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Im Egertal von Hendelhammer
bis Fischern
Wir beginnen unsere Wanderung in
Hendelhammer, einem Ortsteil der Marktgemeinde Thierstein
im Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge und durchwandern
den Talabschnitt der Eger, der am reizvollsten ist und
voller geschichtlicher Zeugen.
Hendelhammer
liegt 3 km nördlich des Marktes und östlich
der A93 im Tal der Eger. Durch den Weiler verläuft
der markierte Hauptwanderweg Egerweg, dem wir folgen
werden. Der Hendelhammer war eines der Hammerwerke,
das von Albrecht Nothaft errichtet wurde und über
das 1368 der Rat der Stadt Eger Beschwerde führte.
Der Name stammt vom späteren Besitzer Nicol Hendel.
Anfang des 16. Jahrhunderts wird neben der Hammerwerkstatt
auch eine Mühle und ein Sägewerk genannt.
Die Brücke über die Eger wird als "Markgrafenbrücke"
bezeichnet, über sie fuhren die Landesherren, wenn
sie von ihrer Residenzstadt Bayreuth nach Selb wollten.
Auf der Brücke sieht man noch einen Stein mit der
Jahreszahl 1763 Sehenswert ist der Herrgottstein, der
nördlich des Weilers an der alten Straße
nach Selb liegt.
Der
Herrgottstein ist ein einzeln stehender, etwa 13
Tonnen schwerer Granitquader Auf der nach oben gerichteten
Fläche sehen wir vier schalenförmige Vertiefungen,
die größte hat einen Durchmesser von 45 cm
mit einer Tiefe von 15 cm . Bei wissenschaftlichen Grabungen
wurde 1969 neben Menschenknochen ein Steindolch aus
Chalcedon und ein Steinbeil gefunden, exakt datiert
jung- bis spätneolithisch. Beide Fundstücke
könnten als Opfergaben bei dem Felsen niedergelegt
worden sein. Der Herrgottstein regte wahrscheinlich
durch seine Lage an alter Straße und die ausgeprägten
Verwitterungsmulden die Phantasie der Bevölkerung
an. Der Sage nach ruhte der Herrgott, als er auf Erden
wandelte, auf diesem Stein aus, wovon noch heute die
Vertiefungen Zeugnis ablegen. Wer sich auf dem Stein
niederlasse, dem werde alle Müdigkeit genommen,
wird berichtet.
Wir folgen dem Egerweg, kommen zu
einem kleinen Stausee und nach Leupoldshammer,
wo in einer Kraftwerksanlage mit zwei Turbinen Strom
gewonnen wird. Hier beginnt ein 3,5 km langer Werkskanal
für das Kraftwerk Hirschsprung. 1805 errichteten
die Brüder Christian und Michael Leupold einen
Waffenhammer, in dem landwirtschaftliche Geräte
und Haushaltsgegenstände hergestellt wurden. Wann
das Hammerwerk eingegangen ist, ist nicht bekannt, die
Gebäude mussten der Talsperre weichen. Wir verlassen
hier den Egerweg und gehen auf der rechten Seite des
Bachlaufs weiter, entlang des Werkskanals.
Wir
erreichen Blumenthal (Ortsteil der Stadt Selb).
1753 wird oberhalb des Wellerthals an der Eger eine
Eisenschneidmühle eingerichtet, später wurde
sie in eine Sägemühle umgewandelt. 1895 erwirbt
Eugen Hutschenreuther, ein Sohn von Lorenz Hutschenreuther
das Areal; 1973 kauft die Hutschenreuther AG den gesamten
Besitz mit Villa und Fischteichen und richtet ein Feriengut
ein für erholungssuchende Mitarbeiter und Jubilare.
Wir folgen dem kleinen Sträßchen
und kommen nach Wellerthal im Wellerthal. Zur
Geschichte: In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
kauft der sächsische Handelsherr Johann Christopf
Weller die Beutnerschen Hütten- und Hammerwerke
in Arzberg und verlegt sie 1689 wegen der besseren Nutzung
der Wasserkraft in das Egertal unterhalb Thierstein.
Im späteren Wellerthal betreibt er einen Hochofen,
Frischfeuer, zwei Blechhämmer und ein Zinnhaus.
