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Die Klingergrotte
auf der Luisenburg bei Wunsiedel
Dietmar Herrmann
Wenn man die Luisenburg-Festspiele
auf Deutschlands ältester Freilichtbühne bei
Wunsiedel besucht, kommt man vom Parkplatz aus kurz
vor betreten der Zuschauertribüne an einer eindrucksvollen
Felsenhöhle vorbei – die Klingergrotte. Die „Bedachung“
der Höhle ist ein riesiger Felskoloss von einer
Länge von 16 m, etwa 12,5 m breit und 4,5 m dick.
Er ruht auf starken Steinfelswänden, der Innenraum
der Grotte ist zwei bis drei Meter hoch. Ein Teil des
Zuschauerraumes der Naturbühne ruht auf dem gigantischem
Felsendach. Beiderseits der Grotte führen Treppen
bzw. Steinstufen zu den Eingängen der Freilichtbühne.
Bei Erschließung
des Felsenlabyrinths der Luisenburg im 18. Jahrhundert
durch Wunsiedler Bürger und Gäste des nahegelegenen
Alexandersbades wurde auch die Klingergrotte, die damals
noch nicht diesen Namen trug, zugänglich gemacht.
1793 wurde mit dem „Ausräumen“ begonnen, wobei
der Badegast Baron von Carlowitz aus Regensburg die
Kosten übernahm.
Nach 1809 wurde die
Grotte als „Klingergrotte“ benannt nach dem Wunsiedler
Stadtgerichtsdirektor Johann Georg Florentin Klinger
(geboren 1756, verstorben 1809). Klinger studierte 1772
an der Universität in Erlangen die „Rechtsgelehrsamkeit“,
1776 wurde er „Regierungsadvocat“, 1779 „Hofrath und
wirklicher zweiter Secretarius“. Auf der Luisenburg
veranlasste Klinger auf dem Platz, wo heute des Labyrinth-Kassenhäuschen
steht, von einer privaten Gesellschaft 1794 die Aufführung
einiger Operetten und Singspiele. 1795 folgten dann
auch Opern und ein von ihm verfasstes Stück mit
dem Titel „Der Birkenhain“. Die Aufführungen waren
mehr nach dem Geschmack der Wunsiedler Honoratioren,
kann man in alten Schriften lesen, sie fanden bei der
breiten Bevölkerungsschicht nicht den gewünschten
Anklang.
Die Klingergrotte um 1830
Aufgang zur Freilichtbühne der Luisenburg.
In der Bildmitte die Klingerhöhle, darüber
ein Teil der Zuschauertribüne.
Labyrinth-Geschichten
Es ist Europas schönstes
Felsenlabyrinth und wird alljährlich von Tausenden
von Besuchern durchwandert – das Felsenlabyrinth Luisenburg
bei Wunsiedel. Ganz umsonst kann man die einmalige Fels-
und Waldkulisse nicht kennen lernen, denn am Labyrinth-Eingang
steht ein Kassenhäuschen der Stadt Wunsiedel, wo
der Besucher einen kleinen Obolus entrichten muss.
Der Ludwig Panzer
war es, der eine längere Zeit hier oben saß,
hinter einem kleinen Fenster hervorschaute und kassierte,
was zu kassieren war. Nebenbei fütterte er auch
die Vögel und Eichhörnchen, die sich hier
täglich ihr Stelldichein gaben. Eines Tages, es
war ein sehr schöner Sommertag, herrschte wieder
einmal „Hochbetrieb“ auf der Luisenburg. Zahlreiche
Busse waren eingetroffen und viele Naturliebhaber strömten
dem Felsenlabyrinth zu. Auch ein Pfarrer hatte sich
mit einer Schar älterer Damen zu einer Labyrinthbesichtigung
entschieden. Schnurstracks, ohne das Kassenhäuschen
zu beachten, zog die ganze Schar erwartungsvoll
Richtung Labyrintheingang. Das hat dem dienstbeflissenen
Ludwig nicht gefallen, er hat sich aus dem Fenster gebeugt
und dem Pfarrer nachgerufen: „Hallo, Hochwürden,
da müssen`s erst ihr Eintrittsgeld entrichten,
bevor`s da hinaufkönnen!“ Ganz erstaunt kam nun
seinerseits der Pfarrer auf den Ludwig zu und fragte
erstaunt: „Eintritt zahlen, mein Sohn? Wozu? Die Natur
hat doch Gott geschaffen!“ Da hat der Ludwig zunächst
etwas verdutzt geschaut aber dann spontan geantwortet:
„Da hams scho recht Herr Pfarrer, die Natur hat Gott
geschaffen. Aber hier im Felsenlabyrinth hat er vergessen,
Treppen und Geländer anzubringen - und deshalb
das Eintrittsgeld.“ Nun, das hat leuchtete auch dem
Herrn Pfarrer ein, er zückte seinen Geldbeutel
und entrichtete den geforderten Obolus.
(Persönlich erlebt
und nacherzählt von Dietmar Herrmann, 1976)
Am Eingang zum Felsenlabyrinth Luisenburg
Die Schüssel
auf der Luisenburg
Von Dietmar Herrmann
Im Fichtelgebirge finden wir an verschiedenen
Felsoberflächen kessel- oder muldenartige Vertiefungen
im Granit, die im Volksmund „Druidenschüsseln“,
Opferkessel oder Hexenkessel genannt werden. Der Aberglaube
in der Bevölkerung schrieb sie den Druiden zu,
jener keltischen Priesterkaste, die dort Tier- oder
Menschenopfer den Göttern dargebracht haben sollen.
Auch im Gebiet der Luisenburg gibt es eine solche „Druidenschüssel“.
Sie liegt südlich des Weges (Quellenweg), wenn
man von Bad Alexandersbad kommt und in den Weg zur Luisenburg-Gaststätte
einbiegt.
