Landkreis Wunsiedel |
Stadt Selb – Ortsteil Häuselloh |
Steinkreuz |

1. Lage
Landkreis: Wunsiedel i. F.
Gemeinde: Selb - Häusellohe
Ort: „Rund einen Kilometer östlich des idyllisch
gelegenen Forsthauses Häusellohe nahe der Landesgrenze
zur CSSR befindet sich rechts am Rand einer Waldfuhre
ein sehr gut erhaltenes Steinkreuz,. Ein kleines Kreuz
(sekundär!) ist in den oberen Teil des Steinmals
eingeritzt. Bei einer Aufforstung wurde das steinerne
Kreuz an den jetzigen Platz versetzt.
Früher stand es unweit davon an einem freien Platz
in der Waldabteilung Wurlitzloh, die einst die Ortschaft
Wurlitz (mit neun Häusern) beherbergte. Heute ist
die Ortschaft ganz verschwunden.“ (Schmeissner)
Objekt-Bezeichnung: Steinkreuz
Landläufiger Name:
Schwedenkreuz
2. Beschreibung
Ein sehr gut erhaltenes Steinkreuz. Der östliche
Arm trägt die Buchstaben LP, die südliche
Seite des Stammes ein kleines eingehauenes Kreuz. (Truckenbrod)
Überlieferung: „Im Volksmund
wird der Stein gerne als „Schwedenkreuz“ bezeichnet.
Im Dreißigjährigen Krieg soll hier ein erbitterter
Kampf zwischen Schweden und Kaiserlichen stattgefunden
haben. Diese bekannte volkstümliche Überlieferung
bekam neue Nahrung, als bei Aufforstungsarbeiten man
tatsächlich ganz in der Nähe davon eine Menge
kleiner Hufeisen und verrosteter Lanzenspitzen ans Tageslicht
beförderte. Ein Selber Chronist (Seybold) berichtete,
daß in diesem Zusammenhang in der Waldabteilung
„Steinerncreutz“ (heute: Steinkreuzloh) einmal viele
Menschen ums Leben kamen.
Die „Schlacht in der Häusellohe
ist in vielen Sagen, aber auch in Gedichten beschrieben
worden:
„... Wieder einmal, es ging schon auf Mitternacht, kamen
die Kaiserlichen auf dem vom Monde beschienenen Waldweg
daher. Plötzlich sprengten die Schweden, die mit
Harnischen, Schwertern und Schilden schwer bewaffnet
und von einem Obersten geführt waren, aus dem dunklen
Wald heraus und hieben auf die Kaiserlichen ein. Doch
diese setzten sich gar heftig zur Wehr. Weithin schallte
da das Geklirre der Rüstungen und der Schwerter,
mit denen die Kämpfenden aufeinander einschlugen:
Die Pferde wieherten und schnaubten unter ihren Reitern,
die sie immer wieder anspornten. Bald lagen Verwundete
und Sterbende auf dem Waldboden hingestreckt, darunter
auch der schwedische Oberst. Er war durch einen Schwerthieb
schwer getroffen worden und starb auf der Stelle. Auf
beiden Seiten gab es große Verluste und nur wenige
kaiserliche Soldaten überlebten das mörderische
Gefecht. Sie begruben die Toten auf
dem Kampfplatz. Später hat man
an der Stelle ein Steinkreuz errichtet, das heute noch
Zeugnis gibt von der schweren Zeit des Dreißigjährigen
Krieges.“ (Schmeissner nach L. Rieß, Selber Heimatbuch).
Eine weitere Sage, ebenfalls von
Rieß und anderen Heimatautoren aufgeschrieben,
nimmt auf die „Schwedenschlacht“ Bezug:
„... An jedem Jahrestag der Schlacht entsteigen nachts
zwölf Uhr die damals im Kampf Gefallenen in ihrer
alten Kleidung und Rüstung wieder ihren Grabstätten.
