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Der Kösseineturm

Andreas Sommerer ("Das Alexandersbad, die Luisenburg und die Umgebung") berichtet 1833: "Eine hölzerne Stiege, auf der man zum höchsten Punkt hinaufsteigt, gewährt hinlänglich Bequemlichkeit". 1839 wird durch die Landesvermessung ein Signal in Form einer Holzpyramide errichtet, die gleichzeitig als Aussichtspunkt diente. Der erste hölzerne Aussichtsturm entstand 1852 unter Revierförster Seyler aus Furthamnmer, 1914 wird dann das letzte Bauwerk aus Fichtenstämmen erbaut. 1923 war der Holzturm in einem sehr schlechten Zustand und eine Tafel verkündete, dass nur sechs Personen gleichzeitig den Turm besteigen dürfen. Wegen der raschen Geldentwertung war des dem Fichtelgebirgsverein nicht möglich, eine Sanierung des Turmes vorzunehmen. Trotz dieser schlechten Ausgangslage reichte die FGV-Ortsgruppe Wunsiedel 1923 beim FGV-Hauptverein den Antrag ein, einen granitenen Aussichtsturm zu bauen. Der Planentwurf von Techniker Fridolin Hannig aus Wunsiedel wurde vom FGV-Hauptausschuss am 21. Oktober 1923 genehmigt, die Bauausführung der FGV-Ortsgruppe Wunsiedel übertragen. Diese ließ sofort Vermessungsarbeiten durchführen, ein Arbeitsausschuss wurde gegründet unter FGV-Obmann Georg Prechtel und mit dem Staatsforst wurde am 31. März 1924 ein Vertrag über den Standort des Bauwerks abgeschlossen. In diesem Vertrag ist u.a. zu lesen, dass der FGV die Bauarbeiter, die er auf dem Kösseinegipfel beschäftigt, namentlich anzugeben hat. Dem Forstamt bekannte Holz- und Wildfrevler könnten nicht zugelassen werden!

Am 16. Juni 1924 begannen Steinmetzen mit der Herstellung von Granitquadern, die vom Schlagplatz zum Bauplatz transportiert werden mussten. Ein Buch über freiwillige Arbeitsleistungen gibt Auskunft darüber, dass es nur ein "kleines Häufchen getreuer FGV-Mitglieder" aus Wunsiedel war, welches sich dieser schweren Arbeit annahm, obwohl ein allgemeiner Aufruf an die umliegenden FGV-Ortsgruppen erfolgt war. Aber auch vorbeikommende Wanderer aus Halle, Leipzig und Erfurt packten mit an und beherzigten die von Obmann Prechtel angebrachte Tafel mit dem Spruch "Jeder trage einen Stein, dann wird der Turm bald fertig sein". Mit den eigentlichen Bauarbeiten ging es dann zügig voran. Am 27. Juli begann man mit den Maurerarbeiten, am 9. August erfolgte die feierliche Grundsteinlegung, am 20. September war "Hebefeier". Bis zu 18 Arbeiter wurden vom FGV beschäftigt, die in 17 Arbeitswochen 3770 Mark Arbeitslohn erhielten. Die Gesamtkosten für den Kösseineturm beliefen sich auf rund 6000 Mark, die unentgeltlichen Arbeitsleistungen nicht mit eingerechnet. Finanziert wurde das Bauwerk durch Sachspenden verschiedener Firmen, durch Geldspenden von Privatpersonen und der FGV-Ortsgruppe Marktredwitz und durch einen Zuschuss von der FGV-Hauptkasse. Den Großteil der Kosten übernahm die FGV-Ortsgruppe Wunsiedel, die ein Darlehen von der Städt. Sparkasse Wunsiedel aufnehmen musste, welches aber bald zurückgezahlt werden konnte.

12. Oktober 1924 - ein klarer, sonniger Herbsttag im Fichtelgebirge, ideal für die Einweihungsfeier! Der Kösseineturm war mit Girlanden geschmückt, gebunden von den Wirtsleuten Greger des Kösseinehauses. Auf dem Turm weht eine Fahne in den "Bayerischen Farben". 14 Uhr: Die Kapelle Döbereiner aus Wunsiedel spielt den Choral "Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre". Dann treten die Redner ans Pult: Bezirksamtsvorsteher Brunner, Oberforstrat Kammerer, FGV-Hauptvorsitzender Herrmann. "Kerndeutsch, markig und inhaltsreich" waren ihre Ansprachen, wie Heinrich Beer, Herausgeber des "Sechsämter Bote", berichtet. Nach dem Geschützdonner durch den Schützenverein Wunsiedel erfolgt der Weihespruch. Nach dem offiziellen Teil "strömt das Publikum in Massen zur Erstbesteigung". Bei eintretender Dunkelheit sind nur noch die Wunsiedler auf dem Kösseinegipfel "und drehen sich nach den Weisen der Kapelle". Das längst ausgegangene Bier wird durch Wein ersetzt, berichtet der Chronist.