Es dürfte sich
hier um eine der größten „Schüsseln“
des Fichtelgebirges handeln: 1,4 m lang, 1,10 m breit
und 0,50 m tief. Der größte Unterschied zu
den anderen Schüsseln des Gebirges liegt darin,
dass sie sich nicht auf der horizontalen Seite des Felsens
befindet, sondern auf der senkrechten Seite. Durch solifluide
Verstürzung und Verrollung des Blocks soll die
Schüssel von der waagrechten in die leicht überhängende
Lage gekommen sein. Ein Vorgang, der sich auch weiterhin
fortsetzt.
Kaiser-Wilhelm-Felsen
Von Dietmar Herrmann
Wenn wir durch das
Felsenlabyrinth der Luisenburg dem blauen Pfeil aufwärts
folgen, kommen wir an den höchsten Punkt, dem Aussichtspunkt
mit dem Labyrinth-Kreuz. Von da an folgen wir nun nicht dem Abstieg mit dem
roten Pfeil, sondern gehen südwärts weiter
auf dem Blaupunkt-Wanderwege in Richtung Burgsteinfelsen/Kösseine
und gelangen nach etwa 300 m zum einem gewaltigen Felsblock
mit Besteigungsanlage – dem Kaiser-Wilhelm-Felsen. Wir
genießen einen herrlichen Blick in das Röslatal
nach Wunsiedel und nach Bad Alexandersbad. Professor
Ludwig Hacker aus Wunsiedel berichtet uns in der „Geschichte
der Luisenburg“, dass dieser Felsen im Jahr 1897, zur
Hundertjahrfeier des Geburtstages Kaiser Wilhelm I.
geweiht wurde. Die Geldmittel zur „Zugänglichmachung“
und was sonst noch zur Ausgestaltung der Feier notwendig
war spendete Frau Konsul Ida Schmid aus Hamburg. Frau
Schmid stammte aus einer Wunsiedler Familie, die sich
der Erschließung der Luisenburganlagen sehr angenommen
hatte. Die Spenderin schrieb damals: „In dankbarer Erinnerung
für das was Gott uns Deutschen durch Kaiser Wilhelm
I. verlieh. Übrigens: Wilhelm war ein Sohn von
Königin Luise, nach der 1805 die Luxburg in Luisenburg
umbenannt wurde.
Ausflug zum Epprechtstein
Von Dietmar Herrmann
Auch der Berg Epprechtstein
bei Kirchenlamitz wurde in das Besuchsprogramm für
die Preußischen Herrschaften mit aufgenommen;
der Vorschlag dazu soll von Minister Hardenberg ausgegangen sein, der bereits
vorher den Berg besucht hatte. Die Kirchenlamitzer bereiteten
sich gebührend auf den hohen Besuch vor. Zur Schlossruine
hin wurde ein acht Fuß breiter Weg angelegt, die
lockeren Steine der Ruinenmauer trug man ab. Nicht nur
der Aufgang zur Burgruine wurde durch neue Treppen begehbar
gemacht, auch in der Ruine selbst wurde ein hölzernen
Balkon angelegt, zu dem Treppen führten. Für
die Sicherheit wurden acht Förster, acht Unterförster
und zwölf Mann Miliz abgeordnet.
Am 21. Juni 1805,
es war ein Freitag, fuhr gegen 10 Uhr das Königpaar
mit Gefolge in Alexandersbad weg. Nach ihrer Ankunft
auf dem Epprechtstein nahmen sie unter dem Jagdschirm
eine Mahlzeit ein, während sich ringsum immer mehr
Menschen versammelten. Da sich die Menge ruhig und gesittet
verhielt, befahl der König, die Leute näher
treten zu lassen. „Der König zeigte sich dem Volke
beinahe eine halbe Stunde lang auf dem alten Schlossfelsen
gegen Schloppen zu“ wird berichtet. Gegen 18 Uhr fuhren
die Majestäten nach Alexandersbad zurück.
Ein besonderer Wunsch der Kirchenlamitzer ging allerdings
nicht in Erfüllung, obwohl alle Vorbereitungen
getroffen wurden: der Besuch des Herrscherpaares in
Kirchenlamitz selbst. Auch die Umbenennung des Epprechtstein
in Wilhelmstein konnte sich nicht durchsetzen.
Als man 1850 anfing die Ruine Epprechtstein
zu erhalten, wurden die drei steinernen Bänke angelegt
und daneben drei Buchen gepflanzt. Der Tisch mit der
Symbolischen Jahreszahl 1805 kam zur Erinnerung an den
Königsbesuch später dazu.
Luisenburg-Felsenlabyrinth: Einer der schönsten Geotope Bayerns
In Bayern gibt es
2600 Geotope, sie sind Zeugnisse der Erdgeschichte.
Geotope prägen die natürliche Vielfalt unserer
Heimat und sind für die Erforschung des Planeten
Erde von besonderer Bedeutung. Als Grundlage für
Schutz- und Pflegemaßnahmen dient der „Geotopkataster
Bayern“, eine am Bayerischen Geologischen Landesamt
geführte Datenbank. (Im Internet unter www.geotope.bayern.de abrufbar). Die 100 wichtigsten Geotope Bayerns
werden im Rahmen des Projekts „Bayerns schönste
Geotope“ ausgezeichnet und der Öffentlichkeit vorgestellt.
Als Projekt Nr. 27 wurde das Felsenlabyrinth der Luisenburg
nahe der Kreisstadt Wunsiedel am 15. September 2003
unter großer Anteilnahme von Staatsminister Dr.
Werner Schnappauf feierlich prämiert. Ferner wurde
eine Info-Tafel beim Aufgang zur Luisenburg-Bühne
enthüllt, die die Entstehung der Granitlandschaft
mit europäischer Einmaligkeit erläutert.
