Landkreis Bayreuth |
Markt Weidenberg – Bocksleite |
Heidenaaber-Steinkreuz |
Lage:
Südlich der Marktgemeinde Weidenberg im Lkr. Bayreuth
auf der Bocksleite
Beschreibung:
Einer der schönsten Wanderwege im Süden des
Fichtelgebirges ist der „Fichtelgebirgssüdrand-Wanderweg“.
Westlicher Ausgangspunkt dieser 24 km langen Wanderstrecke
ist Untersteinach, Ortsteil der Marktgemeinde Weidenberg.
Sie verläuft über Görau, den Höhenrücken
Bocksleite, den Lessauer Berg, Frankenseer Berg und
durch den Seybothenreuther Forst zum FGV-Wanderheim
Tauritzmühle. Im weiteren Fortgang durchquert der
Wanderweg den Ort Heidenaab und das Seengebiet der Gabellohe
mit dem NSG um den Hirschbergerweiher. Endpunkt ist
Immenreuth. Das Markierungszeichen ist ein quadratisches,
blaues Feld mit weißem Punkt. Besonders im zeitigen
Frühjahr, wenn auf den Bergen des Hohen Fichtelgebirges
noch der Schnee liegt, ist dieser Wanderweg gut begehbar,
weil milde Westwinde die weiße Pracht hier schon
weggeschmolzen haben.
Der Südrand-Wanderweg, der im Weidenberger Raum
über unbewaldetes Gelände führt, gibt
hervorragende Blicke frei zu völlig unterschiedlichen
Naturräumen. Im Norden sieht man den dichtbewaldeten
Höhenrücken der Königsheide und des Kreuzsteines,
dazwischen das tiefeingeschnittene Kerbtal der Warmen
Steinach. Vom Horizont grüßte der Ochsenkopf
und Schneeberg herüber. Gegen Süden ein ganz
anderes Panorama zum obermainischen Bruchschollenland.
Bei der vorgenannten Wegführung handelt es sich
um eine sehr alte Straße, die wahrscheinlich schon
in vorgeschichtlicher Zeit bestand und größere
Bedeutung hatte. Sie soll eine Fernhandelsstraße
gewesen sein, die in West-Ost-Richtung verlief und den
fränkisch-thüringischen Raum mit dem bayerisch-böhmischen
verband. Im Volksmund heißt der Straßenabschnitt
"Pfälzerstraße".
500 m südöstlich des Lessauer Berges, direkt
an unserem Wanderweg, finden wir drei bemerkenswerte
Kleindenkmäler (siehe Bild). Es handelt sich zunächst
um eine Sandsteinsäule (115 x 40 x 40 cm), in halber
Höhe mit einem kleinen Kreuz (1 x 11 cm). Sie soll
in früherer Zeit einen Aufsatz getragen haben.
Unmittelbar daneben befindet sich ein 35 cm hoher Steintrog
von 90 x 90 cm Seitenlänge. Nur wenige Meter entfernt
steht ein Steinkreuz aus Sandstein (110 x 60 x 35 cm),
an der Vorderseite eine lochartige Vertiefung. Welche
Bedeutung haben nun diese Steinmale an der alten Pfälzer
Straße?
Es ist selten, dass man ein Steinkreuz anhand von
Urkunden identifizieren kann, anders verhält es
sich hier. Im Streit zwischen Rupprecht von Bayern und
dem Burggrafen von Nürnberg wird am Dienstag vor
dem Palmtag 1347 ein Vertrag geschlossen, der u.a. die
Sühnung des erschlagenen Försters Heidenaaber,
der in diesem Streit ums Leben kam, enthält. In
diesem Vertrag wird dem Schuldigen auferlegt, eine Romfahrt
zum Seelenheil des Erschlagenen zu unternehmen. Erst
150 Jahre später erfahren wir, dass auch ein Steinkreuz
errichtet wurde und wo es steht. Im Salbuch der Herrschaft
Waldeck von 1497 wird das Geleitsrecht auf verschiedenen
Straßen von Kemnalth ausgehend festgelegt. Darin
heißt es u.a.: ...von Kembnaten aus bis gen Payerreut
durch die Krägnus bis zu des Heidenaabers kreuz...."
Hier erfahren wir also den Ausgangsort des Geleits,
den Wegverlauf und das Etappenende. Die damalige Straße
verlief sonach von Kemnath aus über den Kragnitzwald,
der im Seybothenreuther Forst liegt und dann über
die Bocksleite Richtung Bayreuth, also gleichlaufend
mit dem Südrand-Wanderweg. Bis zu dem Steinkreuz,
dem Heidenaaber Kreuz also hatten die Waldecker das
Geleit, von da ab übernahmen dann die Bayreuther
den Schutz der Handelsreisenden. Die neben dem Steinkreuz
stehende Steinsäule könnte ebenfalls mit dem
Geleitsrecht in Zusammenhang gebracht werden als sog.
Geleitsäule, denn nach den Stilmerkmalen soll sie
in die Zeit um 1480 gehören. Nur die Bedeutung
des Steintrogs ist noch unklar.
Wie wir bei unserer Wanderung auf dem kurzen Abschnitt
des Südrand-Wanderweges feststellen können,
handelt es sich hier nicht nur um einen landschaftlich
reizvollen Wanderweg. Auch die historischen Begebenheiten
und die interessante Geschichte der Orte zwischen Untersteinach
und Immenreuth würden sicher ein kleines Büchlein
füllen.
Literatur:
Döberl, Michael: Die Landgrafschaft der Leuchtenberger
Kröll, Joachim: Geschichte des Marktes Weidenberg
Dill, Karl: Kleindenkmäler im Landkreis Bayreuth
Wittmann,L.: Das Steinkreuz 1959, S. 23-25.
Text und Foto:
Dietmar Herrmann, Wunsiedel |