wasserrad. Eine Streuobstwiese und Wildobsthecken schließen sich an.

 

Dauerausstellung, Naturpark-Infostelle und Tourist-Info im Torhaus

 

Familie König und Reichel, die Eigentümer des Leupoldsdorfer Hammerschlosses, haben ihr Gebäude mit einem erheblichen Kostenaufwand gründlich renoviert. Im Jahr 2011 werden die großen, zum Schlosskomplex gehörenden Teichanlagen saniert, Wehre hergerichtet und Wege für die Besucher wieder begehbar gemacht, wobei die Belange des Naturschutzes berücksichtigt werden. Es entsteht dann eine Teich-Erlebnislandschaft mit Brücken und Stegen.

 

Wasserrad und offener Wasserlauf beim Kurpark

 

Literatur:
Rudolf Thiem: Der Eisenhammer in Leupoldsdorf (Herausgeber: Gemeinde Tröstau 2009)
Dietmar Herrmann: Lexikon Fichtelgebirge (Ackermann-Verlag Hof

2000)

 

Im Kurpark der Leupoldsdorfer Schlossanlagen

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