Staatsminister Dr. Schnappauf und
Wunsiedels Bürgermeister Karl-Willi Beck bei
der Enthüllung der Informationstafel Text
u. Foto: Dietmar Herrmann
Städt. Luisenburg-Gaststätte
Als am 14. Juni 1805
König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise
zur damaligen „Luxburg“ kamen und diese dann in einem
Festakt in „Luisenburg“ umbenannt wurde, gab es auch
schon eine kleine Bewirtung. Am Gesellschaftsplatz,
es ist der Standort der heutigen Luisenburg-Gaststätte,
wurde ein kleines Holzhaus nach „gotischem Geschmack“
von der Stadt Wunsiedel erbaut. Die Außenwände
waren mit Fichtenrinde belegt und die Inneneinrichtung
soll überraschend geschmackvoll gewesen sein. Die
Wände waren bemalt und mit Glasfenstern und Eisenwerk
ausgestattet. In diesem Häuschen, das in anderen
Publikationen als „Salon“ bezeichnet wird, erhielten
die preußischen Herrschaften eine kleine Bewirtung.
Der Bau eines festen
Hauses zum Verabreichen von Speisen und Getränken
wurde im Wunsiedler Stadtmagistrat erstmals am 1. September
1799 diskutiert. Die Wirtschaft sollte vom einem städtischen
Förster geführt werden, damit zugleich „dem
immermehr überhandnehmenden Holzfrevel und Diebstahl
heilsame Schranken gesetzt würden“. Auch in den
nachfolgenden Jahrzehnten flammte immer wieder die Idee
zum Bau eines Wirtschaftsbetriebes auf, konnte aber
aus verschiedenen Gründen nicht verwirklicht werden.
Erst im Juli 1876 war das „Luisenburghaus“, zunächst
als einstöckiger Bau im bayerischen Gebirgsstil,
an der Stelle entstanden, wo einst auch die preußische
Landesherrschaft bewirtet wurde; die Einweihung fand
1877 statt. Der Stadtmagistrat von Wunsiedel hatte sich
nun sehr beeilt, neben dem Felsenlabyrinth der Luisenburg
auch eine Einkehrmöglichkeit zu schaffen. Der Grund:
Am 15. August 1877 wurde die Stichbahn Holenbrunn-Wunsiedel
eröffnet – und da kamen die ersten Gäste mit
der Bahn angereist, um Europas schönstes Felsenlabyrinth
kennen zu lernen!
Dietmar Herrmann
Mariannen-Höhe
Wenn wir vom Labyrinth-Kreuz dem roten
Pfeil abwärts folgen, kommen wir nach der Felsengruppe
„Drei Brüder“ zur Mariannenhöhe. Die hoch
aufragenden Granitmauern auf einem hohen Granitblock
lassen bei vielen Besuchern den Eindruck entstehen,
dass es sich hier um die Reste der ehemaligen Burg „Luisenburg“
handeln muss, was jedoch nicht zutreffend ist, da es
sich um eine künstlich angelegte Ruine handelt.
Dem Hamburger Kaufmann
Florentin Theodor Schmidt (bei manchen Felsen finden
wir die Inschrift FTS) verdanken wir dieses „Denkmal“.
Schmidt stammte aus einer alten Wunsiedler Familie,
deren Mitglieder sich schon immer der Erschließung
des Felsenlabyrinths gewidmet haben. Seinem Hamburger
Freund, dem Senator Merk widmete er dieses Bauwerk und
benannte es nach dessen Ehefrau Marianne. In einen Fels
eingemeißelt lesen wir: „Herrn H. J. Merk zu Hamburg.
Was schweigend das Herz ewig im Busen bewahrt, Das sage
Du laut ihm, Du dankbarer Fels! 1815“. Was hat Herr
FTS nur damit sagen wollen? Von der kleinen Ruine hat
man jedenfalls einen schönen Blick zu den Bergen
des Fichtelgebirges und nach Wunsiedel. Und manch einen
Gast, den ich durch das Labyrinth geführt habe,
habe ich im Glauben gelassen, es sei die alte Burganlage
der Luxburger!
Dietmar Herrmann
Labyrinth-Kreuz
auf der Luisenburg im Fichtelgebirge
Dietmar Herrmann
Der
höchste Punkt des Felsenlabyrinths auf der Luisenburg
bei Wunsiedel ist das Holzkreuz auf dem Bundesstein.
Der Wanderer erreicht die aussichtsreiche Höhe,
wenn er vom Luisenburg-Parkplatz aus den Schildern „Felsenlabyrinth“
und beim Kassenhäuschen den blauen Pfeilen folgt.
Interessant ist die Entstehungsgeschichte des Luisenburg-Kreuzes,
weshalb sie hier kurz vorgestellt wird.
Das erste Luisenburg-Kreuz
hinter dem sogenannten Bundesstein wurde 1815 auf diesem
hochgelegenen Felsen errichtet. Das Kreuz stand damals
nach einem Taschenbuch von Albrecht Schmidt 151 über
der so genannten Luxburghut, 263 Meter über Wunsiedel
und 785 Meter über dem Meeresspiegel. Über
eine steil ansteigende Treppe kam man auf den Felsen
hinauf, der mit einem Geländer umfasst war und
eine Bank trug. In Alexander Sommerers Fichtelgebirgsführers
vom Jahr 1833 ist uns die Geschichte der Errichtung
des Kreuzes überliefert: „.....An jenem Tage, welche
die erste Inschrift nennt, besuchten drei Freunde zusammen
die Luisenburg und bestiegen von drei verschiedenen
Seiten die Kuppe, die damals noch jeder künstlichen
Vorrichtung ermangelte; sie kamen zur gleichen Zeit
auf derselben an. Dieses schöne Zusammentreffen,
die ergreifende Erhabenheit der Natur rings umher und
die herrliche Aussicht machten solchen Eindruck auf
ihre offenen Herzen, dass einer, von Entzücken
hingerissen, ausrief: „Lasst uns hier den Bund unserer
Liebe erneuern, lasst uns ewige Freundschaft schwören!“
Dies geschah. Zum Andenken an die schöne Stunde
ließen sie auf ihre Kosten die Höhe zugänglich
machen, mit der auf dem Steine befestigten Bank versehen,
jenes Kreutz errichten und nannten den Fels Bundesstein....“.