Der Einsenstein wird weiterhin aus den Arzberger Gruben
beschafft, aus dem Selber Wald werden jährlich
60 Klafter Brennholz zinsfrei bezogen. Neben dem Herrenhaus
werden für die Handwerksleute Wohnhäuser gebaut,
es entstehen Ökonomiegebäude, eine Mühle,
Schneidsäge, Brauhaus, Gasthaus. Weller übt
die Niedere Gerichtsbarkeit aus, es besteht eine "Frohn-Veste"
(Gefängnis), 1702 wird er zum Bergverwalter bestellt
und in den Adelsstand erhoben. Später überwirft
sich Weller mit dem Markgrafen, geht außer Landes
und überlässt die Werke seinem Sohn, der sie
1724 übernimmt. 1735 übernehmen die v. Paschwitz
die Hammerwerkssiedlung, 1799 war ein Zainhammer dazugekommen,
15 Arbeiter erzeugen 1440 Zentner Roheisen, 604 Zentner
Stabeisen und 383 Zentner Kleineisen; die ehem. umfangreiche
Weißblechherstellung war bereits eingestellt.
Nach mehreren Besitzern verfällt das gesamte Hammergut,
1853 erwirbt es der Staat und lässt den Grund aufforsten.
Nur noch wenige Mauerreste zeugen von den einstigen
Gebäuden, die früher gern besuchte Waldschänke
Wellerthal (ehem. Forsthaus) erinnert an die einstige,
hoch in Blüte stehende Eisenverarbeitungsstätte.
Wir wechseln nun auf einer Holzbrücke
hinüber zum anderen Egerufer, folgen wieder dem
Egerweg zum Hirschsprung, einer hohen, senkrecht
aufragende Granitfelswand (geschütztes ND) Der
Name rührt von einem vom Förster Nürnberger
aus Thierstein 1670 beobachteten Kampf zwischen einem
Hirsch und einem Wolf her, wobei ersterer den angreifenden
Wolf mit seinem Geweih in die Eger stürzte und
danach den Fels mit einem mächtigen Sprung verlassen
haben soll.
Wir
kommen nun am Kraftwerk Hirschsprung vorbei,
dass 1921 von Ingeneuer Dr. Sapper aus München
errichtet wurde. Von Leupoldshammer wird Egerwasser
in einem 3,5 km langen Werkskanal hier her geleitet,
aus dem es in zwei Röhren 30 Meter tief in vier
Turbinen von 3150 PS stürzt. 1,5 km egerabwärts
kommen wir zum Speichersee Speichersee für das
ferngesteuerte Kraftwerk Neuhaus.
Weiter führt der Egerweg über
Königsmühle nach Hohenberg a.d.Eger und zur
Hammermühle direkt an der Grenze zur Tschechischen
Republik gelegen. 1447 wurden die ersten Gebäude
als Eisenhammerwerk errichtet. Bei der Hammermühle
besteht ein Grenzübergang für Fußgänger.
Gegenüber der Hammermühle steht im Egergrund
am Ostfuß des Burgberges das Confinhaus.
Es ist ein zweigeschossiges Satteldachgebäude des
späten 18. Jahrhunderts mit Fachwerk im Obergeschoss.
Errichtet wurde es als Grenzhaus für die Grenzwache
(lat. confinum = Grenze).
Wir
folgen dem Egerweg und kommen zur Carolinenquelle.
Sie ist ein gefasster Eisensäuerling. Bereits ab
1663 wird die Quelle von der Landesherrschaft für
eine "Sauerbronnenkur" genutzt, es entsteht
sogar ein "Padhaus". Das heilkräftige
Wasser wird in Tonflaschen abgefüllt. 1824 genehmigte
Königin Caroline von Bayern die Heilquelle nach
ihrem Namen zu benennen. 1929 entstand ein Brunnenhaus
mit Abfüllanlage für den "Carolinensprudel",
1975 wurde die wirtschaftliche Nutzung der Quelle eingestellt.
Der
Egerweg bringt uns nun zum Zweiflüssestein.
Er ist ein Gedenkstein in der Dorfmitte von Fischern
(Ortsteil der Marktgemeinde Schirnding) und steht 200
m westlich des Zusammenflusses von Eger und Röslau
und erinnert an die Einweihung des Röslauwanderweges
am 8.6.1980. Der Granitfindling trägt die Inschriften
Eger und Röslau und nennt die Hauptorte, die an
beiden Flüssen liegen. |