Von neuem entbrennt dann der Kampf zwischen den Gegnern.
Besonders heftig wird er geführt von den Schweden,
die ihren gefallenen Oberst rächen wollen. Wieder
schlagen sie mit ihren Schwertern aufeinander ein und
wieder stöhnen und ächzen die Verwundeten
und Sterbenden. Doch wenn die Glocke vom Selber Kirchturm
ein Uhr schlägt, ist der Geisterspuk zu Ende. Unheimlich
ist es dort am Steinernen Kreuz in der Häusellohe
um die mitternächtliche Stunde und niemand ist
gern um diese Zeit draußen im Wald.“
L. Vogt widmete diesem Steinkreuz
folgendes Gedicht (in: Zeh, Heimatkunde Rehau, S. 490):
Von des Waldes dämmerndem
Saume
Ein Steinkreuz niederschaut,
Zur Seite geneigt wie im Traume –
Nie ist es im Wetter ergraut)
So mag es seit alters schon stehen,
Verlassen, am einsamen Ort.
„Sagt, habt ihr je anders gesehen
Den stummen Prediger dort?“
Und längst ist vergessen, vergangen
Was der Stein sollte künden ins Land.
Da hat ihm leis umgehangen
Die Sage ein dunkles Gewand.
Philipp Zapf (nachzulesen bei Rieß,
„Selber Heimatbuch“, S. 407) hat die oben erwähnte
„Geistersage“ um das steinerne Kreuz bei der Häusellohe
in Gedichtform gekleidet :
In dem nächtlich finstern
Walde steht ein einsam steinern Mal,
Kaiserliche lagen dort und Schweden samt ihrem General.
Stille ist es hier am Tage, nur im Wald die Fichte ächzt,
Nur das Reh streift durch die Büsche, und der scheue
Rabe krächzt.
Aber nachts flieh‘n Reh und Rabe
angstvoll oft den finstern Wald,
Wenn da tobt ein wilder Lärm und die Trommel schaurig
schallt.
Denn die tapferen Schweden steigen aus dem kühlen
Grab hervor
Mit den Schwertern, mit den Büchsen, und die Fahne
fliegt empor.
Und die Kaiserlichen eilen schrecklich
auf zum wilden Kampf,
Krieger stürzen, Pferde schnauben, Schwerter blinken
durch den Dampf.
Sieh da sinkt der Tapf‘ren einer, der General vom hohen
Roß,
Rache schnauben alle Schweden, Feinde jubeln dem Geschoß.
Doch wie eitle Nebelbilder scheucht
sie all die Morgenluft,
Wieder wird es einsam stille, Helden sinken in die Gruft.
Wie unheimlich wird dem Wanderer bei dem wild umkränzten
Mal,
Wo die Schweden nimmer ruhen, zu rächen ihren General!“
3. Maße / Material
132 : 72 : 27 cm / Granit
4. Literatur/Quellenangabe
– Schmeissner, Rainer H.: Steinkreuze im Sechsämterland,
in: Beiträge zur Geschichts- und Landeskunde des
Fichtelgebirges 2 (1980).
– Döberlein, Christian: Steindenkmäler im
Landkreis Rehau, Rehau 1965.
– Trukenbrod, Georg: Steinkreuze im Bezirksamte Rehau,
in: Der Siebenstern 10/1937.
– Rieß, Dr. Ludwig: Selber Heimatbuch.
– Bucka, Hans: Flurdenkmale der Stadt Selb und des Landkreises
Rehau, in: Mitteilungsblätter der Deutschen Steinkreuzforschung,
25. Jg., 1969, Heft 2, S. 6, Nr. 9 unter Häusellohe.
– Zeh, E. - Heimatkunde des bayerischen Bezirksamtes
Rehau, Rehau 1919.
5.Erfasser
Paul Basler
Zeppelinstr. 16a, 95126 Schwarzenbach/S
Telefon /E-Mail T.9284/8723 PaulBasler@web.de |