Dieses 1815 errichtete
Kreuz wurde erst nach über 100 Jahren, allen Wetterstürmen
trotzend, im Jahre 1924 erneuert. Kurz nach Kriegsende
1945 fiel dieses Kreuz einem Sturm zum Opfer. Die erste
Institution, die sich um die Erneuerung des Kreuzes
sorgte, war die evangelische Kirchenverwaltung. In einer
Eingabe an den Stadtrat vom 17. Mai 1946 erklärte
sie sich bereit, das Kreuz zu erneuern, wenn die Stadtverwaltung
sich ihrerseits bereit erklärt, das notwendige
Holz zur Verfügung zu stellen. Der Stadtrat begrüßte
das Entgegenkommen der Kirchenverwaltung aufs dankbarste
und wies das Städtische Forstamt zur Abgabe des
notwendigen Holzes an. Jedoch muss irgend ein Hinderungsgrund
die Ausführung vereitelt haben, da am 20. Mai 1949
die Wiedererrichtung des Kreuzes erneut im Stadtrat
behandelt wurde. Wiederum sollte das Städtische
Forstamt das benötigte Holzmaterial zur Verfügung
stellen. Die anfallenden Kosten des Wiederaufbaus, die
sich bei entsprechender Bereitstellung von städtischen
Arbeitern vom Stadtbauamt und von der Forstverwaltung
auf rund 400 DM belaufen würden, wurden aus Mitteln
der Stadtkasse genehmigt. Der Vorschlag des Bürgermeisters,
die Einweihung des Bergkreuzes, das wieder zum Symbol
des Glaubens und der Gewissensfreiheit werden sollte,
mit einer schlichten Feier zu umrahmen, wurde angenommen.
Die Einweihung selbst fand mit Vertretern der Stadt
und der Kirchen am 7. August 1949 statt. Das letzte
Luisenburg-Kreuz wurde unter Mitwirkung der amerikanischen
Streitkräfte am 23. Juli 1984 aufgestellt, die
ökumenische Einweihungsfeier fand am 6. Oktober
1984 statt.
Königin-Luise-Brunnen
eingeweiht Von Dietmar Herrmann Seit dem Wunsiedler
Brunnenfest am 19./20. Juni 2004 gibt es einen „Königin-Luise-Brunnen“
vor dem Autohaus König in Wunsiedel. Die Idee hatte
Thomas König, der dort schon den Felsenbrunnen
hatte anlegen lassen. Im Areal dieses Wasserspenders
ließ er nun von der Firma Naturstein-Büttner
GmbH eine Granittafel mit den Lebensdaten von Königin
Luise aufstellen und in einer neuen Granitsäule
lesen wir, das dies der Königin-Luise-Brunnen ist.
Auch ein Goethe-Zitat ist an dieser Säule zu finden,
denn der Dichterfürst und Naturwissenschaftler
war zweimal auf der Luisenburg und schrieb in einem
Brief „Der Granit lässt mich nicht los......“ Übrigens:
Granitsäule und Steintafel sind aus blauem Kösseinegranit,
jenem Steinmaterial, das von dem Berg stammt, auf den
am 17. Juni 1805 Königin Luise mit Gefolge geritten
war und von der hervorragenden Aussicht geschwärmt
hatte. Das Bild zeigt den Königin-Luise-Brunnen
mit (von links) Peter Büttner mit Schwiegersohn
Andreas Kuhbandner sowie Thomas und Karin König,
Inhaber der Autowelt König in Wunsiedel.
Die Insel Helgoland
im Fichtelgebirge Dietmar Herrmann
Vorbemerkung Im Eingangsbereich zum Felsenlabyrinth
der Luisenburg bei Wunsiedel gibt es westlich des Kassenhäuschens
einen Felsen, der heute noch in der Bevölkerung
als „Insel Helgoland“ bezeichnet wird. Es ist ein gewaltiger
Felsblock, um den sich ein schmaler Graben gefüllt
mit Wasser zieht. Früher stand auf dem Felsen ein
kleiner Holzpavillon und es führte eine Holztreppe
zu ihm hinauf, die Aussicht nach Wunsiedel muss prächtig
gewesen sein. Im Rahmen des Veranstaltungsjahres „Königin-Luise-Jahr
2005“1 will die Stadt Wunsiedel u.a. diese alte Anlage
wieder herstellen lassen, Zimmerermeister Michael Fuchs
aus Wunsiedel-Schönbrunn hat den Bauauftrag erhalten.
Wie kam der Felsblock damals zu seinem Namen und wer
hatte die Namensgebung veranlasst? Beim Studium der
Literatur stößt man auf Dr. Florentin Theodor
Schmidt und auf einen seltenen Erwerbszweig, den es
im Fichtelgebirge einst gab. Außerdem kann man
feststellen, dass früher die aus ihrer Heimat Ausgewanderten
sich gerne an ihre alte Heimat erinnerten und sie
auch unterstützten.
Lebensgeschichte
Betrachten wir zunächst
seine interessante Lebensgeschichte. Schmidt wurde am
1. November 1783
in Wunsiedel geboren, wo sein Vater Kreisarzt und Bürgermeister
war. 1797 verließ er seine Heimatstadt, um in
Nürnberg eine kaufmännische Laufbahn zu beginnen.