1839


1852


1924


Amtliche Höhe der Kösseine: 939m ü. NN
Turmbrüstung: 941,44m ü. NN
Turmspitze: 945,43m ü. NN


Aussichten




Blick nach Süden zum Steinwald


Blick nach Westen zum Ochsenkopf
und Schneeberg


Nahe und ferne Aussichtspunkte vom Kösseineturm
Beschreibung im Uhrzeigersinn, im Süden beginnend (Kilometerangabe = Luftlinie).


Von Süd nach Südwest:
Armesberg 10,5 km
Schwarzenberg 9 km
Anzenstein 14 km
Rauher Kulm 19,5 km
Herbrucker Schweiz (Hohenstein,Ossinger) 78 km

Von Südwest nach Westen
Scheibenberg 9 km
Kreuzsteingruppe 12 km
Klausenberg mit Skilift 10 km

Von West nach Nordwest
Hohe Matze 3,75 km
Ochsenkopf 13,5 km
Platte 7,5 km
Nußhardt 10 km
Schneeberg 11 km

Von Nordwest nach Nord
Rudolfstein 12km
Frankenwald mit Döbraberg42 km
Großer Waldstein 18 km
Bergkopf 18,5 km
Epprechtstein 18 km

Von Nord nach Nordost
Großer Kornberg 22 km
Windpark Stemmasgrün12 km
Burgruine Thierstein 15,75 km
Hainberg bei Asch/CZ 32 km
Kapellenberg/südl. Vogtland 36 km

Von Nordost nach Ost
Elstergebirge und Erzgebirge mit Fichtelberg und Keilberg 16km
Windräder bei Arzberg 15,75 km
Kraftwerk Arzberg 15,75 km
Kohlberg 54 km
Sokolow (Braunkohlerevier) 48 km
Kaiserwald 45 km
Königswart 21,75 km
Wallfahrtskirche Kappel 37 km
Tillen/Cz

Von Ost nach Südost
Reichsforst mit Ruhberg 14,25 km
Nördlicher Oberpfälzer Wald
Großer Teichelberg 13,5 km

Von Südost nach Süd
Arber, Osser, Hoher Bogen 250 km
Plößberg 10 km
Platte 10 km


An klaren Tagen sieht man vom
Kösseinegipfel aus die Zugspitze!
Die Spitze des Zuges, der von
Waldershof nach Marktredwitz fährt.

 

Aussichtsturm auf der Kösseine wurde 2012 renoviert

 

Mit einem Baugerüst umgeben und eingehüllt war im Herbst 2012 der Aussichtsturm auf dem Gipfel der Großen Kösseine. Dennoch konnte der Turm von Wanderern bestiegen werden und die weite Aussicht auf die Fichtelgebirgslandschaft war nicht eingeschränkt. Auch der Wirtschaftsbetrieb des Kösseinehauses litt nicht unter den laufenden Sanierungsmaßnahmen des Kösseineturmes.

 

Die Mörtelfugen zwischen den Granitquadern hatten sich im Laufe der Jahrzehnte – der Turm steht seit 1924 - aufgelöst und so wurde es erforderlich, Sanierungsmaßnahmen einzuleiten. Ein Gutachten hat bestätigt, dass durch Eindringen von Regenwasser in die Mauerfugen und im Winter dann durch die Frostsprengung enorme Schäden auftreten könnten. Ein schnelles Handeln war somit erforderlich, damit der Aussichtsturm auch als Symbol des südlichen Fichtelgebirges erhalten bleibt.

 

Der Hauptausschuss des Fichtelgebirgsvereins, hatte den Sanierungsmaßnahmen sofort zugestimmt, sodass einer Ausschreibung der nicht ganz einfachen Baumaßnahme nichts mehr im Wege stand. Die Firma Kropf in Thiersheim erhielt den Auftrag für die Turmsanierung in 939 Metern Höhe. Nach der Aufstellung des Baugerüstes in einer sehr komplizierten, felsigen Umgebung hat die Baufirma mit dem Ausfugen der Steinzwischenräume begonnen. Auch die Plattform des Aussichtsturmes musste saniert werden, damit das Regen- und Schmelzwasser in Zukunft besser und schneller ablaufen kann.

 

Die Sanierungskosten werden von der FGV-Hauptkasse getragen, Zuschüsse haben der Naturpark Fichtelgebirge, die Oberfrankenstiftung, das Land Bayern, der Landkreis Wunsiedel und die Europäische Union gegeben. (Dietmar Herrmann in Der Siebenstern 2012, S. 263).

 

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