Naturpark
Info-Stelle "Bergbau und Geologie"
Zeche "Kleiner Johannes" 1939
- 1941
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Info-Stelle mit nachgebildetem Förderturm
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Austellungsräume in der Info-Stelle
"Bergbau und Geologie" in Arzberg, Ldkr. Wunsiedel
i. Fichtelgebirge (Nähe Schwimmbad)
Die letzte Arzberger
Bergbauzeit und das neue Wahrzeichen in der Stadt
Dipl. Ing. Günter Ide
Einleitung:
Der Ortsname A r z b e r g bezieht
sich auf die Reichtümer an Eisenerz im Boden und
wird von „Erzberg“ abgeleitet. Der Bergbau in Arzberg
ist so alt wie der Ort selbst. Der Anfang des Arzberger
Bergbaus liegt allerdings im Dunkeln, sein Ende war
am 30. April 1941. Der Name Arzbergs wird erstmals in
einer Urkunde des Klosters Waldsassen aus dem Jahre
1268 in der Form „...in Arzberche.....“ kundbar. Diverse
Funde beim Neubau der SchmidtBAnk im Marktplatz im Jahre
1995/96 lassen aber nach bestätigter Expertenaussage
eindeutig darauf schließen, dass bereits vor über
1000 Jahren der Bergbau in Arzberg und Umgebung umgegangen
ist.
Die Blütezeit des Bergbaus dauerte
bis etwa 1400 und ist verbunden mit den Namen wie Benedikt
Beutner und Christoph Weller (1670 bis ca. 1730), Alexander
von Humboldt (ab 1792). Der Niedergang ist verbunden
mit Hussiten- und Böhmenkriege um 1430, durch den
Dreißigjährigen Krieg 1618 – 1648, wobei
sich Blütezeit und Darniederliegen im Verlaufe
der Jahrhunderte ständig abwechselten. Noch vor
Beginn des 1. Weltkrieges kam der alte Arzberger Bergbau
jedoch gänzlich zum Erliegen.
Letzte Bergbauperiode
Im Jahr 1935 forderten die Machthaber
des 3. Reiches eine Steigerung der Eisenerzfördermenge
bis Ende 1936 um 10 Millionen Tonnen. DA die geforderten
Mengen an Erz aus den vorhandenen Großbergwerken
nicht erbracht werden konnten und mit einer Förderung
aus den geplanten Großanlagen erst nach einigen
Jahren zu rechnen war, wurde auch der einstige Kleinbergbau
auf seinen Beitrag zur Steigerung der Eisenerzförderung
untersucht. Hierzu zählten in Oberfranken u.a.
das ehemalige Erzbergwerk Gesellschaft Eisensteinzeche
„Kleiner Johannes“ im früheren östlichen Arzberger
Revier, das der Eisenwerk-Gesellschaft Maximilianshütte
mbH Sulzbach-Rosenberg (kurz: Maxhütte) gehörte.
1937 nahm die Maxhütte daraufhin den Eisenerzbergbau
in Arzberg wieder auf. Vom Bergbau der letzten Jahrzehnte
des 19. Jahrhunderts und des ersten Jahrzehnts des 20.
Jahrhunderts wusste man, dass eben dieses östliche
Arzberger Revier erzhöffiger war als das westliche
Röthenba-cher Revier. Die Erschließung sollte
vom „alten“ Marienschacht ausgehen. Dieser bis zum Grundwasserspiegel
ersoffene und verfüllte Schacht war hierzu zu sümpfen
und von seiner bisherigen Endteufe von 45 m bis auf
85 m zu vertiefen.
Am 1. Juli 1937 beginnen die vorbereitenden
Arbeiten für das Abteufen des Marienschachtes.
Das seit dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts nicht
mehr genützte alte Bergwerksgebäude wird abgerissen
und durch neue Gebäude wie Förderma-schinenhaus
und Kompressoranlagen mit Trafo- und Schaltstationen,
Betriebsbüro-gebäude, Bergwerksschmiede, Magazin,
Umkleide- und Waschkaue von der Arzberger Firma Meyer
neu aufgebaut. Gleichzeitig mit der Errichtung der Gebäude
wird mit dem Bau des hölzernen Fördergerüsts/Förderturm
durch die Arzberger Firma Trinklein begonnen und
bereits im September abgeschlossen. Nach der Inbetriebnahme
der Fördermaschine Anfang Februar 1938 kann nun
das Abteufen des Schachtes beginnen. Immer wieder werden
diese Arbeiten durch starke Wassereinbrüche erschwert.
Die Aufnahme des planmäßigen
Erzabbaus erfolgt im August 1939. Der Abbau zwischen
der früheren 45-Meter-Sohle und der neuen 80-Meter-Sohle
gestaltet sich äu-ßerst schwierig und mühsam,
da das Erz nicht gangartig sondern in mehr oder weniger
mächtigen bzw. langen „Linsen“ ansteht. Die monatliche
Erzfördermenge (Weiß- und Brauneisenstein
– Siderit/Limonit) liegt aber trotzdem über 1000
Tonnen und wird ab März 1940 an das Hüttenwerk
Unterwellenborn der Maxhütte in Thüringen
geliefert. Insgesamt werden in der Zeit von August 1939
bis April 1941 immerhin 25.500 Tonnen Eisenerz, vorwiegend
Weißeisenerz/Siderit mit einem Eisengehalt von
ca. 34 – 36% gefördert.