Die nächste Station war 1803 Hamburg, das ihm zur
zweiten Vaterstadt wurde. Durch seine gründlichen
Kenntnisse und Erfahrungen, durch seinen unermüdlichen
Fleiß und vor allem seinen „biederer und wohlwollender
Sinn“ erwarb er sich bald in weiten Kreisen Vertrauen
und Wertschätzung. Er trat dann auch bald als Kompagnon
in das Handelshaus des Herrn Senator Merck ein, wo er
51 Jahre aufs Gewissenhafteste tätig war. Aus der
Ehe mit Juliane Adelaide Pauli gingen zehn Kinder hervor,
von denen aber nur ein Sohn und zwei Töchter ihn
überlebten. Schmidt verstarb am 15. Mai 1860 nach
einer Kur in Wiesbaden. 1823 wurde ihm das Großherzogliche
Oldenburgische Konsulat anvertraut; 1854 wurde ihm das
Ehrenbürgerrecht der Stadt Bayreuth verliehen.
Die Zuckerfabriken
Schmidt errichtete 1811 eine Zuckerfabrik in Wunsiedel.
Das Gebäude steht heute noch in der Katharinenstraße
16. Im Jahr 1812 begann er dort in größeren
Mengen Rohzucker zu raffinieren, das er aus Übersee
bezog. 1813 erwarb er für die Holzbelieferung seines
Betriebes und für die Holzkohleherstellung das
Waldgebiet „Rugenholz“ bei Marktleuthen. Das Areal ist
der heutige „Karolinenhain“, ein ländlicher Ortsteil
der Stadt Marktleuthen. 1834 verlegt Schmidt die Zuckerfabrik
nach Bayreuth – St. Georgen, da er dort günstigere
Produktionsmöglichkeiten fand. Nach Schließung
des Bayreuther Zuckerherstellungsbetriebes war Schmidt
1853 bis 1856 Mitbegründer der Mechanischen Baumwollspinnerei.
Gedenken an die
Heimat Während seines
arbeitsreichen Lebens vergaß Schmidt jedoch nie
sein Heimatland und schickte aus der Ferne immer wieder
Spenden und Stiftungen. In Bayreuth bestand die „General-Konsul
Florentin Theodor Schmidt`sche Stipendien Stiftung“,
mit deren Zinserträge aus dem Stiftungskapital
Studierende unterstützt wurden. Aus der „Florentin
Theodor Schmidts` Maria Stiftung“ erhielt die Kinderrettungsanstalt
des Jean-Paul-Vereins ein Grundstück. Auch
an seine Geburtsstadt Wunsiedel erinnert er sich und
an die Luisenburg, die nach 1810 eine Blütezeit
besonderer Art erleben durfte. Die zahlreichen Badegäste
des Alexanderbades, vor allem der Hochadel, besuchten
gerne das Felsenlabyrinth der Luisenburg. Der verarmten
Wunsiedler Bevölkerung wäre es zu dieser Zeit
nicht möglich gewesen, den Felsengarten der Luisenburg
instand zu halten. Hier sprang nun Zuckerfabrikant Schmidt
gemeinsam mit seinen Brüdern ein, wobei er auch
Unterstützung durch seinen Hamburger Geschäftsfreunde
fand. 1811
ließ Schmidt auf dem eingangs genannten fast sieben
Meter hohen Felskoloss einen hölzerner Aussichtspavillon
erbauen, zu dem eine Holztreppe führte. Er nannte
die Anlage „Insel Helgoland“. Diese Nordseeinsel muss
für Schmidt bei der Einführung des Rohzuckers
aus Übersee eine besonders wichtige Rolle gespielt
haben. Napoleon Bonaparte hatte 1806 gegen England eine
Handelsblockade („Kontinentalsperre“) verfügt,
um den englischen Handel mit dem europäischen Kontinent
zu unterbinden. England machte die Insel Helgoland zu
einem Haupt-Stapelplatz („Schmuggelplatz“), von dem
aus auch der Rohzucker nach Hamburg gelangte. Wen wundert
es, das Florentin Theodor Schmidt seine Schöpfung
auf der Luisenburg nach dieser auch für ihn so
wichtigen Insel benannte.
Luisenburg -
Ein verschollener Landschaftsgarten der Frühromantik Nahe der Stadt Wunsiedel im Fichtelgebirge
befindet sich die Luisenburg mit dem so genannten Felsenlabyrinth
aus bizarr übereinander gehäuften Granitbrocken,
das heute als »reines Naturwunder« bekannt
ist und - zusammen mit den Luisenburg-Festspielen auf
der ältesten deutschen Naturbühne - jährlich
rund hunderttausend Besucher anzieht. Völlig in
Vergessenheit geraten ist, dass es sich bei den Felsen
der Luisenburg nicht nur um ein außergewöhnliches
Naturereignis handelt, sondern dass dieses »durchgehbare
Naturschauspiel« vor allem auch Ergebnis gezielter
Inszenierung ist: Es entstand als bürgerlich-romantischer
Landschaftsgarten in den Jahren zwischen 1790 und 1820
auf Initiative bürgerlicher Honoratioren einer
Kleinstadt und in Personalunion mit einem der ersten
deutschen Geschichtsvereine, der 1785 in Wunsiedel gegründeten
»Gesellschaft zur Aufklärung vaterländischer
Geschichte, Sitten und Rechte«. Der Garten verlieh
einerseits in seiner Funktion als »Spazier-Anlage«
dem Badeort Alexandersbad, einem der damaligen Modebäder,
besondere Attraktivität, spiegelte andererseits
die Faszination der Alpen-Erschließung, flankiert
von der Entdeckung reizvoll-'erhabenerer' Landschaften
in den Mittelgebirgen wider. Die romantische Sehnsucht
nach Schaurig-Schönem und Schwindel-Erregendem
findet ihre Entsprechung in Abgründen, Schlünden
und Landschaftsblicken der bizarren Granitaufhäufung
der Luisenburg. Tieck und Wackenroder etwa fanden auf
ihrer im Jahre 1793 unternommenen Erkundung des neuen
preußischen Besitzes im Fränkischen »dergleichen
Szenen noch weit größer und wunderbarer als
in Sanspareil«. Das Labyrinth erhielt königliche
Weihen durch den Besuch des preußischen Königspaares,
Friedrich Wilhelm III. und Luise, im Frühsommer
1805, bei dem auch die Namensgebung erfolgte: Luisenburg.
