Landkreis Wunsiedel |
Stadt Weißenstadt – Rudolfstein |
Staff-Reitzenstein
- Gedenkstein |

1. Lage
Westlich des Wanderwegs (Höhenweg) Weißenstadt
– Rudolfstein.
2. Beschreibung
An der Nordseite des Rudolfsteins steht etwa 30 Meter
westlich vom Wanderweg (Höhenweg) Weißenstadt-Rudolfstein
am Südrand eines schon lange stillgelegten Granitsteinbruchs
ein Gedenkstein mit folgender Inschrift: "Hier
verschied am Herzschlag den 25. April 1879 morgens 4
Uhr auf der Auerhahnbalze unser theurer Freund Herr
Georg von Staff-Reitzenstein Rittergutsbesitzer zu Conradsreuth
etc. gewidmet von seinen Freunden."
Bejagt wurde der Auerhahn (Tetrao urogallus, L.) in
der Balzzeit, die je nach Höhenlage und Witterung
in die Monate März, April und Mai fällt. Bevorzugte
Balzplätze waren Waldblößen, Schlagränder
oder sonstige Bestandslücken. Vor der Jagd wurden
vom Jäger die Balz-, Stand- und Schlafbäume
des Auerhahns ausgemacht, er "verhörte, verloste"
ihn. Fast immer beginnt der Hahn vor Tagesanbruch, also
etwa eineinhalb Stunden vor Sonnenaufgang, mit der Hochbalz
auf einem Baum. Beim Hellwerden fallen auch die Auerhennen
auf dem Balzplatz ein und locken durch Gocken den Hahn,
der vom Balzbaum "abreitet" (abfliegt) und
die Balz auf dem Boden fortsetzt. Gesellen sich andere
Auerhähne dazu, werden sie vom Platzhahn vertrieben.
Das Auerhuhn lebt polygam; bei intakten Beständen
kommen auf einen Hahn vier bis sechs Hennen.
Das nicht allzu laute Balzlied des
Auerhahns, auch Balzarie bezeichnet, besteht aus vier
Teilen: dem Knappen, Triller, Hauptschlag und dem Schleifen
oder Wetzen. Das Knappen beginnt langsam mit dem etwas
hölzern klingenden "telac, telac, telac"
und steigert sich, immer schneller wiederholend, zu
einem Triller, um dann plötzlich mit dem Hauptschlag,
der sich wie das Entkorken einer Flasche anhört,
zu enden. Als letzter Teil des Liedes schließt
sich das Schleifen oder Wetzen an, das wie das Wetzen
einer Sense klingt, wobei der Hahn, der sonst sehr gut
"vernimmt" (hört), drei bis vier Sekunden
fast taub ist. In dieser kurzen Phase des Schleifens
brauchte sich der Jäger um etwaige von ihm verursachte
Geräusche nicht besonders zu kümmern und konnte
jeweils zwei oder drei schnelle Schritte machen, bis
er an den Hahn, den er nur hörte, bis auf Schussentfernung
heran war und ihn auch sehen konnte. Den Hahn "anspringen"
nannte man das, wobei der Jäger aber darauf achten
musste, dass er immer wieder einen sichtschutzbietenden
Standpunkt erreichte, weil der Hahn ja auch während
des Schleifens sehr gut "äugt" (sieht).
Da sich die Auerhahn-Balzjagd in der Regel in schwierigem
Gelände und bei schlechten Sichtverhältnissen
abspielte, war sie aufregend und dazu körperlich
anstrengend. Vielleicht ließ sich Georg von Staff-Reitzenstein
am 25.4.1879 früh noch in der Nacht von Weißenstadt
aus ein Stück in den Wald hinein mit einer Kutsche
fahren. Den Steilanstieg zum Balzplatz hinauf musste
er zu Fuß in dem steinigen Weg in der Dunkelheit
bewältigen, was körperlich sehr anstrengend
war. Weiter oben durfte er beim Aufstieg möglichst
kein Geräusch mehr machen, um den Auerhahn nicht
vorzeitig zu warnen. Am Balzplatz angelangt, kam die
durch die Jagd verursachte Aufregung dazu. Diese Doppelbelastung
konnte sein Herz nicht mehr aushalten. Sein Denkmal
am Rudolfstein erinnert an eine reizvolle Jagdart, die
es im Fichtelgebirge schon lange nicht mehr gibt.
3. Literatur
Thiem, Rudolf: Der Staff-Reitzenstein-Gedenkstein am
Rudolfstein; in: Der Siebenstern 2007, S. 7
5. ErfasserIn
Dietmar Herrmann, Wunsiedel |