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„Backöfele“ – Felsenname und
Aussichtsturm
Aussichtsturm ist Symbol für das
Fichtelgebirge Der
Schneeberg im Fichtelgebirge ist mit 1.051 Meter Höhe nicht
nur die höchste Erhebung dieses Mittelgebirges, sondern auch
der höchste Berg in Nordbayern. In der Literatur oder auch
im Internet findet man oft unterschiedliche Höhenangaben,
wobei die „amtliche Höhe“, festgestellt durch das
Landesvermessungsamt in München, in die Topografischen
Karten Eingang gefunden hat. Der höchste natürliche Punkt,
der bei der Landesvermessung herangezogen wurde, ist ein
Granit-Felsenturm, auf dem seit 1926 der hölzerne
Aussichtsturm steht. Ein eingemeißeltes Kreuz zeigt uns die
Vermessungsstelle an dem „Backöfele“, wie der Felsen genannt
wird, an. Der Schneeberg hat
seinen Namen zweifellos vom Schnee erhalten, denn in dieser
Höhenlage fällt der Schnee am ehesten und bleibt auch am
längsten liegen. Anders verhält es sich mit dem Wort
„Backöfele“, dessen Wortbedeutung nicht einfach zu klären
ist. In der Literatur finden wir das Wort Backöfele erstmals
1839. Der Herzoglich Coburg-Gothaische Major Julius von
Plänckner hatte das Fichtelgebirge bereist und in einem Buch
ausführlich beschrieben. Mit dem Weißenstädter Webermeister
Michael Wagner („Er wusste alle Frage zu beantworten“) war
Plänckner über den Rudolfstein auf den Schneeberg gewandert:
„1/2 1 Uhr standen wir am Backöfle, dem höchsten Punkt des
Schneeberges und somit des ganzen Fichtelgebirges“. Das
leicht besteigbare Backöfele hätte seinen Namen im
30jährigen Krieg erhalten „indem hier die oft geflüchteten
Bewohner der Umgegend ihr Brot bucken.“ Heimatforscher
Rudolf Thiem aus Vordorfermühle, einer der besten Kenner des
Schneebergmassivs, ist eine Felspartie östlich des Aufgangs
zum Aussichtsturm aufgefallen, die eine Ähnlichkeit mit
einem gemauerten Backofen alter Art hat. Das „Schürloch“ der
backofenähnlichen Felspartie befinde sich auf der Nordseite,
schreibt der Heimatforscher 1997 in der Vereinszeitschrift
des Fichtelgebirgsvereins „Der Siebenstern“.
1926 wurde auf dem Backöfelefelsen vom
Fichtelgebirgsverein ein hölzerner Aussichtsturm errichtet,
der Name Backöfele ging auf diesen Turm über und man bestieg
von nun an „das Backöfele“. Architekt Hans Reißinger aus
Bayreuth hatte 1925 den Auftrag erhalten, einen Turm zu
planen. Wie aus den Unterlagen des Fichtelgebirgsvereins
hervorgeht, warnte Reißinger davor, sämtliche Berggipfel mit
monströsen Türmen zu bespicken. Sein Vorschlag, den
Schneeberggipfel mit einer bescheidenen, sich in das
Landschaftsbild harmonisch einfügenden Holzkonstruktion zu
krönen, fand die Zustimmung der FGV-Vorstandschaft.
Germanische Mythologie, die schon beim Bau des Asenturmes
auf dem Ochsenkopf Pate gestanden hatte, spielte beim Bau
des Backöfeleturmes eine Rolle. In einem Zeitungsinterview
1971 berichtet Architekt Reißinger, habe er an eine
Holzkonstruktion gedacht, die einem altgermanischen
Scheiterhaufen gleicht, wie ihn Richard Wagner in seinem
„Ring der Nibelungen“ beim Verbrennen von Siegfrieds Leiche
vorsah. Seit 14. Juni 1941 ist der Schneeberggipfel mit über
40 Hektar Naturschutzgebiet.
Der Aussichtsturm auf
dem Schneeberg ist nach 90 Jahren baufällig geworden und
darf seit Juli 2016 aus Sicherheits- und Haftungsgründen
nicht mehr bestiegen werden. 1995 erwarb der Landkreis
Wunsiedel i. Fichtelgebirge aus Naturschutzgründen das
Schneeberg-Grundstück, auf dem auch das „Backöfele“ steht.
Der Turm ging damit in das Eigentum des Landkreises
Wunsiedel i. Fichtelgebirge über, die Betreuung übernahmen
die Weißenstädter Siebensternler, die seinerzeit den Turmbau
durchgeführt hatten. Jetzt soll schnellstens ein neuer
Aussichtsturm gebaut werden, was allerdings nur vom
Grundeigentümer beschlossen werden kann! Wie soll der Turm
aussehen? Die bisherige Form beibehalten oder ihn in anderer
Gestalt auf dem Felsen entstehen lassen?