Seine Rolle zur symbolischen Repräsentation anti-bayerischer
wie anti-napoleonischer Aktion des Wunsiedeler Bürgertums,
das z.B. im Ensemble »Insel Helgoland« das
Unterlaufen der Kontinentalsperre feierte, wird ebenso
erläutert wie die Nationalisierung der deutschen
Gesellschaft um 1800 am Beispiel der Familie Sand, die
zur Kerngruppe der »Aufklärungs-Gesellschaft«
zählte. Goethe, der Luisenburg -»ein Labyrinth,
welches ich vor vierzig Jahren mühselig durchkrochen,
nun aber durch architektonische Gartenkunst spazierbar
und im einzelnen beschaulich gefunden« - 1820
erneut aufsuchte, konnte allerdings nicht ahnen, dass
dieser »unhöfische« Landschaftsgarten
als architektonisch gestalteter Raum in der allgemeinen
Erinnerung bald verschüttet sein und als »reine
Natur« seinen Siegeszug innerhalb früher
touristischer Landschaftseroberung antreten würde.
Die kulturgeschichtliche Dimension des Landschaftsgartens
Luisenburg ist äußerst vielfältig; in
seiner Erforschung werden sich am 'kleinen' Ort, auf
dem Hintergrund des frühen bürgerlichen Industrie-
und Handelsbürgertums in Oberfranken, die großen
Themen des Umbruchs vom 18. zum 19. Jahrhundert bündeln
und exemplarisch aufzeigen lassen.
Das Buch erscheint
im »Luisejahr« 2005, das die Stadt Wunsiedel
anlässlich des 200. Jubiläums des Besuchs
des preußischen Königspaares ausrichtet und
in diesem Zuge auch einzelne Bereiche des Gartens, z.B.
das Ensemble »Insel Helgoland«, rekonstruieren
lässt.
Karl Braun 1952 in
Wunsiedel geboren. Studium der Empirischen Kulturwissenschaft
und Germanistik in Tübingen. Lehrte 1985-90 an
der Universidad de Extremadura, Cáceres; 1992-97
an der Karlsuniversität in Prag. Professor für
Europäische Ethnologie an der Philipps-Universität,
Marburg. Forschungsschwerpunkte: Spanische Kulturanthropologie,
Sexualitätsgeschichte, bürgerliche Alltagsgeschichte
Deutschlands, Garten- und Bäderkultur. ISBN
3-89445-349-4, 128 Seiten, 40 Abbildungen, geb. 15 EUR
(Mai 2005)
Die Königspyramide am Königin-Luise-Rundweg
Wunsiedel. Als vom
13. Juni bis 5. Juli 1805 die preußische Landesherrschaft
Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise in Alexandersbad
weilte, besuchten sie nachweislich acht Mal die Luisenburg.
Um den Gästen den Weg zur Luxburg, wie sie vor
ihrer Namensumbenennung hieß, zu erleichtern
und zu verkürzen, wurde eine Allee ausgehauen,
die vor dem Alexandersbader Schlosse begann und sich
schnurgerade bis zu den Höhen der Luxburg hinaufzog.
Man konnte vom Schloss aus genau in der Mitte des Weges
die Felsen der Mariannenhöhe erkennen. Heute ist
nur noch der untere Teil dieses breiten Weges erhalten,
das obere Stück, das über die Felsen hinaufführte,
wurde schon bald nicht mehr benützt und ist heute
nur noch schwer im Gelände festzustellen.
Ungefähr auf halber Höhe des
Weges, seit Anfang des Monats ist dies auch der markierte
Wanderweg „Königin-Luise-Rundweg“, steht auf einem
Felsen, der im Volksmund wegen seiner Form „Walfisch“
genannt wird, eine über vier Meter ho-he Steinpyramide,
an der eine Tafel aus Wunsiedler Marmor mit Inschrift
be-festigt ist. Dieser Obelisk wurde erst nach
dem Besuch des Königspaares im Jahr 1805 aufgestellt,
ohne dass man den Initiator oder Erbauer kennt. Das
Denkmal steht auf Wunsiedler Stadtgebiet, das Areal
wurde im Rahmen des Königin-Luise-Jahres 2005 hergerichtet.
Von dem Denkmal hören
wir in der Literatur erstmals im Jahr 1819. Zwischen
1811 und 1840 war Alexandersbad ein vom deutschen und
europäischen Adel gerne besuchter Ort. Es war eine
zeitlang Mode, dass Adelige, die in Franzensbad, Marienbad
oder Karlsbad zur Kur weilten, für einige Tage
in das Alexandersbad kamen und die Luisenburg besuchten.
Auch ein polnischer Graf mit dem französi-schem
Namen „de Lagarde-Messence“ hatte das Alexandersbad
besucht und verfasste 1819 in französischer Sprache
ein kleines Heftchen mit Lithografien und einer Beschreibung
des Bades und der Luisenburg, es war dies übrigens
der erste „Labyrinthführer“.
Über das Denkmal
schreibt de Lagarde-Messence: „Man steigt eine lange,
von vier Baumreihen flankierte Allee hinauf, auf einen
westlich von Alexandersbad gelegenen Granitblock zu,
der etliche Fuß aus der Erde herausragt....Auf
dem hervorstehenden Teil des Blocks ist eine Granitpyramide
errichtet worden, auf die man folgendes graviert hat:
Denkmal der Gegenwart
Friedrich Wilhelm und Lousens in diesen Thaelern 1805
Ein für Wagen
hergerichteter Weg führt um diesen Obelisk und
dann durch den Wald zum Fuß des Berges, dort erst
fängt es an, interessant zu werden.“ Die Bezeichnung
„Königspyramide“ – man kennt sie nur von den Ägyptern
- taucht erstmals 1839 auf. Major Julius von Plänckner
verwendet diese Bezeichnung in seinem Buch “PINIFERUS
– Taschenbuch für Reisende durch Fichtelgebirge”.
