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 Landkreis Bayreuth

Staatsforst Ochsenkopf-Süd  

Grenzstein 1767 

 

 

 Durch das Ochsenkopfgebiet verlief früher die Landesgrenze zwischen dem Fürstentum Oberpfalz/Bayern und des Markgrafentums Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth. Bedingt durch strittige Grenzlinien wurde der Grenzverlauf im Jahr 1536 neu vermarkt. Dem Grenzvertrag, der im Wortlaut vorliegt, entnehmen wir, dass für Abmarkungszeichen bevorzugt Felsen oder Felsgruppen verwendet wurden, in welche man Kreuze und fortlaufende Ziffern einmeißelte und gelegentlich die Wappen der beiden Territorialstaaten. Die neue Grenzverrainung begann bei Waldershof (Landkreis Tirschenreuth), verlief am Hang der Kösseine, führte über Nagel zum Fichtelsee, über den Ochsenkopfhang und dann nach Warmensteinach, hinauf zur Kreuzsteingruppe bis nach Poppenberg (Gemeinde Immenreuth). Heimatforscher Rudolf Thiem hat den genannten Grenzverlauf in der Natur erforscht, die Grenzsteine gesucht, beschrieben und in den Topografischen Karten des Bayerischen Landesvermessungsamtes festgehalten. Die Landesgrenze hatte politischen Bestand bis zum Jahr 1810.

Am Südhang des Ochsenkopfes, an dieser alten Landesgrenze hatte einst Flößverwalter Roth aus Bischofsgrün einen Mark- und Grenzbaum “aus Irrthum und Unbedachtsamkeit“ unlängst abgehauen. Damit es später zu keinen Grenzirrungen kommt, wurde für den 5. November 1767 ein Termin anberaumt zur Setzung eines Grenzsteines. Also haben sich Vertreter aus beiden Territorien zur gewöhnlichen Vormittagszeit hier getroffen um anstelle des abgehauenen Rainbaumes einen neuen Raingrenzstein von ziemlicher Größe und mit der Jahreszahl 1767 zu setzen. Von kurfürstlich-oberpfälzer Seite waren zugegen: Theodor Graf Morawizky Forstmeister zu Kulmain und Fichtelberg, Franz Josef Erzgraber, Hofrath, Gerichts- und Kasten-Amts-Gegenschreiber zu Kemnath, Ferdinand Schiller, Förster zu Hüttstadl, Matteus Hofweller und Johann Heider, Drahtmeister zu Oberwarmensteinach. Von hochfürstlicher brandenburg-bayreuther Seite kam Carl Friedrich von Waldenfels, Hofjägermeister, Cammerherr und Oberforstmeister zu Röhrenhof, dann Ritter des Hochfürstl. Brandenburg.Rothen Adler-Ordens, Christian Friedrich Weyse, Rat- und Stadtvogt zu Berneck, Commerzienrath Johann Friedrich Müller zu Fröbershammer, Paul Wilhelm Munder, Oberförster und dessen Adjunctus Georg Michael Munder, Unterförster Johann Peter Munder zu Bischofsgrün, Flößverwalter H. Gottlob Friedrich Roth und Johann Christian Friedrich Lauterbach und viele andere Personen.

Es wurde über die Grenzsteinsetzung ein Protokoll gefertigt und es ist zu vermuten, dass die noble Gesellschaft anschließend in Fichtelberg Einkehr hielt.

Wer den Grenzstein besuchen möchte, findet ihn am weiß-blau markierten Wanderweg vom Ochsenkopfhaus in Fleckl (Gemeinde Warmensteinach) in Richtung Fürstenbrunnen – Ochsenkopfgipfel.

Literatur:
Dietmar Herrmann: Der Ochsenkopf im Fichtelgebirge, Band 17/2009 der FGV-Schriftenreihe Das Fichtelgebirge, S. 154

 

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