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Der Ochsenkopf als Landes-Vermessungspunkt
Von Dietmar Herrmann

Wenn die Wanderer auf den zweithöchsten Gipfel des Fichtelgebirges, auf den 1024 m hohen Ochsenkopf kommen, sind es zwei Bauwerke, die die Aufmerksamkeit der Besucher finden. Es ist dies der 177 m hohe Fernsehsendeturm, der in den Jahren 1957/1958 erbaut wurde und der vom Fichtelgebirgsverein in den Jahren 1922/23 errichtete Aussichtsturm „Asenturm“ mit Tagesgaststätte. Rechts neben dem Eingang zur Asenturmgaststätte sieht man eine größere Felsengruppe, die den höchsten natürlichen Punkt des Berges bildet. Dort finden wir noch ein „Bauwerk“, das auf die seinerzeitige Landesvermessung hinweist – der Sächsische Vermessungspfeiler.

Der Gipfel des Ochsenkopfes spielte bei geografischen Vermessungen, die hier näher erläutert werden sollen, schon immer eine bedeutende Rolle. Die ersten genaueren Vermessungen im Fichtelgebirge fielen in die Regierungszeit des Bayreuther Markgrafen Friedrich, der von 1735 bis 1763 regierte. Der berühmte französische Kartograph und Direktor der Sternwarte in Paris, Cesar Francois Cassini de Thury weilte 1761 in Bayreuth und führte sogenannte Dreiecksmessungen in der Umgebung der Residenzstadt durch. Auch er wählte den Ochsenkopf als trigonometrischen Ausgangspunkt. Der Markgraf selbst begleitete den Gelehrten persönlich bis zum Berggipfel und interessierte sich für die Arbeiten mit den Messinstrumenten. Der Fichtelgebirgsverein erinnert an diesen hohen Besuch mit einem Steinschild am Asenturm, das die Aufschrift trägt: „1761 weilte hier Markgraf Friedrich mit dem Gelehrten Cassini“. Die Vermessungsunterlagen befinden sich noch heute im Staatsarchiv.

Durch die Aufzeichnungen des Bischofsgrüner Pfarrers Heinrich Scherber in seinem Buch „Umsichten auf den Ochsenkopf“ erfahren wir, dass bei einer freistehenden Felsmauer auf dem Ochsenkopf Bernhard v. Lindau von der Sternwarte Gotha im Oktober 1808 Messinstrumente aufgestellt wurden. Dieser ließ auch ein trigonometrisches Zeichen in Form einer Holzpyramide errichten, die übrigens auch als erster „Aussichtsturm“ verwendet wurde. Neben Gradmessungen betrieb v. Lindau auch Höhenmessungen und trug durch seine wissenschaftlichen Veröffentlichungen wesentlich zur Kenntnis des Fichtelgebirges bei. Für den genauen Instrumentenstandort wurde 1810 ein Kreuz und Pfeile in einen Felsen eingemeißelt und 1850 fügte man oberhalb des Kreuzes die Buchstaben H.D.N.P hinzu. Die Abkürzung bedeutet Hauptdreiecksnetzpunkt. Die Felseinmeißelungen sind heute noch deutlich zu sehen. 1876 wurde dann in der Nähe des H.D.N.P ein Steinpfeiler in Obeliskform durch die königlich sächsische Landesvermessung unter der Leitung von Prof. Nagel errichtet und auch für Zwecke der europäischen Gradmessung verwendet. Da die sächsische Regierung damals die Errichtung und Finanzierung dieses Pfeilers besorgte, ging er als „Sächsischer Vermessungspfeiler“ in die Geschichte ein. Der heute noch zu sehende Obelisk stellt den Rest des ursprünglichen Pfeilers dar, der wesentlich höher war.

Literatur:
Herrmann, Dietmar:
Der Ochsenkopf als Vermessungspunkt. In: Der Erzähler vom Gabelmannsplatz (Heimatbeilage der Frankenpost-Sechsämterbote), Ausgabe 2/1989
Meier, Rolf:
100 Jahre Sächsischer Vermessungspfeiler auf dem Ochsenkopf.
In: Blätter vom Fichtelgebirge 1976, Nr. 4 (Heimatbeilage der Münchberger Zeitung)
Fotos:
Digitales Fotoarchiv Dietmar Herrmann

 

Sächsischer Vermessungspfeiler von 1876

1850

1810

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