Plänckner war Oberst und Regimentskommandeur in
Gotha. Er beschrieb den Thüringer Wald und macht
den Rennsteig bekannt. Durch seine sachlich fundier-te
Beschreibung des Fichtelgebirges und der Luisenburg
machte er auch auf un-sere Region deutschlandweit aufmerksam.
Dietmar Herrmann
Luisen-Büste
und Luisen-Gesundbrunnen in Bad Alexandersbad
Es war der Vorschlag von Altbürgermeister
Ulrich Lempart, eine Büste von Königin Luise
im Kurpark von Bad Alexandersbad aufzustellen. Die Königin
hat nun seit 12. Juni 2005 einen festen Platz im Kurpark
eingenommen und steht beim Monopteros bei der Heilquelle.
Aus Wunsiedler Marmor ist die Büste, jenem Steinmaterial,
das nördlich und südlich des Kösseinemassivs
zu finden ist. Der Steinsockel, auf dem die Büste
steht, ist blauer Kösseinegranit. Der Steinbildhauer
Wolfgang Stefan aus Selb-Vielitz hat die Büste
angefertigt.
Eine neue Trinkstelle des heilkräftigen
Eisensäuerlings gibt es nun ebenfalls im Kurpark
östlich des Markgrafenschlosses. Es war ein lang
gehegter Wunsch, teilte Bürgermeister Walter Lehnert
bei einer kleinen Feierstunde mit, bei dem Brunnen das
Heilwasser genießen zu können. Die geschmackvollen
Ausführungen mit blauem Kösseinegranit hat
die Firma Granitwerk Popp, Waldershof-Schurbach durchgeführt.
Königlicher
Besuch auf der Kösseine
Auch den Gipfel der Großen Kösseine
(939 m ü.NN) besuchte König Friedrich Wilhelm
III. und Königin Luise bei ihrem Aufenthalt 1805
in Alexandersbad. Wie die Bamberger Zeitung damals berichtete,
unternahmen die preußischen Landesherrschaften
am Montag, 17. Juni den Ausritt zum Kösseinegipfel
und erst nach Einbruch der Dunkelheit kehrten sie von
dort in ihr Domizil, dem Alexandersbader Markgrafenschloss,
zurück. An diesem Ausflug nahm unter anderem
auch der Kurfürst von Hessen teil, der den ganzen
Weg zu Fuß zurücklegte, während die
anderen Herrschaften hoch zu Ross den Ausflug unternahmen.
Der 62-jährige Kurfürst war, wie er in seinen
späteren Aufzeichnungen schreibt, stolz auf seinen
Fußmarsch und zeigt sich begeistert über
die imposanten Felsmassen.
Auch heute noch kann
man nachvollziehen, welchen Weg die hochherrschaftlichen
Ausflügler damals eingeschlagen hatten. Vom Alexandersbader
Schloss führt die Birkenallee zur Luisenburg und
von da aus westlich um das Felsenlabyrinth herum und
hinauf zur Rainbuche, auf dem Weg also, der heute noch
in Kreisen der Bevölkerung „Königsweg“ genannt
wird und im Winter als Hauptrodelbahn Verwendung findet.
Der Weg führt dann von Süden her auf den Kösseinegipfel
bis zur Bergwachthütte. Von dort aus gingen Steinstufen,
die noch heute zu sehen sind, zum Gipfelbereich.
Wie Dietmar Herrmann,
der Heimatkundereferent des Fichtelgebirgsvereins in
seinem Kösseinebuch schreibt, hatte man auf dem
höchsten Felsen ein sogenanntes „Wetterdach“ angebracht,
einen Unterstand für evtl. einsetzende Regenschauer.
Die Stelle dieses Wetterdaches ist noch heute lokalisierbar,
befindet sich zwischen dem Kösseinehaus und dem
Kösseineturm und Graniteinfassungen sowie Halterungen
im Felsen verraten den Standort. Der Besuch des Königspaares
auf der Kösseine war letztendlich ausschlaggebend
für den steigenden Bekanntheitsgrad des Berges
und auch für die späteren Bauwerke wie Kösseinehaus
und Kösseineturm.
Das Luisenburg-Felsenlabyrinth
erstrahlt in neuem Glanz
Feierlich eingeweiht
wurden am Samstag, 25. Juni 2005 Teile des rekonstruierten
Landschaftsgarten „Felsenlabyrinths Luisenburg“, die
Hauptsehenswürdigkeit schlechthin im gesamten Fichtelgebirge.
Viel Prominenz konnte Wunsiedels Bürgermeister
Karl-Willi Beck begrüßen, u.a. Staatssekretär
Jürgen W. Heike vom Bayerischen Staatsministerium
für Arbeit und Sozialordnung. Professor Dr. Karl
Braun berichtete über die Luisenburg als den ersten
bürgerlichen Landschaftsgarten Europas und Landschaftsarchitekt
Raimund Böhringer über die Einbauten und Verschönerungsarbeiten:
alte Wege wurden freigelegt, Pavillons errichtet, 25
Sitzbänke aufgestellt, ein Wasserfall wieder instand
gesetzt. Bei dem sich anschließenden Rundgang
durch die wiedererschlossene Wolfsschlucht, bei der
Insel Helgoland oder auf dem alten Schlossfelsen wurden
die Wanderer über wesentliche Elemente des Bürgergartens
fachkundig informiert. Große Überraschung
beim Luisensitz: dort stand Königin Luise mit Gemahl
Friedrich Wilhelm III. und mit Unterstützung von
Christian Rothemund entboten sie den Ankommenden einen
musikalischen Willkommensgruß.