Fest steht, dass die
tragende Konstruktion des Turmes aus Holz gebaut werden
sollte und auf dem jetzigen Felsplateau verankert wird,
teilt der Naturpark mit, der allerdings keine Planungshoheit
hat, weil er nicht Grundeigentümer ist. Innerhalb kürzester
Zeit nach Bekanntwerden des Turm-Neubaus wird in der
Bevölkerung des Fichtelgebirges und bei den FGV-Mitgliedern
heftig diskutiert, wie der neue Turm auf Frankens höchstem
Berg aussehen soll. Bei einem Schneeberg-Treffen, bei dem
der Landkreis, Forst, Fichtelgebirgsverein und Naturpark
Fichtelgebirge zugegen waren, wurde die Turmangelegenheit
besprochen, ohne dass dabei Einzelheiten festgelegt wurden.
Ein Ideenwettbewerb, an dem sich Jedermann beteiligen kann,
soll nun weiterhelfen. Auch Schulklassen sollen mit
eingebunden werden. Näheres auf den Internetseiten des
Naturparks Fichtelgebirge unter
www.naturpark-fichtelgebirge.org, wobei als Einsendeschluss
der 30. August 2016 zu beachten ist. Den Belangen des
Naturschutzes muss bei allen anstehenden Maßnahmen Rechnung
getragen werden!
Dietmar Herrmann
Richtfest für das neue
„Backöfele“ auf dem Schneeberg
29.
August 2017: Auf dem Schneeberg-Gipfel, der höchsten
Erhebung des Frankenlandes, wird Richtfest am Aussichtsturm
"Backöfele" gefeiert. Wenn dann demnächst noch die Treppen
installiert sind, kann der Aussichtsturm bewandert und von
der Plattform die hervorragende Aussicht genossen werden.
Eine gesonderte Einweihungsfeier ist nicht geplant, denn
jeder Wanderer kann und soll das „Backöfele“ nach seiner
persönlichen Zeiteinteilung besuchen. Eine
"Großveranstaltung" würde den sensiblen
Schneeberg-Gipfelbereich, der unter Naturschutz steht, nicht
vertragen!
Stellvertretender Landrat Gerald Schade
begrüßte besonders den Leiter des Forstamtes Selb Martin
Grosch, Vorstand der Bayerischen Staatsforsten Reinhardt
Neft, Geschäftsführer des Naturparks Fichtelgebirge Ronald
Ledermüller, FGV-Hauptvorsitzende Monika Saalfrank,
Bayreuths Landrat Hermann Hübner und
Regierungsvizepräsidenten Thomas Engel.
Alle Redner
gingen auf die Geschichte des „Backöfeles“ ein, das 1926 vom
Fichtelgebirgsverein und hier besonders vom FGV-Ortsverein
Weißenstadt in 1051 Meter Höhe errichtet wurde. Hingewiesen
wurde auf das ökologische wertvolle Gebiet auf dem
Schneeberggipfel, in dem der Felsen und der Aussichtsturm
stehen. Hervorgehoben wurde, dass 2016 bei einer Abstimmung
in der Bevölkerung 77% für die Neuerrichtung „im alten
Baustil“ waren.
Die Gesamtkosten des Neubaus belaufen
sich auf etwa 150.000 Euro, die vom Freistaat Bayern mit
87.000 Euro und von der Oberfrankenstiftung mit 29.000 Euro
bezuschusst werden. Das „Bauholz Eiche“ wurde von den
Bayerischen Staatsforsten kostenlos zur Verfügung gestellt.
Den Richtspruch nahmen dann Zimmerermeister Benjamin
Bescherer aus Thiersheim unterstützt durch Sebastian Becher
von der Wunsiedler Baufirma Roth vor. Die ökumenische
Segnung des neuen Turmes übernahm der evangelische Pfarrer
aus Weißenstadt Hans-Hermann Münch und die katholische
Gemeindereferentin Barbara Riedel vor.
Was geschieht
mit dem Holz des alten Aussichtsturmes? Die Kunsthandwerker
Sabine Schüller aus Tröstau (Bine`s Drechselstube) und
Stefan Zaus haben aus den Balken kunsthandwerkliche
Gegenstände wie Schränkchen, Schalen oder kleinere
Holzstückchen mit Gravur herausgearbeitet. Der Erlös aus dem
Verkauf kommt der FGV-Naturschutzstiftung zugute.
Dietmar Herrmann
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