Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge |
Stadt Wunsiedel |
Kollergang -
Mahlsteine |

Lage:
Wunsiedel, Egerstraße 130 (unmittelbar östlich
Lidl-Parkplatz bzw. Einfahrt AL-Designhaus).
Beschreibung:
Die Kalkmarmore
„Wunsiedler Marmor“ treten im Fichtelgebirge in zwei von
Südwest nach Nordost streichenden Zügen auf. Der
nördliche Kalkzug zieht sich von Tröstau am Rande der
Kösseine über Wunsiedel, Sinatengrün, Thiersheim,
Kothigenbibersbach bis nach Hohenberg a.d.Eger. Der
südliche Zug beginnt bei Unterwappenöst und lässt sich
in der Kösseine-Röslau-Senke mit größeren
Unterbrechungen über Neusorg, Waldershof, Marktredwitz,
Arzberg bis Schirnding verfolgen. In Steinbrüchen sind
verschiedene Farbvarianten zu beobachten: rote,
bräunliche oder bläuliche bis schwarz-weiß gestreifte.
Bei Sinatengrün und Stemmas kommen auch dolomitische
Partien vor. Der Abbau in Steinbrüchen fand schon im
Mittelalter statt; in Wunsiedel wurde im 14. Jahrhundert
die Stadtmauer aus Marmorsteinen errichtet. Auch das
Kunstgewerbe nahm sich der Bearbeitung von Marmor an,
wovon Grabplatten und Votivtafeln zeugen. In dem 1724
bei Bayreuth errichteten Zuchthaus wurden die Sträflinge
mit Schleifen von Wunsiedler Marmor beschäftigt. Ab 1890
begann man den Marmorstein in Kollergängen zu mahlen, er
fand Verwendung in der Landwirtschaft als Düngerkalk. In
Kalköfen wurde er gebrannt und als gebrannter Kalk für
Bauzwecke verwendet.
In der Egerstraße in Wunsiedel
errichtete der Maurermeister Bernhard Retsch im Jahr 1884
eine Mineralmühle ein. Der Grund und Boden, auf dem Retsch
seinen Betrieb und seine Marmor-Steinbrüche anlegte,
gehörten teils dem Fabrikbesitzer Gustav Müller auf der
Wiesenmühle und teils dem Mitinhaber des Schreiberguts
Christoph Seiffert. Beide traten in das Unternehmen des
Bernhard Retsch ein, sodass sich das Unternehmen Retsch &
Cie. nannte. 1890 beschäftigte die Steinmühle sechzig
Arbeiter.
Wie funktionierte dieser
Kollergang? Zwei aufrecht stehende schwere Granitscheiben,
die sogenannten Läufer, drehten sich auf einer ebenen
Bodenplatte um eine senkrechte Achse und zermahlten so das
Steinmaterial. Zwei dieser Mahlsteine sind an der oben
angegebenen Stelle hab im Boden versunken noch vorhanden.
Durchmesser: 180 Zentimeter, Stärke 25 Zentimeter.
Literatur:
Dietmar Herrmann mit
Literatur-PDF unter
http://www.bayern-fichtelgebirge.de/heimatkunde/086.htm
Erfasser:
Dietmar Herrmann,
Wunsiedel

Firma Retsch & Cie. in Wunsiedel mit Steinbrüchen
(Bildrand oben) und Mineralmühle (rechts unten).

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