Im Saal der Städtischen
Luisenburggaststätte fand anschließend die
Eröffnung der sehr informativen Luisenburg-Ausstellung
statt, die von Mitarbeitern der Philipps-Universität
Marburg gestaltet wurde und als Dauerausstellung vorgesehen
ist. Wer sich über die Geschichte des bürgerlichen
Landschaftsgarten Luisenburg-Felsenlabyrinth informieren
will, dem sei der Besuch dieser Ausstellung empfohlen.
Informationen kann man sich auch an einem weiteren,
etwas ungewöhnlichen Ort holen: in der „Kellergrotte“
beim Aufgang zum Festspielgelände. In dieser Felsenhöhle,
die bereits im 19. Jahrhundert in der Literatur erwähnt
wird, steht nun eine sogenannten Touch-Screen-Anlage.
Auf einem Bildschirm erfährt dort der Luisenburg-Besucher
alles Wissenswerte. Auch eine Informations-Einrichtung
während des Labyrinth-Umgangs gibt es: an der Kasse
kann man einen Audioführer leihen, der auf Knopfdruck
an 25 Stationen Erläuterungen gibt.
Das erste große,
gedruckte Informationswerk über den Landschaftsgarten
Luisenburg-Labyrinth, über die politischen Hintergründe
der damaligen Zeit die sich auch bei manchen Bauwerken
im Landschaftsgarten widerspiegeln, ist das Buch von
Prof. Dr. Karl Braun, das anschließend vorgestellt
wurde unter dem Titel „Die Luisenburg – ein vergessener
Landschaftsgarten der Frühromantik“. Es ist im
Jonas-Verlag Marburg erschienen, kann über den
Buchhandel bezogen werden und kostet 15 Euro (ISBN 3-89445-349-4).
Neuer Eingang zum Felsenlabyrinth
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Insel Helgoland
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Musikalischer Gruß vom Königspaar
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50-jähriges
Bläserjubiläum
Am 4. September 2005 feierte die
Jagdhorn-Bläsergruppe Wunsiedel-Marktredwitz ihr
50-jähriges Jubiläum. Die Geburtstagsfeier
fand im Rahmen eines feierlichen ökumenischen Gottesdienstes
auf der Luisenburg mit Monsignore Benno Schäffler
und Pfarrer Helmut Stäudel statt. Am Nachmittag
sorgten 250 Bläser für einen gewaltigen Hörnerklang
auf der Felsenbühne der Luisenburg.
Jean-Paul-Platz im Felsenlabyrinth
Als am 14. Juni 1805 die damalige
„Luxburg“ zu Ehren der anwesenden preußischen
Königin Luise in „Luisenburg“ umbenannt wurde,
war auch der Dichter Jean Paul zugegen, der von seinem
Wohnsitz in Bayreuth angereist war. Er war es auch,
der den Text verfasst hatte, den die „Oreaden und Najaden“
im Wechselgesang vortrugen. Nicht bekannt ist, wie der
Gesang von den hohen Herrschaften aufgenommen wurde
und ob Jean Paul an Ort und Stelle einen Dank, eventueller
auch finanzieller Art, entgegen nehmen konnte. Erst
viel später nach seinem Tod erhielt Jean Paul auf
der Luisenburg eine würdige Gedenkstätte,
obwohl der Wunsiedler Stadtmagistrat schon seit längerer
Zeit einen „Jean-Paul-Platz“ im Felsenareal der Luisenburg
geplant hatte. Nachdem am 8. Juli 1845 auf dem Jean-Paul-Platz
in Wunsiedel das Jean-Paul-Denkmal eingeweiht wurde,
erfolgte im gleichen Jahr die festliche Einweihung des
„Jean-Paul-Platzes“ im Landschaftsgarten Felsenlabyrinth
der Luisenburg. Viele Honoratioren waren erschienen,
um mit Gesang, Kranzniederlegung und einer Weiherede
bei einem großen Felsen mit schirmartigem Felsendach
den Platz einzuweihen. Der Ort ist heute in den Labyrinth-Rundgang
mit eingebunden.
Schon lange war geplant, Jean-Paul
auch eine Inschrift auf der Luisenburg zu widmen. Im
Zuge des Areal-Ausbaus zum 200-jährigen Jubiläum
der Luisenburg-Namensgebung wurde dann 2005 der Wunsch
in die Tat umgesetzt. In einem Felsen liest der Besucher
die Zeilen: „Deinen Bergthron hast du verschönert
durch die Thronstufen zu ihm. Jean Paul.“ Diese Worte
nun in Stein gesetzt sind der Auszug aus einer Hommage
des Dichters an seine Vaterstadt Wunsiedel, in der er
drei Wesenszüge seiner Geburtsstadt beschreibt,
die sie besonders auszeichnen: „Ich bin gern in dir
geboren, Städtchen am langen hohen Gebirge, dessen
Gipfel wie Adlerhäupter zu uns niedersehen! - Deinen
Bergthron hast du verschönert durch die Thronstufen
zu ihm; und deine Heilquelle gibt uns die Kraft – nicht
dir, sondern dem Kranken, hinaufzusteigen zum Thronhimmel
über sich und zum Beherrschen der weiten Dörfer-
und Länderebene. – Ich bin gern in dir geboren,
kleine, aber gute lichte Stadt.“ Die ehrenvolle Bezeichnung
„gute lichte Stadt“ bezieht sich auf die Aufklärungstradition
seiner Vaterstadt. In den Thronstufen, die zum Bergthron
hinaufführen, hat der Dichter den Luisenburggarten
direkt angesprochen.
Im Jahr 2007 wurde vor dem Felsenlabyrinth,
beim Aufgang zum Festspielgelände, ein Jean-Paul-Gedenkstein
in Buchform aufgestellt. (Dietmar Herrmann)
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