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Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge 

Schönwald 

Kleiner Kreuzstein II 

 

1. Lage
Landkreis: Wunsiedel i. F.
Gemeinde: Schönwald II
Ort: Der kleine Kreuzstein – genauer gesagt handelt es sich hierbei um den kleinen Schönwalder Kreuzstein (Nebenstein) – stand im Rauschenholz. Benutzte man den Weg von Schönwald nach Sophienreuth, so gelangte man nach etwa ½ Kilometer auf einer Waldschneise an der Abzweigung des Weges nach Grünhaid zu diesem Flurmal.
Dieser wurde auf Antrag der Deutschen Steinkreuzforschung im August 1968 von Schönwald nach Wunsiedel gebracht und [angeblich] geraume Zeit später im Hof des Fichtelgebirgsmuseums am Eingang links der Treppe aufgestellt wurde. Der Stadtrat von Schönwald billigte dieses Vorhaben, da der Stein schlecht verankert in der Flur gestanden hatte und die Gefahr der Beschädigung oder gar des Verlustes groß gewesen wäre.

Der Stein liegt jedoch – nach Auskunft des Kassierers des FG-Museums seit seiner Anlieferung – auf einem Fensterbrett in der sog. Fischhälterei im Museumshof rechts und ist nicht öffentlich zugänglich!
Objekt-Bezeichnung:     Kreuzstein

2. Beschreibung
Der Stein zeigt auf beiden Seiten ein in einen Kreis gesetztes Kreuz. (Truckenbrod)
Überlieferung:  „Interessant ist aber nun die Tatsache, daß der [große Kreuz-]Stein auch auf seiner Rückseite alle genannten Einhauungen zeigt … und daß ein zweiter Stein, ca. 600 Meter hinter dem genannten Kreuzstein, nahe der zum Schloß führenden Kirchallee in der Waldabteilung „Mühlbursch“ stehend, kleiner und zum Teil zerbrochen, ebenfalls ein Kreuz mit Kreuzesenden und um dessen Mittelpunkt einen Kreis eingehauen trägt.
Was bedeuten nun die offenbar zusammengehörenden beiden Steine? Warum wurden sie einmal gesetzt? Da sich nirgends irgendwelche schriftliche Aufzeichnungen über diese Steinsetzung und den Anlaß dazu finden lassen, schließen wir uns der von einer Generation zur anderen weitergegebenen mündlichen Überlieferung an und erzählen zum Kreuzstein die Geschichte wie folgt:
„Zwei Müllerburschen von der Grünauer Mühle, die eines Mo

rgens nach einem Tanzvergnügen von Pilgramsreuth herkamen, gerieten auf der Pfaffenberghöhe, über die der Heimweg führte, wegen eines Mädchens in Streit. Dieser spitzte sich derart zu, daß die beiden Müllergesellen sich schließlich mit den Messern bearbeiteten und dabei umbrachten.
Jedenfalls fand man sie am Morgen, tot in ihrem Blute liegend, im Walde auf. Der Totengräber hat daraufhin die beiden Leichen, die als Mörder nicht in der geweihten Friedhofserde begraben werden durften, auf einem Karren in den anliegenden Wald gefahren und dort verscharrt.“
Der Stein, dessen Kreise als Mühlrad zu deuten sind, soll also für immer an die Stelle einer grausigen Mordtat erinnern, während der kleinere mit den ähnlichen Zeichen im Rauschenholz den Begräbnisplatz angibt. Holzfäller haben diesen kleineren Stein bei ihrer Arbeit einmal ausgegraben und in einiger Entfernung vom früheren Standort wieder aufgestellt.
Damit erscheinen also die beiden Steine zunächst

als Erinnerungssteine an einen gegenseitigen Mord, mit der Absicht gesetzt, alle Vorübergehenden zu einem stillen Gedenken aufzufordern und zu mahnen an die Vergänglichkeit irdischen Strebens mit seinen oft schlimmen Leidenschaften. Wahrscheinlich gaben die vom Leid betroffenen EItern der unglücklichen Müllerburschen oder auch das umworbene Mädchen den Auftrag zum Setzen der Steine.“ (Döberlein)

3. Maße / Material
80 : 53 : 5 - 15 cm / roter Phyllit

4. Literatur/Quellenangabe
– Schmeissner, Rainer H.: Steinkreuze im Sechsämterland, in: Beiträge zur Geschichts- und Landeskunde des Fichtelgebirges 2 (1980).
– Döberlein, Christian: Der Schönwalder Kreuzstein, in: Siebenstern, Sondernummer über Schönwald, 1961.
– Trukenbrod, Georg: Steinkreuze im Bezirksamte Rehau, in: Der Siebenstern 10/1937.
– Bucka, Hans: Flurdenkmale der Stadt Selb und des Landkreises Rehau, in: Mitteilungsblätter der Deutschen Steinkreuzforschung, 25. Jg., 1969, Heft 2, S. 17 - 18, Nr. 45
– Appeltshauser, H. / Leistner, A. / Reiter, R.: Steinkreuze und Kreuzsteine im Umkreis von Coburg, 1981, S. 52 m. Abb. 87

5.Erfasser
Paul Basler
Zeppelinstraße 16a, 95126 Schwarzenbach/S
Telefon /E-Mail 09284/8723   PaulBasler@web.de

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