Zu Beginn des Jahres 1941 ging die
Förderung wegen der deutlichen Verringerung der
Erzvorräte in dem aufgefahrenen Streckenabschnitt
zurück. Fehlende heimische Bergleute, die erschwerten
Abbauverhältnisse wegen der linsenförmigen
Erzlager und die häufigen Wassereinbrüche
mit erhöhten Wasserhaltungskosten sowie den erheblichen
Einschränkungen der Arbeits- und Betriebssicherheit
ließen somit keinen wirtschaftlichen und sicheren
Abbau mehr zu. Als am 30. April 1941 die letzte Schicht
zur Erzgewinnung verfahren wird, bedeutet dies das Ende
des einst für die Stadt Arzberg so bedeutsamen
und traditionsreichen Erzbergbaus.
In den folgenden Jahren werden die
maschinellen Einrichtungen nach und nach aus den Gebäuden
abtransportiert, der Förderturm abgerissen und
der Marienschacht verfüllt. Es wurde still um das
Alte Arzberger Bergwerk. Der Rest der Gebäude fällt
in einen „Dornröschenschlaf“ und verfällt
letztendlich auch im wahrsten Sinne des Wor-tes und
zeigt schließlich ein trauriges Bild des Zerfalls.
Naturpark-Informationsstelle „Bergbau
und Geologie“
Im August 1986 erscheint in der Frankenpost/Sechsämterland
nach langen Jahren ein erster Zeitungsbericht
unter der Überschrift „Was wird aus dem alten Bergwerk?“.
Wieder vergehen Jahre bis im Oktober
1994 der Arzberger Stadtrat beschließt, das alte
Fördermaschinenhausgelände endlich abzureißen.
Überlegungen für eine Sanierung scheiterten
damals an den zu erwartenden hohen Kosten. Dieser Stadtratsbeschluss
wird jedoch nie vollzogen – am geplanten Abriss des
alten Arzberger Bergwerksgebäudes scheiden sich
nun die Geister. Auf heftige Kritik, aber auch auf Zu-stimmung
stieß bei der Arzberger Bevölkerung der geplante
Abriss des alten Gebäudes. Bei einer Befragung
durch die Presse sprechen sich Arzberger Bürger
in der Mehrzahl für den Erhalt aus. In einem Zeitungsbericht
vom November 1994 über das zweite Gespräch
der Otnant-Gesellschaft wird der angedachte Abriss sogar
als „Verbrechen in der Arzberger Geschichte“ bezeichnet.
Es folgen Vorschläge für eine mögliche
Nutzung. Im Mai 1996 meldet sich der letzte Arzberger
Bergmann Christian Gläßel zu Wort und erzählt
über seine Tätigkeit als Schlosser und Elektriker
zwi-schen 1937 und 1939 auf der Zeche „Kleiner Johannes“.
Im Mai 1997 wird das Konzept für
den Alexander-von-Humboldt-Rundwanderweg durch das Arzberger
Stadtgebiet vorgestellt, der an den Aufenthalt des Oberberg-meisters
in Arzberg von 1792 bis 1796 erinnern soll. Die Einweihung
des Weges erfolgte im Mai 1998.
Ein markanter Punkt an diesem Weg
ist das östliche Arzberger Bergbaurevier mit der
Zeche „Kleiner Johannes“. Auf Anregung des früheren
Kulturreferenten des FGV und Ehrenmitglieds Hans-Günter
Tröger soll im alten Fördermaschinenhaus der
Zeche in diesem Zusammenhang, wenn alles nach Wunsch
geht, nach seiner Instandsetzung ein bergbaugeschichtliches
Dokumentationszentrum für das Sechsämterland
eingerichtet werden. In Arzberg wird man sich in einer
Zeit des Strukturwandels immer stärker seiner eigentlichen
Geschichte bewusst! Im November 1998 votieren die Arzberger
Stadtratsmitglieder geschlossen für die Instandsetzung
des Bergwerksgebäudes . Nicht zuletzt hat der Geschäftsführer
des Naturparks Fichtelgebirge Christian Kreipe zuvor
durch sein überzeugendes Statement und sein akzeptables
Nutzungs- und Finanzierungskonzept dazu beigetragen,
die positive Zustimmung der Ratsmitglieder zu erhalten,
auf dem Gelände des alten Bergwerks eine Informationsstelle
im Naturpark Fichtelgebirge für „Bergbau und Geologie“
einzurichten.
Die Sanierungsarbeiten beginnen im
März 1999, es wird der Arbeitskreis „Sanierung
Altes Arzberger Bergwerk“ gegründet. Am 1. Juni
2001 kann die neue Informationsstelle eingeweiht werden.
Der 17. Oktober 2002 nimmt in der Geschichte der Informationsstelle
und auch in der Geschichte der Stadt Arzberg einen besonderen
Platz ein: Mit der Rekonstruktion des alten Förderturmes
hat Arzberg ein neues Wahrzeichen erhalten.
Literaturhinweise:
Pfeufer, Johannes: Oberfrankens Eisenerzbergbau
während des Dritten Reiches; Deutsches Bergbaumuseum
Bochum, 2001. Der Siebenstern, Vereinszeitschrift
des Fichtelgebirgsvereins 1998, S. 259 f Der Siebenstern,
Vereinszeitschrift des Fichtelgebirgsvereins 2001, S.
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