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Luisenburg-Felsenlabyrinth

Betrachten wir zunächst die Entstehung der einmaligen Felsenlandschaft mit europäischer Einmaligkeit: Vor 240 Millionen Jahren (im Oberkarbon) füllten sich die Hohlfalten eines längst nicht mehr existierenden Hochgebirges mit glühendflüssiger Schmelze. In langen Zeiträumen erstarrte das Magma zum kristallinen Tiefengestein Granit. Die darüber liegende Decke von Schiefern (Phyllith, Quarzit) und Marmor wurde in der Zeit bis heute zum größten Teil abgetragen. Seit Tertiär (vor 30 Millionen Jahren) griff die Oberflächenverwitterung auch in den Granit selbst ein. Dazu leisteten ihr die im Granit durch ungleichmäßige Abkühlung vorgebildeten Horizontal- und Vertikalklüfte Hilfe. Das fast tropische Klima des Tertiärs begünstigte die chemische Verwitterung; der Frost und die rhythmischen Temperaturschwankungen des anschließenden Diluviums (Eis- und Zwischeneiszeit) dagegen zeigten eine heftige mechanische Verwitterung. Da die Abtragung am ehesten die Ecken angreift, entstanden zunächst im Gesteinsverband wollsack- bis matratzenförmige Gebilde. Als das Abtragungsgut im Zusammenhang mit nacheiszeitlichen Fließerden herausgeschwemmt wurde, veränderten die inzwischen mehr oder weniger isolierten Blöcke ganz langsam ihre Lage; ein Vorgang, der sich auch heute noch, wenn auch mit kaum merklicher Geschwindigkeit, fortsetzt.

Eine Botanische Rarität in den Felsnischen ist das Leuchtmoos. Das Pflänzchen hat nicht die Fähigkeit des Selbstleuchtens, es strahlt das Tageslicht im Zellaufbau des Vorkeims wider.

Unternehmen wir einen Rundgang durch die einmalige Fels- und Waldkulisse der Luisenburg und nehmen uns dazu 1 ½ Stunden Zeit. Den Labyrinth-Eingang finden wir beim Kassenhäuschen südlich der Freilichtbühne (Hinweisschilder). Der Aufstieg erfolgt mit blauem Pfeil; der Abstieg mit rotem Pfeil. Festes Schuhwerk wird empfohlen. Der gut begehbare Weg führt durch Felsschluchten, durch niedrige Felsblöcke hindurch und über Treppen, an Felsen mit rührseligen Inschriften vorbei hinauf zum Gipfelkreuz (höchster Punkt des Labyrinths, 785 m ü.NN) mit guter Rundsicht. Beim Abstieg wieder sehenswerte Felsformationen. (Im Labyrinthführer, den man am Kassenhäuschen erhält, werden alle Sehenswürdigkeiten ausführlich beschrieben).

Erschließungsgeschichte: Von 1790 an begann man in die bis dahin gemiedene Felsenwildnis einzudringen, sie durch Einebnen von Schluchten und Austrocknen von Sümpfen begehbar zu machen. Den Endpunkt dieses ersten Teils der Erschließung des damaligen Luxburggebietes markierte man mit der Inschrift: "Bis hierher und nicht weiter". Nach Umbenennung der Luxburg in Luisenburg 1805 erfolgten weitere Erschließungsmaßnahmen. Der Hauptinitiator war der Wunsiedler Bürgermeister und Kreisarzt Dr. Johann Georg Schmidt. Nach dem Ende der französischen Besetzung des Bayreuther Landes (1806-1810) führten drei seiner Söhne ab 1811 das Werk des Vaters fort. Unterstützt von Gästen des Alexandersbades und anderen vermögenden Freunden machten sie den Bereich der beiden ehem. Burgen und die daran anschließenden Felspartien zugänglich. 1815 errichtete man auf dem höchsten Punkt das erste Holzkreuz, 1819 bezog man als letztes noch die Gegend um die sog. Dianaquelle mit in die Anlagen ein. 1820 war die Erschließung vollendet. Das Felsenlabyrinth wurde damit zur größten Attraktion des Fichtelgebirges.

Wissenschaftler kamen jetzt zu der Überzeugung, dass die Naturlandschaft „Luxburg“ auch der älteste Landschaftsgarten Deutschlands ist. Wie in der Mitteldeutschen Zeitung vom 3. April 2003 zu lesen ist, hat Frau Nicola Deutrich in ihrer Examensarbeit festgehalten, dass bereits im Jahr 1740 vom Wunsiedler Amtshauptmann von Lindenfels in einem zuvor kaum betretbarem Felsengebiet der Luxburg Granitsteine gesprengt wurden. Wenn die damaligen Sprengarbeiten tatsächlich der Begehbarmachung der Felsenlandschaft gedient haben und nicht der Granitsteingewinnung, dann hätten wir tatsächlich auf der Luisenburg den ältesten bürgerlichen Landschaftsgarten Deutschlands.

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